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Feinde wittert. Ein seltsam gemischter Blid. Zur Hälfte halb ver- Hervortritt auf offener Szene- den solche Darbietungen zu finden angstet und scheu und wiederum so lauernd und jener Frechheit voll, pflegen. Die dankenswerthen Leistungen der übrigen Betheiligten, die zu sagen scheint: Bor uns giebt es nichts Verschleiertes mehr, besonders Frl. Brackenhammer's, wären einer besseren sauch in Kinderjahren nicht. Wir sind auf alles gefaßt! bestu Alpha. un

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leines Feuilleton.

mil 1. Die erste Stelle. Es war ihre erste Stelle. Bis jetzt war fie noch niemals aus ihrem Heimathsdorfe herausgekommen. Alles, was sie zu sehen bekam, war für sie etwas Neues: Die Pferdebahn, die Telephondrähte, die feingeputzten Menschen und die himmelhohen, vierstödigen Häuser, die sogar den Kirchthurm ihres Heimathdorfes überragten, und in denen manchmal mehr Menschen wohnten, als in dem ganzen Orte, aus dem sie ge­

tommen war.

Alle Menschen waren eigentlich recht freundlich zu ihr: bom Hausherrn an, der sie immer so schelmisch anschmunzelte, wenn sie has Eſſen auf den Liſch trug, daß sie ganz roth wurde, bis zum Kolonialwaarenhändler, welcher ihr stets vertraulich auf die drallen Arme tätschelte, wenn fie Salz oder Mehl von ihm holte.

Geſanuntdarstellung würdig gewesen; ohne eine forgfältigere Ein­studirung des Zusammentreffens wird sich das Theater nachgerade eine Sympathie nach der anderen verscherzen; elende Textbücher an der Kasse tragen das ihrige ebenfalls dazu bei.

Konzerte. Herrn Weingartner's Streichquartett in D- moll, op. 24, das am 16. d. M. in dem dazu trefflich passenden Konzertsaal des Schauspielhauses von den Herren Halir und Genossen aus dem Manuskript zum ersten Mal gespielt wurde, ist ein Muster von Vornehmheit, die nichts will, als tadellos klassisch" sein. Kein Stäubchen befleckt dieses Kostüm aus alter Zeit, nicht ein sündhafter eigener Gedanke stört diese bewundernswerth geschichte Leistung, nicht ein leberschwang diese regelrechten Cantilenen und ihre Verarbeitung. Soll aus dem streng einheitlichen Werk etwas hervorgehoben sein, so sei's das melodiöse Trio des dritten Sazzes. Der Komponist, mit Beifall reich beschenkt, verdiente sich einen solchen noch­mals durch seinen Vortrag des Beethoven'schen Geistertrios". Auch hier die höchſte Bornehmheit; nichts schroffes, trog scharf martirten Ausdrucks; ein bescheidenes Zurückhalten, ein musterhaft zarter, feelenvoll fingender Anschlag, von dem zu lernen jedem gerathen sein mag; nur von der geisterhaften Mystik dieses op. 70 war nicht viel zu spüren.

Nur die Hausfrau und das Fräulein Tochter, von der die Leute im Hause erzählten, daß sie mit ihren neunundzwanzig Jahren wohl den Anschluß versäumt habe, waren immer mürrisch und niemals Der berühmte und am 20. d. M. von einem zahlreichen mit ihr zufrieden!

Wie oft hatte sie bereits in den paar Wochen, welche fie erst im Dienst war, die tärglich zugemessenen Mahlzeiten unter Thränen herunterwürgen müssen! Was konnte sie dafür, daß fie erst sechzehn Jahre alt war und mit einem paar fröhlicher Augen in die Welt gudte? Alle Tage war ein neuer Berger; so auch gestern. Sie hatte Sie Untertaffe, Sie bereits einen Sprung hatte, unversehens fallen lassen. Wie waren die beiden Hausdrachen über sie hergefahren Bur Strafe bekam sie kein Abendbrot.

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Bublifum lebhaft begrüßte Klavierspieler Edouard" Risler  bewährt ähnliche gute Qualitäten. Sein Anschlag ist auch beim stärksten Loslegen weich, fein Spiel sehr deutlich, seine Darstellung eines Mozart und Beethoven   so klassisch" als möglich. Wenn neben jener sinnlich- technischen Seite und diesen negativen Vorzügen auch ebenso viel pofitives in der Ausdrucksweise vorhanden wäre, so würden wir einen allergrößten Künstler vor uns haben. Aber so sehr auf Gliederung und Nüancirung verzichten( wenngleich manchmal wieder unnöthig dreingefahren wird), ist doch, gelinde gesagt, auf die Dauer langweilig. Wir hörten eine Mozart- Sonate F- dur und Beethoven's Mondschein- Sonate  "; bie späteren Stücke ent­gingen uns.

Die beiden Damen fuhren dann ins Theater: nur der Herr blieb zu Hause, er wollte sie nach Schluß des Theaters abholen. Nachdem sie das Abendbrot abgeräumt hatte, rief er sie noch ver­schiedene Male herein und fragte sie nach diesem und jenem, bis er immer vertraulicher und zudringlicher wurde. Schließlich wußte sie Herr Weingartner brachte uns noch eine fremde Novität: Tschaikowsky's Manfred  . Symphonie in 4 Tonbildern nach fich nicht mehr anders vor ihm zu retten, als aus der Wohnung zu dem dramatischen Gedicht von Byron, op. 58", und zwar am flüchten. In einer dunklen Nische des Hausflures verbarg fie sich. 18. d. M. im 2. Symphonie- Abend der tönigl. Kapelle, deffen öffent­Dort hörte sie, wie er sie rief, erst leise und mit zitternder nervöser liche Hauptprobe wir hörten. Ueber eine derartige Schöpfung Stimme, die fast zärtlich lang, dann immer lauter, bestimmter, fritisch urtheilen, hieße zugleich, die Frage der Programm- Musit rauher. Schließlich fiel die korridorthür ins Schloß; sie hörte, wie er den Schlüffel zweimal herumdrehte, dann kam er langsam und überhaupt aufrollen. Diesmal giebt es sympathische einfache Motive, schwerfällig die Treppe herunter, an ihr vorbei, die mit angstvoll wenn auch nicht Melodien, wie sie neulich bei Rimsky- Korsakow  zitternden Gliedern sich tiefer in den Schatten ihren Versteckes drückte. wirkte: Gestalten hier, wo Figuren dort; endlich eine ähnlich reich­waren; ein neinanderarbeiten, wo jener mit dem Nebeneinander Er ging, seine Damen aus dem Theater abzuholen, und hatte sie haltige, doch wohl weniger gezierte Verwendung des Orchesters. Be nun ausgeschlossen. Frierend hodte fie in der naßkalten Herbstnacht auf einer fonders gefiel das zweite Wild, die Erscheinung der Alpenfee, das so Treppenstufe. Sie war todtmüde. Gegen Mitternacht tamen die wirksam mit getheilten Streicherstimmen schließt; am schönsten ist vielleicht das dritte, Hirtengesang".- Schubert's C- dur- Symphonie, Herrschaften. Der Mann schien seiner Frau bereits alles erzählt zu die diefer Neuigkeit folgte, wurde durch fie feineswegs gedrückt und haben, denn niemand sprach ein Wort. hatte an dem stark besetzten Orchester einen besonders geeigneten Träger ihrer gewaltigen Größe.

Mit gebücktem Haupte schlich sie in ihr Bett oben auf dem Hängeboden, nachdem sie vorher die Thür vorsichtig abgeriegelt hatte. Am nächsten Morgen befam sie die Kündigung und ihr Buch. Der Miethsthaler wurde ihr vom Lohne   abgezogen. Sie könnte gleich gehen, denn Dirnen, die verheiratheten Männern nachstellen, würden in diesem Hause nicht geduldet!" Jede Vertheidigungsrede wurde ihr kurz abgeschnitten.

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Nun stand fie auf der Straße. Ein fröftelnder Regen riefelte unaufhaltsam. Die großen, vierstödigen Häuser glotten und stierten fie unheimlich an.

Erst drei Wochen im Dienst und schon gekündigt, noch dazu mit einem solchen Zeugniß! Wohin mm? Musik.

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Achulich mächtig wirkte der Chor der Singakademie, als fie, am 21., die erste ihver diesjährigen Anfführungen von Ihrifchen Gesamantwerfen gab: Händel's Judas Maccabäus  ". Wie ein Fernrohr bringt uns diese mächtige Mufit jene uns fonft schon so ferne alt- testamentarische Welt näher, und ebenso that es gegenüber den uns auch schon feruliegenden Bestandtheilen dieser musikalischen Welt die Wiedergabe, soweit wir sie hörten. Die viet Künstler, die fich den Einzelgefängen widmeten, verdienen weit mehr Dank, als so vielen Künstlerabenden" gebührt. Frl. Meta Geyer ( Sopran) und Frau Luise Geller Wolter( Alt) fangen die Klagelieder mit überzeugendem Ausdruck; Herrn Arthur ban Eweyt's Baßbaryton bot in der Partie des Trösters Simon ( Baß) eine Leistung erustester Art, und Herr Stammersänger Carl Dierich fuchte feine weiche Stimune den Anforderungen der heroischen Titelpartie( Tenor) bestmöglich anzupassen. Der Besuch der späteren Singakademie- Abende oder ihrer öffentlichen Proben sie dem Freund einer über Unterhaltung und persönliche Interessen hinausliegenden Kunst dringend empfohlen.

Theater des West en 3. Freitag, 21. Oftober. 1. Gastspiel des fgl. Kammerfängers Emil Göße: Martha oder der Markt zu Richmond. Romantisch- tomische Oper. Mufit von Fr. b. Flotow  . Wenn jetzt, nachdem neue dramatische Welten über die Bühne gezogen sind, die alten vormärzlichen Opern mit Hilfe der neuen Einsichten in der Aufführungstunft zu einem zweiten, echten Leben erweckt würden, so würde dies wohl überraschende Unter den einzelnen Konzertgebern dieser Woche sei noch zus tünstlerische Wirkungen geben. Auf die derzeitigen Neueinstudirungen nächst Herr Ludwig Schrauff erwähnt, der am 15. ein reiches in jenem Theater bezieht sich dies nicht; am wenigsten vielleicht auf Programm sang. Er schwelgt in der Fülle seines sehr weichen und diese Martha"-Vorstellung. Muß denn von den vier Seiten der auch in der Höhe milden, dabei vollen, dicken Tones; der Klang Bühne gerade die, auf welcher sich darstellerisch nichts befindet, die seiner Vokale fluthet gleichsam über die Konsonanten hinweg, wie borbere, fast einzig angesungen und angespielt werden? Muß denn Lichtfluthen über die Ränder von Gegenständen. Zwei Sängerinnen, der Chor immer so fünstlich und steif als möglich aufgestellt und Lilly Onden Dannhäuser( am 19.) und Carlotta abgerichtet sein? An diesen Punkten hätte die Regie Cambiati( am 18.), boten manches Hübsche, jene besonders im zu beginnen, sobald sie dazu beitragen will, die Geschäftsbühne in Ausdruck des Barten, diese in hoher Koloratur; mehr wüßten wir die Kunstbühne zu verwandeln, als die wir sie anfangs begrüßen zu allerdings nicht zu rühmen. Die Klavierkollegin der legteren, Lena tönnen hofften. Frau Schuster- Wirth bot in der Hauptrolle Gruihu, verdirbt durch die Härte ihres forte, in welchem sie sich eine sympathische Erscheinung und tüchtige Leistung; wenn ihre zu gerne übernimmt, den sonst guten Eindruck ihres Spiels. Der Stimme nicht mild genug flang, so war vermuthlich nicht sie allein Violinkollege der ersteren, Kammervirtuos Felix Meyer, daran schuld. Ihr Partner, der Gast, goß sein Stimmmaterial, das und der Konzertgeber vom 15. in der Singalademie, Bioliuvirtuos im Piano doch so erfreulich flingt, zu unbändig aus, als daß Arno Hilf   aus Leipzig  , boten in den von uns gehörten, großen­daneben eine feinere Kunst gedeihen konnte. Trotzdem oder vielleicht theils recht leeren Paradestücken sehr gutes; wenn uns Herr Hilf eben deswegen fand der vielgenannte Sänger mit seinen sihßen" fein großes Können weniger merken ließe, würde es wohl noch leider bis zu werthvoller sein. Tönen von Glick" u. f. w. den reichlichen Beifall

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