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drei Tagen in geheimnißvollen Vorbereitungen. Fritz hatte, als es bei Tisch erzählt wurde, mit überlegenem Lächeln Kenntniß davon genommen und war heute früh um sechs Uhr zu seinen Feuersprigen gegangen wie alle Tage. Ihn ging der ganze Krempel nichts mehr au. Seinetwegen konnten jie andrehen was sie wollten. Umi zehn Uhr trat der alte Schmidt durch die Haus thüre.
Sie ist fort!" schrie er Herrn Zickendrath entgegen, der ihn bewillkommte. Wer denn?"
B
Na die Alte! Meine Frau."
Fort? Wohin ist sie denn?"
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" Das weiß der liebe Gott. Deshalb bin ich ja hier, um feit, alte Gläubigkeit erhalten wissen; und seinem durchaus realen, fie zu suchen."
"
Ja... aber: weshalb...?"
Weshalb? Weil sie verrückt ist. Einen anderen Grund hat sie nicht.. Sie wissen doch, sie hat's ein bischen im Koppe. Nicht viel, aber sie hat's; so quartalsweise. Und dann reißt sie mit einem Mal aus."
Herr Zickendrath schlug die Hände zusammen. Beruhigend fuhr der alte Schmidt fort:
anders malt sich die Welt in den Köpfen von Sozialdemokraten. Die Efflesiazusen des Aristophanes sind aus ihrer Zeit zu begreifen. über Karthago und Italien zu herrschen gedachten, waren wiederum Die Athener , denen der Kamm übergroß geschwollen war, die nach dem peloponnesischen Striege fleinmüthig geworden. Es lag in der Art der athenischen Polis, des demokratischen Bürgerstaats, heute himmelhoch zu jauchzen, morgen zum Tode betrübt zu sein; und je mehr das feste demokratische Stadtgefüge entartete, desto lebhafter war eine üble Demagogie am Werke und ließ das Volksgemüth nicht zur Besimning kommen. Dieser Art, die sich in äußersten Widersprüchen bewegte und wie eine Meze inimer dem letzten Buhlen folgte", trat Aristophanes als Mann der Opposition, als Warner und Geißler entgegen. Seine Kraft wurzelte in der Vergangenheit. Er Ivar ein Konservativer im alten Wortsinn, ein Erhalter, nicht ein Reaktionär. Er wollte alte Tüchtigauf Stetigkeit bedachten Sinn waren die beständigen Zuckungen am athenischen Staatsförper seiner Lage, die nebelhaften Prophezeiungen, die demagogischen großen Worte ohne thatsächliches Vermögen ver haßt. In der kummervollen Zeit Athens , als Hochmuth sich in politischen Judifferentismus tiefste Niedergeschlagenheit und getvandelt hatte, da tauchten die Utopien, die ZukunftsTräumereien projekte, die your Staat zu Dugenden auf, und ihrer spottete Aristophanes im Weiberstaat". der Glückseligen Da in Athen die Männer zu Krippenreitern geworden, so ziehen die Weiber die Krokosröckchen( die Saffrankleider) aus und kleiden sich in Männermäntel. Sie nehmen den Stock und die rauhen spartanischen Holzschuhe und ziehen in die Ekklesia( Volksversammlung, daher der Titel der Komödie Efflesiazusen). Dort heckt die schneidige Führerin Proragora ihren Butunftsstaat aus, mit dem Gemeingut, mit den gemeinsamen Staatstüchen, mit der gemeinſamen Kindererziehung und mit dem geschlechtlichen Kommunismus. Auf die Tetzte Forderung hauptsächlich zielt die Satire des Aristophanes . Der Weiberstaat hat dekretirt, daß die jungen Männer sich jungen Männer sich erst der Alten annehmen, che sie selber zur weiblichen Jugend gelangen und umgekehrt: daraus entwickelt sich der grotest- tomische Widersinn. Ein athenischer Jüngling harrt seines Mädchens, und vier Betteln, eine hegenhafter als die andere, raufen um ihn.
,, Sie brauchen feinen Schrecken zu kriegen. Ich kriege auch keinen. Die Sache ist halb so schlimm, hier in der Stadt ist sie, das steht bombenfest. Da hat sie so fünf, sechs Verwandte. Bei einem von denen find' ich sie auf alle Fälle... Aber Sie könnten mir einen Gefallen dabei thun. Ja? Also... Sie könnten mit mir fommen. Wenn ich alleine komme, macht sie allemal einen Heidenradau, als ob ich ihr was thun wollte. Das ist natürlich Unsinn. Ich habe sie noch nicht hart angefaßt. Aber unangenehm ist es mir, wenn sie so speftatelt. Wenn aber ein Anderer dabei ist, den die Sache weiter nichts angeht, dann hält fie's für ein zu fälliges Zusammentreffen. Und wenn man es dann schlau anfängt, geht sie ohne Widerrede wieder mit nach Hause. Ein armes närr'sches Ding! Aber was will man machen? Die politische Komödie wurde in lustig parodistischem Stil geMan spielt ihr eben die Komödie vor. Alfo ja?... Stommen Sie mit?"
Aber natürlich. Ich will nur gleich." " Na ja, das können Sie machen. Aber vorher wollen wir einen Schnaps trinken. Haben Sie einen da?"
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geben. Sehr drollig wirkte der Gäusemarich der Frauen mit dem Holzschuhgetrappel. Schneidiger, säuerlicher gleichsam hätte die Broyagora sein dürfen; von Frau Buzze wurde sie mit liebens würdigem Humor gespielt. Allein die Proragora hat eine Zunge wie ein Schwert; fie gehört zu den Damen, bei denen man das Erstaunen darüber nicht los wird, daß man vom Weib als dent schwächeren Geschlecht spricht.
Zum Mittag waren die beiden Männer wieder zurück, ohne die Frau gefunden zu haben. Ueberall, wo sie hin bürgerlichen Welt entnimunt, lebhafte Freudigkeit geweckt, so fanden Hatte das realistische Possenspiel, das seine Figuren der kleingekommen waren, war sie gewesen und wieder weggegangen. bie poetisch tieferen„ Vögel", das gedautenschwerere Märchenspiel, nur Herr Zickendrath war von dem Unheimlichen dieser Menschen- fühl respektvolle Aufnahme. Man kann dabei freilich nicht an Sozialjagd schon ganz angegriffen, wollte sich aber nichts merken demokraten und emanzipirte Weibsen denken; die politischen Anlassen. Trotzdem theilte sich seine Stimmung wie von selbst spielungen sind für uns schwieriger zu verstehen; und um den der Tischgesellschaft mit.
( Fortsetzung folgt.)
bestridend füßen Märchenzauber des Gedichts herauszubringen, müßte in der That die Sorgfalt und der Neichthum eines Weihespiels aufgewandt werden. Das ist bei einem Unternehmen schwer, das sich wohl historisch drapirt, im Grunde aber von Dramatikern und Kritikern gemacht ist, deren Eitelkeiten im Gedicht des nächstens Wolfgang Kirchbach mit ſeinem„ Weihespiel“„ die letzten Menschen" nach Aristophanes in die Schranken!
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Zwei Novitäten, weit über 2000 Jahre alt, das ist immer etwas In den„ Vögeln" hat Aristophanes der athenischen und mit ihr der Besonderes; und eine dieser Novitäten hat derart gefallen, daß im Zeitungsjargon von einem starken Heiterfeitserfolge gesprochen werden menschlich universalen Hybris", der vermessenen Phantastik des tönnte. Das ist die derbe Burleske„ Die Ettlestazusen" des Aristo- kleinen Menschenhirns ein Denkmal gesetzt. Das baut Luftschlösser phanes, die neben der phantastischen Posse vom Vogelstaat durch und ein Wolkenkuckucksheim und glaubt, die Götter zu überwinden; In den das Komitee für historische und moderne Festspiele Sonntag Mittags und es bleibt doch nur bei armseliger Donquixoterie. im Neuen Theater aufgeführt wurde. Tagen des schwellenden Hochmuths in Athen tauchten die ProjektenWährend der Aufführung der„ Efflesiazufen"( des Weiber- macher auf. Man hatte eine Flotte entsandt, in Sibirien zu kolostaats) hörte ich ein paar Damen neben mir flüstern: Aber das ist nisiren und ein Weltiraum- Fieber beherrschte die Polis. Man gar nicht so grob, wie man sagt; und es richtet sich die Satire glaubte, alle Engel im Himmel fingen zu hören.( Auch ein Ernicht gegen die Frauenemanzipation, sondern gegen die Sozialdemo- eigniß unserer Tage erinnert von ferne an solche Phantastit. Als fratie." Kiantschon genommen wurde, da wimmelte es von märchenhaften So gründet der ProjektenWas das Eine betrifft, so meinten die Damen die Ausgelassen- Auftheilungsplänen für China .) heiten und Ungebundenheiten des Aristophanes . Auf dem Theater macher Herr Rathegut" mit seinem großen Hoffereich" die die Polis der Vögel. Auch will des größten komischen Dichters der Antike war aber nur für Männer Wolfenkuckucksburg, Play, das muß man bedenken, um die Ungezogenheiten des die Götter im Himmel ärgern. Denn der neummal Schlaue Aristophanes zu verstehen. Bei uns haben das dienstwillige Stomitee richtet das Reich der Vögel in der Luftstadt gleichsam als und die Polizeizenfur dafür gesorgt, daß der„ gereinigte" Aristo- Zwischenreich zwischen Erd' und Himmel auf. Dem Zerfall der phanes fein feusches Frauenohr verletzt. Der Hinweis auf die hellenifchen Glaubenswelt sah Aristophanes , der Konservative, be= Sozialdemokratie erleichterte ganz offenbar das Herz der Damen, fümmert zu; und dennoch haben seine Götter und Heroen selber die gehört haben mochten, daß eine solche Respektsperson, wie Aristo- schon einen frivolen Beigeschmack. So wenig fann fich auch ein traftvoller Geist den Einflüssen der Umwelt entziehen. Herakles phanes sich gegen die bürgerliche Frauenbewegung kehre. Es wäre widerfinnig, ein Wert, das vier Jahrhunderte v. Chr. erscheint im Gedicht riesenstark und riesendumm; und lüstern gefräßig, entstanden war, auf ein Parteiprinzip von heute hin anzusehen; wie Kasperle in der deutschen Burleske. In der Darstellungsmanier am und wenn im burlesken Weiberstaat manche Stelle Erinnerungen Neuen Theater wurde man manchmal geradezu an Offenbachiaden an Bebel's Buch von der Frau erweckt, so hat Aristo- gemahnt. Aermlich präsentirte sich das Vogelgelichter. Es fehlte phanes doch durchaus nichts mit den Fragen des Frauenrechts, Farbe und Glanz und Leben trotz allem Vogelgelärm, das nicht mit den kommunistischen Anschauungen unserer Tage zu schaffen. selten störte. So kam es denn, daß selbst so reizvolle, Chrische Viele Leute, wenn sie über Sozialdemokratie sprechen, machen sich Stellen, wie der Gesang des Kuckucks im Busch, der die Nachtigal cinen Zukunftsstaat nach dem Bilde der Richter'schen Spar- Agnes lockt, nüchtern flangen.
oder nach Zeitungsphrafen zurecht und meinen: So und nicht!
-ff