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anstehende Gestein zerdrückt. zerquetscht, zerwühlt, in die Grundmoräne[ die Leute nicht sofort sich zerstreuten, brachte er durch einen offenbar gepreßt und als sogenannte Lokalmoräne mitgeschleift. So war die allzu übertrieben gehaltenen Bericht die Behörden des Landes in Grundmoräne des Inlandeises nach Ueberschreitung der baltischen größte Aufregung, die indeß, wie es sich sofort herausstellte, ziem Kreidegebiete mit Kreidestücken und Feuersteinsplittern gespickt. Wo lich überflüssig war: die Leute hatten sich nämlich nach der Predigt der Fuß des vordringenden Eises auf weiche plastische Massen, wie zerstreut, und auch die Prophetin zog sich in ihre stille Bergeinsamkeit Kreide oder Braunkohlenlager, einwirken konnte, da ſchob und zurück. Die weitere Entwickelung der interessanten Bewegung faltete er diese zusammen und preßte sie zungenartig in den Sand ist abzuwarten. Das Auftreten dieser Art von Propheten ist ein und Schotter, den die Gletscherwasser vor ihm herführten, oder Symptom. Unter keinem Volke Europa's wüthet nämlich die Schnapsbettete sie als gewaltige, losgerissene Massen zwischen die Geschiebe pest ärger als unter den Ruthenen Galiziens und der Bukowina. oder thürmte sie empor, wie die Kreidefelfen auf Rügen , Moen und Und das Schnapstrinken wird von den polnischen Großgrundbesitzern Wollin . Mit mancherlei Hin- und Herschwankungen des Gletscher- und den Schnapshändlern mit allen Mitteln gefördert. Der rutherandes, wobei sich örtlich mehrere Moränen übereinander bildeten, nische Bauer kommt thatsächlich die ganze Woche nicht aus dem drang das Inlandeis vor. Die Gletscherströme und-bäche liefen Rausche. Junge gebildete Ruthenen agitiren seit längerer Zeit gegen voraus und spülten die feinen Sande und Thone aus der Moräne diesen Unfug, durch den ein ganzes Volk zu Grunde gerichtet wird. in die Seen und Vertiefungen, die sie vorfanden, und bildeten dort Aber das Predigen half nicht viel. Da beschloß man durch das Beifein geschichtete Thonabfäße und Süßwasserkalke, die die Reste der spiel zu wirken. Anfang der achtziger Jahre traten in Lemberg , damals lebenden Thiere bergen. Das Inlandeis wälzte dann dar- Kratau, Wien eine Anzahl ruthenischer Studenten zusammen und ver über seine ungeschichtete, aus Sand, Thon, Kalt und Gesteinsgeröll pflichteten sich durch Handschlag und Ehrenwort, nie mehr einen gebildete Grundmoräne. Nur selten bewegte sich das Eis auf an- Tropfen Alkohol zu trinken und mit aller Kraft dahin zu wirken, stehendem Felsgesteine, denn dieses durchragte nur vereinzelt das daß auch die Bauern und Arbeiter in der Heimath ein Gleiches norddeutsche Schwemmland. Wo aber das Eis festen, anstehenden thäten. Wie man aus dem oben Mitgetheilten ersieht, scheint die Fels überschritt, wie den Kohlensandstein bei Osnabrück , die Sand- Bewegung mittlerweile Fortschritte gemacht zu haben.- steine von Velpke zwischen Braunschweig und Magdeburg und von Gommern bei Magdeburg , die Porphyre bei Halle, Taucha , Lands-- Grillparzer als Beamter. Die Zeitschrift„ Alt Wien berg i. S. und Brandis i. S., den Muschelfalt bei Rüdersdorf in bringt ein paar Erinnerungen an Grillparzer in seiner Stellung als der Provinz Brandenburg , da rizte und kratte es mit den Beamter. Es wird dem Dichter nachgesagt, daß er die Registratur Steinen der Grundmoräne Schrammen ins Gestein, die die radiale des Finanzarchivs, die er hätte in Ordnung halten sollen, arg verBewegungsrichtung des Inlandeises anzeigen. Im Rüdersdorfer nachlässigte und nur selten über ein Altenfaszikel Auskunft zu geben Muschelkalke haben die herabstürzenden Gletscherwasser Strudellöcher wußte oder geneigt war. Einmal hatte er im Amte den Besuch eines von 1-6 Meter Tiefe und 1/ 2-1/ 2 Meter Durchmesser ausgehöhlt. Freundes, und es war wieder die Nachfrage nach einem SchriftDie Eismaffe debate fich weiter und weiter aus, bis die Schmelz- bündel. Der Diener bekam die gewohnte Antwort:" Ich hab's nicht, linie am deutschen Mittelgebirge bei 400-500 Meter Meereshöhe zum weiß nicht, wo es ist," aber kaum hatte er den Rücken gekehrt, da Stehen kam. Damals bedeckte das nordische Inlandeis in Europa öffnete Grillparzer eine Schublade zu seinen Füßen und zeigte eine Fläche von etwa zwei Millionen Quadratkilometer. Von Standi- seinem Freunde den Faszikel mit der ergrimmten Erklärung: navien reichte es über die Nordsee und verhüllte fast ganz Groß-" Da liegt er; aber jetzt soll er ihn just nicht haben!" Nach dem britannien. Auf dem Festlande zog sich seine Südgrenze von den Erfolg der„ Ahnfrau" trug sich Grillparzer mit dem Gedanken, die Rheinmündungen zum rheinisch- westfälischen Schiefergebirge und von ihm arg verleidete Beamtenlaufbahn überhaupt aufzugeben und als da am Nordrande des Harzes, Thüringer Waldes , Erzgebirges, freier und unabhängiger Schriftsteller zu leben. Er trug die Sache Riesengebirges und der Karpathen vorbei bis nach Kiew am Dnjepr seinem Vorgesetzten, dem Grafen Stadion, vor. Aber der Graf fuhr und nach Nischnei- Nowgorod an der Wolga und bog dann nach ihn hart an: Was, ein unabhängiger Schriftsteller wollen Sie Norden um. Alles, was innerhalb dieses weiten Bogens lag, war werden? was Ihnen nicht einfällt! Ein unabhängiger Schriftsteller! ein ödes, todtes Gletscherfeld, aus dem kein Berg, kein Fels hervorsah. Ein unabhängiger Literat; das kommt mir gerade so vor, wie ein Zu gleicher Zeit bildeten auch die Alpen den Grundstock eines großen Hund ohne Halsband." Diese Aeußerung seines Gönners" depri Gletschergebietes. Aus allen Alpenthälern quollen die Gletscher mirte den Poeten wieder derart, daß er den Gedanken fallen ließ.- hervor und schoben ihre Eismassen im Süden über den Gardasee , den Comerſee, den Lago Maggiore und bis in die Nähe von Turin Theater. vor und hüllten nördlich das Land bis Lyon , bis zum französischen Jura, über den Bodensee und Ammersee und über Salzburg hinaus in Gletschereis ein. Von den Bergen des Wasgenwaldes, des Schwarzwaldes, des Harzes, Erzgebirges, Riesengebirges und der Tatra senkten sich vereinzelte Gletscher in die Ebene. Kurz, statt des subtropischen Charakters der Tertiärzeit trug Mitteleuropa in der Diluvial- Epoche ein ausgesprochen arttisches Gepräge. Dementsprechend waren die subtropischen Pflanzenarten längst ausgestorben, und die Wälder, die das Inlandeis vernichtete, bestanden aus Kiefern, Eichen, Buchen, Pappeln, Birken u. s. w. Diese Bäume bildeten zur Zeit der größten Vergletscherung auch den Waldbestand der deutschen Mittelgebirge , in denen eine nordische Thierwelt hauste. ( Schluß folgt.)
Kleines Feuilleton.
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-r. Schiller Theater. Mit der Aufführung bon wildenbruch's" Haubenlerche" hat am Sonnabend die Darstellungskunst des Schiller- Theaters Ehre eingelegt. Die Regie war nach Sträften um eine sorgfältige Abtömung bemüht; auch auf das Dekorative, das in dem Stück ja garnicht einmal eine besondere Rolle spielt, war sehr viel Sorgfalt verwendet worden, und unter den Mitwirkenden fand sich niemand, dem man nicht großen Eifer für seine Aufgabe hätte nachrühmen dürfen. Paula Levermann gab die Heldin des Stückes, die Fabritarbeiters- Tochter Lene, mit so viel Gemüth und Lerchentrillern, als der Dichter für diese unfreiwillige Karrikatur nur zugelassen hatte; mit ebensolchem Aufwand von Herzenstönen spielte Herr Patry die tolle jenes in sich gekehrten Büttgesellen, der gleichermaßen sowohl die Lene, wie seinen Prinzipal und Nebenbuhler leiden konnte, ohne zu klagen. Und das natürlichste Paar aus der Arbeitergruppe des Stückes, die Wittwe Schmalenbach und der Lumpenfattor Ale von Agnes Werner und Alfred Schmasow zu wirklichen Menschen verarbeitet worden, an denen jeder, mochte ihm die Dichtung auch noch so wenig behagen, seine Freude haben konnte. Unter den bourgeoisen Gestalten wirkte die von Herrn Vallentin geschick! dargestellte Rolle des flotten Bruders Hermann entschieden am sympathischsten. Die Rolle des unglücklichen Papierfabrikanten und Sozialreformers August Langenthal ward von Herrn Gregori wohl in allzu getragenen Lönen deklamirt; sehr hübsch wußte Fräulein Winde die bescheidene Kousine der beiden ungleichen Brüder dazustellen.-
Geschichtliches.
war
Eine Branntwein- Prophetin. Schon im Herbst 1894 berichteten mehrere Zeitungen über einen sogenannten BranntweinPropheten. Es war ein junger Bursche aus Mahala bei Czernowit ( Bukowina ), der die Bukowina nach allen Richtungen durchzog und gegen den Branntweingenuß, sowie auch gegen andere dort allgemein verbreitete Unfitten predigte. Wiewohl er von den Alkoholhändlern und auch von den Regierungsorganen behindert wurde, und insbesondere ein Theil der Bukowiner Presse seine Thätigkeit theils als staatsgefährlich bezeichnete, theils ins Lächerliche zog, hat er bedeutende Erfolge erzielt. Er bewog zahlreiche Gemeinden gk. Reklameblätter zur Heranziehung deutscher zum symbolischen Vergraben des Branntweins, was in überaus Kolonisten nach Polen im 17. und 18. Jahrhundert befeierlicher Weise geschah. Die Landleute schrieben ihm eine schreibt Warschauer in der Zeitschrift der historischen Gesellschaft für göttliche Sendung zu, fie nannten ihn prorok, d. h. den Propheten, die Provinz Posen ." Seit den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts und wußten von ihm bald allerlei Regenden zu erzählen. Durch die fand wieder eine Einwanderung deutscher Protestanten, besonders Afsentirung des jungen Mannes wurde der mit Rücksicht auf die aus Schlesien , nach Bolen statt, die so start war, daß sie sogar eine örtlichen Verhältnisse sicher sehr heilsamen Bewegung ein Ende ge- Anzahl nicht unbedeutender neuer Städte ins Leben rief. Die neuen setzt. Wie die Münch. Allg. 8tg." mittheilt, ist vor kurzem in der Kolonisatoren schlossen sich an das Vorgehen der mittelalterlichen Bukowina nunmehr wieder eine Prophetin( proroczka) aufgetreten. an. Nur wandte sich der Grundherr, der Kolonisten heranziehen Dieses Mädchen predigt seit einigen Wochen unter den Huzulen wollte, nicht mehr wie damals an einen Unternehmer( locator), ( Gebirgsruthenen am Czeremoß) und hat einen großen Bu sondern er erließ öffentliche Aufrufe in Druck oder Schrift. Bisher spruch gefunden. Die Kunde von ihr drang erst vor kurzem sind indessen nur drei solcher Kundgebungen aufgefunden. Ale in weitere Kreise. Die Prophetin hielt am ersten Sonntag drei find, obwohl von polnischen Grundherren ausgestellt, im August in Marenici eine Predigt gegen die Branntweinpest, die in deutscher Sprache verfaßt, und von diesen im 17. JahrArbeit an Sonn- und Feiertagen, ferner die Zersplitterung der hundert in jedem einzelnen Exemplar eigenhändig unterBauerngründe; tausend bis zweitausend Leute sollen sich um sie auf schrieben und untersiegelt, jedenfalls um zu den gemachten Zudem Kirchhof versammelt haben. Ein Gendarm schritt ein, und da sagen Vertrauen einzuflößen. Jedes Blatt enthält naturgemäß eine