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sich geöffnet, ihn hereingespicen und dann sich wieder ge- eine vornehme Dame von Byzanz ihre Gabel und die Ge­schlossen hätte, ohne daß ich ehvas davon bemerkt hatte. Wenn wohnheit, sie beim Essen zu gebrauchen, nach Venedig mit, wo das Juſtrument einiges Aufsehen erregte. der Tod doch auch so kommen könnte! In Westeuropa be­der diente sich desselben hauptsächlich die Hand des Vorschneiders. Es hörte gab zwar auch Gabeln zum Essen, aber der Gebrauch war nicht all­gemein; man führte damals das Messer zum Mund, ein Gebrauch, halb der heute verpönt ist. So hält es Jakob von Falfe in einer kultur­geschichtlichen Studie der Erwähnung werth, daß Ludwigs XIV. Besteck eine Gabel enthielt.

Wir fahen uns einige Sekunden lang starr an, Mann und ich. Er lachte dabei noch immer, es sich an, als ob einer röchelte. Ich war halb erstaunt, erschrocken.

"

Wer sind Sie?" fragte ich ihn endlich.

Schnurrige Frage!" antwortete er. Ein Todeskandidat." " Ein Todeskandidat? Was ist das?" Diese Frage verdoppelte seine Heiterfeit.

Das will sagen," rief er unter unbändigem Gelächter, das Henkerbeil wird in sechs Wochen mit meinem Stopf dasselbe Spiel treiben, wie mit Deinem in sechs Stunden. Haha! Es scheint, daß Du nun endlich verstehst."

In der That, ich war blaß geworden, und meine Haare sträubten sich. Es war der andere Verurtheilte, der heute Verurtheilte, der, den man in Bicêtre erwartete,- mein Erbe.

( Fortsetzung folgt.)

Das Ekbeffekt.

( Nachdruck verboten.)

Der Münchener Maler Richard Riemerschmid , der auch sonst schon der angewandten Kunst werthvolle Dienste leistete, hat einige Modelle für Eßbeftede geschaffen, welche die herkömmlichen Formen wesentlich umgestaltet zeigen.

Die früheren Gabeln bestanden nur aus zwei geraden, oft sehr langen Zinken, die unmittelbar an dem kurzen Griff an­setzen; bei anderen find die Zinken fürzer und fizen an einem

Stiel. Die Schaufelform stammt aus England; sie deutet darauf hin, daß die Gabel nicht nur zum Aufspieren, sondern auch nach Art des Löffels benutzt werden soll.

Hier knüpft Riemerschmidt's Umbildung an. Er überlegt, daß die Zinken ebensogut ihren Dienſt thun, wenn sie noch fürzer werden, und indem er die Schaufel nicht bis zum Ende spaltet, gewinnt er oben eine breite Fläche, welche ganz wie der Löffel zum Aufnehmen der Speisen benutzt werden faim. Ein etwas tieferer Einschnitt kommt in die Mitte, ein ziemlich flacher auf jede Seite. So ent­stehen vier Zinken, welche sich dadurch, daß sie zu zwei Paaren zu sammengefaßt sind, gefälliger ausnehmen, als wenn alle Einschnitte gleich lang wären.

einwirkte.

In anderem Sinne bestand schon früher eine Verbindung zwischen Gabel und Löffel. Schon im 15. Jahrhundert hatte man bewegliche Löffelsticle, welche mit ihren beiden Zinten in entsprechende Deffungen der unteren gewölbten Fläche eingriffen. War der Löffel gebraucht, so zog man den Stiel heraus, der min als Gabel dienen fonnte. Lag min das Mundstück ohne Handhabe da, so erinnerte es an jene kleinen flachen Trinkschalen, aus denen der Löffel ent Sind nicht seit vielen Menschenaltern die Sticle der Tischmesser stand. In einer Schweizer Alpenklubhütte bin ich derartigen steif und grade? Höchstens bogen sich die Konturen innerhalb der öffeln mit ziemlich großen runden Schalen begegnet. Die Schale geraden Hauptrichtung ein wenig hin und her; das war eine Erb- bekam dann aus Bequemlichkeitsgründen einen Handgriff, der breit war. Aus der Kreisform wurde schaft aus der Rokokozeit. Sonst aber war alles starr und steif. zunächst furz und Wie zierlich und abwechslungsvoll war dagegen noch vor zwei bis dann die obale, und die spizz zulaufende Schale, doch war drei Jahrhunderten der Griff des Meffers gestaltet, zu einer Zeit, die Spitze früher gegen den Stiel gefehrt. Spätere Zeiten wendeten da der zur Tafel geladene Gast sein eigenes Messer in reichgeschmückter sie nach vorne, und das 19. Jahrhundert ließ sie immer schmaler Scheide bei sich trug, um sich beim Mahle seiner zu bedienen! So zusammengehen, bis die neueste Beit auch hier wieder abschwächend führte Cosimo von Medici sein Eßgeräth in einem ledernen Be­An die Abstammung des Löffels von dem Gefäß erinnert eine hältniß in Form eines Fisches mit sich. Jeder hatte nur ein solches Tischmesser für den eigenen Gebrauch, und dieses konnte dann Form, welche im 15. Jahrhundert in Deutschland in Gebrauch war freilich ein Lurusgegenstand sein. Bei der Vorliebe der Renaissance- und welcher man zu bestimmtem Zweck auch wohl noch vor ein paar zeit für Alles, was die eigene Persönlichkeit auszeichnete, zögerten Jahrzehnten begegnen konnte: ich meine den aufrechtstehenden Löffel. reiche Herren nicht, der Kunst derartige Aufgaben zu stellen. So blieben Bei einem Exemplar, das der Renaissance angehört, wird die Stand­uns zahlreiche Messer aus jener Zeit mit reich verziertem Griff er- fläche dadurch hergestellt, daß der Stiel sich feilförmig unter den halten. Oft ist er aus phantastisch in einander verschlungenen Grund des Löffels schiebt und unten mit einer platten Fläche endet. Menschen und Thiergestalten gebildet, häufiger aber besteht er aus Ich sah auch einen modernen für Medizin bestimmten Löffel aus einem freien Stabe, an dessen oberem Ende eine winzige Statuette Borzellan, der zum Zwecke des Feststehens mit kleinen Füßen ver­befestigt ist. Wie gesagt, diese Gebilde sind reizend, aber für den schen war. So ließen sich die vorgeschriebenen Tropfen leicht mit Gebrauch völlig unzweckmäßig. Weder die reich verzierten Griffe mit Gewissenhaftigkeit abzählen. ihrem volleren Umfang, noch die dünnen Stäbchen werden sehr bequem in der Hand liegen. Aehnlich steht es mit den Griffen aus Achatstein oder Korallenästen, wie sie im 17. und im Anfang des 18. Jahr­hunderts beliebt waren. Sie drücken recht empfindlich die Handflächen des Speisenden. Alle diese Messer sehen gefällig aus, sind aber nicht für den praktischen Gebrauch. Dann begann man um 1700, dem Messergriff stärkere Fülle zu geben, und so entwickelten sich die heut üblichen Formen. Sie sind nicht eben geschmadvoll, aber jedenfalls Aber ließen sich nicht zweddienlicher als die der Renaissancezeit. beide Tugenden vereinen? Unsere Zeit liebt das Praktische, aber sie verschmäht nicht Eleganz und Schönheit; man sucht die nothwendige Gestalt durch gefällige Linien zu umschreiben, die zugleich auf den Berwendungszwed des Gegenstandes hinweiseit.

Was nun den Stiel betrifft, so wurde er zivar schlank und stabförmig, aber er blieb meist furz, bis die Mode der breiteren Kragen ein geschicktes Speisen mit diesem Instrument zu schwierig machte. Darauf wurden die Stiele länger und verbreiterten sich dem bequemen Festhalten zu Liebe nach dem Ende hin. Erst die neuere Zeit gestaltete diese Verbreiterung zu dem häßlichen vier­edigen Schild, dessen Ursprung wohl auf die Gewohnheit zurück­zuführen ist, an dieser Stelle den Namen des Besizers einzugraviren. Riemerschmidt läßt seinen Löffelstiel von dem breiteren oberen Ende, das zierlich abgerundet ist, allmälig nach dem Löffelanjazz hin schmaler zulaufen, dann folgt eine Anschwellung, welche auf die breitere Form vorbereitet, und nun setzt der Löffel in Herzform an, mit der Spitze nach dem Stiel gefehrt. Ob diese Form sich ein­bürgern läßt, erscheint fraglich. Sie ficht gefällig aus, aber sie dürfte sich nicht als bequem erweisen. Eher empfieht es sich wohl, bei der üblichen Form zu bleiben und nur die vordere Spize abrundend zu

verbreitern.

Riemerschmid's Versuche folgen dieser Richtung. Der Meffer­ftiel verdict sich bei ihnen wesentlich gegen das Ende hin und ist nach unten, das heißt nach der dem Teller zugekehrten Seite start getrimmt. Ein Ausschnitt an dieser Stelle aus der Fülle des Griffes sorgt dafür, daß das Ganze nicht zu schwer und plump ein verschiedenes ist. Im Mittelalter behalf man sich zunächst mit dem Ich deutete schon nebenbei an, wie das Alter der Eßwerkzeuge wirke. So faßt man das Geräth an der Stelle, an welcher es die Hand am bequemsten ausfüllt, und das Schlankwerden nach dem Messer allein, dann kam erst im 14. Jahrhundert allmälig der Löffel Ansatz der Schneide hin giebt der Form Eleganz. Auch die Schneide hinzu, den das Alterthum schon gekannt hatte. Endlich machte das Hotel ist nicht in der ganzen Ausdehnung gleich breit. Sie tritt nicht un- Rambouillet sich um allgemeinere Einführung der Gabel verdient. Die mittelbar aus dem Heft hervor, wie bei der üblichen Form, sondern Dreizahl mußte genügen. Das 18. Jahrhundert brachte dann verschiedene fie entwickelt sich erst aus einem furzen, schmalen Fuß heraus, der Formen von Löffeln für besondere Zwecke, für Saucen, Suppen, in zierlichem Bogen zu der Schneide hinüberführt. Auch ist die Staffee u. f. 1. Die neuere Zeit hat noch Fischgabeln und Käse­ganze Schneide gekrümmt, und zwar nach der entgegengesetzten meffer hinzugefügt, sowie besondere Instrumente, um sich mit Butter Richtung wie der Stiel, so daß die Form des ganzen Geräths eine und Käse zu bedienen. Aber damit stehen wir doch kaum am Ende angenehm schwingende Linie inne hält. Die Schneide läuft in einer des Raffinements. Betrachtet man einen Kasten mit amerikanischem breiten Spitze aus. Dies ein Vorschlag, welcher sich natürlich viel Speisegeräth, so bemerkt man darin allerlei geheimnißvolle Instrumente, deren Gebrauchswerth nur Leuten bekannt ist, die in Amerika an fach variiren läßt. landesüblichen Diners theilgenommen haben. Da fehlt z. B. nicht die Säge, mit der man jenseits des Wassers das zähe und doch weiche Alp. Brod in Scheiben theilt.

Eigentlich ist die spige Form des Messers die ursprüngliche. Es hatte theilweise auch als Gabel zu dienen zu den Zeiten, als diese noch nicht gebräuchlich war. Man erzählt, daß erst der Kardinal Richelieu die abgerundete Messerendigung einführte, weil ein zu feiner Tafel geladener Herr die Angewohnheit hatte, das Messer als Bahnstocher zu gebrauchen. So üben Sitten und Unfitten ihren Ein­fluß auf die Geräthformen. Heute dürfte es ungefährlich sein, der Abwechslung zu Liebe wieder auf die alte Form zurückzugreifen.

Wie das Messer hat auch die sehr viel jüngere Gabel ihre Ge­Balt im Lauf der Zeit geändert. Schon im 12. Jahrhundert bringt

Kleines Feuilleton.

- Ueber den Rhein in Solland flagt ein Schweizer im Luzerner Vaterland": Was mich in Leyden ganz wehmüthig stimmte, war der Anblick des Rheines. Matt, fast stilstehendes Ge