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Ja bei Königshofen," bestätigte der Goldschmied, sich nußlos opfern, meinten die Rothenburger. Der lange Lienhart ,, und die Stadt und die benachbarten Dörfer stehen in erhob sich mit dröhnender Stimme dagegen: Glaubet den Flammen."

Der Name traf Florian Geyer wie ein Schlag auf das Herz. Er ließ die Bürger jedoch nichts merken, sondern fagte mit äußerer Ruhe:" Ich weiß noch von nichts. Wo sind die Flüchtlinge?"

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" Der Bürgermeister hat sie auf's Nathhaus holen lassen. Es waren ihrer zwei." So riefen mehrere zugleich.

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Die Angst übertreibt gern," sagte Florian Geyer und drehte seinen Schnurrbart in die Höhe. Dank' Euch, Ihr Herren!"

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Feiglingen nicht. Wir dürfen unsere Brüder nicht verlassen. Vorwärts! Vorwärts!" Es hatte aber niemand Lust, ihm zu folgen, selbst Leonhard Mezler nicht. Der ehemalige Lanz­knecht wetterte und fluchte gräulich, er riß sein gewaltiges Schwert heraus und versuchte, indem er ihnen seinen start Enochigen eisengrauen Schimmel in den Weg warf, die Bauern mit flachen Hieben voran zu treiben. Aber die rückwärts drängende Fluth war zu stark und er selbst wurde von ihr mit fortgerissen. Jeder strebte der Heimath zu. Nur mit großer Mühe und indem er seinen Gaul Auf dem Marktplatze standen nur wenige Gruppen bei- rücksichtslos ansprengen ließ, gelang es dem langen sammen. Die Menge war den Flüchtigen gefolgt und füllte Lienhart, sich aus dem Gedränge zu befreien und mit Thränen dichtgedrängt die Herrengasse vor dem Rathhause. Florian der Wuth jagte er nach Heidingsfeld . Er konnte den Haupt­Geyer wollte die Unglücksraben selbst hören. Die Leute, ohne leuten, die er in des Pfarrers Steinmetz Haus beisammen fand, Ausnahme den niederen Zünften angehörig, gaben ihm nur die Hiobspost bestätigen, die schon vor ihm dort ange­bereitwillig Raum und er brauchte nur ein kleine Zeit tommen war. Sie war ihnen aber so unglaublich erschienen, zu warten, so kamen die beiden Flüchtlinge aus dem daß man die ersten Flüchtlinge ins Gefängniß geworfen Rathhause. Es waren zwei Jammergestalten, baarhäuptig. hatte; man hielt sie für Sendlinge der Bündischen, in schmutzigen, zerfetzten Kleidern, deren Augen hohl aus welche unter den Bauern Angst und Schrecken verbreiten den erschöpften, vom Pulver geschwärzten Gesichtern schauten. sollten. Dem langen Lienhart mußte man wohl glauben, und Ihre Waffen hatten sie mit Ausnahme der Schwerter weg die Schreckensnachricht verursachte in Heidingsfeld und Würz­geworfen, um schneller laufen zu können. Sie hatten zum burg eine ungeheuere Aufregung und Verwirrung. Mancher Zauberhaufen gehört und waren aus Furcht vor den Reisigen Hauptmann, dem das Stolziren mehr am Herzen lag als des Truchseß bis Rothenburg geflohen, weil sie sich vor den das Fechten, machte sich in dieser Nacht aus dem Staube, selben nicht in ihrem Heimathdorfe unweit gersheim sicher auch verschwand mancher Pfennigmeister mit der ihm geglaubt. Nach ihrem Bericht war der Truchfeß im Verein anvertrauten Kriegskasse. Gegen Morgen erfuhr man durch mit dem Pfalzgrafen aus dem Schüpfgrund vorgebrochen, Flüchtlinge des Tauberhaufens, die sich über die Berge ge­während die Bauern in halber Höhe über Königshofen, rettet hatten, daß Hans Kolbenschlag gefallen war, nachdem am anderen Tauberufer, eine feste durch 40 Kanonen gedeckte er sich bis zur Dunkelheit im Walde auf der Höhe gehalten Stellung eingenommen hätten. Die Pfalzgräflichen wären und dem Feinde schwere Verluste beigebracht hatte. ober- und unterhalb der Stadt über die Tauber gegangen

und dann der Truchseß trok des heftigen Feuers mit der wieder in etwas, besonders als der schweigsame Gregor von Im Laufe des Sonntags hob sich die gedrückte Stimmung Hauptmacht vorgedrungen. Burgbernheim , dessen Fähnlein den Markgrafen Kasimir

Gegen 4 Uhr nachmittags hätte die Schlacht begonnen zurückgescheucht hatte, wieder einzog. Auch verbreitete sich das Von den weiteren Vorgängen hatten die beiden Flüchtlinge Gerücht, daß die Brüder noch unbesiegt bei Königshofen feine flare Vorstellung. Sie hatten in dem beginnenden ständen. War es absichtlich von den Führern ausgestreut Kampfgetümmel nur noch bemerft, daß die Büchsenmeister die worden, so verfehlte es doch seine Wirkung nicht. Pferde von den Geschützen abschnitten und davonjagten, und wurde wieder hohen Muthes und beschloß nach Königshofen damit das Zeichen zur Flucht gaben. zu ziehen.

" Feiglinge!", Schufte!" riefen die Leute, die sich dicht um Florian Geyer und die beiden Flüchtlinge geschaart hatten.

Schufte, ja Verräther," meinte einer von den letteren. " Bestochen vom Truchseß und darauf will ich meinen eigenen Kopf sehen, wenn's nit wahr ist. Alle Schüsse gingen von Anfang an zu hoch."

Man

Es

Der Tag verging in eifrigen Rüstungen, und Simon Neuffer war sicher nicht der Einzige, der sehnsüchtig nach Florian Geyer ausschaute. Mancher von seinen Gegnern wünschte jetzt den erfahrenen Kriegsmann herbei, dessen Abwesenheit Simon Neuffer die schwere Verantwortlichkeit auflud, an seiner Stelle die Schwarze Schaar zu führen. Um nicht die Auf­Wie Florian Geyer weiter erfragte, war Hans merksamkeit der Besatzung des Schlosses zu erregen, sammelte Kolbenschlag mit dem größten Theil seines Tauberhaufens sich der Auszug während der Nacht bei Heidingsfeld . während der Flucht der übrigen in den Wald auf der Höhe schien aber auch auf dem Marienberge etwas ungewöhnliches gezogen und hatte sich dort noch tapfer vertheidigt. Andere vorzugehen; denn von der Stadt und den Tellschanzen aus an die dreihundert hätten sich in ein Holz geworfen und fah man bald nach Mitternacht Lichter durch alle Zimmer des wären gefangen genommen worden. Sie, die beiden Flücht Schlosses sich bewegen, und die Mannschaft in den Tell­linge, wären mit etwa 100 Kameraden von dem Tauberhaufen schanzen gewahrte bei dem ersten Morgengrauen einige schwarze abgedrängt worden, hätten sich aber glücklich durchgeschlagen. Reiter in der Richtung vom Schlosse gegen den Wald vor Ueber Wendel Hipler und Jörg Megler wußten sie keine Hochberg. Sie gab Feuer, aber die Reiter waren ver­Auskunft zu geben, noch fannten sie den Ausgang von schwunden. Thes Merk, der Fischer, meinte, es sei ein Kolbenschlag's Widerstand. Die Rothenburger Fähnlein unter Sput des Schwarzkünstler- Mönches. dem langen Lienhart und dem Brettheimer Megler hatten sie mit feinem Auge gesehen.

Florian Geyer gab ihnen etwas Geld, damit sie sich stärkten, und mit erhobener Stimme sagte er weniger zu ihnen, als um die zuhörenden Bürger zu ermuthigen, in deren Mienen sich deutlich die Bestürzung verrieth:" Das ist üble Kunde. Aber der Krieg ist ein Glücksspiel, und dieses war nicht unser letter Wurf."

Er ging nach Hause. Bevor er aber zu Stephan von Menzingen hinaufstieg, begab er sich in den Stall auf dem Hofe und ersuchte den Knecht, seinen Rappen ungefäumt zu satteln.

Achtes Kapitel.

Als die Pfingstſonne den Himmel zu röthen begann, standen die Fähnlein, wohl 5000 Mann mit ihrem gesammten leichten Feldgeschütz von etwa 70 Falten, Steinbüchsen, Doppelhacken, ganzen und halben Haden, nebst Pulverfarren und Proviantwagen, zum Abmarsch bereit. Um das Schloß in Schach zu halten, blieben 2000 Bewaffnete aus Würzburg und 3000 aus den Land­städten unter Hans Bermeter, Bernhard Wießner und Balthasar Wirzberger zurück.

Und jetzt, wer kam den Abfall der Hochebene nach Heidingsfeld auf einem von Schaum ganz weißen Pferde herabgejagt? Wem sprengten Jakob Köhl, Gregor, Simon Neuffer, der lange Lienhart entgegen und schüttelten ihm die Hand? Ein sturmartiger Zuruf aus tausend und abertausend Die beiden Flüchtlinge hatten den Rothenburger Fähn Kehlen und klirrendes Zusammenschlagen der Wehren be­lein nicht begegnen können. Denn wie diese, von dem brand - grüßten Florian Geyer . Auch Bruder Ambrosius war zugegen, rothen Himmel mit bösen Ahnungen erfüllt, ohne Raft und fast der einzige von den Dorfpfarrern, die ihre Gemeinden Ruhe fürbaß zogen, tamen ihnen Schaaren fliehender Bauern nach Würzburg geführt hatten, der ausharrte. Die anderen entgegen und riefen ihnen zu, daß alles verloren, alles aus waren im Mantel der Nacht ohne Abschied heimgegangen. sei; daß die Reisigen des Truchseß gleich toll gewordenen Er segnete die Ausziehenden. Auch die schwarze Hofmännin Wölfen wütheten; daß Jörg Metzler und Wendel Hipler that es, allerdings in ihrer Weise. Wie das Heer aus dem entflohen seien. Thor von Heidingsfeld gegen die Berglehne herausquoll, rief

Wenn es also stünde, das Heer bei Königshofen ge- sie mit schriller Stimme: Rache! Rache für unsere er­schlagen und zersprengt sei, warum sollten sie weiter ziehen und schlagenen Brüder! Die Gräber bersten, die Todten stehen