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von dem

jepiges Faulthier fich abgezweigt hat, will man nun in Südamerika   ähnlichen Vögeln genau die Verbindungslinie zwischen der Heimath gefunden haben. Leider ist jener bisher noch kein recht greifbares des afrikanischen Straußen und des Nandu in Südamerika   her. Forschungsobjekt geworden, da das Thier nur einmal von einem Solche Ueberrefte find auf der Insel Samos   und in Indien ge­Forscher in der Nacht gesehen, von einem anderen aber nur nach funden worden. Nun kommt jetzt der Struthiolithus in Nordchina einigen allerdings recht charakteristischen Steletttheilchen beurtheilt dazu, ferner ein Ueberrest in Neu- Mexiko   in den Vereinigten worden list. Eine genauere Kenntniß dieses Thieres wäre aber Staaten. Das nordöstliche Afien aber hing früher mit Nord­gewiß recht interessant. Da die alten merkwürdigen Thierformen amerika   zusammen, es ja heute auch nur durch schmale Meerenge getrennt ist. E& geht also bergangener Erdepochen meist nur in ihrem Skelett oder in undeut eine also aus lichen Abdrücken vorhanden sind, so ist es natürlich sehr erwünscht, allen diesen Funden hervor, daß die Gattung Strauß einst lebende Nachkommen von ihnen zu finden, die uns über den inneren über die wärmeren Gegenden der ganzen Erde verbreitet war. feineren Körperbau und die Gewohnheiten der betreffenden Thier- Aber nur an den beiden entgegengesettesten Punkten des großen gruppe Aufschluß geben können. Verbreitungsbezirks blieben die Strauße am Leben, in den mittleren Das Stelett eines Thieres entspricht allerdings als Träger der Partien starben sie aus. So wunderbar demnach die Thatsache fleischigen Partien immerhin so deutlich der Form und der phyfio- erscheinen mochte, daß zwei nahe mit einander verwandte Laufvögel Logischen Bedeutung des Gesammtorganismus, daß es recht gut als in zwei durch so große Wasserflächen von einander getrennten Ge Grundlage zur Beurtheilung einer bestimmten Thierart dienen kann. bieten wohnen, so einfach löst sich die Schwierigkeit, wenn man die Die Thierwelt Süd­Ja der Schädel allein genügt schon, um von ihm aus eine Anzahl frühere Geschichte dieser Vögel berücksichtigt. recht werthvoller Schlüsse ziehen zu können. Von dem Menschenaffen, Amerika's ist sonst von derjenigen Afrika's außerordentlich verschieden. den E. Dubois fand und den man bereits als Ahnherrn des Denn um auf dem Landwege über Nordafien und Nordamerika   nach Menschengeschlechts glaubt auffaffen zu können, eriftirt nichts als ein Südamerika   zu gelangen, dazu gehört eine Durchwanderung kälterer paar Schädelfnochen, denen sich allerdings noch ein Beinknochen an- Gegenden, die einem afrikanischen Thiere nicht so leicht möglich ist. schließt. Die Kenntniß des thierischen Körpers ist heutzutage aber Nun muß man freilich bedenken, daß zur Zertiärzeit, in der der eine so eingehende, daß eventuell ein einzelner Knochen genügt, um Struthiolithus lebte, unter unseren nördlichen Breitengraden ein so daraus die betreffende Thierart, der er eigen ist, festzustellen. Wie warmes Klima herrschte, daß selbst Balmen in Deutschland   gediehen. teine Thierspezies der anderen gleicht, so weichen eben auch die ent- Zu dieser Zeit konnte also der Strauß seinen Uebergang durch die sprechenden einzelnen Körpertheile zweier verschiedener Arten von Lebe- nördlichen Gebiete nach Südamerika   sehr leicht bewerkstelligen. Thiere dem wefen von einander ab. Neuerdings ist ein Thierschädel aus der Tertiär- Wenn andere Beispiele des Straußen nicht epoche gefunden worden, der wiederum zu interessantenSchlußfolgerungen gefolgt sind, so mag das daran liegen, daß sie sich nicht so weit zu Anlaß giebt. Der Schädel stammt, wie in den Comptes rendus" verbreiten vermochten. Was aber war der Grund, warum fich der B. 127   mitgetheilt wird, aus Argentinien  . Er ist sehr eigenartig Löwe zum Beispiel nicht ebenso weit verbreitete wie der Strauß? gebaut, und es ist sicher, daß er keiner der bekannten lebenden oder Diese und ähnliche Fragen kann die Wissenschaft noch nicht be­vorzeitlichen Säugethier- Ordnungen angehört. Er erinnert einiger- antworten. Denn noch sind die Existenzbedingungen der Thiere maßen an die zu den Halbaffen gehörenden Lemuren, doch weist er nicht bis ins Einzelnste bekannt. Man sieht ja bereits an dem Bei­auch auf die Fledermäuse hin, die heute eine selbständige Ordnung spiele des Straußen, was für eine Menge von Faktoren, Klima­neben den Halbaffen bilden. Indeß verbindet der Schädel nicht nur wechsel, Zusammenhang von jetzt getrennten Kontinenten, Wande­diese beiden Ordnungen, sondern er scheint auch Charaktere zu be- rungen, unermeßliche Beiträume u. s. w. zusammenwirken müssen, fizen, die nur den Reptilien eigen find. Außerdem aber zeigte er um einem Thier seine jezige Form, seinen jezigen Wohnort, seine die ungewöhnliche Eigenthümlichkeit, daß die Nasenknochen derart jezigen Gewohnheiten zu geben! vorn verwachsen sind, daß sich keine Nasenlöcher darin befinden. Vielleicht ging dem Thiere infolgedessen die Fähigkeit ab, die Wohl­gerüche, beziehentlich den Gestank der Welt wahrzunehmen. Thier, das den Namen Archinolemur Scalabrinii erhalten hat, besaß demnach einen Schädel, der ihm eine sehr eigenartige Stellung in der Klasse der Säugethiere sichert.

Das

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Kleines Feuilleton.

Der Archinolemur war, seinem Schädel nach zu schließen, der ziemlich furz ist, nur ein fleines Thier, nicht größer als irgend einer kg. Politische Karikaturen aus der Zeit des dreißig der heutigen Halbaffen. Denn natürlich besaßen nicht alle Säuge- jährigen Krieges finden eine sehr interessante Behandlung durch thiere der Tertiärzeit Riesenformen. Ihr allgemeines Kennzeichen Dr. R. Wolfan in dem soeben erschienenen Heft der Zeitschrift für war aber entschieden in jener Erdperiode eine gigantische plumpe Bücherfreunde". Es ist ein außerordentlich reichhaltiges Material Größe der Statur. Dagegen scheinen die Vögel ihre größte Ent- auf diesem Gebiete vorhanden, das bis jeßt aber nur wenige Be widelung erst in der jezigen, der quartären Erdepoche genommen arbeiter gefunden hat. Während im 16. Jahrhundert fast ausschließ zu haben. In den letzten Jahrhunderten freilich haben die Riesen- lich die religiöse Frage die Karikatur beherrscht, tritt ihr im 17. Jahr­vögel dem gefährlichen Expansionstriebe des Menschen weichen hundert die politische gleichwerthig an die Seite. Dieser Entwidlung müssen. Aber jedenfalls lebten die gewaltigen Laufvögel Mada- entspricht auch eine Aenderung im Format und in der Ausstattung gastars und Neuseelands  , der Dinornis giganteus, der drei Meter der Blätter. Im 16. Jahrhundert waren sie fast durchgehends im hoch war, der Palapterix ingens, der Aepyornis maximus, dessen Kleinoktavformat gehalten, nur historische Lieder gab es auch schon Eier sechsmal so groß waren wie ein Straußenei, noch in historischer häufiger im Quartformat, wie es ganz allgemein für die Beitungen" Zeit. Größer wie der Strauß war wahrscheinlich auch der Struthio- üblich war. In den erregten Zeiten des 17. Jahrhunderts genügten lithus, der jedoch bereits in tertiärer Zeit lebte. Man muß wahr- diese kleinen Blätter nicht mehr. Da sie mehr auf die große Masse scheinlich" sagen, denn auch von diesem Vogel ist nur ein sehr un- des Volkes wirken sollten, gewinnt die Zeichnung gegenüber dem bedeutender leberrest entdeckt worden, und zwar nicht etwa der Schädel Text immer mehr an Bedeutung; der Zeichner mußte sich also frei oder ein Bein oder sonst ein Stelettrest, sondern nur zwei Eier. Es entfalten können. Zudem wurde sein Werk oft genug über mag manchem etwas fühn erscheinen, von einem Ei auf die Gestalt Nacht an den Ecken der Straßen, an Burg- und Stadtthor an eines vorweltlichen Vogels zu schließen, den niemand je gesehen hat. Und geschlagen und sollte da am Morgen von jedermann gelesen werden, doch zeigt gerade das Ei einer jeden Vogelart seine ganz eigen- der des Weges daherkam, und das größte Folioformat konnte allein artige Struktur, infolge deren es mit Zuverlässigkeit rekognoszirt diesen Zweden genügen. Bild und Lied sind in diesen Fällen auf werden kann. Die Oologie oder Kunde von den Eiern der Vögel besondere Quartblätter gedruckt, die erst später zusammengeklebt ist ja fast ein besonderer Wissenszweig geworden, und es giebt Eier- wurden. Oft sollte auch unter dasselbe Bild der Text in verschiedenen fammlungen, die tausende von verschiedenen Vogeleiern umfassen. Sprachen gedrudt werden, wie ja eft genug auch holländische und Von dem Struthiolithus ist nun neuerdings, wie E. St. Eastmann französische Blätter nach Deutschland   eingeführt wurden, um einen im Geological Magazine" mittheilt, ein Ei gefunden worden, nach deutschen Text als Unterlage zu erhalten. Nicht immer fönnen diese dem schon in den fünfziger Jahren ein solches in Südrußland ent- Spottbilder nur von der Privatspekulation unternehmender Verleger deckt worden war. Schon von diesem Ei war festgestellt worden, auf den Markt geworfen fein. Oft werden einzelne Themata in daß es von einem Vogel Herstammen müsse, der dem Strauß nahe solchen Massenproduktionen behandelt, daß sie nur durch Unterstützung verwandt sei. Das neu entdeckte Ei ist in Nordchina in tertiären geldkräftiger Privatleute möglich geworden sein können, da die Schichten gefunden worden. Es stimmt mit dem südrussischen voll- Kosten im Verhältniß zu dem möglichen Absatz zu groß waren. ständig überein, beide übertreffen das Straußenei an Länge, Breite Auch gingen von demselben Verleger bisweilen viele Bilder, und Rauminhalt. So beträgt der letztere beim Ei des Struthiolithus die den gleichen Zwed hatten, fast gleichzeitig aus. In vielen etwa 2000 Stubitzentimeter, während das Straußenei nur einen Fällen waren die Spottbilder jedenfalls durch eine Partei veranlaßt, Inhalt von nicht ganz 1500 Rubitzentimeter umfaßt. Die die das nöthige Geld zur Ausführung des Stichs hergab. Auffindung des Eies in Nordchina hat noch einen be Holzschnitt tam übrigens in solchen Spottbildern felten zur An­fonderen thiergeographischen Werth. Der Strauß ist nämlich wendung; er zeigt auch ein recht bescheidenes künstlerisches Können, mit der füdamerikanischen Straußenart, dem Nandu, so nahe während die Urheber der Stiche in der Mehrzahl künstlerisch tüchtig verwandt, daß man auf eine gemeinsame Abstammung der beiden durchgebildet waren und besonders die gute Zeichnung nackter Frauen­schließen muß. Nun ist aber das Vorkommen des Straußen auf Afrika   gestalten in allegorischen Darstellungen auffällt. Wie das 16. Jahre und Arabien   beschränkt, und es war schwer verständlich, wieso der hundert, so schwankt auch noch das 17. Jahrhundert im Spottbilde Vorfahr dieses Thieres von da nach Südamerika   gelangen fonnte. zwischen wirklicher Karitatur und allegorischen Darstellungen. In Denn die anderen zur Ordnung der Straußen gehörigen Vögel, wie Thiergestalten, und zwar in den schildhaltenden Wappenthieren, der Casuar und der Emu, die in Australien   leben, stehen dem ge- wurde die satirische Darstellung regierender oder politisch bedeutender meinen Strauß ferner. Dagegen stellen nun der Struthiolithus Persönlichkeiten gegeben. Der pfälzische, niederländische, böhmische und einige bereits früher aufgefundene Ueberreste von straußen- Löwe mußte die Fürsten   dieser Länder, der Adler Desterreich, der

Der