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bringen!"

reiches Beispiel an dem Alten, den wir neulich zu Grabe getragen fleene Kramerei anfangen wollen, müssen Se schon noch' n bisten haben, an dem Preußen- Fontane. Und dem können die Sittlichen wat zulejen zu det jewöhnliche Drinfjeld. Bei die Schinderei..." nicht einmal das vorwerfen, was der französischen Literatur von Aber Sie müssen mir doch die Sachen an Ort und Stelle einzelnen vorgeworfen wird, sie werde zum großen Theil von durch aus nicht einwandfreien Junggesellen geschrieben, wie zum Beispiel Ja woll doch! Da steh'n se ja! Wir haben se ja dahin jestellt, Maupassant einer war. Herr Theodor Fontane war aber wirklich wo Sie se hinhaben wollten. Denken Sie, wir kramen nu det Janze fein Schwerenöther und Durchgänger. Er selber lebte in stiller, noch mal um?!" friedlicher Ehe. Nur hätte er feine sinnende und gestaltende Poeten- Ihr ward ganz ängstlich. Diese rohen Menschen! Das sah ja natur sein müssen, wenn ihn die mannigfaltig- gährenden Lebens- so drohend aus. Daß auch ihr Mann sie allein gelaffen hatte! Er vorkommnisse unserer Tage stumpf gelassen hätten. Auch in ihm, der war es zwar gewesen, der hier draußen in den neuen Straßen ge­bon strammer Preußendisziplin ausgegangen war, fauden sie einen miethet hatte. Er wollte alle Annehmlichkeiten der modernen Bau­feingestimmten Widerhall. Nicht laut, nicht lärmend meldeten sich weise auskosten; aber um die Unannehmlichkeiten des Umzuges in seiner beobachtenden Seele allerhand Fragen und Zweifel, und an fümmerte er sich herzlich wenig. Als das Ziehfuhrwerk am Nach­manchem rührte er in späten Lebenstagen, was ihm kraft seiner mittage noch nicht gekommen war, hatte er sich nach seinem Stamm­Preußendisziplin hätte heilig bleiben sollen. Nicht in energischer Lokal begeben. Ja, und mun konnte sie sich mit diesen Menschen Aftion rührte er daran, denn im vorgerückten Alter erst und mit herumärgern. einem Temperament, das Grelles milderte und den gedämpften Ton Aber die Bettstellen schlagen Sie mir doch wenigstens noch auf," liebte, wagte er sich an soziale Probleme im Roman. Und da ver- sagte sie halb bittend. rannen vor ihm manche geweihten Begriffe, wenn er auf modernes Che- und Familienleben blickte.

Man überging bei den offiziellen Grabreden diese Seite des Wesens von Theodor Fontane . Das mochte dem Eigenthümer der Voss. 8tg.", Herrn Lessing, sehr lieb sein. Um so rückhaltloser durfte er, der Hochmögende Besizer, jene Tugenden preisen, die der Unternehmer an seinem Arbeiter am meisten zu schäzen versteht: den Fleiß und den uneigennütigen Pflichteifer. Es waren Worte voll köstlicher Naivetät selbstgefälligen Unternehmerthums. Oh, man hat Herrn Fontane geehrt und gefördert( und um billigem Preis).

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" Jott, darauf soll et uns nich ankommen!" meinten die Männer und machten sich an die Arbeit. Als sic damit fertig waren, gab Frau Kreisler dem einen drei Mark. Die andern hielten auch die Hände hin.

Der Herr dort hat schon!" sagte sie verwirrt.

" Wat, det soll für uns alle fin? Sie sind woll...! War'n Se untern Leierkaften?" fragten die Männer erregt.

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der Wagen un de Ferde kosten nichts? Nee, wir haben uns redlich mit Ihrem Seram jepudelt, nu müssen Se doch mindestens pro Mann zwee Mark schmeißen. Eigentlich dhun wir's nich untern Dahler bei die Zeit und die Schufterei. Ach, so

Und Frau Kreisler zog ängstlich ihr Portemonnaie. ein Umzug!"

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Literarisches.

Ruhig, Kinderkens, ruhig!" ermahnte der, der schon vorhin unterhandelt hatte. Immer vernünftig bleiben. Schimpfen? Nee... dadurch erreicht Ihr nischt." Er wendete sich alt Frau Die Bossische Zeitung" war für ihn das Piedestal Kreisler: Nee, sehn Se, wir sind fünf Mann; da käme ja feines Ruhmes, und der Mann that mur feine Schuldig uff jeden blos sechzig Fennige. Det is doch' n bisten feit, war uneigennützig, war pflichteifrig und allzeit arbeitswillig, wenig bei fünf Stunden Arbeit; det müssen Se doch selber sagen." wie Herr Leffing schmunzelnd versichert. Wie die repräsentative Aber ich habe doch zwanzig Mark bezahlt." " Ja, liebe Frau," Verkörperung der Unternehmertvelt, wie die gewaltige Vossische" zur die Männer lachten denken Se denn, Person geworden, so stand Herr Lessing da. Von einem Dank der Bossischen Zeitung" an den Dahingeschiedenen kein Wort! Eine Thräne für den genügsamen fleißigen Ruli auf offenem Grab. Das ist alles. Wer im Glauben lebt, ein Großunternehmer sei eine Schicksalsmacht, wie käme der auf den Gedanken, daß er, er zunächst dankbar zu sein hätte. Wie fähe er die Möglichkeit ein, daß der verstorbene Poet, wiewohl er ein armer Teufel blieb, der Boss. 8tg." zur besonderen Zier und Ehre gereichte, nicht umgekehrt? Nicht blos die Arbeit des Schriftstellers kauft der Verleger( zu möglichst kg. 8wei Phantasiebögel, die orfraie und der alcyon, niedrigen Löhnen). Er legt nachher noch dessen Nuhmesmantel an spuken in den Dichtungen der französischen Romantiker und geht stolz darin spazieren. Dan meint er gnädig und herab- herum. Von diesen beiden reden sie wer weiß wie oft, sie schreiben laffend: Wir haben ihn glücklich zu etwas tüchtigem gemacht. Dafür ihnen bestimmte Attribute zu und verwenden sie für gewisse Stim­wie sie sie beschreiben, eristiren sie aber war er auch brav, der Gute, und was die Hauptsache ist, mir treu mungen fast stereotyp im Dienste. Wie sollte es auch anders sein? Der eine ist ein Erbe mur in ihrer Phantasie. In dem soeben erschienenen Heft der Zeit­und der andere mußte sich jeden Thaler zum Lebensunterhalt neufchrift für franzöfifche Sprache und Literatur" macht Schulz- Gora erwerben. Der betont stodfteif und pathetisch ein Aristokraten- darauf aufmerksam, daß die orfraie bei Victor Hugo , Gautier, bewußtsein, das ihm der Besitz gewährt; der andere bescheidet fich Stendhal, Sainte- Beuve, auch bei Balzac und Baudelaire immer als ein häßlicher, in wilden Gegenden Hausender Nachtraub­in feiner Tüchtigkeit und wie er über so viele dieser Dinge ge­der Schreie unheimliche ausstößt, lächelt hat, also so hätte er über auch den Reichthum, bogel erscheint, Ethymo der das Talent nicht blos in seiner Arbeitsleistung, sondern sammt wie geschaffen ist für romantische Stimmungen. seinem Ruhm in Pacht nimmt, ironisch gelächelt. In seiner Be- logisch aber führt orfraie unzweifelhaft auf ossifraga( Bein­schaulichkeit hätte er vielleicht gesagt: Das sind so Dinge. Was ist brecher) zurück und bezeichnet einen See- oder Fischadler. Eigene dagegen zu machen. Theodor Fontane's Kinder erben freilich nichts, Anschauung kam sie also nicht zu der häufigen Verwendung dieses als, wie es Freiligrath in seinem Gedicht von den geistigen ist vielmehr älteren Dichtern entlehnt. Sie läßt sich zurückverfolgen Thieres gebracht haben das ist charakteristisch die Vorstellung Proletariern ausdrückt, des Vaters guten Namen.- bis auf Schriftsteller des 17. Jahrhunderts, bei denen die orfraie auch schon als Nachtvogel mit Schauer erregenden, Unglück ver­tündenden Schreien und in Verbindung mit Spufgestalten auf­tritt. Es handelt handelt sich augenscheinlich um eine Bolts­anschauung, die diese älteren Dichter übernommen haben. st. Der erste Umzug. Endlich waren alle Sachen in die neue Das Bolt hat sich offenbar unter der orfraie eine Art Eule vor­Wohnung heraufgeschafft. Alles lag noch tunterbunt umher und übereinander. Den ganzen wüsten Kram beleuchteten mehrere Küchen- gestellt, und zwar mag cs darauf gekommen sein durch eine Ver­lampen und Stehlampen ohne Glocken. Frau Kreisler faß erschöpft mengung von orfraie mit fresaie, welch' lettere eine Kauzart ist. Die gewisse Aehnlichkeit der Wörter und die Thatsache, daß der auf einem Stuhl und sah zu, wie die Ziehleute das Pianino an die See- Adler, der natürlich bei Tage den Fischfang betreibt, recht häß­Wand rückten. Dann tranten sie aus dem Weißbierglase, das auf liche, heisere Schreie ausstößt, wird diese Uebertragung veranlaßt dem Salontisch stand. Frau Kreisler sah sich unterdessen um, was ihr die Leute wohl noch an den richtigen Platz rücken könnten. Als haben, die sich dann bis auf die Romantiker fortgepflanzt hat. sie so an den kahlen Wänden entlang sah, die Möbel musterte und In noch höherem Grade gehört der alcyon( Gisvogel) zum Rüst­überlegte, wo wohl das Buffet hin müßte und wo das Sopha, zeug des Romantikers. Auch von diesem scheinen sie eine deuts lichere Vorstellung nicht gehabt zu haben; was sie von ihm fiel ihr Blick auch auf die nackten Fenster. Da konnten anführen, beruht auf schon bei den Alten verbreiteten Sagen, die mun die Nachbarn ihr auf den Tisch sehen und jedes Stüd ihrer ebenfalls von den älteren franzöfifchen Dichtern wieder aufgenommen Wirthschaft zählen. Sie schauerte zusammen. In dem neuen Hause war es so ungemüthlich, so kalt. Farbengeruch und Mörtel- und waren. Der alcyon, heißt es dort, baue zur Winterszeit sein Nest Kleisterdunst füllten die Zimmer. Und die Fenster durften auch nicht auf dem Meere, und während er brüte, seien die Wasser eben und geöffnet werden; draußen regnete es, und dann würde es noch ruhig. So wurde er das Sinubild der Sicherheit und des tiefen unangenehmer werden. Ihre Gelenke und ihr Kopf schmerzten. Am liebsten hätte sie sich auch auf dem Sopha oder den Matraßen aus­gestreckt, wie die Kinder, die abgespannt, blaß dalagen. Das Dienst mädchen hatte sich mit dem Oberkörper gegen die Wand gelehnt und starrte vor sich hin.

Kleines Feuilleton.

Alpha.

Aber Frau Streisler gab sich einen energischen Ruck und befahl den Ziehleuten, das Buffet an die gegenüberliegende Wand zu stellen, nicht dort stehen zu lassen, wo sie es erst hatte haben wollen.

Die Männer sahen einander an. Sie waren schon dabei, die Aermel über die entblößten Arme herabzuziehen. Einer von ihnen trat vor und sagte:" Nun, liebe Frau, wir sind nun ooch müde. Seit frieh um fimfe sind wir unterwejens. Wenn Se nu noch' ne

Friedens, von allem leicht und ruhig Dahinziehenden, von allem Weichen und Barten. Zu dieser Bedeutung hat besonders auch eine andere Eigenschaft beigetragen, die man ihm zuschrieb: daß er fanfte, flagende, seufzerartige Töne von sich gebe; auch dieser Zug findet sich schon bei den Alten. Die Art, wie die Romantiker ihr Anschauungsmaterial bildeten, tritt aus solchen Beispielen scharf hervor. Theater.

-r. Im Schillertheater breitete sich am Freitag Abend bei der Aufführung von Blumenthal Kadelburg's Mauerblümchen" jene behagliche Stimmung aus, die sich fast immer einfindet, wenn die Direktion milde ist und mit Stücken tommt, die dem Intellekt des Publikums möglichst wenig zumuthen.

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