Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Str. 247.
Dienstag, den 20. Dezember.
( Nachdruck verboten.)
Die Badereife der Familie Bellvik. Von Alfred af Hedenstjerna.
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Onkel Gustav amüsirte sich auch ganz vortrefflich, meist in der Gesellschaft einer Frau aus Vestervick, die ihre Tochter bei sich hatte. Die Tochter war etwa vierzig Jahre alt, plauderte aber riesig interessant und konnte das Stottern des Landrichters Hellvik so schön anhören, ohne den Mund zu verziehen und mit auffallend freundlichem Ausdrucke in ihren flugen braunen Augen.
Schließlich wurde Frau Hellvik doch ein wenig unruhig, aber sie konnte vom Kaffeebuffet nicht fort. Da erblickte sie ihren Mann, nickte, winkte und rief:
"
Albert!"
" Liebste Emma, ich kann nicht mehr! Ich habe nun schon vier Tassen getrunken, aber wenn Du noch eine Verstärkung Deiner Kasse brauchst, da hast Du..."
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gewesen, so lange so unter fremden Menschen umherzugehen. Also willst Du, Evy?"
" Ja... und nein, ich wiII, aber ich kann nicht! Sei nicht grausam, Hugo!"
Wie bitter seine Stimme flang, als er antwortete: ,, Grausam! Das ist ein Wort, das Du lieber fortlassen solltest, Evy! Ich könnte mich sonst versucht fühlen, von ihr zu reden, die dem Geliebten, der in die Welt hinauszog, um ihnen ein Heim zu gründen, Eid und Treugelöbnisse gab, von ihr, die nicht vier furze Jahre ihr Wort halten konnte, son dern sich für Gold, Namen und Rang verkaufte
"
Still! Du weißt, Du lügst! Du weißt, es war die Noth, die meinem Vater drohende Schande, die mich zwangen, Du weißt, nichts Anderes auf Erden hätte mich bewogen, mein Wort zu brechen..."
Sie schluchzte leise, er füßte ihre Hände und bat sie um Vergebung; sie wüßte ja, daß Leid und Eifersucht ihm die Besinnung raubten, ungerecht werden ließen.
Dann flüsterten sie so leise, daß Frau Hellvik kein Wort Ach, hier geht es ja brillant; nein, aber gud einmal verstehen konnte; aber als sie aufstanden und gingen, dankte nach Onkel Gustav, daß er da nicht eine Dummheit anstellt! er ihr, denn nun läge die Welt herrlich und schön vor ihm Er ist ja seit zwanzig Jahren nicht hinausgekommen, und die voll Glück und Leben.... Möller'schen Damen sind ein paar pfiffige Frauenzimmer. Papa Hellvik war schon vor einer guten halben Stunde Geh und trink einen Bunsch mit ihm, Albert, ja thu es! zur Villa Nr. 7 gegangen und hatte sich zur Ruhe begeben. Unsere Kinder können doch lieber das Bischen bekommen, Er war bereits eingeschlafen und lag mit seinem grauen Kopf, was er hat, als solche... Pfui!... Alte Weibsbilder! das kindlich gute Gesicht der Thür zugewandt, auf dem Kissen, Mit der Festrede wurden nicht viel Umstände gemacht. als seine Emma bleich und erregt hereinkam. durchlo Sie wurde einstimmig dem Bischof übertragen, der vom Sie zog ihre Schuhe, ihr Kleid und ihre Taille aus und Jordan und Kidron sprach, am meisten aber vom Bethesda- setzte sich dann auf den Bettrand und sah mit feuchten Augen See und feiner merkwürdigen Heilkraft. Nicht daß er gerade Gutsbesitzer und Dr. phil . Albert Hellvit an. die Gesundbrunner Badefrauen mit den Engeln vergleichen „ Du, Albert!" wollte, die dort das Wasser rührten, aber viel fehlte daran Er schlug widerstrebend die Augen auf und murmelte: bit nicht.
suls Die alten Badefrauen verneigten sich, alle waren froh, und dann begann die Jugend im Gesellschaftshause sich umherzufchwingen. 3960
Frau Hellvik war roth und heiß von all dem Trubel geworden und sie brauchte nicht drinnen zu sein, um nach ihren Mädchen zu sehen. Zu tanzen bekamen sie mehr als zu viel, und sie zu bewachen, war, Gott sei Lob, überflüssig. Sie hatte sie nicht so erzogen.uth sid
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Erkälte Dich nicht, Emma! Leg' Dich lieber hin." libut Da umschlang sie seinen Hals mit ihren Armen, tüßte ihn sagte:
"
und Albert, hast Du jemals darüber nachgedacht, welch' ein Glück diejenigen genießen, deren Herzen zusammenpassen und die sich im Lenz des Lebens finden und besigen, und einander lieben und alles für einander zu opfern bereit sind während der langen Lebenszeit, ohne Neue, ohne andere Sorge, als netdm die, daß der eine von dem andern fortgehen muß?..." nitin Daher nahm sich Frau Hellvik ein Cape um, ging in den Ja, gewiß: habe ich das! Gott fegne Dich, Emma! Aber Part und setzte sich auf eine Bank. mun leg' Dich nur hin!" 3 Still! Vernimmt sie nicht flüsternde Stimmen von der Du bist ein Stockfisch, Abert!" pag
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VII.
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Laube dicht nebenan? Die Stimme der Oberstin? Die Ja, gewiß, gewiß. Liebste," murmelte Papa Hellvit, Oberstin Bärfeldt hatte an diesem Tage durchaus kein Amt brehte sich nach der Wand um und schlief sanft ein. übernehmen wollen. Ueberhaupt war sie in den letzten beiden Tagen wenig mit ihren Freundinnen zusammen gewesen, aber umjo mehr mit einem stattlichen, schönen, dunkelhaarigen Fremdling, der seit einigen Tagen in Gesundbrunn zum Besuch da war. Niemand kannte ihn, außer der Oberstin und dem Kurdirektor, und er ließ sich nur im Nothfall, wenn es gar nicht zu umgehen war, ohne unartig zu sein, als " Jugenieur Smith aus Bombay" vorstellen.
„ Ein Engländer? Ach, du lieber Gott, dann versteht er ja nicht, was man sagt!" flüsterte Frau Hellvik bei der Vorstellung der Oberstin zu. R Grund Aber die Oberstin lachte und versicherte, Herr Smith wäre ein so guter Schwede, wie einer.
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is thou went du timog Frau Hellvik war am Abend des großen Tages der Badefrauen ziemlich zufrieden mit sich selbst und der ganzen Welt eingeschlafen, ausgenommen mit den Plänen der Frau Oberstin, sowie daß es ihr nicht möglich gewesen war, ihren schläfrigen Albert in ihre weiche, warme Stimmung hineinzuziehen.
Aber als sie am nächsten Morgen erwachte und hörte, daß ein kalter, unangenehmer Regen von einem endlos grauen Himmel herniederströmte, und daran dachte, daß fie ihren feinen, seidenen Shawl draußen vor dem Eishause, Richtig, das war die Oberstin und er, die da in der d. h. der Behausung der Najaden, vergessen hatte, und zuLaube ganz dicht beieinander saßen. Frau Hellvit konnte gleich ihr voll Schrecken die Oberstin einfiel, die doch eine so deutlich hören, was sie sprachen, und hatte die lebhafte gute und liebe Frau war, wurde ihr ganz ängstlich zu Muth, Empfindung, daß sie fortgehen sollte, aber sie that es und sie zog sich um halb neun Uhr mit einem Gefühl an, nicht; sie beschwichtigte ihr Gewissen und lauschte. als wäre sie am liebsten daheim auf Hultuna, wo die Leute " Ja, Evy, es ist nun Zeit, zu wählen. Soll ich beizeiten jetzt wahrscheinlich eine ganze Menge Thorheiten und Verkehrtauf meinem Posten zurück sein, muß ich morgen abreisen. heiten anstellten. Willst Du mich allein reisen lassen?"
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...
Als sie dann, mit Gummischuhen, Regenmantel und Ach, Hugo, ich kann nicht... Die Verachtung der Regenschirm ausgerüstet und unter Aufschürzung eines Welt Die Familie und er, dessen Namen ich trage. nicht gerade eleganten Baumwollkleides fich in unerklär Sei barmherzig! Warte noch ein wenig! Bin ich nicht schon licher Unruhe in den Park hinaus begab, drang schuldig genug, daß ich mit Dir hier dies Zusammentreffen vom Bach her an ihr Ohr fürchterliches Geschrei, in dem verabredet, daß ich auf Dich drei lange Wochen ge- ihr zärtliches Mutterohr bald die Stinine ihres Arel wartet hab?" Hunterschied. unterschied. mout
,, Du weißt ja, warum ich zögerte, Du weißt, es war Als sie, so schnell sie ihre alten Beine tragen wollten, mir unmöglich, früher zu kommen... Und es war vielleicht zur Unglücksstätte tam, fand sie den jungen Herr wasserauch am besten so. Ich fühle es, es wäre mir unerträglich triefend, zerrissen und ganz erbärmlich anzusehen, am Ufer