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Frren Sie fich nur ja nicht. Der Herr und ich, wir] haben nur die Schale gewechselt. Halten Sie mich ja nicht für ihn. Zum Teufel! das würde mir jetzt garnicht passen, wo ich Geld zu Tabak habe!"

XXIV.

Dieser alte Verbrecher! Er hat mir meinen Rock geraubt, denn ich habe ihn unfreiwillig hergegeben. Er hat mir diesen Lumpen zurückgelassen, seine plunderige Jacke. Wie sehe ich darin aus? pun bib

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Ich habe ihm meinen Rock nicht aus Gleichgiltigkeit oder aus Barmherzigkeit abgetreten. Nein! Nur darum, weil er stärker war als ich. Wenn ich ihn abgewiesen hätte, würde er mich mit seinen groben Fäusten geschlagen haben.

Kiwere Sorgen an die!

Während ernste, schwere Sorgen an die französische Nation heran­treten, fann man bei uns fannegießernde Spießbürger genug hören, die auf französische Ereignisse wie etwa auf irgend einen ulligen Sport hinblicken. Ginge es nach ihnen, es würde ihnen je töller, je beffer Spaß machen. Kaum war die Nachricht vom Tode des Präsidenten eingetroffen, und die Kannegießerei ging flott an. Ju einem Theil unserer wohlgesättigten Bürgerschaft scheint die Empfin­dung hierfür völlig geschwunden zu sein, daß man in unserer Welt nicht isolirt leben könne und daß jede Attion im Haufe des Nachbars im eigenen Haus zugleich fühlbar Wenn es drunter und drüber ginge, so stellen sich diese Leutchen das vor, dann könnte man wenn im Nachbarflur eine laute Familienszene sich ereignet. Wäre mit ruhiger Schadenfreude so zuhören, wie man vielleicht zuhorcht, das nicht Stumpfsim, der sich der Tragweite gewisser Ereignisse innicht bewußt wird, man möchte über die progenhafte Ueberhebung Ich und Barmherzigkeit! Ich war voll von schlechten staunen, die in derlei Aeußerungen sich fundthut. Als ob fremdes Gedanken. Ich hätte ihn mit meinen Händen erdrosseln Voltsdasein uns nicht bekümmert, als ob es ein Spielball wäre, uns mögen, den alten Räuber! Ihn mit meinen Füßen treten zur Ergöglichkeit. Mit dem gefestigten Selbstvertrauen, das da ausruft, komme, was da wolle, ich bleibe aufrecht!" hat dieses mögen! 19 Ich fühle, wie mein Herz vor Wuth und Bitterkeit renommistische Selbstgenügen nichts zu schaffen. schwillt. Ich glaube, daß mir die Galle übergelaufen ist. Der erinnert zu werden, wie sehr dies Selbstvertrauen und die Wirklich­Es ist nüglich, in öffentlichen Verhandlungen nicht selten daran Tod macht den Menschen bösartig. at end lidt feit nicht übereinstimmen. Wäre das Selbstvertrauen start vor 199 XXV. sta jiti stod handen, warum dann all die Erregung über fremde Volkssplitter int in Sie haben mich wieder in eine fleine Belle geführt, wo machtvollen Deutschland ? Müßte man dann Reichstags- Debatten nur die vier Wände zu sehen sind, viele Eisenstangen an den haben, bei denen die Reichsvertreter feindlich sich entfernen und Fenstern und viele Riegel an der Thür. Das versteht sich schon von selbst.

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Ich bat um einen Tisch und einen Stuhl. Außer dem um Schreibzeug. Alles wurde mir gebracht.

Dann ersuchte ich um ein Bett. Der Schließer sah mich mit erstauntem Blick an, als ob er fragen wollte: Wozu denn das?

Jedoch wurde mir in einer Ede ein Feldbett aufgefchlagen. Gleichzeitig kam ein Gendarm und ließ sich in meinem foge­nannten Zimmer nieder. Haben sie Furcht, daß ich mich mit der Matratze ersticken könnte?

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( Fortsetzung folgt.)

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Bonntagsplauderci.

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,, Er repräsentirte gut." Wenn man diese Worte so vielfach ver­nimmt, wie jest nach dem Tode Felix Faure's , so sagt man fich, es ist verdammt wenig, was von einstiger Herrlichkeit übrig blieb. Er gab als Präsident eine leidliche Dekoration ab. Wenn auch heutzutage beim Hang zum Dekorativen Schein und Brunt in der Repräsentation für Viele mannigfache Geltung haben, es bleibt so wenig übrig, wenn man immer wieder hört:" Er war im Grunde ein guter Mann und verstand es, auch äußerlich sich Würde zu geben. Op

schweigen? Wie wären einzelne Urtheile, wie das erneute Geschrei der Stumm und Genossen zu erklären? Warum die Unruhe und Heftigkeit auf der Rechten im Parlament, wenn den bitteren Empfindungen von Hunderttausenden bitterer Ausdruck gegeben wird? Wären die Herrschaften ihrer Sache innerlich gewiß, sie würden doch im Kraftbewußtsein die Kritik besser vertragen und auch dem gehässigen Vorwurf gleichmüthiger begegiten. Statt dessen braust die Versammlung auf: Zur Ordnung zur Ordnung! wenn irgend ein temperamentvoller Sprecher temperamentvoll an einem inneren Schaden im öffentlichen Dasein Zensur übt. Der amtliche Zensor, das ist ganz was Auderes. Der kann nicht Machtfülle genug erhalten. Welche Gewissenslast ruht aber auf ihm Wenn man erwägt, wofür er zu sorgen hat. Von den Marken Nordschleswigs an bis tief an die Elbe hin muß er dar­über wachen, daß die Blätter sich keiner aufreizenden Sprache be­fleißigen. Welche Sittengefahr für Deutschland , wenn er in einem Kalender eine Novelle Maupassant's oder die Zügellosigkeiten von

initi?

Bigblättern durchschlüpfen ließe. Die deutschen Wigblätter von heute und zügellos 1

Bielleicht hätte Maupassant's Studie Gnade vor dem Zenfor gefunden, wenn es sich nicht um einen Arbeiterkalender gehandelt hätte. Denn Maupassant ist ein literarischer Name, und nur ein ganz schneidiger Säbelraßler könnte ausrufen: Mir ganz egal. Ist doch ein Schmierfint. Aber wie man Arbeiter, wenn sie sich ver­gehen, strenge züchtigt, so bewahrt man sie um so zärtlicher davor, daß ihr Sittenheil durch frivole Schriftsteller nicht gefährdet werde.

Die französische Karikatur, an der sich der gallische Wit so gerne übt, hat die innere Schwäche dieser rein repräsentablen Künste denn auch bald herausgefühlt, und der schöne Felix mit dem untadeligen Beinkleid galt ihr in der letzten Zeit nicht viel mehr, wie etwa ein selbstgefälliger Handlungsreisender ohne eigenen Charakter, ohne besondere Physiognomie. Nicht die jetzige öffentliche Gestaltung in Frankreich allein hat das verschuldet: denn Felix Faure war der Mann nicht, der durch sich selbst stürmische zu lassen. Nicht einmal erwähnt werden sollte es, daß Ehemämter Erbitterungen beranlaßt und ihnen trott. Es war, als wollte die Satire am Präsidenten- Gigerl all die überschweng­lichen Thorheiten vergessen machen, mit denen die Eitelkeit sich vor mals an denselben schönen Felig geklammert hatte.

Man braucht nur an die pathetisch vorgetragene Legende vom Gerbergesellen Felig Faure sich zu erimmern. Herr Faure war gewiß niemals thätiger Gerbergeselle. Aber es giebt einen prickelnden Gegensatz, wenn man den ehemaligen Gerbergesellen Arm in Arm mit dem mächtigen Ruffenzaren aufmarschieren läßt. Dabei soll der frühere Gerbergeselle auch nicht einen Etikettefehler begangen und fich so feierlich bewegt haben, als sei er alle seine Tage auf fönig­lichen Bahnen gewandelt. Auch Frau Faure, die bescheiden Bürger­liche, bekam ihren gehäuften Antheil am Ruhm des Gatten. Statt einfach zu denken, es wird am Ende kein Hegenkunststück sein, die sogenannte Etikette leidlich zu bewahren, hat gerade eine gewisse demokratische Eitelkeit, der man gewiß nicht blos bei Franzosen be­gegnet, sich an dem Gedanken erquidt: Seht, wie unser Felig mit Leuten umgeht, die auf der Menschheit Höhen geboren sind".

Der Abgeordnete Barth kam jüngst im Landtag auf die Theater­zensur und einzelne ihrer foftbarsten Stücklein aus den beiden letzten Jahren zu sprechen. Selbst der grimmig ernsthafte v. d. Nece fing leise zu schmunzeln an, als im Parlament, wo man sich sonst mit solchen Lappalien, wie mit künstlerischer Freiheit abgiebt, Sächelchen zitirt wurden, über die man in aller Welt schon lachte. So, wenn der Bensor im Cyrano von Bergerac jo feinfühlig war, die Ruhe der Ehemänner durch leichtfertige gastognische Stabetten nicht stören bisweilen in ihrer Ruhe belästigt werden könnten. Oder daß nicht davon geredet werden dürfe, wie der kleine Teckel ein Klyftier erhält. Der Minister selbst fand, daß der Zensor da wohl gar zu säuberlich zu Werk gegangen sei; aber, wandte er sich triumphirend an Herrn Barth, widerführe Ihnen, als Zenfor, nichts Menschliches? Herr Barth indessen hat vermuthlich nicht den geringsten Ehrgeiz, Zensor zu werden, wenngleich der Minister sich auf den Ontel Gottschall, den Hofrath in Leipzig beruft, der die Theaterzenfur als Nothwendigkeit preise. Gottschall ist die richtige Autorität hierfür. Der Veraltete für die veraltete Einrichtung. Ihm scheint die Zensur freilich nichts. In seinen Werfen ist kein Athem eines neuen Geistes zu verfpiren. Worauf sollte der Bensor da Jagd machen? Auch ist Gottschall züchtig, wie es dem hohen Alter wohl ansteht. Zudem hat er mit der tumultuirenden Jugend Merger genug gehabt. Sie wollte den Literaturpapst des Leipziger Tageblattes" durchaus nicht anerkennen. Nun fist Herr v. Gottschall da. Die schönsten Jamben- Dramen hat er mit epigonenhafter Geflissenheit geschrieben; nicht einmal die Hof­Theater fümmerten sich darum.

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Die selbstgefällige Schwäche verflog, und in nichts verbiß sich Wenn man dergestalt seinen Ruhm überlebt hat, so kann man der zähe Witz bei der öffentlichen Erscheinung Faure's so zähe, als sich der Anerkennung eines Ministers oder eines Banketts zu irgend gerade darein, wo man vordem schwärmte. Faure wurde der Schön- einer Geburtstagsfeier um so mehr erfreuen. So hat man denn in mann mit dem wohlfrisirten Wachspuppenkopf. Man höhnte über diesen Tagen zu Frankfurt den achtzigjährigen deutschen Recken, den seinen Zylinderhut wie über den Faltenbug an feiner Hose. Sati- Nachdichter der Nibelungen und Marineschwärmer von 1848 gefeiert. riker und Chronikenschreiber wurden unerschöpflich, wenn sie auf das Auch seine Zeit ist um; auch er ist im Wesen epigonisch geblieben, Thema von Faure, dem Elegant", fament. Es war wie verdoppelte trop feiner Sprach- und Redekunft und trotz seiner optimistischen Selbstperfiflage an der Schwärmerei, in der man zuvor im schönen Gedankendichtung von Demiurgos. Wo er, wie in seinen deutschen Felix den Mann sah, von dem für Frankreichs Machtstellung eine Sieben, gegen die moderne Entwickelung aus seiner Teutschthümelei neue Energie zu erwarten fei. Ein soldatischer Schönmann, Herr heraus Redenschläge auszutheilen glaubte, da lächelten die Anderen, Boulanger trüben Angedenkens, hatte ähnliche Urtheilswandlungen und von fern erblickten sie im Mienenspiel des aufgeregten, au erfahren. tapferen Fechters einen Schimmer von Donquigoterie. Alpha.

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