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Der häwt ooch immer wat to mätle!" brummte Anders, der vor seinem Seelsorger keine sonderliche Ehrfurcht hegte. St, Anders! So was vom Herrn Pastor zu sagen!"
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meinte die Stuben- Johanna.
Der Doktor und der Pastor thaten, als wenn sie die Worte nicht gehört hätten. Langberg erwiderte nur kurz: " Ja, vielleicht, Herr Pastor; aber nun ist es zu spät dazu."
( Schluß folgt.)
Mene Bücher.
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Kleines Feuilleton.
Bis jetzt hatte er in der Zeitung gelesen, doch war es zu dunkel Fenster zog sich ein Streifen Helligkeit hin. Den aber hatte Frau geworden, um noch die Schrift entziffern zu können. Nur am Rusch besetzt.
-w- Die Unglücklichen. Papa Rusch saß in der Sofa- Ecke.
Papa Rusch knurrte: Nich mal'n bischen Lesen läßt sie einen!" " Brauchst Du auch nicht!" antwortete fie gereizt.
" Ach, was verstehst Du denn davon!" „ Kannst auch mal so sigen!"
" Du bist ein ganz abscheuliches Frauenzimmer! Wenn Du Dit noch mal sowas erlaubst, geh ich!"
Meinetwegen gleich! Brauchst überhaupt nicht wiederkommen!" Damit fädelte fie, die Nadel gegen das Licht haltend, den Zwirn ein, ganz ruhig, ohne zu zittern.
Bapa Rusch ging nicht. Nun gerade nicht! Er antwortete auch nicht, als ihn seine Frau fragte, ob sie seine Arbeitshofen auch flicken solle. Mit einem solchen schlechten Weibe sprach er eben nicht mehr. Die verachtete er, die strafte er durch Stillschweigen.
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In seinen Erzählungen Menschenwege"( Verlag von S. Fischer, Berlin , 1899) nimmt Emil Strauß den ganzen Zauber zu Hilfe, den fremde Länder, in diesem Falle Brasilien , ausüben, mit ihrer seltsamen Natur und ihrer Bevölkerung, der die umgebende Natur den Stempel des Sonderbaren aufdrückt. Und dazu gewinnt Strauß noch ein wirkungsvolles Moment, indem er in die fremde Umgebung deutsche Landsleute versetzt und ihre Schicksale in" Du bist unausstehlich," schrie fie; Du kannst Dir ja Dein Beziehung zu der abenteuerlichen Natur bringt. Es kommt also Beug selbst flicken! Ist das überhaupt ein Feiertagsvergnügen, vor allem darauf an, ob es Strauß gelungen ist, das Märchen- Arbeitsanzüge zu flicken und zu waschen?... Mach Dir das Zeugs hafte Brasiliens zur treffenden Darstellung zu bringen; das allein!" Sie stand auf, warf das Kleidungsstück auf den Stuhl und muß unbedingt bejaht werden. Die Naturschilderungen Strauß' ging nach dem Ofen, um sich zu wärmen. find wahrhaft fünstlerisch; bei aller plastischen Deutlichkeit weiß er Es sah aus, als wenn sie einander am liebsten geprügelt hätten stets auch die sanften, in einander verschivimmenden Töne des süd- Ja, es war gar nicht ausgeschlossen, daß sie beide darüber nachwie unglücklich fie mit lichen Himmels zu geben. Da es ihm aber auf die Menschen und grübelten, doch eigentlich nicht auf ihr Milieu hauptsächlich ankommt, so verwendet er seine ander lebten und ob es nicht besser wäre, fie gingen noch Sie waren beide noch in den besten Gabe mit weiser Beschränkung. Die Natur ist nur soweit da, als bei Zeiten auseinander. fie im Menschen Empfindungen und Thaten auslöst. Auch die Jahren, kaum über die fünfzig hinaus auch hatten sie sich, wie Menschen sind trefflich gezeichnet, ihre merkwürdigen Charaktere muthen dieser Auftritt beweist, noch gar nicht ineinander gewöhnt. Es in der merkwürdigen Umgebung zu gleicher Zeit befremdend und mochte sein, daß die Zeit dazu zu kurz gewesen war. Dreißig doch so wohlvertraut an, ihr Leben ist schlicht und darum umso Jahre sind ja nur ein kleiner Zeitraum im menschlichen Leben. wirkungsvoller erzählt. Das Ganze macht den Eindruck des Sie beobachteten sich wie zwei Todfeinde, die jeden Augenblick Selbsterlebten, sodaß auch die Sch- Form der Erzählung ihre Be- gewärtig sind, überfallen zu werden. Doch konnte keiner die Gesichtsrechtigung hat, sehr zum Unterschied von den gewöhnlichen Sch- züge des andern erkennen. Romanen, wo umgekehrt der Schein der unmittelbaren Wirklichkeit Blößlich ging Frau Rusch nach der Kommode, zündete die Lampe aus dieser Form gewonnen werden soll. In dieser Stärke liegt an und holte die Arbeitshose an den Tisch, wo sie mit einigen herzaber auch eine kleine Schwäche der Erzählungen: sie sind dem Zwed haften Schnitten die durchgescheuerten Knien herausjäbelte und einen der Lebenstreue zuliebe mit zu viel Beiwerk ausgestattet, so daß die Flick aufprobirte. flare Komposition darunter leidet. Am auffälligsten macht sich dieser Ihn schien auch das nicht zu versöhnen. Er erhob sich und ging Fehler in der Erzählung Auswanderer" geltend, in der Strauß eine hinaus. Mit dem ganzen Aufwand weiblicher Hingebung rief ste Episode fast bis zur vollständigen Novelle ausspimmt, um sie dann ihm nach:" Daß Du nicht kneipen gehst!" zeigt Er knurrte etwas, das wie ein Abschiedsgruß anzuhören war; pus Buch vor der Arbeit eines Dichters; mehr Lob thut nicht neth es war aber wahrscheinlich zu zärtlich, um og is a borer stäng Ein Dichter zu fein, glaubt wohl A. G. v. Suttner, der lich zu sagen Sie faß nun verlassen und einsam da, soeben einen Roman Tichertessen"( Verlag von E. Pierson, wie das Mädchen, das sein ganzes Leben spann und spann, Ein Gepolter und Geklirr aus Leipzig und Wien ) veröffentlicht, selbst nicht; aber er ist nicht einmal und zu dem doch kein Freier fam. ein interessanter Erzähler. Auch er möchte gern durch den fremden der Küche ließ sie auffahren. Sollte Papa Rusch den wilden Mann Boden, auf dem er seine Geschichte spielen läßt, uns Interesse für machen und alles zerschlagen? seine Menschen abgewinnen. Dazu fehlt vor allem die erste Voraussetzung, die Gabe der Naturschilderung. Dann ist auch die Charakterisirung so mangelhaft als nur möglich; nach der Art der schlechten Indianergeschichten für die Jugend fucht Suttner durch Häufung von Beiwörtern, überhaupt durch viele Worte die Anschaulichkeit seiner Charaktere zu ersetzen; aber der„ löwenkühne" Ansor, der„ edle Juder" Oglu, der ,, politisch einsichtsvolle" Djantemir sind nicht nur nicht ordentlich getroffen und auseinandergehalten, sondern sie machen nicht einmal den Eindruck von Personen, die mit ihrer Umgebung verwachsen und nur aus ihrem heimathlichen Boden begreiflich sind; um ihre schemenhaften Gestalten schlottert die fremde Natur wie ein erborgtes Kleid. Der Roman hat nach unserer Meinung nicht den geringsten dichterischen, kulturhistorischen oder ethnographischen Werth, troß der preisenden Worte, die der Verlag dem Buche mitgiebt, und die in ihrem lleberschwang in jedem Unbefangenen durch Heiterkeit gemilderte Empörung weden müssen.-
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Er stand mit einem großen Waschkessel an der Wasserleitung. Von Verachtung, Stolz und Ueberhebung war nichts mehr in seinem Gesicht zu lesen. Im Gegentheil, es glich ganz verzweifelt dem Antlig eines Menschen, dem ein Topf Wasser über den Kopf gegoffen worden ist. Aber er hatte sich gar nicht naß gemacht. Er war trocken wie märkischer Sand in der Sommersonne. Meine Kaffeekanne!" treischte Frau Rusch. " Ich... ich hatte Feuer angemacht... und wollte den Kesset „ Warum stellst Du auch das Ding da runterlangen", stotterte er. rauf?!" fügte er tadelnd hinzu. Sie jammerte, die Scherben auflesend: Ach Gott ! unsere Ich habe einzige Kaffeekanne! Wo triegen wir nur eine her? keinen Pfennig mehr übrig. Die Miethe soll bald da sein.... Was Du auch hier herumtramst!"
„ Das geht Dich gar nichts an! Fener hab ich angemacht, damit Du nachher nicht so viel zu thun hast." brummte er.„ Wozu Du wohl die Kanne da oben hinauf setzest?!"
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Drei neue Theaterstücke, Der Heilige" von Bauer, Und dann bereitete er ihr eine leberraschung. Am Heiligabend „ Versorgung" von Steiner und„ Der Patriot" von hatte er eine Mark behalten zu neuen Lederpantoffeln in der Pfeifer sind im„ Theater der Gegenwart"( Verlag S. Ebering, Werkstatt. Mit einem Male brauchte er die nicht mehr. Sie aber Berlin ) erschienen. Es ist immer mißlich, über Erstlingswerke zu behauptete, die Pantoffeln wären nöthiger wie die Kaffeekanne urtheilen, die nicht von vornherein den künftigen Meister zu erkennen und so kam es denn abermals, daß sie es sich überlegten, ob sie nicht ehe es zu spät wäre, denn geben. Gewöhnlich sind solche Sachen so, daß sie ebenso gut ein bei Zeiten auseinander gehen müßten Talent, das sich noch nicht recht gefunden hat, als der talentloseste sie konnten sich durchaus nicht verständigen. Schmierer geschrieben haben könnte. Am leichtesten fällt uns diesmal das Urtheil über den Patrioten" von Pfeifer: Das ist ganz einfach ein schauderhaftes Machwerk, alt dem Langeweile iſt. damit wollen wir noch nicht das Schlimmste
Theater.
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- Drei verlorene Anzengruber Entwürfe. In aber einem Wiener Lokalblatt wird wiedergegeben, was Marie Geistinger von ihren Erinnerungen an Anzengruber erzählt. Sie war die erste„ Amia" im Pfarrer von Kirchfeld". Sie ver aulaßte Gruber", wie sich der ernſte, junge Mann von gemessener Höflichkeit" in der ersten Zeit als Autor nannte, die Hauptszene des vierten Aktes mehrfach umzuarbeiten. Von drei Entwürfen Anzengruber's zu Bauernkomödien, die verloren gegangen sind, weiß sie folgendes zu berichten:„ Nach dem Pfarrer von Kirchfeld" sagte mir Anzengruber, er möchte wieder ein Stück schreiben, mit einer Hauptrolle für mich. Ich akzeptirte dankend und konnte ihm die Zusicherung geben, daß wir froh sein werden, eine neue Komödie von ihm zu bekommen. Ich hätte ihm aber, meinte er, so dankenswerthe Rathschläge
nicht über den Verfaffer endgiltig den Stab brechen; vielleicht zwingt er uns noch ein andermal zu einer besseren Meinung. Ver sorgung" von Steiner zeigt ziemlich viel Geſchick; ob es angelernt ist, ob es die einzige gute Eigenschaft des Autors bleiben wird, wagen wir nach dieser einzigen Probe nicht zu entscheiden. Für ein größeres Talent halten wir Bauer, deffen„ Heiliger" einzelnes ganz Vortreffliches enthält. Trotz aller Fehler, die diesem Drama förmlich als Kinderkrankheiten anhaften, glauben wie dennoch die günstigsten Erwartungen für die Zukunft aussprechen zu dürfen; Hoffentlich enttäuscht uns der Verfasser nicht. phil.
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