Kleines Feuilleton.
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Konzerte begonnen. Die Neuigkeit des Abends war die( übrigens schon in mehreren deutschen Städten, auch in Berlin aufgeführte) Zoll- Ulk.( Nachdruck verboten.) Einen drolligen Spaß leisteten" Scheherazade", eine„ symphonische Suite" von Rimsky- Korsakow , fich kürzlich zwei Sonntagsausflügler( Arbeiter aus München ) im dem wohl modernsten russischen Komponisten( geboren 1844, in Bahnhof zu Kufstein , die es auf die bayerischen Zöllner abgesehen leitenden musikalischen Stellungen zu Petersburg thätig). Aus der hatten. Der Portier forderte bereits zum„ Einsteigen nach Rosen Märchenwelt von Tausend und Eine Nacht sind einige Stimmungen heim- München " auf, da kamen die zwei Ausflügler in die Revisions- und Momente lediglich als Grundlage für eine musikalische halle hereingetrollt, von denen jeder zwei Flaschen sorgsamst in den Phantasiewelt genommen, die äußerlich an unsere deutschen Händen trug. Nach Pflicht und Vorschrift fragte einer der Revisions- Programmmusiken wie die von Liszt erinnert und jedenfalls all aufseher nach dem Inhalt dieser vier Flaschen und bekam die über den Reichthum an Mitteln der Instrumentirung u. f. w. benüßt, den raschende Antwort, daß Wasser, tirolisches Wasser drinnen sei. Das wir von daher kennen. Verschieden ist sie von ihnen schon durch die glaubt natürlich der stärkste Gendarm nicht, und ein Zöllner im Dienst größere melodische Erfindung, wenngleich auch hier die Themen schon gar nicht. Hergeben!" Die Ausflügler stellten die Flaschen zur Kurzathmigkeit neigen; dann durch ein im ganzen, nicht im auf die Revisionsbarriere, der Zöllner entkorkt eine Flasche, riecht, einzelnen arbeitendes Darstellen; endlich durch ein üppiges Hervorkostet den Inhalt. Kein Zweifel, Wasser, gewöhnliches zollfreies treten der Solostellen. Der Komponist, dem Ausbildung durch SelbstWasser! Unglaublich! Zwei Münchener , von Tirol heimkehrend, studium nachgerühmt wird, verlangt ersichtlich, daß wir an sein Werk führen Wasser mit sich! Der Beamte läßt sich nicht verblüffen, er ohne die Erwartung gewohnter Formen herantreten und auf das prüft jede Flasche auf ihren Inhalt. Schon drängen die Eisen- äußerste an Sprunghaftigkeit im Rythmus, in den Harmonien 2c. bahner zum Einsteigen, es ist höchste Zeit" zur Abfahrt. Einer gefaßt sind; speziell ein deutsches Gehör hat es nicht leicht, diesem der Ausflügler höhnt:„ Glauben Sie's noch nicht, daß es Aneinanderreihen der allermannigfachsten Wendungen zu folgen. Hat Wasser ist?" man sich einmal hineingehört", so kann man der in diesem Werk liegenden Kunst auch mit einem ihr abgewendeten Geschmack gerecht werden; am wenigsten aber wird man hoffen dürfen, auf diesen Wegen fruchtbare Fortschritte der Musik zu bekommen, besonders wenn es sich um deutsche Kunst handelt. Unsere Dirigenten, Direktoren 2c. mögen immerhin aus dem Ausland Stücke für das Publikum und für die Kasse holen; dann aber sei rasch wieder zur einheimischen Produktion zurückgekehrt! Meister ihrer Kunst wie Herr Nitisch werden ja wissen, was alles noch fehlt; an Waterial und an Rathschlägen wird's jedenfalls nicht fehlen.
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Unglaublich!" meint der Zöllner und läßt aus Versehen eine der Flaschen fallen. Ein Klirren, ein Patschen, die Flasche ist zerschellt, das Wasser näßt den amtlichen Boden.
Jezt kam Leben in die zwei Ausflügler, welche mit großer Bestimmtheit Ersatz der vom Beamten zerbrochenen Flasche verlangten. „ Lächerlich, eine werthlose Wasserflasche!"
„ Höchste Beit zur Abfahrt! Der Zug geht in einer Minute ab!" " Wir bestehen auf Schadenersay!"
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Sie versäumen den Zug und müssen hier übernachten!" " Das ist gleichgiltig! Wir bleiben auf Kosten des Zollamtes hier, bis Schadenersas geleistet ist!"
Nun mischte sich der jourhabende Zollassistent darein und erklärt, daß das Zollamt keinerlei Entschädigung leiste. Ueberdies handle es sich doch nur um eine Bagatelle!
Die Ausflügler lassen nicht locker, fie fordern das Beschwerdebuch. Während der Assistent erklärt, daß es im Zollamt kein Beschwerdebuch gebe, fährt der Zug, der legte des Sonntags, ab.
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Neben jener Novität glänzte Frau Marcella Sembrich durch den wohl unbestrittenen Glanz ihrer Stimme und ihres Vortrags. Sie steht über den ungezählten Sängerinnen, die uns die fleinen Konzertabende füllen, ungefähr so hoch, wie das Publikum dieser Künstlerabende über dem in langen Reihen angefahrenen, proßigen, schmuckflimmernden, konversirenden und anscheinend für alles, nur nicht für Musik interessirten Publikum einer solchen pompösen Konzertaufführung steht, das natürlich nicht im stande ist, in dem geradezu absurd gemischten" Programm eines derartigen KonDer Streit um Ersatz einer zerbrochenen Wasserflasche intereffirt zerts sein eigenes Spiegelbild zu erkennen. Ueber die nun das ganze Eisenbahnpersonal, Süd- und Staatsbahner, Kellner, herrliche Tonfülle der Sängerin auch in den höchsten Höhen; Gäste eilen herbei. Alles freut sich wie Schneetönige über den über den Reichthum an Klangfarben, der ihr zu Gebote steht; Streit, der nunmehr als grandioser Zollult zu erkennen ist. Nur über ihr musterhaftes Vokalisiren, das sich niemals Plattheiten" begreift man nicht, daß die Ausflügler den letzten Zug unbenutzt erlaubt; über die Kunst des Ausdrucks, mit der sie Koloraturen" ließen und den Streit fortsetzen, also in Stufftein auf eigene Kosten so ausgestaltet, daß man diesen Begriff ganz vergißt: über all das übernachten müssen. ist ja faum mehr Neues zu sagen. Wollte uns nur auch die Künstlerin etwas Neues sagen! Sie fang einen„ Mozart " und einen " Verdi"; aber auch das wohlig schöne Lied von Franz Ries :" Der Abend schaut durchs Fensterlein", das sie zugab, komite uns natürlich nicht davon in Kenntniß seyen, wie sich ihre Kunst gegenüber dem bewähren würde, was unsere musikalische Lyrik längst über das Niveau der Sembrich 'schen Programme hinaus geleistet hat.- Das Auditorium grinst vor Vergnügen; man befürchtet Etwas Entsprechendes wie den dieser Künstlerin gespendeten Beifall aber, daß der Zollassistent dem Ült durch Zahlung des haben die braven Instrumentalisten, zumal die Bläser, für ihre verlangten Niceis ein Ende bereiten werde, doch der Beamte thut außergewöhnlichen Leistungen zu gunsten Rimsky- Korsakow's leider es nicht und verläßt mit den Aufsehern die Halle.
Der Assistent mußte fort, sein Dienst ist bis zum nächsten Nachtschnellzug beendet, ebenso wollen die Revisionsaufseher austreten. Die Ausflügler fordern energisch Ersatz, protestiren und erklären, so lange auf der Gepäckrevisionsbank zu verbleiben, bis ihnen der Betrag von zehn Pfennigen für die amtlich zerbrochene Flasche verabfolgt wird.
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Num richten sich die Ausflügler auf der Bank häuslich ein. Der Nachtschnellzug nach Italien ist gekommen und wieder abgedampft, es ist Zeit, den Bahnhof bis 4 Uhr 15 Minuten früh abzuschließen. Der Südbahn - Portier fordert die Käuze zum Verlassen des Bahnhofes auf, stößt aber auf entschiedenen Widerstand. Die Ausflügler wollen bleiben, bis ihnen die verlangte Entschädigung zu theil geworden.
nicht gefunden.
Wagner's Kaisermarsch" und Beethoven's Siebente" ergänzten den Abend. Auf die zu diesen Konzerten regelmäßig ausgegebenen zwedmäßigen Programm- Bücher" Programm- Bücher" und auf die zugänglichen Oeffentlichen Hauptproben" sei noch eigens aufmerksam gemacht.
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Kunft.
SZ.
Ueber die Herstellung der japanischen Hilflos steht der Portier; ein solcher Fall ist noch nicht vorgekommen, seit der Bahnhof steht! Was mm beginnen? Ein Farbenholzschnitte berichtet Reclam's Universum": Der rettender Gedanke! Der Stationschef der Südbahn als Hausherr geistige Urheber des ganzen, der Künstler, schneidet niemals selbst,
des Bahnhofes wird aus den Federn geholt und kommt herbei. Die Witbolde verweigern dem Zivilisten" jede Auskunft. Der Chef droht mit Entfernung durch die Gendarmerie.
" Erst Uniform anzichen!"
ja er zeichnet nicht einmal auf den Holzblock, wie dies viele von unseren Künstlern thin, sondern entwirft nur alles mit dem Pinsel auf ganz dünnem Papier. Das klebt der Holzschneider kurzerhand mit der Bildseite auf den Block und schneidet mun seine Druck platten aus, indem er ganz genau den durchschimmernden Linien der Zeichnung mit dem Messer folgt. Durch dieses unmittelbare Verfahren wird die Eigenart der Künstlerhand ganz unvermindert wiedergegeben, und darin liegt zum großen Theile der Schlüssel dafür, daß die japanischen Holzschnitte immer wie Originaltizzen aussehen. Da die Japaner auch in farbigen Darstellungen schwarze Konturlinien zu sehen wünschen, entwirft der Künstler zus nächst eine Umrißzeichnung. Die schneidet der Holzstecher in Kirschbaumholz und giebt die Platte dem Drucker, der davon dem Künstler einige Abzüge liefert. Ist der Abzug nicht nach Wunsch, so muß der Stecher ändern und der Drucker wieder abziehen; ist er nach Wunsch, so trägt der Künstler die erste Farbe darauf ein und giebt das Blatt dem Holzschneider zurück. Der flebt es wieder auf, aber auf einen anderen Stock, schneidet die erste Farbenplatte danach und schickt sie zum Drucker, der auf einen Schwarzdruck nun die erste Farbe jetzt. Dieses Blatt wandert zum Künstler, erhält von ihm den zweiten Farbenauftrag und geht wieder zum Holzschneider, der danach die zweite Farbenplatte anfertigt. Die druckt nun wieder der Drucker auf einen Abzug, der bereits die Philharmonisches Konzert. schwarze und erste Farbenplatte enthält, und übersendet den NeuIn der prächtig neugeputzten Phil- druck dem Künstler, damit dieser ihn prüfe und die dritte Farbe elegantesten" Gesellschaft gewidmeten leintrage. So geht das Wechselspiel zwischen Künstler, Solzschneider
In der Hoffnung, die Leute doch noch auf gütlichem Wege los zuwerden, eilt der Stationschef in die Kanzlei, zicht die Uniform an, sezt das Diensttävpi auf und verfügt sich in die Revisionshalle zu den Ulkbrüdern. Jetzt wird Auskunft gegeben, aber der Protest erneuert. Selipp und flar verlangen die Ausflügler, daß das Ministerium von München hierher zitirt werde und den Entschädigungsbetrag mitbringen solle. Der Stationschef weint vor Bergnügen, die uitbrüder lachen mit. Die Heiterkeit steigert sich durch die Versicherung des Hausherrn, daß der bayerische Finanzminister mit Bergnügen die zehn Pfennige Staatsgelder mitbringen werde, nur müßten die Herren die Depesche in Telegraphenant der Stadt Kufstein aufgeben.
Das leuchtete ein; die Wizzbolde verließen den Bahnhof, der augenblicklich hinter ihnen abgeschlossen wurde.
Weiteres ist nicht bekannt geworden; aber ganz Kufstein lacht über den III.
Montag, 10. Oftober. Dirigent: Arthur Nitisch.
harmonie" haben die unserer
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Musik.