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1848 und an den Namen Heinrich Heine  , man möchte über die habe ihr einen Theaterumbang geschenkt, die älteste Tochter habe ein Freiheit wie in Rußland   staunen. Was ist Heine's zynischer Spott Rad bekommen, und von den Kleinigkeiten wolle fie gar nicht wider einzelne Botentaten gegen das ingrimmige, haßgepeitschte frechen. Nein, alles tönne fie ausstehen, nur das Brahlen mit den Barenlied Muß ich nach Sibirien   wandern" aus der Todtenfeier" chenten nicht. Das sei doch zu unfein. Ein vornehmer Mensch von Mickiewicz  ? Jndessen, der Dichter ist schon lange todt, Polen   ist verliere darüber kein Wort. Aber sie tömme mur die Knauferei nicht paziftzirt", wie man zu sagen pflegt, beruhigt": Warum sollte man leiden; die sei ihr in tiefster Seele verhaßt. den Bolen verbieten, dem Sänger, der der lebhafteste Schilderer polnischer Voltsseele wurde, der für den polnischen Schmerz die er greifendsten Töne fand, ein Denkmal zu errichten. 1st Aber die Denkmalfeier selber! Das Wolff'sche Bureau meldete zu Weihnachten im lakonischen Telegramm: Die Feier ist ungetrübt und ruhig verlaufen.

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und um ihre Verachtung gegen die Knauferei deutlich zu zeigen, lub sie alle Anwesenden zum Sylvesterpunsch ein, nur die Familie Harter nicht... s

Und nun brachte sie ihre Neujahrswünsche persönlich an! Frau Harter hätte in der Verwirrung darüber beinahe das Geld liegen lassen, das sie herausbekam.

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Ach ja, das ist wohl zu glauben. Sie ist sogar unheimlich ruhig Ach, das ging ja schnell!" meinte die Assistentin ganz bergnügt, berlaufen. Ganz Warschau   war auf den Beinen, aber ganz trotzdem es heute dreimal länger als sonst gedauert hatte, da der Warschau   war stumm. Soldatenketten sperrten große Straßen- Laden vollgestopft mit Käufern war. züge ab, wehe, wäre es zur leisesten Unruhe gekommen. Kein Nach diesen vielen Ueberraschungen war denn Frau Harter auch Kranz durfte am Denkmal niedergelegt werden, die Kränze garnicht verwundert, als die Assistentin sie auf der Treppe bat, ihr wurden ans Krakauer Polen- Museum befördert und die Weihe- den Sylvesterkuß zu geben. Sie habe eine gar zu große Sehnsucht rede mußte in lateinischer Rede gehalten werden, damit sie das nach selbstloser Freundschaft. Und Frau Harter sei die aufrichtigste Bolt nicht aufrege. Ein hinterbliebener Sohn von Mickiewicz lebt und beste, die sie kenne. Auch war Frau Harter nicht überrascht, in Paris  . Er tam an dem Gedenktag für seinen Vater nicht nach daß die asistentin die selbstlose Freundschaft gleich auf die Probe Warschau  , weil er nicht durfte. Die Familie Mickiewicz hat noch stellte und sie um ein Darlehen von fünfzig Mark zur Miethe bat, als ste feine Berechtigung zum Aufenthalt in Rußland  . Der gewaltige in der Küche das Fleisch abwusch und in den Kochtopf that. Ja, Frau Harter schämte sich sogar nicht, diesen Freundschaftsdienst Barenarm trifft eben Kinder und Kindeskinder. Andächtig entblößten die Polen   von Warschau   ihr Haupt, al nicht leisten zu wollen. Sie behauptete, bei dem Perlenaufziehen, die Denkmalshülle fiel. Andächtig schritten die sozialistischen   De- das sie und ihr Mann, der sogar heute, am Neujahrstage, putationen vor dem Bildwerk vorüber: aber kein Ton wurde laut. arbeiten müsse, betrieben, tönne man nichts zurücklegen; das jei Ueber Warschau lagerte das Schweigen. disk eben nur Saisonarbeit. Ja, Frau Harter hatte noch die Dreistigkeit, Es ist gut, wenn man von Zeit zu Zeit erinnert wird, woher als sich die Assistentin mit einem unnahbaren, wegwerfenden: ein Kultur- Gut gekommen. Man braucht nichts weniger, als ein Adieu, Frau Harter! Leben Sie wohl!" entfernte, das Du" bei­Bolenschwärmer zu sein und fann doch begreifen, daß in der zubehalten und zu antworten: Komm' gut nach Hause und grüß' Weise, wie das Bolenthum einmüthig, ohne Klaffenscheidungen Deinen Mann!" ods feinen Sänger ehrte, etwas Tiefes zum Ausdruc tam. Mußten und dazu hatte ste doch gar teine Berechtigung, denn sie hatte darum die Polen   behandelt werden, als lebten sie in Stürmen und sich doch dessen durchaus univürdig gezeigt unse meinte die jaid suns misd in Feindesland? Sind sie nicht russische Reichsbrüder? Oder gilt Assistentin. tacundins für sie der friegerische Ausnahmezustand?

unut and fintin

Literarisches, outsi

Das tam aus dem Zaren, dem Friedensreiche; und Schön--i- Ernst Reinhold Jahn: 8werfelltupfer, Berthchen, die Suttner in Wien   mit dem Friedenspalmblatt, neigte Quftige Geschichten. Dresden   und Leipzig  , E. Pierson's Verlag. ihr gedankenschweres Haupt und flötete jüngsthin hysterisch verzückt: Kleine Geschichten von sehr spießbürgerlicher Lustigkeit sind da unter bes Baren Friedensmanifest ist die größte That des 19. Jahr einem gerade nicht sehr geschmackvollen Titel bereinigt. Sie und da hunderts. Was doch noch für Schrülleimenschen an der Jahr- tann man wirklich lachen, wenn der Verfasser ein drolliges Erlebniß Hundertwende leben. drollig zu geben weiß. Das ist nämlich das Beste daran, daß man die meisten Geschichtchen als Selbsterlebnisse des Berfaffers empfindet. Daß zum Schluß noch drei sogenannte Lustspiele" geboten werden, ist gar nicht schön. Muß denn heutigen Tags jedes Buch traurig

stural an

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Alpha.

enden? Kleines Feuilleton.

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med tid

-0- Neujahrsbesuch. Frau Harter war auf dem Wege zum Schlächter. Die Straße war an diesem Neujahrsmorgen ebenso be­lebt, wie an anderen Feier- und Sonntagen. Ja, die Gefichter der vorübergehenden Menschen hatten sogar etwas ganz außer ordentlich Feierliches, gerade, wie wenn sie in der legten Nacht große, bedeutungsvolle Gelöbnisse geleistet hätten, deren Wichtigkeit sie niederdrückte. Eben wollte Frau Harter den Schlächterladen betreten, da rief sie jemand:" Anna! Anna 1" Sie war es nicht gewohnt, angesprochen zu werden, denn fie besorgte ihre Wege mit außerordentlicher Eile und pflegte nicht den allen Nachbaren so angenehmen Klatsch unter dem Hausthor oder im Schlächter und Kramladen. Sie drehte sich darum mur zögernd um. Aber sie war wirklich gemeint worden. Frau Assistent Rackow stand mit lächelndem Gesicht hinter ihr:" Guten Tag, liebe Anna Wie geht es Ihnen? Ich wollte nur meine innigsten Glückwünsche zum neuen Jahre überbringen." Sie faßte Frau Harter's linte Hand, da die Rechte den Korb und den Milchtopf trug. Möge es Ihnen recht, recht gut gehen, mögen Sie noch lange leben, ja mögen alle Ihre Wünsche und Hoffnungen noch übertroffen werden!"

Frau Harter war sprachlos. War das Spott oder echt gefühlt? Sie that schließlich das, was man meist in solchen Lagen zu thun pflegt, sie lächelte gezwungen und wünschte der Gratulantin dasselbe, was die ihr gewünscht hatte. Doch da wurde sie schon wieder von dem freundlichen Redestrom der Assistentin unterbrochen: Ach, liebe Anna! Wie ich sehe, wollen Sie gerade einholen. Bitte lassen Sie fich durch mich nicht aufhalten. Nein, nein! Ich kann warten. Bitte, gehen Sie nur!"

dings Archäologisches.

In dem Gräberfelde des ehemaligen römischen Kohorter lagers Gelduba, das in dem heutigen Dorfe Gellep   am Niederrhein   lag, wurde vor einiger Zeit ein kunst- und fultur­geschichtlich interessanter Fund gemacht. Es ist dies ein gno fti fches gnostisches Gold amulet, das etwa aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. stammt, und das erste dieser Art sein dürfte, welches ähnliche Funde sind bes kostbaren Metalls wegen überhaupt fehr selten im Rheingebiete bisher gefunden worden ist. Das Amulet   besteht, wie die Voff. 8tg." einem eingehenden Bericht der Bonner Jahrbücher" entnimmt, aus einer Goldhülse mit drei Desen, die ein gerolltes Goldplättchen in fich barg, das aufgerollt und geglättet fich als mit griechischen Buchstaben be­schrieben erwies. Busammen mit der Hülse wurde ein fleines An­hängsel aus Gold gefunden, das gleichfalls wie diese als Hals­schmuck gedient und dem Todten mit ins Grab gegeben worden war. Besonderes Interesse verdient der Inhalt des Blättchens. Dieser wurde als eine Inschrift erkannt, die in griechischer Schrift nur Namen enthält, und zwar Gottesnamen, während fein Verbum und fein Satz den Zwed des Amulets verräth. An erster Stelle find die Planetengeister Babyloniens   genannt, in dem gnostischen Gewande der Votalreihe; von den Juden kommt sodann Jahwe vor, und der Rest der Namen weist auf die Gottheiten Egyptens hin, des klassischen Landes der Magie und des synkretistischen Religionssystems, das sich aus den verschiedensten Elementen zusammenseite. Die Verwendung der griechischen Schrift macht es wahrscheinlich, daß das Amulet   aus Egypten stammt. An den Niederrhein   mag es durch einen römischen Soldaten oder einen fahrenden Händler, die überall die Pioniere der alten Kultur gewefen find, gekommen und dort von der Trägerin als Besitzer des Amulets   ist eine Frau eher als ein Mann an zunehmen erworben worden sein, und nachdem sie es im Leben zum Schuße gegen jede Gefahr getragen hatte, ward es ihr auch im Grabe belassen. Der geschilderte Fund muß deswegen als be= sonders wichtig angesehen werden, weil er ein weiteres gewichtiges Beugniß dafür ist, daß die Bewegung, die man unter dem Namen Gnosis" begreift, und die gerade im dritten Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hat, auch an den Rhein   gedrungen ist, was man hieher einzig und allein aus einem früheren Funde, dem Silbers. täfelchen von Badenweiler  , wußte.-

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Und ehe sich Frau Harter noch recht befinnen konnte, war sie von der Assistentin in den Laden geschoben. Da stand fie, befann fich auf das, was sie taufen wollte und fah dann in Gedanken zu, wie der Schlächter die Knochen durchschlug. Was war mit der Assistentin geschehen? War ste plöglich ein bischen wirr im Kopfe geworden? Oder hatten die Erlebnisse der Neujahrsnacht so mächtig ihr Gemüth verändert? Bei manchem bringt ja das, was die Rührung der Weihnachtstage nicht erreicht, der Bunsch der Sylvester feier zu stande. Jedenfalls war die Assistentin zur Weihnacht noch nicht so liebenswürdig gestimmt gewesen wie jetzt. Beim Zusammen­treffen in der Wohnung des Oufels der Assistentin und des Herrn Harter hatte fie noch deutlich ihre Abneigung gegen die Familie Harter durch Entrüstung über die Duftigkeit der Geschenke der Familie Harter bezeugt und erklärt,- Ueber die a Ifaloiden Genußmittel sprach Dr. A. Blind, daß ein Mann und Familienvater stets das Geld schaffen könne, um in der letzten Sitzung des Naturwissenschaftlichen Vereins in Köln  . seinen Angehörigen eine frohe Weihnacht zu machen. Ihr Männi   Einem Bericht der Köln  . 8tg." entnehmen wir darüber folgendes.

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Phyfiologisches.