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stehen, aber doch schon muthiger, als die Nothrufe von vor- Grundgewebe dies nicht gestattet; man hat meist vier bis sechs than malhare hin geklungen hatten. Ruthen im Gewebe, bei mechanischen Stühlen sogar häufig sechzehn Gerade als die Mama ankam, stürzte er wild auf einen bis zwanzig, ehe man anfängt, die erste wieder zu entfernen. Die andern kleinen Sportsman zu und hieb gründlich auf seinen Schädel los, indem er brüllte:

So, Du willst mich in's Wasser stoßen! Wirst Du mir meine Angelruthe bezahlen! Und meine Kleider zerreißen! Na, warte

Aber nun war die Badeinspektorin in anstrengendem Galopp und kaum völlig angekleidet unter dem Gummimantel angelangt, hatte den Ueberfallenen, der offenbar ihr Fleisch und Blut war, mit ihren Armen umschlungen und rief: Menschen, rettet denn niemand mein armes Kind vor dem Zuchthauskandidaten!"

"

Wie... wie... wie nennen Sie meinen Arel?" zischte Frau Hellvik.

" Ja, ja, ich nehme nichts zurück. Sehen Sie meinen

Willy an!" asgoed die

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Fortsetzung folgt.)

Plüsch.

( Nachdruck verboten.)

Mit Beginn der falten Jahreszeit sieht man alljährlich gewisse Stoffe wiederkehren, welche durch ihr pelzähnliches Aussehen den winterlichen Anstrich unserer Kleidung vervollständigen. Bald treten uns dieselben nur als Besatstreifen entgegen, bald liefern sie den Stoff zu ganzen Kleidungsstüden. Es sind dies die Plüsche und Krimmerftoffe, welche in den verschiedensten Farben und Musterungs­formen hergestellt werden. So finden wir glatte Plüsche in allen möglichen Farben außer zu Besatzstreifen zu Pelerinen, Jadets, ganzen Mänteln und nicht selten auch zu Baretts und Kapotten, Fuß­taschen und Muffen.

Form der Ruthe ist in diesen Fällen einem spigen Dreieck ähnlich, dessen kleinster Winkel nach unten steht; die diesem gegenüberliegende fleinste Seite hat einen Schlik, in welchem das zum Aufschneiden der runden Locken gebrauchte Schnittmesser seine Führung erhält. So reiht sich Ruthe an Ruthe, wobei aber sehr genan acht gegeben werden muß, daß die einzelnen Entfernungen stets dieselben bleiben, da sonst unverwischbare Querstreifen entsteheit.

So einfach im ganzen ein Stück glatter Plüsch aussieht, so viel Aufmerksamkeit und eigene Behandlung verlangt seine Herstellung. Besonders bei den besseren, zu ganzen Mänteln verwendeten Futter­plüschen spielen scheinbare Kleinigkeiten eine große Rolle. Es ift durchaus nothwendig, soll die Waare gut ausfallen, daß nur Material offener Baumwolle( Watergarn) genommen sein, sondern aus bestem bester Qualität Verwendung findet. Die Grundkette darf nicht ans Zwirn( Dubel); das Material zur Florkette muß für diese Waare ganz ausgezeichnet genommen werden, das Mohair muß einen guten Glanz haben, sehr gleichmäßig und möglichst wenig haarig sein. Durch alle stärker auftretenden Stellen in der Grundkette werden die Florkettenfäden auseinander gedrängt, ebenso durch stärkere Schuß­stellen, nur mit dem Unterschiede, daß erstere Streifen in der Längs­richtung, lettere in der Querrichtung martiren.

Um dem Mohairfaden zum Arbeiten mehr Festigkeit zu geben, werden diese Ketten meist geleimt; auch dabei muß sehr sorgfältig verfahren werden. Der Leim darf nicht zu heiß sein, und die ge­leimten Stetten müssen straff aufgespannt werden, damit sich keine Schleifen bilden. Das sind gewiß recht viele Kleinigkeiten, aber die geringste Vernachlässigung entscheidet darüber, ob die Waare gut oder minderwerthig ausfällt.

Bei gestreiften Stücken kommt es vor, daß einzelne Bartien nicht aufgeschnitten werden, vielmehr die Locke rund zusammen­hängend bleiben soll; in diesen Fällen ist die Ruthe ohne zut schneiden, seitwärts herausgezogen worden. Andere Effekte erreicht man, indem man hohe und niedrige Ruthen abwechselnd ver­Obwohl also diese Stoffe eine so ausgedehnte Verwendung finden, wendet; dadurch stehen einzelne Stellen über der Umgebung ist im allgemeinen die Kenntniß der Herstellungsweise selbst in hervor, und je nach der Art der Musterung lassen sich mit dieser Fachkreisen noch so wenig bekannt, daß man fast glauben könnte, es Methode die wunderlichsten Figuren erzielen; treten später noch die handle sich um ein Produkt unserer jüngsten Zeit. Und doch finden geeigneten Appreturverfahren hinzu, so ist es manchmal wirklich fich schon Plüsche unter den textilen Erzeugnissen des grauen Alter- schwer, in dem fertigen Plüsch die ursprüngliche Rohwaare wieder­thums. Die Herstellung der befannten Smyrnateppiche läßt sich sehr zuerkennen. weit zurück verfolgen, ja man darf sie vielleicht als die Vorläufer Man muß im ganzen der Appretur gerade in dieser Fabrikation unserer heutigen Plüsche ansehen. Beiden Erzeugnissen ist das Merk- einen großen Theil der Effekte zuschreiben; nicht allein ist dieselbe mal gemeinsam, daß zur Hervorbringung ihres eigenartiges Effettes zumeist für den Ausfall der fertigen Waare überhaupt verantwort furzgeschnittene Fadenstückchen senkrecht stehend auf einem Grund- lich, ganz gleichgiltig, ob dieselbe einfarbig oder bunt hergerichtet gewebe befestigt sind. Ob diese Fadenstückchen nun auf das Grund- wird, sondern sie hat auch gewisse Verfahren, die aus derselben Roh­gewebe geknüpft oder durch andere Kunstgriffe befestigt find, ändert waare die verschiedensten Artikel fertig stellen, zwischen denen nach­am Charakter der Stoffe nichts. Wir wollen uns jedoch hier auf die her eine Aehnlichkeit nicht mehr zu konstatiren ist. glatten Plüsche beschränken.

Wie schon vorher angeführt, verdanken die Plüsche ihr eigen artiges Aussehen den auf ihrer Oberfläche in mehr oder minder starter Gedrängtheit plazirten Fadenstückchen( Flor); die richtige Be­festigung, das Verweben dieser Florstückchen, ist die Hauptsache bei Herstellung derartiger Gewebe. Die Anordnung ist gewöhnlich der­artig, daß mehrere Fäden einfacher baumwollener oder gezwirnter Fäden als Grundkette mit einem Faden Mohair, Seide oder einem Sonstigen Material, wie Bouvette, Chappe, Ranie 2c. abwechseln. Die baumwollene Grundkette ist straff aufgespannt, und webt gewöhnlich in einer Taffetbindung im fortlaufenden Grundgewebe. Die den Flor bildende Kette wird nur lose gespannt und immer nach einigen Grundschüssen durch die baumwollene Kette nach oben gebracht; in dieses entstandene Fach wird an stelle des Schußfadens ein Stahl oder Messingstäbchen eingetragen. Dieses Stäbchen wird ganz wie ein Schuß behandelt, das Fach wird hinter demselben ge­wechselt, d. h. die Kette oder Poilfäden werden wieder in das Unter­fach zuriidgebracht und ein neues Fach für einen Grundschuß ge­bildet. Infolge der lockeren Spannung der Boilfette giebt dieselbe beim nächsten Fadenanschlag soviel nach, daß sich das eingetragene Stäbchen, auch Ruthe genannt, über das Grundgewebe hochdrückt und den Grundschuß an den vorhergehenden herantreten läßt. Dadurch arbeitet das Grundgewebe gleichmäßig weiter und die herausgedrängten Florbogen stehen nach Entfernung der Ruthe scheinbar frei auf dem Grund­gewebe. Dieses Herausdrängen der Florbogen wird häufig noch dadurch kräftig unterstützt, daß man den Schuß vor und den ersten Schuß hinter der Ruthe in dasselbe Grundfach fallen läßt. Dadurch pressen sich diese beiden Schuß dann sehr fest gegen einander und geben dem aufrechtstehenden Florbüschel eine senkrechte und sichere Stellung. Die eingetragene Ruthe ist auch maßgebend für die Höhe des Flors, welche bekanntlich in ziemlich weiten Grenzen schwanken tann. Man hat langflorige Plüsche, aber auch solche, deren Flor so furzfadig ist, daß er sich nicht seitswärts drücken läßt, viel­mehr stets bürstenartig gerade aufsteht.

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Einer der bekanntesten und zeitweilig gesuchtesten Appretur effekte war früher das Spizen". Das in einem bestimmten Grundton ausgefärbte Plüschstück wurde später mit einer Beize oder einer anderen Farbe nochmals behandelt, und zwar derart, daß nicht das ganze Stück derselben ausgesetzt wurde, sondern nur ein Theil des Flors. Das Stück wurde an Farbe Walzen vorbeigeführt, die nur das oberste Ende der Florspitzen berührten. Je nachdem das Stück der Walze näher gebracht wurde, nahm durch tieferes Ein­dringen der Farbe oder Beize in den Flor die Intensität der zweiten Färbung zu. Eine solche Waare zeigt bei späterem Faltenwurf reizende Changeants; bei einem Bogen nach hinten vom Beschauer aus tritt fast lediglich die Spitzfarbe in die Erscheinung, indem durch das Zusammen­drängen der Florspitzen die untere Grundfarbe fast ganz über­deckt wird; daran schließt sich nach vorn das Gemisch von Grund- und Spigfarbe, und an einem nach vorn gehenden Bogen spreizen sich die Spigen soweit auseinander, daß fast nur die, Grundfarbe durchscheint. Man ging sogar soweit, Plüsche, besonders Streifenwaaren, durch Schablonen zu spißen; neben den reizendca Changeants traten dann auch noch direkte Muster auf.

Ebenso interessant, wie dieses Verfahren, ist eine tigerfellartige Färbung. Die Rohwaare wird zu diesem Zweck an vielen Stellen mit einer Schnur unterbunden, ungefähr derart, daß man mit dem Finger eine Beule aus der Rohwaare herausdrückt und dann so ver­fährt, als wolle man den Finger in dieser festschnüren, eine Puppe anbinden. Zieht man den Finger darauf zurück und schnürt recht fest, so kann die Farbe, in welche das so behandelte Plüschstück nachher ge­bracht wird, an den geschnürten Stellen die Waare nicht so intensiv durch­bringen, wie an den losen und die Folge davon ist, daß die Schnür stellen heller bleiben müssen. Je nachdem die Puppen enger oder weiter bei einander geschnürt sind, wird das Stück verschieden gefleckt aus­fallen, und es ist gewiß nicht zu bestreiten, daß mitunter recht reizende, an Natürlichkeit grenzende Effette dabei herauskommen. Eine französische   Fachzeitschrift   berichtet über ein merkwürdiges Ver­fahren, durch welches ein Herr Felix Dehan dem Zeugdruck Konkurrenz Je nach der Dichtigkeit des Flors, nach der Ruthenzahl, die machen will. Sein neues System besteht nach diesem Bericht darin, auf ein bestimmtes Maß geschlagen ist, muß auch die Form der daß man die Stoffe vor dem Färben in regelmäßige oder unregel Ruthe fich etwas richten; bei sehr dichter Waare, also einer mäßige Falten legt, das so vorbereitete Gewebe fest zusammenpreßt hohen Ruthenzahl, müssen letztere äußerst schmal sein, da sie sonst und bindet, und es alsdann dem Färbeprozeß unterwirft. Beim Färben feinen Play nebeneinander finden würden, wenn mehrere Ruthen soll man darauf achten, daß sich die Manipulation nicht zu lange aus hintereinander eingeschlagen sind. Es ist eben nicht möglich, die eine dehnt, damit nicht doch etwas von der Farbbrühe in die Falten ein Reihe schon wieder zu entfernen, wenn die nächste eingeschlagen dringt. Wenn der französische   Kolorist behauptet, daß auf diese werden soll, da die immerhin lose Verbindung der Florlette mit dem Weise ganz originelle Muster, erzielt werden tönnten, so mag er