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fallen, die Blätter zu bedecken, die Zweige und Aeste der Bäume, ermöglichen. Die Frau des Malers bekam einen Sohn. Wo sollte die Kleider des Herrn Tanzmann, die Eisscholien am Rande des der bleiben? Natürlich bei unserm gutherzigen, edlen Böcklin." Flusses. Nur das Wasser nahm die Flocken in sich auf und ließ sie Später, in Basel , spricht Böcklin zu Kopf von dem Kunstsinn" der in sich verschwinden. Aber auf dem Lande sammelte sich der Baseler: Hier halten sie mich für einen Narren; es ist mir schon weiche lose Schnee unglaublich schnell an, in furzer Zeit bedeckte er begegnet, daß man, wenn man mir auf der Straße entgegentam, den Boden in einer Höhe von mindestens zwanzig Zentimetern. auf die andere Seite hinüber ging; man hat Angst vor mir!" Herr Tanzmann stapfte etwas mühsamer als vorher, aber wohl- Kopf redete Böcklin zu, mit ihm nach Sankt Morih zu gehen. Das gemuth dahin. Das Ufergebüsch, der Fluß, an dem in etwa halb kann ich nicht, ich muß Geld verdienen." Und noch von einem wird stündiger Entfernung die kleine Stadt liegen mußte, zu der er zurück in deni Buch ein köstlicher Zug erzählt, von Ibsen . Kopf trifft fehren wollte, würden ihm leicht den Weg zeigen, obwohl er in ihn in Tirol. Mit großem, glänzendem Zylinderhut lief er in den dieser Gegend noch nicht gewesen war. Er verkannte keineswegs die harzigen Tannenwäldern umher." Henrik Ibsen , der in den Tiroler in der That ein Gefahr, die dem Menschen droht, wenn er in unbekannter Gegend Bergen mit dem Zylinder herumläuft von einem Schneewetter überfallen wird. Er kannte genug Beispiele,| Prachtbild!- wo selbst Briefträger und Botenfrauen, die doch ihren Weg genau tannten, bei Schneestürmen umgekommen waren. Er wußte, wie- Ueber eine merkwürdige Naturerscheinung berichtet der sehr sich die Gegend infolge von hohem Schnee verändert, wie alle Befehlshaber des holländischen Dampfers" Celebes ": Am Morgen Wege verschwinden, wie man jeden Anhaltspunkt, jede Richtung ver- des 15. Oktober fuhr der Dampfer Celebes " schräg gegenüber liert, die man doch so genau zu kennen glaubte. In finsterer Nacht Krakatan. vollends, wo man sich selbst auf einer Chausse nicht von einem Baum zum anderen findet, ist die Situation am unheimlichsten. Und dazu der hohe Schnee, aus dem man sich bei jedem Schritte mühsam erhebt, um dann von neuem in ihm zu versinken, bis man in Schweiß geräth, die Beine schlaff und schwer werden und eine un­sägliche Müdigkeit den ganzen Körper ergreift. Wie einen dann die Angst packt und dann die Verzweiflung, wie der Schweiß erkaltet, die vom Schnee durchnäßte Kleidung kalt und steif wird und man voraussieht, daß man es nicht lange mehr treiben wird, wenn nicht ganz plötzlich die Rettung irgend woher kommt, Herr Tanzmann hatte es selbst schon durchgemacht, darum erinnerte er sich dessen jegt sehr lebhaft.

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Zum Glück war er damals gerettet worden, sonst lebte er ja jetzt nicht mehr. Als aber jetzt der Schnee immer höher wurde und der Wind die ganzen Floden vom Fluß her auf dem Weg zusammenhäufte, den er gehen mußte, da wurde ihm die Arbeit des Laufens bereits etwas fauer. Diesmal sollte ihm indeß nicht lange das Leben schiver gemacht werden. Er wollte bereits seine Lippen zu einem inbrünstigen Fluche öffnen, da ließ der Schneefall nach, die Wolken zogen sich zusammen, und es hellte sich wieder auf. Sogar die Sonne ließ es sich nicht nehmen, noch einmal unseren lieben(?) Herrn Tanzmann zu bescheinen und ihm die Freude zu bereiten, eine echte Winterlandschaft zu bewundern, eine weite glänzende Schneedecke, aus der die schwarzen Baummassen ihre weißbedeckten kahlen Aeste emporstrecken.

Curt Grotte wit.

Kleines Feuilleton.

Um 1 Uhr 50 Minuten wurde die Insel auf

2 englische Meilen Entferming passirt. Das Wetter war prachtvon bei herrlichem Sternenhimmel. Blöglich sahen wir das Vorderschiff erleuchtet und dort einen weißen Dampf aufsteigen. Nach genauerem Hinsehen bemerkten wir, daß der Dampf aus der See emporstieg; er war lauwarm. Als wir auf der Brücke standen, bemerkten wir, daß die Lichtwellen sich in der Richtung NSO. nach WSW. bewegten; diese Bewegung nahm so stark zu, daß es auf uns den Eindruck machte, als näherten sich dem Schiff himmelhohe Wellen. Dampf­wollen flogen über das Schiff hinweg. Die See aber blieb ruhig. Um 2,5 Uhr nahm das Licht eine andere Richtung an. Die Licht­wellen begannen einen riesenhaften Zirkel zu beschreiben, dessen Mittelpunkt in OSO. Iag; sie hatten die Form eines Sektors und folgten einander in regelmäßigen Zwischenräumen, auch wurde das Schiff bei ihrer Annäherung stets beleuchtet. Nach 2,5 Uhr nahmen fie ab und hörten, nachdem Strakatan passirt war, ganz auf. Die Luft war bei einer Temperatur von 28 Grad Celsius wieder klar wie zuvor. Musik.

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Konzerte. Theater des Westens . Am 29. v. M. Hörten wir im" populären Philharmonischen" die Musik Mendelssohn's zum Sommernachtstraum". War die Auf­führung nur so gut, wie in diesen Konzerten überhaupt gespielt wird, so fällt das faum einzelnen Personen zur Last. Von da aus besuchten wir das Klavierkonzert im Bechstein - Saal von Felig Drehschock, dem Vertreter einer älteren Musikerfamilie. Alexander D. war der weltberühmte Klaviervirtuose und Oktaven­fpezialist; fein Bruder Raimund D. war Violinspieler; dessen Frau Elisabeth D. wirft in Berlin als Gesangsprofessorin und beider Sohn gk. Lebenserinnerungen eines Bildhauers sind soeben von Felix D. ebenda als Klavierpädagoge. Dazu scheint ihn seine geradezu Professor Joseph von Kopf erschienen. Der Verfasser ist im vorbildliche Spielmechanik sehr gut zu befähigen; über die im Vortrag Laufe feines Lebens mit vielen berühmten Männern der letzten vorgebrachten Auffassungen, zumal was Accentvertheilung betrifft, Hälfte unseres Jahrhunderts zusammengetroffen und weiß manches hätten wir allerdings viel zu klagen. Dann ging's in das vierte Interessante von ihnen zu erzählen. Wit Liszt fam er um 1870 Konzert der Berliner Konzertvereinigung Madrigal ", welche in Rom zusammen und verkehrte viel mit ihm. Es ist amusant, die unter diesem Namen bekannten Gesangsformen und ähnliche wie er den gefeierten Meister als das allgemeine Modell für die Lieder für ein doppeltes Vokalquartett( 4 um eine verstärkte weib­Künstler, die damals in Rom waren, schildert. Liszt nahm auch liche Stimmen und 4 Männerstimmen) fultivirt. Es geht in einem Prof. Kopf das Versprechen ab, sein Portrait zu modellieren. Dieser solchen Konzert etwas familiär zu; allein die Gelegenheit, an der mochte aber nicht, obwohl jener einen schönen derben Charakterkopf hand eines gewissenhaften Programmes seltenere Werkchen und hatte; es ärgerte ihn, daß Liszt allen möglichen bildhauernden ältere hinten im Publikum auftauchende Komponisten kennen zu Franen und Dilettanten saß und sich für schauderhafte Machwerke lernen und sich an der Hingebung der Neune sowie des Herrn hergab. Einmal wäre es ihm dabei beinahe schlecht gegangen. Musikdirektors Men gewein zu erfreuen, verdient ein Bravo. Ein Bildhauer Sachs, eine Pole, überredete ihn, eine Gesichtsmaske Am 30. v. M. errang sich der Baryton D. Felig Kraus in von sich nehmen zu lassen, und dabei wäre er fast erstickt. Der der Eingakademie nur schwer und langsam die Gunst des spärlichen Gipsgießer überzog das Gesicht mit schwerem Gips, der natürlich Bublifums. Schuld daran war jedenfalls nicht ein gleichzeitiges, die Wangen eindrückte. Nur die Nasenlöcher wurden freigelaffen, aus drei Musikliebhaberinnen, 19 Nummern und ich weiß nicht was aber das Athmen ging trotzdem nur schwer. Liszt erzählte später, noch bestehendes[ Konzert der Harfenistin Edith Martin im er habe fürchterliche Erstidungsangst ausgestanden. Und das prächtige Architektenhause; vielleicht war es die im Anfang beschränkte und Ergebniß dieser Tortur war. daß der Atguß aus der Form einen meist etwas unruhige Stimme von Kraus; am ehesten seine durch Menschen darstellte, der direkt aus Dante's Hölle entsprungen zu sein und durch ernste, jeden populären Effekt verschmähende Künstler­schien. Nie wieder lasse ich mich abgießen!" sagte Liszt . Desto schaft. Allmälig muß man doch mitfühlen, wie innig hier Gemüth mehr zirkulirten aber seine Hände mit den langen schönen Fingern im zu Gemüth spricht, und wie selbst die Unruhe des Tones oft mehr Abguß. Fast jede Dame hatte sie, mit Lorbeer umgeben, auf ihrem charakterisirend als störend wirkt. Tische liegen. Auch von Makart erzählt Kopf einige bezeichnende Am 1. Dezember nahm uns Frieda Kindler( aus Rotter­Züge. Dieser Tam 1868 zu ihm nach Rom . Er schildert ihn als dam) die mit den Philharmonikern in der Singakademie einen fleinen, stillen, schwarzen Mann mit dunkeln, stechenden Augen, Klavierabend gab, Beethoven's 5. Konzert mit gut geschultem Spiel bei denen man kaum das Weiß bemerkte. Er war stets hören ließ und ihr Spiel sowie ihren recht zierlichen Vortrag ruhig und einfilbig. Sehr interessant war seine Frau, die in doch nicht an diese noch ganz anderes fordernde Musik wenden feiner Malerei cine so wesentliche Rolle spielt. Einmal erschien sie sollte nur wenig von dem gleichzeitigen, Quartett üdel" im auf einem Balle im Künstlerverein als Bachantin in einem Kostüm, Bechstein- Saal weg. Dort lauschte ein dichtest gedrängtes und auf das ziemlich echt" war- Kopf sett hinzu: was mich nicht störte, alles vergnügt eingehendes Publikum dieser urwienerischen Erschei aber andere." Später besuchte er Malart in seinem Atelier in Wien . nung. Ihre Bedeutung liegt in dem höchst kunstvollen Verwenden Es gefiel ihm nicht sonderlich. Er erzählt, daß die Frau sich zum der mamigfachsten Stimmwirkungen für den Humor, der oft freilich Geburtstag ihres Mannes, der die rothen Haare liebte, ihre schwarzen etwas gar banalen und eintönigen Texte; besonders die höchst um Haare roth färbte, ohne daß dieser es aber merkte. Dabei zog sie fang- und farbenreiche Stimme Prof. Udel's( 2. Tenor), eines echten fich eine schwere Krankheit zu. Makart's Bub war als Spanier an- und vielseitigen( daheim Violincell lehrenden) Künstlers, taugt dazu gezogen, die Magd in Rokoko , indeß das Effen war vorzüglich- prächtig. Schade, daß die Herren ihre Spezialität, ebenso wie das das Fleisch wirklich Fleisch Kopf erzählt auch von seinem Kofchat- Quintett" die seinige, nicht konzentrirter, durch Tafelmusik Freunde, dem herzensguten Arnold Böcklin ." Dieser ungestörter durchbilden oder durchbilden können! hatte damals( 1865 in Rom ) schwer zu kämpfen; aber ob- Ernst Mield, ein junger finnländischer Komponist, erntete wohl er in seiner Kleinen Wohnung selbst faum Blatz für in feinem Kompositionskonzert mit dem philharmonischen Orchester fich und seine Familie Familie hatte, Tud er doch ein eben am 3. d. M. in der Singakademie verhältnißmäßig wenig Beifall. angekommenes junges Ehepaar ein, bei ihm zu wohnen, um dem Das war ungerecht schon gegenüber dem herzhaften Schwung und Mann, einem jungen Maler, den kostspieligen Aufenthalt in Rom zu den ansprechenden Themen, die seine Werke erfüllen, auch wenn er

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