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bringt direkt an des Zentralgewaltigen Ohr. Wer in dies festgefügte will damit in der Kaiserstadt Wien leben." Fürst Johann II. zieht tleine Reich eintritt, der lasse alle Begehrlichkeit des Willens und also nach Wien , baut sich einen prachtvollen Palast und lebt herrlich des Geistes draußen. Er hat seine Nahrung mit vergnüglich- breitem und in Frenden darin. Das Regieren und die Entschädigung dafür Lächeln entgegen zu nehmen. Wehe den Unzufriedenen! steht am besorgte er schriftlich und durch einen Minister. Aber da steckten die Thore des Herrenpalastes angeschrieben! Nach unzufriedenen Ge- Liechtensteiner in Vaduz wieder die Köpfe zusammen, nachdem sie danken wie nach unzufriedenen Menschen wird gejagt; und in dem diese vorher nachdenklich geschüttelt hatten, und sprachen zu ein­engen Staatsgetriebe ist eine ganze Aufsichtsverwaltung eingerichtet, ander:" Wir müssen eine Deputation erwählen, nach Wien ein Rädchen greift ins andere, und was von Unzufriedenen gedeutet schicken und unserem Allergnädigsten unsere Beschwerden vor­und getuschelt, geflüstert und gesprochen wird, das sammelt sich an, fragen." wo der oberste der Minister, das große Ohr des absoluten So war eines schönen Morgens der Fürst kaum aus dem Bette, Herrn, seines Amtes waltet. Unzufriedenheit, der segens- als sich ein Dutzend der höchsten Baduzer anmelden ließ. Sie wurden reiche Förderer menschlicher Kultur, wird hier zum Malheur, alle zwölf vorgelassen und sprachen nach Abmachung gehöriger wenn nicht zum Verbrechen. Sich bescheiden können und Krapfüße des Inhalts zu ihrem allergnädigsten Landesvater: Wir nicht murren, ist hier Verdienst. Selbst der Strohkopf mag noch bezahlen nichts an Euere Durchlaucht fürs Regieren, im Gegentheil hingehen, wenn er sich duckt und in seinem gefunden Stumpffinn" Euere Durchlaucht entschädigen uns dafür, daß wir uns regieren selbstgerecht und vergnüglich lächelt. Wer sich aber beschivert, und lassen. Das ist ausgezeichnet. Aber Guere Durchlaucht haben wär's im engen Kreis seiner Kameraden, am Wirthshaustisch, den heidenmäßig viel Geld und lassen halt viel draufgehen verjagt man aus dem Ort, der nach der Herren Annahme ein hier in Wien , so daß uns aller Werdienst dabei ent= Paradies ist. Er soll nicht glauben, daß man ihn nicht höre. Das zogen wird. Wir bitten daher Euere Durchlaucht, wenigstens alle Jahre sechs Monate in unserem lieben Vaduz zu leben, Ohr des Herrn ist groß und der Herr hat viele eifrige Diener. Alpha. wobei wir zwar immer noch viel Geld einbüßen, aber das wollen wir nicht so genau nehmen. Schenken Sie uns also gefälligst wenigstens Ihre halbe Gegenwart und eine fleine Zugabe, nämlich eine Konstitution."

Kleines Feuilleton.

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Seine Hochfürstliche Durchlaucht war ein außerordentlich reicher. aber auch ein sehr braver Mann und sagte: Liebe Kinder, ich brauch Euer Geld nicht und will gern umsonst regieren. Auch will ich Euch die fünfzig Mann und den Trommler lassen und sie mir aus meiner Tasche anderweit für die Bundesarmee be­schaffen."

Fürst Johann II. bewilligte auch dies und gab eine Konstitution zu, nach welcher die Liechtensteiner fünfzehn Abgeordnete zu wählen hatten, die vom Fürsten ebenfalls bezahlt wurden.

Kunstgewerbe.

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-Ein Bolk, das seinen Fürsten regiert. Unter dieser Spig­marke erzählt die Frankfurter Zeitung ": Zum 200jährigen Jubiläum des Fürstenthums Liechtenstein werden die nach­folgenden heiteren und lehrreichen Mittheilungen aus der Geschichte dieses Staats und über das Verhältniß zwischen den Liechtensteinern- Jm Lichthofe des Kunstgewerbe Museums und ihren Fürsten interessiren: Die Großen der Hauptstadt ist eine sehr interessante Sammlung von gewebten alten Vaduz wählten schon 1816 eine Deputation an den Fürsten Johann I. und neuen Stoffen, Spigen und Passementerie­und sagten ihm mit acer- und freibürgerlicher Offenheit, daß sie Arbeiten zu sehen. Die Höhere Webeschule in Berlin , 1874 von zwar nichts dagegen hätten, sich von ihm regieren zu laffen, aber der Stadt Berlin begründet und seit 1890 in dem eigenen nicht auch dafür bezahlen wollten, zunial da er, der Fürst, Gebäude Markusstraße 49, arbeitete bisher ohne einen Lehr­sehr reich sei. Auch möchten sie die fünfzig Mann und den Trommler apparat von Stoffproben älterer Zeit. Im Jahre 1898 erhielt das der Fürst war verpflichtet, diese zur Bundesarmee zu stellen Kunstgewerbe- Museum den Auftrag, eine geschlossene Sammlung für lieber zu Hause behalten, weil sie hier besser gebraucht werden den Unterricht an der Webeschule zu beschaffen. Die seit Jahr­könnten bei der Arbeit, als in dem Soldatenthum, das Geld toste zehnten unterhaltenen Verbindungen des Museums ermöglichten es, und nichts thue. die jetzt zur Ausstellung gelangende Sammlung im Laufe dieses Jahres zusammenzustellen; sie enthält, nach den hauptsächlichsten Gruppen geordnet, Webereien verschiedener Art aus koptischen Gräbern in Oberegypten vom 5.- 7. Jahrhundert, orientalische und abendländische Seidenstoffe bis zum 14. Jahrhundert, Spätgothik in ihrem llebergang zur Frührenaissance, besonders reich­haltiges Material aus der Zeit der Renaissance, vornehm der Der Fürst ließ von nun an gegen Entschädigung die fünfzig lich des Barock, italienischen, des Rokoko, Zopf, dann Mann und den Trommler von Oesterreich besorgen und regierte auch zahlreiche Proben von Arbeiten des Orients, von Persien , ohne Honorar. So ging's friedlich, freundschaftlich und China und Japan , Bordenwirkerei und Fransen aus dem 15. bis steuerfrei fort bis 1836, als Fürst Aloysius I. den Thron seiner 18. Jahrhundert, ältere gefärbte und bedruckte Stoffe und neuere Väter bestieg in der Haupt- und Residenzstadt Baduz. Die Ein- europäische Stoffe. Die Sammlung ist durchaus für die Bedürfnisse geborenen von Vaduz ließen sich's bei dieser Gelegenheit etwas des prattischen Unterrichts zusammengestellt. Es ist daher kosten, bauten eine Ehrenpforte, illuminirten und brannten für vermieden, historische oder archäologische Seltenheiten zu verwenden. mehrere Gulden Feuerwerk ab. Hinterher steckten aber die Gesammelt für die Schule sind vielmehr aus entlegenen Weisesten von Vaduz ihre Köpfe zusammen, nachdem sie dieselben Kulturgebieten mur einzelne Proben, die gerade hinreichen, die Arbeit mit primitiven vorher nachdenklich geschüttelt hatten und huben an, miteinander um den Entwicklungsgang und so zu reden: Unser erhabener Monarch regiert uns ganz unent Instrumenten zu zeigen, dagegen aus der Blüthezeit geltlich; das ist wahr, aber Ihr habt gesehen, Kinder, daß er uns päischer Kunstweberei vom 15. bis 18. Jahrhundert große doch noch immer manchen schönen Groschen Geld kostet. Mir Mengen von Proben. Ferner ist auf Stoffe von besonders reicher haben die Ehrenpforten gemacht, haben ein Feuerwerk abgebrannt, oder interessanter Technik geachtet. Es galt nicht für haben überhaupt bei den jeweiligen Besuchen Seiner Durchlaucht, nöthig, große Schauftücke zu erwerben, wie das Museum derer und Abschnitte, welche das Muster bei Jagden und anderen hochfürstlichen Vergnügungen doch nicht bedarf; die Textur unbedeutende Ausgaben, die uns geniren, versäumen dabei Zeit und deutlich zeigen, werden int den meisten Fällen genügen. werden dadurch an Geschäft und Gewerbe geschädigt! Also haben Immerhin ist dafür gesorgt, daß einzelne Stücke, wir's immer noch nicht umsonst. Jedenfalls macht's ihm aber denen dies besonders nöthig ist- wie die Stofftapeten Vergnügen, uns zu regieren. Dies hat einen großen sich voll entwickeln. Auch einige vollständige Kirchengewänder sind Werth für ihn und er hat Geld. Stellen wir ihm einmal erworben, um die Wirkung in der Verarbeitung darzustellen. An die Sache ordentlich vor". die europäischen Stoffe sind die orientalischen so weit angeschlossen, Und so wählten die Eingeborenen von Vaduz die weisesten und als sie besonders anregende Zeichnungen und Farben enthalten; nicht int Wichtigkeit fam ethnographische angesehensten Bürger zu einer Deputation aus und entsandten die Betracht. diese vor die Stufen des Thrones. Hier brachten sie ihre drückende Schon seit längerer Zeit mußte innerhalb der Lehrmittel- Anstalt Beschwerde, daß ihnen der unentgeltlic) regierende Fürst doch noch für den Erwerb moderner Stoffe, einschließlich der Kosten verursache und daß er sie für sein Vergnügen, sie zu Spitzen und Passementerien gesorgt werden, um die Schüler regieren, entschädigen möchte, mit solchem Nachdruck zur Sprache, direkt in die moderne Pragis einzuführen. Ferner fonnte die Stiderei daß der gute Monarch ordentlich gerührt ward und Entschädigung nicht ausgeschlossen werden, da die Muster derselben vielfach in die versprach. Sie wurden mit ihm über eine jährliche Ent- Weberei übergehen und jetzt von höchst vervollkommneten Maschinen schädigungssumme handelseins, und er bezahlte sie mit muster- in Art der Stickerei hergestellt werden. Da dies Bedürfniß mit dem hafter Pünktlichkeit. der städtischen Fortbildungsschulen zusammentrifft, hat die Stadt Damit hatten's die Liechtensteiner zu einer politischen Stellung Berlin eine größere, für Unterrichtszwecke zusammengestellte Samm­gebracht, die weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart lung von Stickereien erworben und diese gleichfalls der Webeschule der Welt ihres Gleichen findet. Statt ihre Regierung zu bezahlen, zur Verwaltung überwiesen. hatten sie dieselbe nicht nur umsonst, sondern wurden auch noch dafür entschädigt, daß sie sich regieren ließen. Weiter konnten sie's doch unmöglich bringen, O doch! Wer blonde Haare hat, will sie auch noch geträuselt haben, sagt ein Sprichwort. Fürst Johann II. von Liechtenstein sagte eines schönen Morgens zu sich selbst: Da ich nicht nur keine Zivilliste beziehe, sondern für meine Arbeit meine Unterthanen sogar auch noch entschädige, darf ich mir doch wohl auch die Freiheit nehmen, wenigstens nach meinem Geschmack und wo ich will zu leben. Diese meine Haupt- und Residenzstadt Vaduz ist sehr langweilig. Ich habe Geld genug und

Archäologisches.

bei

- Die österreichischen Ausgrabungen in Ephe= sus. Wie aus Wien berichtet wird, hat Dr. Otto Benndorf der Akademie der Wissenschaften einen Bericht über die Ausgrabungen des österreichisch - archäologischen Instituts während des Jahres 1898 in Ephesus erstattet. Das Hauptergebniß war die Aufdeckung des Theaters, von dem im vorigen Jahre einige Tafeln frei­gelegt waren. Die Orchestra und das Bühnenhaus zeigen jegt, daß das Bauwerk von den Römeru im 2. Jahrhundert n. Chr. restaurirt