-

3f

Aber er nahm sich fest vor, sich keine Geschichten wieder erzählen zu lassen.

( Fortsetzung folgt.)

oben zu ihren Fenstern herauslehnten und vor Vergnügen erläßliche Voraussetzung, um seinen Charakter zu verstehen, das ge quietten. Da hielt er es für besser, sich unbemerkt wieder fürchtete Lager ist die Macht, mit der er seine Feinde in Schach hält. Das Lokalkolorit nach dem Maßstab der modernen zurückzuziehen. im ,, Lager" nicht realistischen Bühnenkunst gemessen, iſt zur Wiedergabe gelangt. Die gereimte Verssprache allein schon berührt uns fremdartig, sie ist nicht das rechte Ausdrucksmittel für die Stimmungen der rohen Soldatesta, nur in der Kapuzinerpredigt, die nach der Art der Zeit mit vielen lateinischen Flosteln gespidt ist, erhöht sie die groteste femische Wirkung. Durch diesen wuthschnaubenden Pfaffen, der über die Sittenverderbniß der Soldateska weidlich schimpft und selbst dem Abgott des Tages den Text liest, werden wir im übrigen auf die bevorstehende Katastrophe leicht hingewiesen.

Die Wallenstein- Trilogie. ")

Das hundertjährige Bühnenjubiläum der Wallenstein- Trilogie hat der Freien Voltsbühne zu einer Aufführung des letzten Theils Serselben, zu Wallenstein's Tod", Anlaß gegeben. In Hinsicht auf den innerlichen Zusammenhang der verschiedenen Theile wäre jeden falls die Aufführung des gesammten Dramas für die Zuschauer von größerem Nußen gewesen. Da solches aber für eine nichtständige Bühne außerhalb des Bereichs der Möglichkeit liegt, so wollen wir zum Verständniß des Ganzen nicht unterlassen, auch noch von dieser Stelle aus die Grundgedanken des Schiller 'schen Dramas in den wesentlichen Punkten zu erörtern.

Die eigentliche Exposition zu Wallenstein's Tod" ist in den Piccolomini" gegeben. Hier werden die Fäden angesponnen, die den Untergang des Helden herbeiführen. Wallenstein tritt, obgleich sich die Handlung um seine Person dreht, noch nicht als Hauptakteur auf, er hat die That nur erst gedacht, zwar ist er bereits in Unterhand­lung mit den Schweden getreten, aber noch schwankt er in seinem Schiller macht die Generäle Entschluß, vom Kaiser abzufallen. Terzky und Jllo zu den intellektuellen Urhebern des Hochverraths, Es sei vorausgeschickt, daß der Wallenstein Schiller's als um seinen Helden von dem furchtbaren Verbrechen zu entlasten. Charakter mit dem historischen nichts gemein hat. Der Dichter hat Sie bringen es zu Stande, den Herzog von der Nothwendigkeit ihn als einen großen Menschen geschildert, der allein durch die Zeit- eines schnellen Abfalls zu überzeugen, und um ihm auch der Treue verhältnisse auf die abschüssige Bahn gedrängt ist, der wohl bewußt seiner Generäle zu vergewissern, verschaffen sie ihm eine Art den Verrath an seinem höchsten Kriegsherrn begangen hat, aber nur Huldigungsadresse, in der Letztere sich eidlich verpflichten, bis zum um Größeres dadurch zu bezwecken, nämlich durch eine Verständigung letzten Blutstropfen ehrlich und getreu zu ihm zu halten. Um zu mit den Schweden , den Feinden des Kaisers, dem unglüdlichen deutschen diesem Ziele zu gelangen, stellen sie, da sie selbst nicht mehr an die Vaterland den Frieden zu bringen. Dieser mit einem weitschauenden unbedingte Ergebenheit der Generäle glauben, das Schriftstück in Das eine, dem die Klausel: Soweit Blid begabte, von edlen Motiven beseelte Held war Wallenstein zwei Exemplaren aus.

an

nicht, sein Charakter war niemals edel, von einem grenzen- nämlich unser dem Kaiser geleisteter Eid es ers lofen Ehrgeiz und der kältesten Rachsucht erfüllt, lebte er nur lauben wird," eingeschoben ist, wird den Generälen auf sich und seinem blutigen Handwerk. Eine solche Gestalt, der einem Fesimahl verlesen, das andere, dem die verhängnißvolle fein poetischer Zug anhaftet, fonnte Schiller unmöglich zu neuem Klausel fehlt, wird ihnen zur Unterschrift vorgelegt. In der Leben erwecken, da er die Bühnen grundfäßlich als Erziehungs- weinseligen Stimmung gelingt der Betrug vollkommen, alle haben Institut ansah. Von den Brettern herab wollte er das Evangelium sich dem Herzog verschrieben, nur Mar nicht, ihm ist diese sonderbare der Freiheit und Menschlichkeit predigen, den Menschen in seinem Manipulation unverständlich, er begreift nicht, daß es überhaupt einer höchsten Gattungstypus, in seiner Größe und in seinem Edel- schriftlichen Bestätigung der Treue zu dem von ihm hochverehrten finn als ein nachzueiferndes Beispiel dem Publikum vor- Feldherrn bedarf. Der alte Piccolomini dagegen unterschreibt mit führen. Diese Charaktere tehren in allen Schiller 'schen Stücken vollem Bedacht die Eidesformel, er, das Haupt der Gegenverschwörung, wieder, so verschiedenartig sie auch sonst gezeichnet sind und so ver- der bereits im Besitz der Achterklärung des Herzogs ist und seine schieden auch das Milieu, in dem sie sich bewegen, gestaltet ist. Ernennung zum Höchstkommandirenden in der Tasche trägt, darf jetzt Von solchen Beweggründen geleitet. sah sich Schiller genöthigt, am allerwenigsten das blinde Vertrauen Wallenstein's erschütterit, die wirklichen historischen Begebenheiten wesentlich zusammenzu- denn bevor er die Acht an ihm vollstrecken kann, muß er einen that­drängen, den verschiedenen Unternehmungen Wallenstein's gegen den sächlichen Beweis seiner Schuld erbringen. Kaiser, den fleinlichen und niederträchtigen Mitteln, mit denen er Damit setzt die Haupthandlung des Dramas ein. Inzwischen seine Machtstellung begründet hat, höhere. Motive zu unterschieben. hat sich auch das Liebesverhältniß des Max zu Thekla Auch mußte der Charakter des Helden größer und mächtiger ge- gefponnen. Max, von seinem Vater in dem Komplot eingeweiht, staltet und selbst den Nebenfiguren Absichten und Ideen angedichtet wird in einen heftigen Konflikt gestürzt, sein ehrlich reiner Sinn werden, die sie nie gehegt haben. Diese dichterische Umwandlung sträubt sich gegen die Rolle, die ihm jener zugedacht hat. Mit der Charaktere genügte aber für die Durchführung des Haupt- inniger Freundschaft ist er dem Herzog verbunden, er liebt ihn als gedankens noch nicht, es mußten auch Konflikte geschaffen werden, den zweiten Vater, für ihn ist er der Inbegriff alles Großen und die den Fortlauf der Handlung bedingten und die dem Zuschauer Edlen und nun knüpft ihn auch noch die Liebe zu Thekla an das die Gestalt des Helden menschlich näher rückte. So verwob Schiller Haus Wallenstein. Er kann das Ungeheuerlichste nicht glauben, in dem Drama die Politik, die in ihrem fühl berechnenden Wesen Wallenstein kann unmöglich zum Verräther werden, er wird ihn nie wärmeren Gefühle erwecken kann, mit der Licbe; es entstanden daher selbst auffordern, die künstlichen Gewebe, die die Hoffabale die Figuren des Max und der Thekla, deren Durcharbeitung er sich um ihn gesponnen hat, mit einem geraden Schnitt zu durchreißen. mit besonderem Eifer angelegen sein ließ. Es war das alte, für Max, der die ideale Verkörperung einer besseren Welt ist, den der eine Bühnenwirkung äußerst dankbare Motiv der Schicksalstragödie, Dichter mit feinem Bedacht in ein inniges Verhältniß zu Wallen­das in Romeo und Julia " seine höchsten Triumpfe feiert: wenn die stein gestellt hat, zu dem der rauhe Feldherr sich als das Ab­- reineren Jugend, seines besseren Jche, durch Eltern in tödtlichem Haß ergrimmen, dann erglühen die Kinder in bild seiner reineren Jugend, wandelt nicht die leidenschaftlicher Liebe zu einander, Mag Piccolomini ist eine frei geheimnißvolle Bande hingezogen fühlt, wie O, diese Staatskunst, erfundene poetische Figur und ähnlich auch Thefla. Wallenstein hatte frummen Wege der Politik: Ja, ihr könnt ihn, weil ihr ihn schuldig zwar eine Tochter gehabt, die aber aus dem Grunde schon in dem verwünsch' ich sie! Nunmehr ist Mag vor die Drama ihres Vaters feine Rolle spielen konnte, weil der Gegenstand wollt, nur schuldig machen." ihrer Liebe, der Sohn Ottavios, eine Fiftion war. Alternative gestellt, entweder den Freund oder den Vater zu ver­leugnen und in diesen Konflikt mischt sich weiter der Streit der Liebe und der Pflicht. Die Lösung vollzieht sich im legten Theil der Trilogie in Wallensteins Tod ".

Beide an sich grundverschiedene, nebeneinander laufende Hand­lungen, die Staatsaktion und die Liebestragödie, hat Schiller in den beiden Haupttheilen Die Piccolomini" und Wallenstein's Tod" zu einer Gesammfaktion derart vereinigt, daß niemals die eine über die andere zur entschiedenen Herrschaft gelangt. In dieser Verquidung der Konflikte, die ineinander begründet sind und die ihre Lösung in dem tragischen Untergang beider Helden finden, ist die Bedeutung des Dramas zu suchen. Die trodene Entwicklung der Staatsaktion allein würde den Zuschauer wenig befriedigen, hätte nicht Schiller durch die feinen Gestalten des Mar und der Thekla das gefühlvoll Iyrische Moment in die Dichtung getragen und jene nüchterne brutale Welt dadurch gleichsam mit einem idealen Zweck erfüllt.

In teinem direkten Zusammenhang mit der Handlung des Dramas steht das Vorspiel Wallensteins Lager". Der Dichter führt dem Zuschauer ein Sittenbild vor Augen, das ihn mit jener wild­bewegten Zeit vertraut macht, schildert das Milieu, in dem sich Ge­stalten wie Wallenstein , Octavio Piccolomini , Buttler entwickeln fonnten. Diese bunt zusammengewürfelten Schaaren, die nichts fürchten und respektiren, bilden Wallenstein's, des Lagers Abgott und der Länder Geißel", Werkzeug, mit dem er seine Pläne durchzu­führen gedenkt. Insofern ist eine Bekanntschaft mit ihnen die un­

*) Dieser Artikel ist uns aus den Kreisen der Freien Bolts­bühne" mit der Bitte um Veröffentlichung zugegangen. Die Redaktion.

Das Verhängniß reitet schnell. Wallenstein's Unterhändler Sefin ist von den Kaiserlichen abgefangen. Damit ist der vollgiltige Es giebt feinen anderen Ausweg Beweis seiner Schuld geliefert. mehr, er muß die That vollbringen, weil er sie gedacht. In einem gedankenreichen Monolog ergeht er sich in Betrachtungen über den Doppelsinn des Lebens und sucht nach Gründen, um seine That vor sich selbst zu vertheidigen, und zögernd tritt er in die Unterhandlung mit den Schweden :" Noch ist er rein noch! Das Verbrechen fam nicht über diese Schwelle noch-". und immer neue Zweifel tauchen in ihm auf, er kann die Be­dingungen der Schweden nicht annehmen, ein Verräther an deutschen Landen will er nie werden, sein Heer wohl, das kaiserlich sich nennt, das sich heute für diesen, morgen für jenen Herrn schlägt, fein Vaterland hat, kann er getrost zum Feinde führen, aber Prag darf der Schwede nicht erhalten. Man sieht, wie der Dichter ängstlich bestrebt ist, alle Momente zusammenzutragen, um seinen Helden zu entlasten, und von großen Gesichtspunkten geleitet, begeht er die ruchlose That, mag ihn die Welt auch verurtheilen, er konnte nicht anders handeln, um vor sich selbst bestehen zu können. Der geschicht­liche Wallenstein fannte solche Strupel nicht.

Während sich Wallenstein mit den Schweden verständigt, spinnt auf der anderen Seite der verschlagene Octavio Piccolominį die