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feierliche Stille dieser hohen Regionen. Die Vega zieht ruhig ihres| anzulocken, wünschen wir, daß den Wittwen dies nach zurückgelegtem Weges gen Nordwest; 1 Uhr 15 Minuten stehen wir über Yverdon  , 40. Lebensjahre unter der Strafe der Ehrlosigkeit verboten werde, dann über St. Croix, dem Jura, fliegen weiter gen Besançon  , das und zwar aus dem Grunde, weil derartige Wittwen anstatt Jüng­wir in steilem Absturze in ungefähr 2500 Meter Höhe um halb drei linge anzulocken, dem Spinnen obzuliegen und das Gebet nicht Uhr erreichen. Der Ballon hebt sich neuerdings in raschem Fluge außer acht zu lassen haben. Der Häßlichen erbarmt sich Artikel 13, aufwärts, um halb vier über Gray- gelangt er in die maximale indem er zollfreie Einfuhr und Steuerfreiheit für Schminken, Salben Höhe zwischen 6300 und 6400 Meter. und andere Schönheitsmittel begehrt, denn: da nicht jede Jung­Spelterini möchte noch höher, bedeutend höher gehen; er fühlt frau mit blendender Schönheit ausgestattet ist, seien den Minder­sich immer noch im Vollbesiz seiner herkulischen Körperkraft, trop begünstigten die Mittel zur Hebung ihrer Reize keineswegs zu ver­der bedeutenden Höhe und ohne jegliche Sauerstoffathmung! Die sagen. Artikel 18 verlangt, der hohe Reichstag möge dafür sorgen, Situation wird kritisch; Spelterini verlangt gebieterisch von mir daß nur Leute von gleichem Charakter einander heirathen, dumme den Schlüssel zum Deffnen der neben ihm stehenden Sauerstoff- Männer einfältige Mädchen, schlechte Männer auch schlechte Frauen; flasche; er will, unter Einwirkung des belebenden Gases, unbedingt für den Heeresdienst aber sollen nur alte Männer Ver­höher gehen. Ich widerspreche energisch, denn über 7000 Meter weiß wendung finden oder doch nur solche, die aller Lebens­ich bestimmt, daß mir unter den obwaltenden Umständen höchste energie bar und mit auffälligen Gebrechen behaftet sind." Lebensgefahr droht, wahrscheinlich ebenfalls den beiden anderen Be- Artikel 20 sagt:" Da es Chemännner giebt, welche ihren gleitern, während die elastische Lebenskraft unseres gestählten Frauen Tanzbelustigungen, Scherze und sonstige Kurzweil verwehren, Aeronautenchefs vielleicht 8000-9000 Meter vertragen hätte. so mögen unsere Gesandtinnen darauf sehen, daß uns dieses Alles Professor Heim legt sich schlichtend ins Mittel, auch er bis auf 10 Jahre nach unserer Verheirathung gestattet werde. fühlt den Ernst der Situation. Also Ventil los! Die Vega wird Die Schlußartikel legen dem hohen Reichstag" noch einmal durch Gasverlust rasch zum Fallen gebracht. Jetzt erst merke ich kurz zusammengefaßt die üble Lage der Frauen an das Herz. trotz der starken Sonnenstrahlung am tiefblauen Himmel die heillose Kälte, die mir die Finger fast zum Erstarren gebracht. Wir fallen fortwährend stark, die steil abfallende Kurve des Registrir­Barometers läßt darüber keinen Zweifel mehr aufkommen. Ein, zwei Säcke Ballast werden hinausgefeuert und überschütten alle In­fassen und Instrumente mit einem dichten Staubregen, denn unsere Bega fällt weit rascher als der fein geschlemmte Flußsand der Rhone  , der unsere Ballastsäcke füllte.

Doch wo find wir? Weite Strecken Wald mit kleinen Lichtungs­flecken sind erkennbar. Da heißt es höchste Vorsicht. Wir machen zur Landung klar, die wegen des ziemlich starken Unterwindes durchans nicht leicht erscheint.

Die Erde kommt uns in rasender Eile immer näher, scheint auf uns zuzufliegen; das scharf spähende Auge des Kapitäns hatte ein günstiges Brachfeld entdeckt, der Anker fällt. Ich berge noch mit Bligesschnelle, so gut es geht, meine mobilen Instrumente im Korbe. Achtung! Klimmzug!" Mein blonder Nachbar zur Rechten und ich fassen nach oben und ziehen uns mit den Armen an den Korbseilen in die Höhe; Professor Heim hängt sich mit Leibeskräften an die Bentilleine, während Spelterini, zum Sprunge bereit, nach der Reiß­Teine greift, die den Ballon durch Aufreißen zum raschen Stillstand bringen soll. Da schlägt die Gondel mit Gewalt auf den Boden auf, die Ballonkugel erhest sich noch einmal und schleift ein Stück weiter. Unser Ballonführer Spelterini springt aus der Gondel in das Netzwert und faßt glücklich wieder die ihm aus den Händen ent­schlüpfte Reißleine. Zum zweiten Mal ein starker Aufstoß, dann ein fräftiger Zug, der Anker hat fest gefaßt, der Ballon neigt sein stolzes Haupt und schmiegt sich der Erde an. Alle sind unversehrt, auch die meteorologischen und photographischen Apparate haben kaum nemens werth gelitten, dank der ausgezeichneten Führung und Geschicklichkeit unferes Aeronautchefs Spelterini, der bis zum letzten Moment seine eiserne Ruhe und Geistesgegenwart voll bewahrte. Wir waren bei dem kleinen Dörfchen Riviere um halb fünf Uhr niedergegangen, auf der Grenze der Haute- Marne   und des Departements Cote d'Or  zwischen Dijon   und Langres.  -

Kleines Feuilleton.

Literarisches.

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- Die große Heidelberger Liederhandschrift. früher die Pariser  , auch die Manessische genannt, wird jetzt, wie die Nat.- 3tg." mittheilt, von Dr. Friedrich Pfaff, Universitäts­bibliothekar in Freiburg  , mit Unterstüßung des badischen Unterrichts­ministeriums, in getreuem Zegtabbrud herausgegeben.( Verlag von Karl Winter, Heidelberg  .) Diese berühmte Liedersammlung besteht aus 426 Pergamentblättern von 0,355 Meter Höhe und 0,25 Meter Breite, die von verschiedenen Händen der ersten Hälfte des vier­zehnten Jahrhunderts in zwei Spalten beschrieben sind. Fast alle der hundertvierzig Dichter des zwölften bis vierzehnten Jahrhunderts, welche die Handschrift in einziger Vollständigkeit enthält, ziert zu Anfang ein blattgroßes Bild, das den Dichter bei der Arbeit oder in einer seine gesellschaftliche Stellung kennzeichnenden oder in seinen Liedern angedeuteten oder sonst aus seinem Leben bekannten Handlung darstellt. Es sind mehrere Maler zu unterscheiden. Den meisten Bildern ist das Wappen des Dichters beigegeben. Eine große Initiale ziert das erste Lied eines jeden. Die Anfänge der einzelnen Strophen sind bei jedem Liede bald mit blauen, bald mit rothen Initialen bezeichnet. Die Verszeilen sind nicht abgesetzt, sondern meist durch Punkte von einander geschieden. Ohne genügenden Grund hat man in dieser Handschrift die Zu­sammenstellung der Liederbücher erblicken wollen, als deren Besizer der Dichter Hadlaub   den Züricher Rüdiger Manesse   rühmt. Aller­dings mag die Handschrift in der Gegend von Zürich   entstanden fein; dafür spricht neben anderen Umständen die Mund­art der Schreiber. Sichere Nachricht von ihr hat man jedoch erst unt die Wende des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts. Sie befand sich damals im Besitz des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz in Heidelberg  . Wahrscheinlich ist sie bei Einnahme Heidelbergs   im Jahre 1622 entwendet worden. Erst 1657 erscheint sie plötzlich wieder als Geschenk der beiden französischen   Alterthumssammler Pierre und Jacques Dupuy  an die königliche, jetzt National- Bibliothek in Paris  . Im Jahre 1888 wurde sie vom Deutschen Reiche erworben und an ihrer alten Hei­mathsstätte, unter den Handschriftenschäzen der Heidelberger Uni­ versitätsbibliothek  , niedergelegt. Von dem auf fünf Abtheilungen be­rechneten Werke ist die erste soeben erschienen. Die letzte Abtheilung wird getreue Nachbildungen von Proben der hauptsächlichsten Schreiberhände bringen, sowie eine ausführliche Einleitung, und an deren Schluß das alte, dem Text der Urschrift vorausgehende

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Kulturhistorisches.

dg. Ein interessantes Dokument wird auf der Universitäts­Bibliothek zu Krakau   aufbewahrt. Als gegen Ende des 16. Jahr­hunderts unter Ladislaus IV.   der polnische Reichstag zusammentrat, machten die Frauen Großpolens und Litthauens eine Eingabe an Dichterverzeichniß.- denselben, in der sie durch allerhand Vorschläge eine Verbesserung ihrer sozialen Lage forderten. Diese sogenannten Jungfrauen­Artikel" enthalten einige zwanzig Forderungen. Artikel 1 Eine faftige Strafrede gegen die Bartmoden im verlangt:" In anbetracht, daß es zur allgemeinen Sitte wird, 17. Jahrhundert hielt einst Philander von Sittewald. Wenn, daß die Herren Jünglinge in der Brautwerbung allzuviel Zeit ver- fagte er," Deine ehrlichen Vorfahren es für den schönsten" Schmuc wenden und uns mit dem endgiltigen Eheschluß allzu lange hin- und Zierrath hielten, einen rechtschaffenen Bart am Maule hängen halten, haben unsere Gesandtinnen Fürsorge zu treffen, daß ein zu haben, so ahmet Ihr izund den wälschen unbeständigen Narren " Bräflusionstermin" hinsichtlich der Werbung bis zum thatsächlichen und Hanswursten nach und laßt alle Wochen Eure Bärte beropfen Eheschluß, d. h. längstens bis zum Juni jeden Jahres festgesetzt und bescheeren, ja alle Tage und Morgen mit Eisen und Feuer werde." Die beiden nächsten Abschnitte fordern fordern eine Be- peinigen, foltern und martern und hin und her ziehen und zerren strafung der Geldheirathen, sowie das Recht, nach eigener und mit Fett und Salbe einschmieren. Da ist's jetzt ein Birkelbärtel, Initiative und ohne Bevormundung des Vaters einen Gatten wählen zu dürfen. Artikel 5 verlangt für die Jünglinge, die in der Faschingszeit um ein Mädchen werben und es bis zum Juni nicht heirathen, eine Geldstrafe von 1000 polnischen Gulden, zahlbar an eine Kaffe für verwaiste polnische Jungfrauen. Artikel 6:" Aus Anlaß dessen, daß viele von den Herren Jünglingen die Familien­wirthschaft vernachlässigen und somit ohne eine Ehe einzugehen ein allzu hohes Alter erreichen, drängt sich die Noth­wendigkeit auf, gewisse Termine in jedem Bezirk in jedem Bezirk viermal im Jahre in einem bestimmten Ort zur allgemeinen Versammlung zu bestimmen, wo sich Jünglinge und Jungfrauen einzufinden haben, um eine wechselseitige Bekanntschaft nach gegenseitiger Herzens­neigung einzufädeln. Wer von den Herren Jünglingen ohne Grund ausbleibt, ist der Ehre für verlustig zu erklären." Artikel 10 nimmt die Wittwen vor. Da sich nämlich die Wittwen trotz des Verlustes ie. Der Widerstand des menschlichen Körpers eines oder mehrerer Männer nicht entblöden, junge Muttersöhnchen gegen den elektrischen Strom ist neulich von dem

dann ein Schneckenbärtel, ein Jungfernbärtel, ein Tellerbärtel, ein Pumbsbärtel, ein Spizbärtel, ein Federwedelchen, ein Schmalbärtel, ein Zuckerbärtel, ein Türtenbärtel, ein Spanischbärtel, ein Italienischbärtel, ein Sonntagsbärtel, ein Saubärtel, ein Osterbärtel, ein Lullbärtel, ein Spielbärtel, ein Stutzbärtel, ein Trußbärtel und ein Hahnrei­bärtel. Hast Du mun genug, Du Bart- Affe? Zu unseren Zeiten hat man an den Federn erkennen gelernt, was für ein Vogel Einer war, jetzt am Maule; denn der Bart zeigt es. Wie wollt Ihr das heutzutage, Ihr Fagnarren und hoffärtigen Dummlinge, da, je älter einer wird, er je mehr seinen Bart quetschen und stummeln läßt, um die Welt und das tugendsame Frauenzimmer zu überreden und zu bethören, als ob er noch ein Jüngling oder Junggeselle Physiologisches.

wäre."

-OO