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dem neu gewonnenen Kosmier, der ihnen gegenüber die sozial- hervorgerufen haben, indem das Tuffodgras( Poa flabellata) demokratische Lehre vertritt, die in der kosmischen Form nur eine den Eindruck von Gebüsch machte. Die Insel hielt thatsächliche Verwirklichung gefunden, für überwunden bekennen. sich vor Cook, Roß und Moore hartnäckig verborgen, wurde aber im Auch dieser Theil des Buches ist geschickt gemacht, Neues ist freilich Jahre 1808 wieder von dem Walfischfänger James Lindsay gesehen; nicht darin zu finden, aber Alles ist in übersichtlicher, schlagender dieser giebt ihr aber eine etwas andere Lage als Bouvet. Im Weise gruppirt, ohne allzu große Opfer an wissenschaftlicher Genauig Jahre 1823 fand der Walfischfahrer Norris in der nämlichen Gegend feit. Immer weiter dehnt sich das Gebiet der Kosmier aus, auch Land, dessen Positionsbestimmung aber von den Angaben Bouvet's der Zuzug der Gebildeten ist nicht mehr aufzuhalten. In allen und Lindsay's so start abweicht, daß man zu der Annahme gelangt, Ländern wächst die revolutionäre Begeisterung, gleichzeitig mit der er habe eine andere Insel als seine Vorgänger entdeckt. Er hat auch allgemeinen Noth und der blutigen Herrschaft der ausbeutenden nicht nur eine, sondern zwei Inseln und mehrere Klippen gesehen; Klassen. Immer lauter werden die Hilferufe der gepeinigten Volks- er nannte sie Liverpool- und Thompson- Jsland. Lettere, welche massen, immer zahlreicher die Füchtlinge, die in den kosmischen von der Mannschaft besucht wurde, besteht aus vulkanischen Massen. Siedelpunkten eintreffen. Aber noch immer lehnen die Kosmier das Es lag daher der Gedanke nahe, daß die von Bouvet entdeckte Insel Verlangen ab, den Revolutionären hilfreiche Hand zu bieten. Denn gar nicht mehr existire, sondern einer vulkanischen Eruption, gleich ihre Verhältnisse ließen sich nicht so ohne Weiteres auf niedrigere der des Krakatoa, erlegen ist. Wie das Telegramm des Kapitäns Kulturverhältnisse übertragen. Würden sie dem Wunsche auch nur Krech weiter besagt, ist die" Baldivia" bis ganz nahe an den südeines Landes willfahren, so würden sie die moralische Verantwortung lichen Polarkreis vorgedrungen, indem sie an Enderby- Land nahe für alle Folgen ihres Vorgehens übernehmen müssen. Aus allen heraufam.- Ländern der Welt würden die Proletarier von ihnen die gleiche Theater. Gunst erbitten, und sie könnten den Einen nicht abschlagen, was sie den Anderen gewährten. Sie würden den ganzen„ Sumpf" in ein blutiges Feld verwandeln, ohne daß die Revolutionäre ihnen irgendwelche Garantien dafür böten, daß sie mir auch wirklich einen richtigen Kommunistenstaat zu stande bringen wollten oder könnten. Die Revolutionäre könnten es nicht, selbst wenn sie wollten. Nur fie, die Rosmier, selbst könnten allmälig die ganze Erde in einen ein heitlichen Kommunistenstaat verwandeln. Doch dazu bedürfte es noch einiger Jahre. Dauerte dies den Revolutionären zu lange, so tönnten sie ja ohne Weiteres in die kosmische Bürgerschaft eintreten. Aber endlich werden die Kosmier, fast gegen ihren Willen, doch zum gewaltsamen Einschreiten genöthigt. Je mehr die eingewanderten Flüchtlinge von den überstandenen Greueln und Qualen zu erzählen wußten, desto höher steigt die Sympathie der Kosmier für die Sache der Revolutionäre, und wenn man auch aus prinzipiellen Gründen eine offizielle Unterstügung vermeidet, so fließen doch reichlich die privaten Hilfsquellen. Auf der ganzen Erde kommt es zu Revolutionen und Gegenrevolutionen, langsam entwickelt sich aus blutigen Wirren in einem einzelnen Lande ein kommunistischer Staat, nach dessen Muster die Kosmier, um dem Blutvergießen ein Ende zu machen, die übrigen Länder sich zu organisiren zivingen. Ein vor Läufiges Auskunftsmittel, denn noch ist die kosmische Zivilisation der Erde nicht vollendet, aber es ist wenigstens eine Grundlage gegeben, von der aus man die Kosmier in ihrem die ganze Menschheit umfassenden Plane unterstützen kann.
Man ficht, das Buch ist im großen Ganzen auf der Ueberzeugung von der Unhaltbarkeit unserer gegenwärtigen Zustände aufgebaut, und dieser Ueberzeugung ist im Allgemeinen in recht fräftigen und treffenden Schilderungen Ausdruck gegeben. Ungünstiger steht es mit der Phantasie und der Fähigkeit, Uebernatürliches als natür lich und möglich erscheinen zu lassen. Mit keinem Worte geht Bolle auf die so gerühmten wunderbaren Apparate der Kosmier ein; er verlangt die Glaubwürdigkeit des Märchens, ohne dessen fesselnde Phantasie zu geben, und, um nach dem schönen Muster Kurt Laßwig', physikalische Hoffnungen in Wirklichkeit umzusetzen, fehlen ihm offenfundig die nothwendigen naturwissenschaftlichen Kenntniffe. Immerhin kann man ja mit einem ganz abschließenden Urtheil zurückhalten, bis die angekündigte zweite und dritte Abtheilung des Romanzyklus erscheint. Welche Aufgabe, Staaten von Vernunft wesen, die nicht menschlicher Gestaltung sind, zu schildern! Freilich muß da Bolle den philologischen und mitunter recht geschmack Losen Schulmeister schlafen schicken, der in ihm noch die Oberhand hat.mago phil
Kleines Feuilleton.
-Die Bouvet Jufel. Der Vorstoß, den die deutsche Tiefsees Expedition von Kapstadt aus in die südpolaren Gegen den gemacht hat, war, wie das am Dienstag mitgetheilte Telegramm des Kapitäns Krech der„ Valdivia" zeigt, vom Glück begünstigt und verspricht die Beantwortung mancher interessanten geographischen Frage, wie schon die Meldung, Bouvet Insel gefunden" verräth. Unter dem Namen„ Bouvet- Inseln" finden wir auf den Karten im Südwesten der Südspige Afrikas , etwa 20 Breitegrade südlicher, ungefähr unter dem 54. Grad südlicher Breite und 5 Grad östlicher Länge, eine Gruppe von kleinen Inseln verzeichnet, über die noch viel Unklarheiten herrschen. Sie tragen ihren Namen nach Lozier Bouvet, der auf seiner im Auftrage der französischen Kompagnie des Indes" unternommenen Fahrt im Jahre 1738 den Reigen in der antarktischen Eisschifffahrt eröffnet hat. Bouvet entdeckte, schreibt die„ Nordd. Allgem. 8tg.", nämlich am 1. Januar 1739, etwa unterm 54. Breitegrad, ein anscheinend sehr hohes und schneebedecktes Land, das er für ein Vorgebirge des damals allgemein angenommenen großen Südlandes hielt; das Land erhielt, dem da mals üblichen Gebrauch zufolge, den Namen des Kalendertages seiner Entdeckung Cape de la Circoncision"( Vorgebirge der Beschneidung.) Da dichtes Packeis es unmöglich machte, das Land zu betreten, so tonnte sich Bouvet nicht davon überzeugen, daß er mur eine Insel entdeckt hatte. An einem flaren Tage tonnte man indessen sehen, daß das Land gegen Südosten hin flacher wurde. und daß es an schneefreien Stellen mit Buschwert oder Wald bedeckt fchien, eine Zäuschung, die vielfach auch die Falklandinseln
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-r. Schiller Theater. Man braucht nicht immer schon den guten Willen für die That zu nehmen und kann doch einer Theatervorstellung, die von der höchsten Stufe der Vollendung beträchtlich weit entfernt ist, das Prädikat„ gut“ zuerkennen. An der vorgestrigen Othello- Aufführung im Schiller- Theater mochte im Einzelnen auszusetzen sein, daß der Mohr des Herrn Gregori zuweilen mehr fanatisirter Grübler als der Mann der alles zermalmenden Leidenschaft war, daß der Jago des Herrn Froböse allzu gemüthlich mit der im Konversations- Lustspiel üblichen Verschlagenheit totettirte, und daß etwas weniger bleiche Bassivität der von Fräulein Wiete gespielten Desdemona sehr zu statten gefommen wäre. Aber diese Mängel wurden verdeckt dadurch, daß sich alles schicklich eins ins andere zu fügen wußte. Niemand ging seinen aparten Gelüsten nach, um im flassischen Stück zu zeigen, was für ein start talentirter Held er auf den Brettern sei; und dieser klugen Unterordnung unter den Willen einer umsichtigen Regie ist es zu danken, daß immerhin eine Vorstellung zu stande tam, die sich in Ehren sehen lassen konnte.
Völkerkunde.
Borneo . Um in einer Streitsache das Recht zu finden, ist es nach kg. Gottes urtheile bei den Dajats in West der Anschauung der Dajaks nicht nothwendig, daß durchaus Beweise herbeigeschafft werden müssen. Wenn die irdischen Zeugen auch die Geister der Ahnen oder die hindu- javanischen Gottheiten, die sich fehlen, irgend einer der himmlischen: Sonne, Mond und Sterne, hinter bajalischen Statuen verstecken, wird den Schuldigen schon fennzeichnen und dafür sorgen, daß ihn die Strafe treffe. Säumen die europäischen oder inländischen Richter nach seiner Meinung gar zu sehr, so nimmt der Dajat sich auch wohl selbst sein Recht und scheut selbst vor dem Morde nicht zurück, wenn durch das Gottesurtheil der Schuldige überführt ist, so fest vertraut er auf dessen Richtigkeit. Ueber die eigenartigen Formen der Gottesurtheile bei den Dajats ist jetzt nach einem Bericht des Internationalen Archivs für Ethnographie" durch die Forschungen des Holländers Kühr Ge naueres bekannt geworden. Bei Diebstählen wird von den Semaruwa Dajats der„ boadji" angewendet. Unter Be obachtung gewisser Zeremonien wird für jeden der beiden Gegner ein Stüd Rindenfaserschnur in eine mit Wasser gefüllte Tasse getaucht; derjenige, dessen Schnur an der Oberfläche bleibt, ist unschuldig, der, dessen Schmur sinkt, schuldig. Bei all' den Gottesurtheilen ist es charakteristisch, daß sie abgehalten werden, wenn die Sonne im Zenith steht. Früher wurde bei einer Anzahl von Stämmen in Fällen von Ehebruch und Diebstahl von hohem Werth, besonders wenn es sich um einen Häuptling oder eine wohlhabende Person handelte, die Tauchprobe, das selam aër, zur Anwendung gebracht. Nicht die Gegner felbst, sondern zwei Stellvertreter führten sie aus. Diese stiegen ins Wasser und steckten den Kopf unter ein Brett, das einen Theil der Oberfläche bedeckte. Derjenige galt dann als der Schuldige, dessen Vertreter zuerst wieder den Kopf herausbrachte, um Athem zu schöpfen. Das gegenwärtig bei allen Stämmen im Westen Borneo' s gebräuchliche Gottesurtheil ist der Hahnenkampf, das„ njabung manuk". Ein KampfHahn wird daher fast in jeder Familie gehalten. Unter den Ot- Danon ist ferner die Haraprobe, nepak njatung apoi, gebräuchlich. Der Beschuldigte schlägt mit der Handfläche auf heißes Wasser oder glühend heißes Harz, das über ein plattes Holzstück ausgebreitet ist. Verbrennt er sich dabei nicht oder nur wenig, so ist er unschuldig. Bei der Laufprobe müssen die beiden Gegner einen Wettlauf veranstalten; die Bahn ist einigermaßen geebnet, uns gefähr 2 Meter breit und 100 Meter Tang. Wer zuerst ans Ziel kommt und eine am Ende des Weges in den Boden gesteckte Lanze ergreift, ist unschuldig, und kommen beide zugleich an, so ist es der, der den höheren Punkt am Lanzenschaft ergriffen hat. Nach der zur Verwendung gelangenden chinesischen Kupfermünze wird ein letztes Gottesurtheil bepities genannt. 8Zwei Münzen, von denen die eine blank gepugt ist, werden in einen Topf Wasser geworfen, das durch Asche getrübt ist. Der Beklagte ist unschuldig, wenn er das gereinigte Stück herausholt. Eine ergögliche Geschichte, erzählt Kühr, sei einmal bei einem solchen Gottesgericht in einem Liebeshandel passirt: Ein Mädchen verschwieg den Namen ihres Geliebten hartnädig, obwohl sie die Folgen nicht mehr verbergen konnte, und