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Ein Trupp von Landleuten schritt, von der Kirche heim-| ausgezogen, versammelt hatte. Er war mit Striden festgebunden, tehrend, eilig dem Dorfe zu. Mißtrauisch und verlegen und auf seinem Gesicht spiegelte sich Todesangst wider. Neben dem blieben die Leute zunächst in ziemlicher Entfernung stehen, che Leidenden niete ein großer langhaariger Mann mit rothem Rock und fie nach getroffener Vereinbarung nit tölpelhafter Unentschweren Stiefeln und betete inbrünstig, indem er sein Gebetsrad, fchloffenheit das Wagniß unternahmen, sich den Stadtleuten das er in der rechten Hand hielt, herumdrehte.

zu nähern. Den Herrschaften machte es nicht geringes Ver­gnügen, in die Schürzen der puterrothen Weiber und die Jackentaschen der verblüfften Männer die Reste der Fleisch­pasteten, belegten Butterbrote, schlecht abgenagten Knochen und Geflügelrefte zu stopfen, und als sich die also Beschenkten wieder auf den Weg machten, rief man sie noch einmal zurück, um jedem Einzelnen noch eine halbgeleerte Flasche Wein unter den Arm zu schieben.

Da meine Neugier erregt war, näherte ich mich der Versamm lung, worauf drei oder vier Tibetaner fich erhoben und mir Zeichen machten, wegzugehen. Ich that, als ob ich sie nicht verstände, und nach einer higigen Erörterung wurde mir gestattet, zu bleiben. Augenscheinlich wurde von einem tibetanischen Medizinmann eine Operation vorgenommen, und die Spannung der um den Kranken bersammelten Menge war groß. Der Doktor war emsig beschäftigt, Bünder herzustellen, die er sorgfältig in Seidenpapier einwidelte. In der Mitte durchgeschnitten, bildeten sie zwei Kegel, jeder mit einem zusammengedrehten Papierschopfe an der Spize. Als er sechs oder acht fertig hatte, ließ er seinen Patienten oder vielmehr sein Opfer eine sitzende Stellung annehmen. Ich fragte, was dem Kranken fehle. Nach dem, was sie mir sagten, und nach einer auf eigene Hand angestellten Untersuchung war ich überzeugt, daß der Mann an Herenschuß litt. Die Stur interessirte mich jedoch mehr als die Strankheit selbst, und als der Doktor sah, wie schr mich seine Ver­richtungen fesselten, forderte er mich auf, mich neben ihn zu setzen.

Der ergögliche Zwischenfall unterhielt die Ausflügler auf's beste, bis die Stunde herangekommen war, die im Programm für die Besichtigung der Dobouziez'schen Besitzung angefett war. Better Guillaume wollte als guter Fußgänger auf einem Umweg zurückkehren, seine Gäste wünschten indessen zunächst Auskunft darüber zu erhalten, ob man dort auf mehr Schatten zu rechnen hätte und ob man etwas anderes als Zuerst rief der Mann nach Feuer; eine Frau reichte ihm von Bäume und Wiesen zu sehen bekommen würde. Da sich aber Herr Dobouziez trotz allem Kopfzerbrechens keiner anderen einem nahen Feuer einen lodernden Brand. Er schwang ihn in der Luft hin und her und sprach dabei Beschwörungsformeln. Danach Sehenswürdigkeit als einer Brennerei und des Waffendepots wurde der Patient einer gründlichen Untersuchung unterworfen, von Saint- Bernard auf dem von ihm vorgeschlagenen Wege bei der er jedesmal, wenn die langen knochigen Finger des Arztes zu erinneren vermochte, zog die Mehrheit der Gesellschaft seine Seiten berührten, ein durchdringendes Geheul ausstieß, worauf vor, den fürzesten Weg, auf dem sie hergekommen, der Mann der Wissenschaft seine mit offenem Munde dasigenden auch für den Rüdmarsch zu wählen, selbst auf die Gefahr Zuschauer belehrte, daß der Schmerz dort fäße. Jetzt setzte der hin, dem geldbedürftigen Baron in die Arme zu laufen. Dottor eine ungeheure große Brille auf, und nachdem er zuerst die Nabelgegend des Kranken mit der flachen Hand gerieben hatte, maß er mit dem gebogenen Daumen zwei Zoll jeder Seite und unterhalb des Nabels ab. Zur Bezeichnung dieser Abstände be­nutzte er das brennende Holzstück, das er an diesen Stellen auf das Fleisch drückte.

Nach der Ankunft zogen sich die Damen in ihre Gemächer zurück, um vor dem Diner Toilette zu machen, während die Herren die Befißung in Augenschein nahmen.

Beim Diner, das ganz geeignet war, die Herrschaften für die Unzulänglichkeit des frugalen Picknicks schadlos zu halten, Murr, murr!"( Butter, Butter) war das, was er zunächst ver­Tobte man einstimmig das Waldfrühstück und pries die Vor- langte, und so wurde Butter gebracht. Er rieb ein bischen davon theile der Bewegung in der frischen Luft, deren appetit auf jeden Brandfled. Dann wurde auf jeden derselben ein Stegel erregende Wirkung man an sich selbst erprobt hatte. gefeßt und so lange gedrückt, bis er mit der Spize nach oben festsaß. Der Kaffee wurde auf der Parkterrasse eingenommen. Indem er zuerst die Kugeln eines Rosenkranzes schob, dann die Gebets Béjard führte Gina zum Klavier und bat sie, etwas zu maschine drehte und Gebete murmelte, arbeitete sich der Medizinmann in einen Zustand vollkommener Raserei hinein. Er starrte die Sonne fingen. Der herrliche Sommerabend lockte Laurent hinunter am Himmel an, erhob seine Stimme von schwachem Geflüster zu einem in den Park, zu dem die Schelde eine frische Brise herauf donnernden Bariton, und seine ganze Zuhörerschaft schien von dieser schickte, den der Wohlgeruch der Blumen erfüllte und dessen Vorstellung so ergriffen, daß sie alle bebten und zitterten und in finnbethörendes Schweigen nur das Gezirp der Grillen und ihrem Schrecken beteten. Jetzt faßte er des brennende Holz wieder das leise, sammetweiche Schwirren kreuz und quer fliegender nervös mit einer Hand und brachte, indem er mit der ganzen Kraft Fledermäuse unterbrach, die die ungewohnte Anwesenheit der seiner Lungen darauf blies, eine Flamme hervor. Die Aufregung Herrschaften aus ihrer Ruhe gescheucht. der Menge wuchs aufs höchste; den Kopf zur Erde geneigt, betete jeder inbrünstig. Der Doktor schwenkte das brennende Holz viermal in der Luft und führte die Flamme dann an die Papierzipfel der Stegel. Allen Anscheine nach hatte man zur Herstellung derselben Salpeter und Schwefel gemischt; sie brannten schnell und machten dabei ein Geräusch wie eine breinende Zündschnur.

Laurent stand in der Mitte des englischen Rasens und Lauschte Gina's Stimme, deren klarer, hellklingender Ton an sein Ohr drang. Sie sang den Walzer aus Gounod's   Romeo und Julia" mit so vollendetem Vortrag, daß man über der meisterlichen Wiedergabe die seichte Werth Tofigkeit des Stückes vergessen konnte.

drei- oder

Die Aufregung der Zuschauer war aber in diesem Moment nicht Die Hörer, Béjard und die beiden Saint- Fardies allen mit der Aufregung des Patienten zu vergleichen, der die Wirkung voran, klatschten begeisterten Beifall und verlangten eine diefes primitiven Heilmittels zu fühlen begann. Das Feuer Wiederholung. Laurent seinerseits bahnte sich einen Weg sprühte ihm auf die nackte Haut. Das Mittel wirkte! Schaum durch das Gedränge, um zu der schönen Sängerin zu ge- traten aus ihren Höhlen. Er flagte und stöhnte jämmerlich und tam dem unglücklichen Manne aus dem Munde, seine Augen langen und Abschied von ihr zu nehmen, denn er sollte morgen machte verzweifelte Anstrengungen, die Bande zu lösen, die seine in aller Frühe mit dem ersten Zuge seine Reise antreten. Er Hände auf dem Rücken festhielten Zwei kräftige Männer sprangen hatte der Kousine so viel zu sagen. Vor allem drängte es vor und hielten ihn, während der Medizinmann und alle anwesen­ihn, ihr für die Güte, die sie ihm die letzten Tage er den Frauen über die ausgestreckte Gestalt gebeugt mit aller Macht wiesen, zu danken und sie zu bitten, ab und zu einmal auf die Reste der drei rauchenden Kegel bliesen, die sich tiefer in seiner zu gedenken. Es war ihm indessen nicht möglich, mehr das Fleisch des unglücklichen Opfers einbrannten. als ein einfaches Lebewohl zu stammeln. Gina reichte ihm nachlässig die Fingerspiken, sie hielt es nicht einmal der Mühe werth, sich nach ihm umzusehen, sondern sette ihr kokettes Plänkelspiel mit Herrn Béjard fort. Laurent verzweifelte schon, von ihr noch ein gutes Wort zum Abschied zu erhalten, als sie sich plötzlich ihm zuwandte und mit frostigem Tone sagte: Gute Nacht, Laurent, trachten Sie, sich brav zu halten und etwas Tüchtiges zu lernen!"

Das war alles! Herr Dobouziez in eigener Person hätte sich nicht besser ausdrücken können!( Fortsetzung folgt.)

Ein tibetanischer Wunderdoktor.") Das seltsamste Heilmittel sah ich im Orte Kuzia anwenden. Ich hatte ein tibetanisches Lager von einigen zwanzig oder dreißig Zelten betreten, als meine Aufmerksamkeit durch eine erregte Menge gefesselt wurde, die sich um einen alten Mann, dem man die Kleider

*) Aus dem soeben im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig  erschienenen Buche: Auf verbotenen Wegen." Reifen und Abenteuer in Tibet  . Von Henry S. Landor  .

Der Schmerz, über den der Mann geklagt hatte, schien rund um die Hüften zu gehen; deshalb begann der sonderbare Arzt, nachdem er die Arme seines Patienten vom Rücken los- und vorn wieder fest­gebunden hatte, seine Messungen von neuem, diesmal vom Rüdgrat ausgehend.

Tschik, ni, sum!"( eins, zwei, drei) rief er aus, während er die drei Stellen wie vorher bezeichnete, fie mit Butter beschmierte und die Stegel auf ihnen befestigte. Nun folgte eine Wiederholung der vor­herigen Aufregung, Gebete, Todesqual und Berrenkungen. Aber der Patient war noch nicht gänzlich geheilt, und folglich wurden trop meines Protestirens und Bittens noch weitere Kegel auf seinen beiden Seiten angezündet. Der arme Bursche hatte jetzt einen Kreis schwerer Brandwunden rings um den Körper.

Es ist wohl kaum nöthig zu sagen, daß als die Operation nach zwei Stunden vorüber war, aus dem Kranken ein Sterbender ge­worden war.

An der Absicht, von diesem hervorragenden Arzte( er stand bei den Tibetanern in großem Ansehen) einige Winke über Heilkunde zu erhalten, sandte ich ihm ein kleines Geschenk und forderte ihn auf. mich zu besuchen. Er war sehr geschmeichelt und trug kein Ber langen, seine Methode geheim zu halten, ja, er forderte mich sogar dringend auf, einige seiner unvergleichlichen Heilmittel zu ver suchen.