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fast chimärisch. Quälen sich in, mittleren Ständen" schon so viele, über ihre
Das Mädchen stellt alles hin. Während die Alte ißt.. mur Kraft die modern- berlinische Familiengeselligkeit festzuhalten, den aller- ein Ei.. und ein bischen Schinten.. und ein Ei und ein meisten wird sie naturgemäß unmöglich. Wie viele faule und wie viele Stückchen Sülze.. und noch ei Gi.. jammert sie:„ Ach, ich habe böse Wizze wurden schon über die kleinen Hilfsmittel und Täuschungen schon wieder solche Angst vor dem Fest! Da wird man überall eingerissen, mit denen manche Kleinbürger die beengten Wohnungen geladen. Da giebt's dann lauter schwere Sachen. Und abschlagen als Gaststätten herrichten. Die Sache ist aber garnicht so lächerlich, fann man nicht. Na, ich weiß ja, nach dem Fest muß ich wieder fie hat ihre verdammt ernste Seite auch. Was soll man erst von Karlsbader trinken. Ach Gott, mein Magen, mein armer Magen!" der Gaftlichkeit und dem Behagen im proletarischen Heim sagen? Schneefall und Erdbeben vor 300 Jahren. Der„ Magd. Die Berliner Sonntage sprechen da eine unheimlich sichere Sprache. 8tg." wird geschrieben: Vor drei Jahrhunderten, 1598, zeichnete sich An dem einzig freien Tag, an dem sich intimere Familien- die Mitte des Dezembers für unsere Gegenden, d. h. Mitteldeutschgeselligkeit entwickeln könnte, wird der krasse Beweis von Unbehagen, land und einen Theil Norddeutschlands, durch einen ungewöhnlich vom Nomadischen in unsererer Großstadtbevölkerung erbracht. starken Schneefall und durch ein kurz darauf folgendes Erdbeben aus. Ganze Familienzirkel vereinigen sich in einem Wirthshaus; nicht Eine in meiner Quelle nicht näher bezeichnete alte Chronik berichtet selten mit Kind und Kegel. Wo es in solchen öffentlichen Lokalen darüber:„ Den 13. Decembris 1598 ist in einer einzigen Nacht im Halbwegs leidlich ist, da wird kein Stuhl unbesetzt bleiben. Drang- Lande Meissen , Sachsen und Thüringen so ein sehr großer, tiefer voll eingeengt fist man beieinander; und es ist für jeden ruhigen Schnee gefallen, daß morgendes Tages mancher zur HausBeobachter klar, daß Unbefriedigung, das Unbehagen innerhalb ihrer thüren nicht hat heraus kommen, auch ein jeder Fuhrmann aus vier Wände die meisten in die Kneipe getrieben hat. Es ist eine seiner Herberge den ganzen Tag nicht eine ganze oder halbe Meilläppische Lüge, von entarteter Genußgier zu sprechen. Es werden wegs fahren können, ob er gleich sechszehn oder mehr Pferde an in der Regel keine orgiastischen Gelage gefeiert. Es wird nicht den Wagen gespannt; es sind viel Menschen und Thiere im Schnee getollt und gejubelt.( Wer jungen Leuten einen Ausbruch erhöhter ersticket und verdorben." Die Chronik fährt dann fort:„ Darauff ist Lebenslust, wie sie dann und wann sich äußert, verdächte, den 16. Decembris frit vor 7 Uhr in vorgemelden Landen, zu das wäre ein trauriger Hanswurst.) Man drängt sich nicht von Magdeburg , zu Leipzig , zu Altenburg , Zwickau , Chemnitz , Freyberg, Tingeltangel zu Tingeltangel, um in einer Nacht den Wochenverdienst Meissen , Dresden 2c. ein so grausames Erdbeben entstanden, daß auch loszuschlagen, wie es in den Berliner Schauerberichten der Mucker etliche Thüren in Häusern, welche noch mit Anwürflein( alte Thürgefagt zu werden pflegt. Sondern meist ist es lediglich das befestigung) zugemacht, davon von selbst aufgesprungen und sich die Häuser familiäre Geselligkeitsbedürfniß, das nach einem vertrauten Gasthaus sehr erschüttert." Von dem Erdbeben wird auch anderwärts erzählt, führt, wo man ein paar friedliche Schoppen trinkt. Ist das nun z. B. in der Hallischen Chronik des D. G. Olearius( Halygraphia, wirklich Genußgier und materialistische Entartung?" Man sucht in Leipzig 1667,. 339) mit folgenden Worten:( 1598) den der Kneipe auf, was man bis zu besser situirten fleinbürgerlichen 16. Decembris früh Morgens ein Viertel auff sieben Uhr, ist zu Kreisen daheim nicht mehr erreichen kann, will man sich nicht auf die Hall( Halle a. d. Saale ) mit Blizen, ein groß Erdbeben gewesen, eigenen Familienmitglieder beschränken: das bischen Geselligkeit. welches die Leute also beweget, daß etliche, so noch in Betten Alpha . schlaffend gelegen, davon auffgewacht, und die auff dem Felde. umbgefallen, wie solches im Kirchen Register der Verstorbenen und Begrabenen( zur L. Frauen) auffgezeichnet und zu lesen A. 1598."- Literarisches.
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Kleines Feuilleton.
-d. Besuch vor Weihnachten . Ein alter Arbeiter, noch mit dem Werkstattschmutz auf dem Gesicht und den Kleidern, klettert die Hintertreppe hinauf. Bei jedem Absatz bleibt er stehen und ruht sich aus. Da die Gasflamme auf das allerkleinste Maß herabgeschraubt ist, kann er nicht die Namen an der Thüre lesen. So flopst er denn und erfährt, daß er noch eine Treppe höher steigen muß. Vom Flur ans tritt er gleich in die Küche. Sie ist zugleich als Wohnzimmer eingerichtet. Auch als Arbeitsraum dient die Küche. Die ganze Familie, der Vater, die Mutter und die vier Kinder fizzen um den Tisch, der dicht an den Herd gerückt ist. Der Schein der Küchenlampe leuchtet auf bunten, silbernen und goldenen Papierschnigeln auf. Die Kinder drängen sich um den angekommenen Groß vater:" Ich will' ne Puppe!. Ich' ne Lokomotive!... Ich' ne Hängeschaufel!... Ich' n Geschichtsbuch!"
" Ja, ja doch! Ih, gewiß! Alles sollt Ihr haben! Aber erst müßt Ihr mich sehen lassen!... Na, was macht Ihr denn da? Baumketten? So viel? Wollt Ihr denn damit handeln?"
" Ja, was soll'n wir machen? Das sind die letzten paar Kröten, die wir anlegen konnten... Na, Mutter, nu mach man das Abendbrot. Vater ist doch'n Happen mit?"
" Ich, Gott bewahre! Ich habe schon gegessen!" „ Aber Du kannst doch noch nicht zu Hause gewesen sein!" „ Na... ich esse nich! Ich habe keenen Hunger!" " Jott, Du weeft doch, wie Vater ist!" meint die Frau. ihn doch! Es schmeckt ihm nich bei uns!"
" Ja, ja!" lacht der Mann.
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Laß
Ach, Unsinn!" sucht der Alte abzuwehren. Doch als die Kartoffeln und die Häringe auf dem Tisch stehen, bleibt er hartnäckig dabei, daß er keinen Hunger habe. Von den zwei Häringen wollen sie ihm noch was abgeben! Sie sind wohl ganz und gar!... Nachher hilft er ihnen fleben, bis die Küchenlampe ausgeht.
Als ihn sein Schwiegersohn hinunterbringt und das Haus aufschließt, sagt er: Wie die Rangen arbeiten können! Aber sag' mal, hast Du denn noch keine Aussicht?"
„ Ja, Vater, das weeßt Du doch, bei mir is das jede Weihnachten so. Da heeßt es: Hungerpoten saugen und vergnügt fein...
Auch sie feucht die Treppen hinauf. Sie hat aber auch schwer an dem vielen, eigenen Fett zu tragen, wie ihr die hell beschienenen Spiegel an den Treppenwänden zeigen. Dann flingelte sie. Als sie den mit Bildern und alterthümlichen Waffen geschmückten Flur durchschreitet, ertönen in dem einen Zinner freudig- ängstliche Schreie. Sie tritt ein. Die junge Frau versteckt etwas unter den vielen Kissen, die auf dem Divan liegen. Dann füssen sich die Frauen ab. Auch der Schwiegersohn in Üniformi bekommt seinen Kuß. Das Dienstmädchen muß alle Lampen anzünden, und dann zeigt die Tochter einen ganzen Berg Stickereien: Pantoffeln für den Papa, Kissenbezüge 1. f. 10.
„ Nein, bist Du fleißig! Das hast Du alles selbst gemacht?" " Ja, ich arbeite aber auch schon seit September daran!" Zeig' doch mal das da."
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„ Nein, das darfst Du nicht sehen... Darf ich Dir ein bischen Abendbrot anbieten?"
,, Ach, Du weißt doch, ich darf nichts essen."
„ Na, blos ein Scheibchen Schinken und ein paar Eier und..."
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-il- Wilhelm Winger: Die natürliche Sittens lehre Ludwig Feuerbach's . Im Zusammenhang dargestellt und beurtheilt. Leipzig , bei Fod, 1898. Eine Arbeit, die sich durch keinerlei besondere Vorzüge von den allerwärts üblichen Dottor- Dissertationen unterscheidet. Erwähnenswerth ist nur der anerkennende" Ton, in dem von Feuerbach gesprochen wird um wie viel fühlt sich Herr Doktor Winzer über den armen Feuerbach erhaben! Daß der gelehrte Herr Feuerbach's Leugnung des Jenseits und seiner Bekämpfung christlichen Glaubens im Namen der Ethik keine Berechtigung zu gesteht, fann man schließlich noch mit dem Mantel der wissenschaftlichen Gründlichkeit drapiren; rein komisch ist aber die Aufregung über den Zynismus" Feuerbach's, der noch 1868- man denke, 11 och 1868 eine despektirliche Aeußerung über das Königthum machte. Schon deshalb steht Herr Winzer weit höher: es scheint nicht, als ob er je" zynisch" werden könnte.
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Völkerkunde.
- Das Todtenreich der Marquesas Jusulaner. In der Gesellschaft für Erdkimde hielt Prof. Karl von den Steinen einen Vortrag über die Eingeborenen auf den Marquesas- Inseln , in dem er, nach einem Bericht der„ Voss. Ztg.", u. a. folgendes ausführte: Für die Seelen aller Bewohner der Marquesas führt der Weg in das Todtenreich über Kiukiu, das Westkap von Hivaove. Am Fuße der hohen, steilen Klippe liegt, von der Brandung umtost, ein Fels, der den Eingang in die Unterwelt verschließt. Er öffnet sich oder schiebt sich bei Seite, wenn die Seelen von oben auf ihn herab springen. Die Seelen kommen über die hohen Bergfämme herbeigezogen, wo man sie zuweilen in ihren weißen Tapagewändern sehen kann. Sie vermeiden die Thäler und Schluchten, wo sie im Gesträuch hängen bleiben würden, sind dünn und schwach wie Schatten und Spiegelungen und verschwinden, wenn man fie anschaut. Unterwegs erst fräftigen sie sich durch kalte Bäder in den Wasserlachen der Berge und durch Prügeleien unter sich. Bei früher Morgendämmerung kommen sie in langem Zuge auf die Höhe von Kintiu. In die Hände klatschend ruft die Seele die Thürwächter an und stürzt sich hinab. Das Meer fluthet zurück; der Felsen öffnet sich und schließt sich dann wieder. Es giebt ein oberes Hawaii , das die Seele in zehn Tagen erreicht und in zwanzig weiteren durchwandert, und ein unteres, nach dem sie zehn Tage mehr gebraucht. Die Schrecken dieser Reise legen es den Hinterbliebenen nahe, es an reichen Spenden für die Todten nicht fehlen zu lassen, um die verschiedenen Wächter des Weges günstig zu stimmen. Am Ende des Weges nach dem untern Hawaii drohen zwei Felsen, deren Hüter sie auseinander- und wieder zusammenschieben, um die Seelen zu zerschmettern, die ihnen nichts geben. Die beiden nächsten Wächter sind mit Netzen verschen, in denen sie die Seelen als schmackhaften Fisch fangen, wenn die Kawa ausbleibt. Die folgenden beiden schwingen anscheinend friedlich Seilchen, erdrosseln aber den, der kein Schweinefleisch oder keine Kawa für sie hat. Wer glücklich weiter wandert, trifft noch eine Schaar von Wächtern, die alle brennende Fackeln schwingen und schreien: Gebt her! Gebt her! Kein Schwein, kein Durchlaß! Endlich ist der Zu Die gang frei zu Tonofiti, dem Herrscher der Unterwelt. Seele ruft seinen Namen; er kommt herbei und fagt: