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Expedition hat der wissenschaftliche Leiter derselben, Professor Chun,|, ihrem Grafen " verlassen, da er sich standesgemäß verheirathen dem Londoner Verleger Sir John Murrah neuerdings einige Mit- mußte; und da die große Künstlerin" Leere und Langeweile theilungen zugehen lassen, wonach der Weser- Zeitung" zufolge die empfindet, so sehnt sie sich nach einem Glück, wie es ein Nähbis jetzt gewonnenen Resultate für Naturforscher, besonders für mädel empfindet oder eine Stalldirn, wenn der Halterbub heime Ozeanographen, von hohem Interesse find. So wurden an den kommt.
warmen und den kalten Stellen des Fawer Kanals bezw. südlich Närrische Träumerin. Ein Star in Wien und verschwiegenes und nördlich vom Wyville Thomson Ridge in systematischer Liebesglück! Die Ladinser lernt wirklich einen dummen jungen Buben Folge Temperaturbeobachtungen gemacht und ebenso solche kennen, den Postbeamten Leopold Wifinger. Der Poldi ist wie ein über das spezifische Gewicht des Wassers an der Ober- unbeschriebenes Blatt; nur einen Frevel hat er begangen. Er fläche und in der Tiefe, ferner wurden Dichte, Färbung und Durch schrieb ein Theaterstück, das mit Bauten und Trompeten durchfiel; fichtigkeit, sowie die Richtung der Oberflächenströmungen beobachtet. dem Publikum, das vor 14 Tagen Halbe's Eroberer" ähnlich durchDie meteorologischen Beobachtungen über Luftdruck, Temperatur raffeln ließ, machten die Anspielungen, die sich unwillkürlich ergaben, und Feuchtigkeit werden von vier zu vier Stunden( Tag und Nacht) sehr vielen Spaß. aufgezeichnet, während im chemischen Laboratorium die chemische Die Ladinser angelt den reinen Thoren, den Poldi, für sich. Zusammensetzung des Wassers in den verschiedenen Tiefen- Die Leutchen glauben, man fümmere sich nicht um ihre Liebe; und verhältnissen untersucht wurde. In einzelnen Grundproben sind diese Liebe giebt den Gesprächsstoff für die ganze Stadt" ebenso wie in dem aus größeren Tiefen entnommenen Wasser ver- ab. Man hat eben in dieser ganzen Stadt" nichts Besseres schiedene neue Arten von Bakterien gefunden worden. Auch das zu thun. Da beschließt Poldi, dem Gerede durch die Heirath ein Tiefseenet lieferte viel und interessantes Beobachtungsmaterial, so Ende zu machen. Aber das Unfläthige, das einen solchen Star umhat sich namentlich gezeigt, daß manche Fische und Schalthiere spielt, widert den jungen Wisinger an. Dafür muß er sich wie ein nicht, wie man bis jetzt annahm, auf dem Meeresboden leben, fleiner Philister abkanzeln lassen, wie ein spießbürgerlicher Moralist, sondern in den mittleren Wasserschichten sich aufhalten, während die der die besondere Künstlermoral nie begreifen werde. Das oberen Schichten bis 600 Meter unterhalb der Oberfläche sie nicht hat man davon, wenn man nicht der Hanswurst des Stars beherbergen. Neu aufgefunden sind u. a. prachtvolle Nadiolarien, sein will. Will man etivas Besseres fein als eine ganze
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violette Quallen, Ostrakoden in Nußgröße, lebende gallertartige See- Stadt"? Eine Schauspielerin muß, wie der Mahdi ehedem, gurfen, eigenthümliche Tintenfisch- Arten und große Pteropoden. Bei über die Rücken der Gläubigen schreiten können. Seltsam naive der Seine- Bank( Kanarische Inseln ) wurden ebenfalls systematisch Frechheit!
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Temperaturbeobachtungen angestellt und Grundproben entnommen, Die tomödiantische Göttin gab Frl. Groß. Nett und spielerischwährend das Schleppnet reiche Ausbeute an Crinoiden und kokett zu Anfang, später auf dem hohen tragischen Gaul mit feierHydroiden ergab. Damit ist die von dem nordamerikanischen licher Würde. Herr Jarno( Leopold Wisinger) war weniger bei der Tiefseeforscher Alexander Agassiz begründete Lehre, daß das Sache; er erschien zu gereift für die kindliche Rolle. Meer nur bis 200 Meter unter der Oberfläche und 200 Meter Dem Publikum gefiel der erste Aft am besten. Im zweiten Aft über dem Boden Lebewesen beherberge, während die ausgedehnten folgte man mit matterer Laune und nach der Abkanzelung des kleinen dazwischen liegenden Wasserschichten unbewohnt seien, unbewohnt seien, strikte Boldi durch die große Ladinser gab's wieder Leute, die lebhaft wurden. widerlegt. Die Expedition ist von den Kanarischen Inseln Das macht ihrem Gemüth mehr Ehre, als ihrem Kopfe.ff. nach dem Kap der guten Hoffnung gegangen, hat Kapstadt -r. Jm Ostend Theater ist das Voltsstück„ Ontel dieser Tage verlassen und wendet sich jetzt zunächst nach der Agulas- Bank( vor dem Nadelkap), von wo aus sie sich in die Jonas" von Ostar Klein als Novität aufgeführt worden. Onkel Jonas ist ein jüdischer Lotteriekollekteur und Heirathsantarktischen Regionen begeben will. Der Rückweg soll genommen vermittler, in diesen Eigenschaften aber seltsamerweise ein mertwerden über die Kokos- und Weihnachts- Inseln nach Sumatra , Ceylon, den Seychellen und Amirante, sowie Sansibar , von dort würdig weit zurückgebliebener Mensch. Er erinnert in seiner undurch das Rothe Meer, den Suezkanal und das Mittelmeer nach fagbaren Anständigkeit beinahe an den alten Moses in Friz Reuter's Stromtied und weist jede Interessengemeinschaft mit ollen ehrlichen Hamburg zurück, wo die Expedition etwa im Mai nächsten Jahres Seemännern entschieden zurüd. Es ist ganz folgerichtig, daß ein so wieder eintreffen soll. zartbefaitetes Gemüth sich auch über eine leider Gottes begangene Theater. Jugendthorheit bittere Vorwürfe machen muß. Die Frucht der Jugendthorheit heißt Lucie, sie tritt im Variété Theater auf, ist aber in dem Klein'schen Stücke seltener Charaktererscheinungen wahrhaft tugendfestes Weib. Onkel Jonas, der sich nun als Water Jonas fühlt, erkennt dies und vergießt Thränen der Glückseligkeit, als seine Tochter die Gattin eines ehrsamen Philisters wird. Selbstverständlich werden am Schlusse des Stückes auch noch diverse andere Herzensbündnisse geschlossen. Daß Rührpossen mit derartigem Inhalt bei uns Volksstücke genannt werden, möge das deutsche Volt, das ja so manches geduldig erträgt, ihren Verfassern verzeihen. Wir wollen nicht weiter über Inhalt und Aufbau richten, sondern nur noch der recht flotten Darstellung gedenken. Herr Weiß entwickelte in der Titelrolle viele seiner vorzüglichen Künstlereigenschaften. Als Soubrette leistete Fräulein Weik leidliches, und auch die unermüdliche Frau Lid bemühte sich in der für sie passenden Rolle einer Zimmervermietherin humorvoll zu Werke zu
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Musik.
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Im Lessing Theater wurde am Sonnabend ein Wiener Stück,„ Der Star" von Hermann Bahr , zum ersten Male aufgeführt. Für uns in Berlin hat die Komödie des Heerrufers vom literarischen Jungwien kaum einen größeren Werth, als den einer Kuriosität, weil ihre Voraussetzungen für das Leben Berlins nicht stimmen. Ein Stück wienerischer Geistesverfassung wird in der That durch Bahr's Komödie beleuchtet. Nicht so sehr durch die Vorgänge im Stücke selbst, als dadurch, wie fie Hermann Bahr aus seiner Umgebung heraus bewerthet. Troy aller Radaupolitiker schwärmt ein umfassender Theil der Wiener Gesellschaft immer noch fürs Theater, vielmehr für die Personen beim Theater". Darin gehen hauptsächlich die geistigen Interessen gewisser Streise auf; das erzeugt die maßlosen Eitelkeiten und die Korruption unter den Künstlern vom Theater, wie es anderseits die gaffenden Bewunderer zu lächerlichen Hohltöpfen stempelt. Ein ironischer Kopf könnte daraus noch manche Münze prägen; und gehen. wirklich läßt sich zu Anfang die Komödie Bahr's wie eine lustige Satire an, in der mancher geistreiche Einfall aufsprüht. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Bahr seinen ganzen Stoff ironisch Wo wir in den letzten Wochen mehrere Versuche erlebt hatten, sah; er ließ sich aber bald von den Interessen der Gesellschaft, in die ältere tomische Oper in Neueinstudirungen wiederzuerweden, der er lebt, gefangen nehmen, oder er dachte: Ein bischen zaufen dort wurde nun auch der Versuch gemacht, in dieser Gattung etwas darf man die lieben Wiener , nur soll's nicht allzu weh thun. Seit Neues zu bringen. Am 12. d. M. wurde im Theater des Anzengruber es im Vierten Gebot" that, hat niemand mehr der Westens die dreiaktige Komische Oper" von Otto Lohse : Kanaillenhaftigkeit in Wien ehrlich die Zähne gezeigt. Die Der Prinz wider Willen", zum ersten Mal aufgeführt. heutigen Karlweis geben nur überzuckerte und parfümirte Wahr- Für Berlin eine Neuheit. Vorangegangen waren Aufführungen an heiten. Jedenfalls tommt dadurch, daß der wandlungsreiche den Stadt- Theatern zu Köln , Straßburg und Hamburg . Der KomBahr plötzlich ernsthaft und sentimental wird, etwas Unaufrichtiges ponist, als solcher vordem noch so gut wie unbekannt, als Kapellund künstlerisch Unreinliches in seine Komödie. Wo er wißig, ja meister geschätzt, leitete die Aufführung persönlich. Sie hatte einen gescheit plaudert, hört man ihm gerne zu; wo er psychologisch ver- sehr freundlichen Erfolg; der Komponist mußte bereits nach dem tiefen möchte, da wird sein Stück flach und geradezu uninteressant. ersten Aft, später mehrmals hervortreten, und selbst auf offener Man kann, was Bahr ernst vorbringt, nicht ernst nehmen. Seine Szene blieb uns das Hervorrufen von Darstellern und ihr Quittiren lächerlichen Bühnenhelden dürfen sich nicht wie die außergewöhn- des Dankes leider nicht erspart. War dieser Erfolg größtentheils der lichen Menschen spreizen; von ihnen ist es eine Unverschämtheit. Ich wenigstens empfand es fo.
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Der Star ist ein Frl. Ladinser, Schauspielerin mit 25000 Gulden Gage. Leider muß die Allverehrte ihren Ruhm theuer bezahlen. Mit jedem Preßbengel, Aushorcher und Schnüffler muß fie schön thun; idiotische Mäcene muß sie um sich dulden; reichgewordene Holzhändler und Wucherer dürfen sich bei ihr räkeln; und selbst ihren Schuftigen Oberclaqueur umarmt und füßt sie und steht mit ihm auf dem Duß- Fuß. Das ist vielleicht selbst vom wienerischen Standpunkt aus tarifirt. Jedenfalls kann man von einem Menschen mit gesunden Sinnen nicht verlangen, daß er vor solchem Lumpen Künstlerthum Iniefällig fich verbeuge. Wer sich mit soviel Schmutz umgiebt, besudelt sich eben auch innerlich, und wenn er vordem ein weißer Engel an Jdealismus gewesen wäre. Die Ladinser wurde eben von
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hier leicht erzeugten animirten Stimmung des Publikums zuzuschreiben, so scheint er bei kritischeren Stimmen geringer zu sein: das Wort„ Kapellmeistermusik" droht auch diesem Werk zu schaden. Jedenfalls darf über die neue Oper das Urtheil nicht so bequem einheitlich gefällt werden; sie enthält so grundverschiedene Qualitäten, daß man ihr ohne ein scharfes Auseinanderhalten dieses Verschiedenwerthigen nicht gerecht werden kann.
Das Tertbuch stammt von Rudolf Seuberlich, der sich bereits durch andere humoristische Arbeiten und als Uebersetzer aus dem Russischen bekannt gemacht hat. Es enthält einen schäzenswerthen Vorzug: glückliche Situationen, theils urkomischer, theils rührend an muthiger Art, und durch sie allein dürfte der Erfolg bereits verbürgt sein. Im übrigen ist es von der simpelhaftesten Art der altgewohnten. Operntegte und ergeht sich in langweiligsten Dehnungen. Von der