-

das hält doch ein alter Mensch nicht mehr aus. Ueberhaupt, wenn er so schon frant ist." Frau Hillger tam zurück. Die drei Frauen arbeiteten haftig. Abends sollte Gesellschaft sein. Da mußten die Vormittagsstunden gut ausgenutzt werden. Hatte es doch Frau Hillger übers Herz ge­bracht, heute einmal früh aufzustehen und selbst mit Hand anzulegen. Das heißt, mit Handschuhen. Sie war nun mal von der Anschauung durchdrungen, daß man den Untergebenen, den Dienstboten, über­haupt dem Volte, mit gutem Beispiele vorangehen müsse.

67

-

Fangzeit manchmal auf 70 000 bis 80 000 Stück, die unter die bes theiligten Fischer vertheilt werden. An anderen Theilen des Sees Ufers, wo die Fachen" sich befinden, das sind die in den Ufersand eingerammten, mit geflochtenem Reisig verbundenen Pfähle, werden die Gangfische mit drei Meter langen Negrensen gefangen, und hier beläuft sich das Ergebniß während einer Fangzeit zuweilen auf mehr als 100 000 Stid. Die Gangfische werden eingepökelt und in besonderen Räucherhütten geräuchert; in Ermatingen befinden sich zahlreiche derartige Hütten, von denen einige an den dafür bes Sie waren noch nicht ganz fertig mit ihrer Arbeit, da tam Herr stimmten Eisenstangen für 13 000 Fische Platz bieten. Ein Theil des Hillger schon nach Hause. Sie hatte geglaubt, er würde heute nicht Beute kommt auch marinirt in den Handel. Die während der früher wie sonst kommen. Aber du lieber Gott ! Es war doch wahrlich Sommermonate, außerhalb der großen Fischzeit, dem Bodensee ents genug, wenn er seinen Leuten an den anderen Tagen mit gutem nommenen Gangfische tommen ohne weiteres in den Handel, der Beispiel voranging. Das schlechte Beispiel, das er heute gab, durften sich über einen großen Theil des südlichen Deutschlands und anderers fie eben nicht. befolgen. Das Volk hat sich überhaupt nur immer feits bis weit in die Schweiz hinein erstreckt.-( Voff. Ztg.) nach dem guten Beispiel zu richten!

Frau Hillger fürchtete, daß er ärgerlich sein werde, weil nirgends eine gemüthliche Ecke geblieben war. Aber er war ganz entzückt, daß sie es nicht unter ihrer Würde gefunden hatte, selbst thätig zu fein, zu zeigen, daß auch vornehme Leute nicht die Arbeit scheuen, ja, daß fie auch arbeiten können: Siehst Du, Lotte, das ist brav von Dir!" sagte er freudig. Immer seinen Leuten mit gutem Beispiel vorangehen, dann geht die Arbeit noch mal so gut und wird viel sauberer und besser. Ja, so was, das spornt an!"

Er sah in den Ecken herum, noch mit dem Hut in der Hand und ohne den Mantel abzulegen:" Hm, hm, sehr sauber, sehr nett! Ja, siehst Du, das freut mich! Ja" und er zwinkerte mit den Augen dafür habe ich auch unterwegs feine Sachen gesehen! Oh... solche feine Sachen!"

Theater.

Im Lessingtheater wurden am Sonntag wiederum vier nene Einafter aufgeführt. Diesmal theilten sich zwei Autoren, Fulda und Dreyer, mit je zwei Komödien in die Arbeit.

-

-

Sie sind verschiedenen Charakters. Die Arbeiten Ludwig Fulda's find diesmal aus theatralischer Spekulation entstanden. Sie tragen feine eigenthümliche Physiognomie; es sind aufgelesene Späße aus theatralischem Vorrath. Ungleich reinlicher und von frischerer An­schaulichkeit sind diesmal die kleinen Arbeiten Max Dreyer's . Sie wurzeln in einer bestimmten deutschen Landschaft; man verspürt ihren herben Athem und ein Stückchen, wie Die Liebes­träume", in seinem gerechten Ult und in seinem gerechten Zorn hat mich erquidlicher berührt, als die letzte große Theaterarbeit Sie lachte:" Ja, gesehen!" Dabei kam sie ihm näher und faßte Dreher's" Großmama": Jn beiden Komödien von Dreher wird ein in feine Taschen. Schmunzelnd holte sie ein leines Leder- Etui entfahmter Windhund" davongejagt; moralisch der welsche Geiger heraus. Als sie es aufgedrückt hatte, blikte ihr eine schmale Vor- in dem Lustspiel" Unter blonden Bestien"; in der herb­stecknadel aus einem mit Brillanten besetzten Goldstreif würzigen Komödie Liebesträume " der gemeine Windbeutel Opper­entgegen. Oh, so fein!" sagte sie. Da fiel ihr Blick auf Frau mann mit der Peitsche. Der Eine, der Virtuose, drängt sich unver­Klint. Und in einer guten Regung fagte sie zu ihrem Mann: Ach, schämt an Frau Inga von Bernhöved und mißbraucht das Joseph, Frau Klink wollte Dich noch bitten, ihr sechs Mark Vorschuß Gastrecht; der Andere wirbt' um die vollkräftige, robuste zu geben Landwirthin Petzold indessen er zugleich mit einem ver= Sein fröhliches Gesicht verzog sich.. Jetzt, in der verliebten Backfisch und einem eitlen Stubenmädchen anbändelt. gnügten Stimmung mit solchen dummen Sachen zu kommen! Frl. Pezold beißt die Zähne aufeinander und macht in ihrer Weise Aber Lotte, Du weißt doch, daß ich grundsätzlich keinen Vorschuß furzen Prozeß. Frl. Sauer spielte die weiblichen Hauptrollen in gebe. Sch zahle pünktlich aus... da können die Leute auch mit den Komödien Dreyer's. Ihr, die gern zu bleicher Sentimentalität ihrem Gelde auskommen." Er wendete sich mehr zu Frau Klink: hinneigt, tam der herbere Zug in den kleinen Stücken zu statten. " Ich weiß nicht, können denn die Menschen nicht rechnen? Man Herr Bonn hatte mit dem komödiantischen Geiger eine dankbare giebt ihnen doch kein schlechtes Beispiel! Wir müssen doch auch Episodenrolle gewonnen. mit unserem Wirthschaftsgelde auskommen! Oder nicht?" fragte er seine Frau.

Gewiß!"

Und wieviel bekommst Du jeden Monat?" Vierhindert Mark."

Na, sehen Sie, davon muß meine Frau die ganze Wirthschaft erhalten. Und was ist das für eine Wirthschaft! Da soll außer dem Essen für uns beide noch das für das Dienstmädchen und Sie abfallen. Dann kommt die Gasrechnung, und die Heizung bezahlst Du ja wohl auch?"

Nein, das kommt mit auf die Rechnung für's Geschäft; das Gas auch."

-

-

-

"

Fulda's Komödien streifen gleichfalls an ernste Dinge. Die Eine endet trübe, die Andere findet einen lustigen Ausweg. " Die Zeche" erinnert an die französische Douboureuse", das schmerz­hafte Einlösen einer aufgehäuften Rechnung. Für ein langes Lotter­leben zahlt der 61 jährige Baron Steigersdorf seine Beche. Eine ver­lassene Jugendgeliebte findet er; um an ihr eine Pflegerin zu haben, macht der Gichtbrüchige ihr einen Heirathsantrag. Aber sie dankt und überläßt den Alten der Vereinsamung. Herr Klein faßte den Alten nicht undiskret; allein gerade in so nichtigen Stücken fällt eine gewichtige, gedehnte Spielmanier auf die Nerven.

Ein Ehrenhandel" ist eine kleine Schnurre; man könnte fie eine Humoreske für ein Familienblatt nennen. Zwei Küßchen" werden getauscht. Herr v. Techwitz füßt im leichten Champagner­Spitz die Frau eines Majors, worüber es beinahe zum Duell ge­kommen wäre. Zum Glück ist die Frau des Herrn v. Techwiß eine Kluge Käthe. Sie übt Vergeltung nach dem Say" Bahn um Bahn" imd läßt sich vom Major wieder füssen. Ein bischen aufdringlich ist das selbst für eine Schnurre. -ff.

D

Ra, ja... jedenfalls kommt es bei uns nicht vor, daß wir mal nicht reichen. Dann schränkt man sich eben ein paar Tage ein.. Aber ich werde es Ihnen noch mal geben. Nur kann ich es durchaus nicht verstehen, daß Sie so garnicht rechnen können. Wenn man noch ein schlechtes Beispiel geben würde!" Der Fischreichthum des Bodensees. Schon als die Römer ihre Befizungen am Bodensee . hatten, war dort der Fisch­-r. Das Thalia- Theater ist am Sonntag mit einer fang fehr ergiebig, und er wurde auch verhältnißmäßig rationell vom Publikum recht beifällig aufgenommenen Neuerung hervor­betrieben; ebenso cs, wie aus vielen in Klosterurkunden getreten. Unter der Führung von Emil Thomas tragen Künstler niedergelegten Nachrichten zu ersehen ist, als auf der Reichenau , in und Künstlerinnen eine stattliche Reihe von Kouplets vor, die nicht Arbon und anderwärts das Mönchsthum in Blüthe stand wie allein von Schlagern" strogen, sondern sich auch recht ansprechender das ja auch Scheffel in seinem Ekkehard" schildert. Von dem Fisch- Melodien erfreuen. Am meisten Applaus erntete ein Vortrag, in reichthum des Bodensees und der Ergiebigkeit des Fischfanges in welchem Herr Kaiser und Fräulein Wünsch als Duettistenpaar Schwäbischen Meer", wie der See ja zubenannt ist, erhält man ein das moderne Spezialitäten Theater überaus drollig paro­Bild durch die Thatsache, daß in den letzten Monaten des abgelaufenen diren. Daß Herr Thomas nicht zu kurz tam, läßt Herbstes von den sehr beliebten Blaufelchen- ein äußerst schmackhafter fich begreifen; schon die Fülle der Kalauer eigenen Fabritats hätte Fisch mit ziemlich weichem Fleische allein im Obersee nach den genügt, ihm einen Bombenerfolg zu sichern. Als Verfasser der Berechnungen der Fischerverbände der dortigen Ortschaften etwa Roupletterte wird Herr Alfred Bender genannt; die Musik ist 40 000 Stück gefangen wurden, von denen das Stück durchschnittlich von Herrn Mann städt. Dieser Herr hat auch einen verbindenden ein Pfund wiegt. Danach würden nur dem einen Theil des Text zu den Kouplets geschrieben und so beinahe eine Handlung Sees in der genannten kurzen Frist 400 gentner Blaufelchen ent- zu stande gebracht. Herr Thomas tritt als Flickschneider nommen sein. Im Untersee das ist der Theil, der sich von Schiddebold auf und seine beiden fecken Töchter, in deren Konstanz nach Nordwesten zieht- findet zur Zeit der alljährlich eine sich ein reicher Narr vergafft, sind seine Engel; macht zu­stattfindende Massenfang der kleinen, wenig mehr als eine Spanne sammen, wie auf dem Theaterzettel ausgerechnet steht: langen und höchstens 300 Gramm fchweren Gangfische statt; es ist Schiddebod's Engel". Daß die Serie von Kouplets und dies eine besondere Art des Blaufelchens. Vom November bis in Kalauern so einen Namen erhielt und überflüssigerweise als Posse den Jamar hinein sammeln sich diese Gangfische in ungeheuren bezeichnet wurde, könnte als Konzession an das Althergebrachte ge­Mengen im Untersee , und zwar von Konstanz bis gegen Ermatingen rügt werden; da sich aber niemand durch das bischen Handlung hin, das schon Ettehard kannte, da er bei seiner Wanderung nach gestärkt fühlte, mag diese Kleine Rückständigkeit getrost hingehen.- dem Hohentwiel sich von diesem Fischerdorfe aus nach der Insel Reichenau überseßen ließ; dort liegen sie dem Geschäft des Laichens Musik. ob. Von den Ermatinger Fischern werden sie mit riesigen Zugneten, Während unser altes Opernhaus durch sein fortwährendes An der Gangfischwatte" oder" Gangfischrack Segi", das aus zehn kündigen von Neuheiten und Neueinstudirungen, die dann gemüthlich bis zwölf Einzelneßen zusammengesezt ist, gefangen. Die mit verliegen, die Entrüstung des Publikums verdient, gebührt dem diesem Riesennetz herausgeholte Beute beläuft sich in der kurzen Theater des Westens für sein eifriges Zurückgreifen in der

"

-

=

"