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Albert
Sarceh hat die folgende Phrase beigesteuert:" In der Stimme der Sängerin macht sich die Hand ihrer Mutter bemerkbar" Wolff sagt von einer Künstlerin, die er schildert:" Ihr Talent ist eine Tintenflasche, an die man das Sezirwasser nicht zu sehr anTegen darf, aus Furcht, auf dem Grunde nur ein Häuflein Asche zu finden." Ponson du Terrail fagt von dem Helden eines feiner Romane: Mit der einen Hand faßte er sie brutal an der Kehle, und mit der anderen spie er ihr ins Gesicht."" Die Gräfin ließ sich drei Eier bringen und faß dann eine volle Stunde im stillen Brüten." Eine Zeitung in der Lahngegend schrieb wört lich:" Da war nun schon Alles in der richtigen Stimmung, eine Militärkapelle spielte ihre Weisen auf, und manch fröhlicher Gesell schwang das Bein um die Geliebte seines Herzens." Alegius Beder.
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Theater.
einem schwäbischen Blatt fürzlich:" Aus vielen Orten wird jetzt ein| rapides Abnehmen der Influenza gemeldet. Auch in unserer Stadt scheint die unheimliche Dame ihren Höhepunkt überschritten zu Komödie„ Die guten Freundinnen" Im Lessing Theater wurde am Dienstag eine satirische haben." Von einem bekannten Künstler wurde berichtet, daß de la Motte zum ersten Male aufgeführt. von Janvier er bei seinen Leistungen nicht immer auf eigenen Schultern Stehe." Ein Verliebter wird folgendermaßen geschildert: kommen sie in deutscher Sprache zu eindeutig heraus. In der HauptDas Lustspiel ist mit Zötchen mancherlei Art gespickt. Vielleicht „ Ein wonniges Gefühl durchschauerte den jungen Mann, sache Handelt es sich um einen hübschen, lustig durchgeführten Einfall. als sein Regenschirm auf dem schmalen Pfade den Regen- Ein ehrgeiziger Literat und Schöngeist will sich das Theatre français schirm der Heimlichgeliebten berührte." Francisque erobern und später in den Palmenfrack der Akademiker, der Unsterblichen schlüpfen. Das Alles, indem er sich an Weiberkittel hält. Wir haben öffentlichen Leben gewiß nicht dieselbe Bedeutung wie in Paris . feine Akademie der Unsterblichen, und der Unterrock hat bei uns im Aber die schnatternden Närrinnen, die irgend einen jungen Autor fördern und bemuttern möchten und mit ihm im Salon glänzen, gedeihen auch bei uns; und Frau v. Worms , die Bankiersfrau, könnte Verwandte gleichen Blutes und gleichen Schlages vielleicht bei mancher feierlichen Berliner Première erblicken. und Bemutterung gehen bei Frau v. Worms Hand in Hand; und Sinnengelüfte der gute Herr v. Worms , der Gatte, segnet das trauliche Bündniß feines Weibes mit dem Schriftsteller Jacques Latour. Nachsichtige, pflegt zu Jacques zu sagen:„ Mein liebes Kind!" So weit wäre das Verhältniß zu Dreien ganz richtig, wenn Frau v. Précigné nicht wäre. Auch die möchte Herrn Latour gern für ihren Salon gewinnen; auch sie hat Einfluß in der Gesellschaft". So wäre Herr Latour zwischen den guten Freundinnen hin- und hergezerrt worden, hätte er nicht die glückliche Idee gehabt, ein frisches Mädchen aus Lyon zu heirathen. Die hat für Schöngeisterei glücklicherweise nichts übrig und als resolute junge Frau weiß sie ihre Hausehre zu wahren, sowohl den Zudringlichfeiten der verliebten Frau v. Worms , als den Eitelkeiten der Frau v. Brécigné gegenüber. Wigig gedacht ist es, daß die beiden korrupten Frauenzimmer stets zugleich bedacht sind, alles„ Anstößige und Naturalistische" in den Schriften Latour's auszu merzen.—
Kleines Feuilleton.
st. Die Sicherheit. Vor einigen Tagen traf ich ihn auf der Straßenbahn. Die Stunden, in denen die Angestellten in ihre Bureaus und Geschäfte eilen, waren vorüber. Trotzdem war der Wagen besetzt. Herren in den besten Jahren bildeten die Mehrzahl der Fahrgäste. Mit größter Sorgfalt gekleidet, saßen sie mit der Würde da, die Geschäftsinhabern zukommt. Denn das waren sie alle. Ihre sauber rasirten, gefunden Gefichter verriethen deutlich, daß sie keine Angestellten seien. Und dann, um diese Zeit, da mußten die Angestellten schon ihr Quantum geschafft haben. Nur ein Geschäftsinhaber durfte jetzt noch unterwegs sein. Das wäre auch noch schöner, wenn sie sich das nicht mal hätten erlauben dürfen! Wozu waren sie denn sonst Geschäftsinhaber?
An der nächsten Haltestelle sprang noch ein junger Mann auf. Auch mit Sorgfalt gekleidet. Den neuesten Hut auf dem Kopf, die neueste Kravatte um; mur der Mantel war nicht nach dem allerneuesten Schnitt, aber dafür aus dem neuesten Stoff feinster Güte. Er sprach mich ganz vertraulich an als alter Schulfamerad. Wie gehts, gut?" fragte ich.
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" Sehr gut! Sehr gut!" antwortete er vergnügt.„ Aber es hat auch Schweiß gekostet! Und weißt Du, wer mir am meisten geholfen hat? Hier, diefer Ring." Er hielt mir die Hand hin, auf die er trotz der Kälte keine Handschuhe gezogen.
Der Ring war ein gewöhnlicher Goldreif mit einem weißen Stein. Ob es ein Brillant war, kann ich nicht genau sagen. Er hatte zwar den bei Nachahmungen aus Glas und Kiesel üblichen grauen, todten Punkt. Aber mein ehemaliger Schulfamerad erzählte solche Wunderwirkungen des Ringes, daß man den Stein schon für einen echten halten muß.
" Sichst Du!" sagte er; ich war Kaufmann geworden. Schließlich machte es sich so, daß ich reiste. Na, man wird deffen aber zuletzt überdrüffig. Ueberhaupt, wenn man nie für sich selbst schaffen kann. Das ist ja schließlich doch das Ideal. Also fing ich mal auf eigene Faust an. In Konfettion. Unterrödke. Natürlich en gros. Das zicht ganz anders, und man braucht sich nicht mit jedem einzelnen Kunden wegen fünf Pfennige herumzaufen. Nun hatt' ich aber kein Kapital. Ging ich eben zu Fabrikanten. Und sie haben mir alle Waaren geliefert auf mein ehrliches Geficht; das heißt, weil sie fahen, ich bin ein sicherer Mann. Trug ich doch einen Brillantring und' ne goldene hr.
Nur mit einem haperte es. Schickt der mir die Waare per Nachnahme. Da habe ich sie ihm natürlich wieder zurückgesendet. Das wäre doch wohl eine Beleidigung für ein sicheres Geschäft!
Als er mich nu mal bei einem Andern fah... mit dem Ding hier".. er hob die Hand und ließ den Ring in der matten Winterfonne funkeln... da hatt' ich am nächsten Tag die Sendung, ohne Nachnahme und unter vielen Entschuldigungen."
Er wendete sich an einen anderen Herrn. Aus ihrem Gespräch hörte ich, daß sie die Hälfte der empfangenen Waaren stets für schlecht gearbeitet erklärten, so daß der Preis herabgesetzt werden müsse.
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Auch er, der
Frl. Bertens( Frau v. Worms ) ist Spezialität für die nervös überspannten Frauenzimmer mit dem unheimlichen Redefluß. Nicht blos der dankbaren Rolle wegen ragte sie darum über das übrige Ensemble so hervor. Mit heiterem, aber nicht allzu lebhaftem Beifall nahm das Publikum die Komödie auf. -ff.
Musik.
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k. Eine Statistit der Wagner Aufführungen im vergangenen Spieljahre wird in der„ Statistischen Beilage zu den Bayreuther Blättern" 1898/99 gegeben. Darnach wurden in der Zeit vom 1. Juli 1897 bis zum 30. Juni 1898 in 77 Städten im ganzen 1231 Aufführungen veranstaltet. Im Vorjahr waren es 1114 in 82 Städten. Von den 77 Städten kommen auf Deutschland 62( mit 1000 Aufführungen), Desterreich 9( 141), Schweiz 2( 40), Rußland 2( 34), England 1( 13), Holland 1( 4). Unter den einzelnen Werken erreichte die höchste Zahl der Aufführungen Lohengrin " mit 276 gegen 287 im Vorjahr, dann folgen( die entsprechenden Zahlen des Vorjahres sind immer in Klammern beigefügt): Tannhäuser " 250( 258), " Tannhäuser " 250( 258),„ Meistersinger " 144( 104), " Fliegende Holländer " 142( 148), Walküre " 113( 107),„ Siegfried" 84( 59), Tristan und Isolde " 66( 41), Rheingold " 61( 38), Götter dämmerung" 58( 44), Rienzi " 38( 29). Interessant ist auch die Reihenfolge der Städte nach der Gesammtzahl der Aufführungen: Berlin steht an der Spize( 73), es schließen sich an Wien ( 59), München ( 56), Dresden ( 56), Hamburg ( 50), Breslau ( 47), Frank furt ( 44), Leipzig und Lübeck ( 37), Elberfeld und Zürich ( 30).
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Medizinisches.
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Haargeschwulste des Magens. Ganz feltsame Fremdkörper haben aus dem menschlichen Magen in den letzten Jahren verschiedene Chirurgen durch Operationen zu entfernen ge habt, nämlich bis zu zwei Pfund große Knäuel aus Haaren. In allen Fällen handelte es sich um Angehörige des weiblichen Geschlechts und zwar, wie sich aus den beiden folgenden Krankengeschichten er sehen läßt, aus einem bestimmten Grunde. Zu Dr. Stelzner in Dresden tam eines Tages ein 17 jähriges Mädchen, das seit seinem 12. Lebensjahre an heftigen Magenbeschwerden litt, die jeder Behandlung unzugänglich blieben. Bei der Untersuchung der Magengegend fühlte der Arzt eine bewegliche Geschwulst, die sich im Magen wie eine Billardkugel hin- und herschieben ließ. Vor Jahren hatte Professor Schönborn Würzburg einen ähnlichen Fall in der medizinischen Literatur mits getheilt, wobei er den Magen hatte öffnen müssen; ein großes festes Haartnäuel tam zu Tage. In Erinnerung dieses Falles fragte Dr. Stelzner feine Kranke, ob sie je Haare verschluckt habe. Das wurde mit Entrüstung verneint, und die Operation unterblieb zu nächst. Da aber die Beschwerden sich bis zur Unerträglichkeit steigerten, mußte später doch zur Operation geschritten iverden, die ein gänſeeigroßes, nierenförmiges, ziemlich Ich machte meinen ehemaligen Schulfameraden darauf auf- hartes Knäuel zu Tage förderte, das sich bei näherer Untersuchung merksam, als er gerade erzählt hatte, daß seine Heimarbeiter fast als ein Klumpen verfilzter Haare erivies. Als die Kranke genesen stets Abzüge erleiden müßten, weil die Arbeit fehlerhaft sei. Er könne war, geftand sie schließlich ein, daß sie als Schulmädchen die Ges fie allerdings mit unterschieben, so daß er noch extra daran ver- wohnheit hatte, sich die Haarenden ihrer Zöpfe abzubeißen und die diene. abgebissenen Haarspitzen zu verschlucken. Da die Haare im Magen nicht verdaut werden, waren sie darin haften geblieben und hatten, allmälig ein 108 Gramm schweres Knäuel gebildet. Einen ähnlichen Fall beobachtete Dr. D. Hara in Melbourne . Es handelte sich um
Das gehörte gewiß auch zu einem sicheren Geschäft.
Die anderen Herren schienen auch alle solche sichere Geschäftsinhaber zu sein. Jeder hatte einen solchen„ Brillanten" am Finger. Einzelne auch zwei und drei Ringe. Außerdem zogen sie öfters ihre Uhren Gold! Das erhöhte wahrscheinlich die Sicherheit.
" Ja!" rief er aus, abermals seine wohlgepflegte Hand zärtlich betrachtend und den Ring in der Sonne blitzen lassend:" Ja, das bezeugt die Sicherheit des Geschäfts... die So- li- di- tät!!"-