leicht auch matter gespielt als lieim ersten Male, Co war es doch wieder eine Herzensfreude, in dieser gehaltreichen Musik zu leben, vor diesem kleinen, einheitlichen Kunstiverkchen zu sitze», zu träumen von all' dem, was es noch alles an guter Musik auf der Well geben wird... Verzeihung dem verträumten Kritikus! Er träumt wahrlich lieber bei guter Musik, als daß er schlechte kritisirt. Er sollte ja gar- nicht an den Wörthersee gehen, sondern zum.Husaren", und noch dazu zu einem verwechselten. Natürlich: Verivechselt mnsi immer werden, weim's eine.komische Oper" geben soll. Ver- wechselt wird der Prinz mit seinem Adjutanten, der eine Husar mit dem andern, die Operette mit der komischen Oper. Wenn nur wenigstens das nicht Iväre I Und wenn dann nur wenigstens, falls es schon so sein muß. die angebliche.Komische Oper" wirklich mit einer Operette verwechselt werden könnte! Aber dem von Vietor Lson(deinselben, der schon die Schmiede zum streiken gebracht hatte) gedichteten und von I g n a z B r ü l l, dem Komponisten des„Goldenen KrenzeS", komponirten.Husaren", der gestern hier gepremiert wurde, kann man eine solche Verivechs- lung nicht auch noch nachsagen. Zur„Komischen Oper" fehlen ihm die Dramatik und die Musik, zur Operette die Grazie des Ulkes und abermals die Musik. Am schlimmsten ist es. daß man ihm nicht ein- mal die Verlvechslimg mit einem.höheren Blödsinn" nachrühmen kann! Dazu gehört erst recht viest der Kontrast zwischen einer schwermiithigen Tochter der Pußta und all den kostümprächtigen Figuren, die sie um- geben; die Verlegenheit eines Husaren, der von den Panduren unter chrem auf der Bühne längst bekannten lächerlichen Wachtmeister wegen eines Mordes verfolgt wird, in Todesangst die Braut eines anderen heirathet und schließlich 2000 Gulden bekommt, weil er den Räuber Roßa Sandor getödtet— das alles macht noch keinen »höheren Blödsinn" ails. Wenn endlich wenigstens die Musik toll, phantastisch dahinprickelte! Aber auch das thut sie nicht. Geschickt gemacht ist sie freilich, und etwa im Ensemble um die Mitte des ersten Aktes, da»» in Jlona's melancholischen, Gesang„Auf der Pußta , im Busch, sitzt ein klein Böge- lein.. und in der Schilderung, ivelche die plötzlich schalkhast gewordene Ilona von dem angeblichen Geist giebt, der sie geheirathet hat. erhebt sie sich zu hübschen Gesammtivirkungen. Allein sie hat nicht einmal an Stellen, die auf eine kräftige Volksthümlichkeit angelegt sind, wie beispielsweise in dem Walzer gegen Ende des Stücks, einen qualitätreicheren Zug oder gar Rasse— mehr Rasse, als durch die ganz allgemeine Wiener Tradition gegeben ist. Auf dem heimischen Boden dieser Tradition kann all die vertraute Lokalstimmung nicht ohne Wirkung bleiben, und sie kann es nirgends, wo man sich schlechthin unterhalten will. Oder sollten wir das Werk als ein so harmloses auffassen, daß es außerhalb der Kritik zu bleiben hätte? Das geht in einer Zeit, in der einerseits die komische Oper neue Anläufe nimmt, und anderer- seits die weiteren Schicksale der Operette so fraglich sind, daß das hiesige.Zentraltheater" mitten in einem glänzenden Operetten- erfolg sich zum Aufgeben dieser Sparte gezwungen sieht, doch nicht gut än. Zum Singen und Spielen hat man sich Mühe genug gegeben, daß die Kritik froh fem kann, wenigstens das zu konstatireu. Vielleicht das Beste leistete Frl. B r a ck'e n h a m m e r in der kleinen Rolle der Mutter des Anderen. Diesen Anderen gab. als Gast, Herr Fritz Werner; das Wiener Bürschchen machte er recht getreu, seinen Walzer mußte er wiederholen, und die fünf Kränze am Schluß galten alle ihm. Als Ilona gastirte L i l i- L e j o; ihren hohen Sopran mag man, je nach gesangstechnischen Ansprüchen, ent- weder als.echt dramattsch" oder aber als schrill und namentlich in den spitzeren Vokalen als nicht eben reich an Wohlklang bezeichnen. terr Neinhold Wellhof, als Gast, war in der Stolle des lachtmeisters thpisch für das Ganze: er verstand zu amüsiren. Unter den Uebrigen sei noch Frl. Laura D e t s ch y als tüchtige Vertreterin einer Altpartie genannt. WaS in dem Stück an Stimmung und Lokalton liegt, hätte auch vom Dekorationsmaler besser herausgebracht werden können; viel Mühe hat er sich nicht gegeben oder nicht geben dürfen. Aber der ganzen Aufführung hat es an äußerem Erfolg, bis zum Dank des Regisseurs für den abwesenden Komponisten, nicht gefehlt.„Alles ist gut ausgegangen, Was kann man noch mehr verlangen?"— mit diesem Vers aus dem Schluß des Textbuches, das in seinem Rekord an komischem Operntext wohl nicht so bald geschlagen werden wird, sei dem Theater zu einem Erfolg, der ihm hoffentlich bald eine Besinnung auf seine Ausgaben ermöglichen wird, bestens gratulirt.— sz, Kunst. »r. D i e Berliner SezessionS-AuSstellung wird etwa 260 Bilder umfaffen, die geeignet sind, einen fesselnden Ueber- blick über daS moderne deutsche Kunstschaffen zu geben. Ein Kabinet bleibt der Skulptur vorbehalten. Es hetheiligen sich an dieser ersten Ausstellung der Sezession alle die Gruppen von München , Karlsruhe , Dresden , WorpS weder, welche sich— gleich der Berliner Sezession— entschloffen haben, der Großen K u n st- Au S st eilung fernzubleiben. Die Errichtung des Ausstellungsgebäudes wird vorbereitet, so daß sofort nach dem Ein- treffen der Bau-Erlaubniß mit den Arbeiten begonnen werden kann. Zur Herstellung des Hauses sind nur etwa sechs Wochen erforderlich; i r v>' am I. Mai soll daS neue Kunstheim der Sezession übergeben werden und am 15. Mai etwa gedenkt man die Ausstellung zu er- öffnen.— Geographisches. — Eine neue Insel. Ein japanischer Reisender, Herr Misntani Schiuroku, hat vor zwei Jahren südlich der kleinen Gruppe der Bonin-Jnseln ein Eiland entdeckt, vielleicht besser gesagt auf- gesucht, das etwa zehn Kilometer im Umfange groß ist. Die Re- gierung hat dem.ehrlichen Finder" soeben auf zehn Jahre die Erlaubniß gegeben, die Erzeugnisse der Insel auszubeuten. Herr Misntani hat bereits begonnen, Pflanzungen anzulegen, deren Früchte er auf den Markt von Tokio bringen wird. Vis jene Anlagen ein- träglich werden, befaßt er sich mit der Ausfuhr der Eier von Pinguinen, die mit anderen Vögeln in Unmengen auf der Insel leben. Zwölf Arten der komisch aussehenden Fettvögel sind als einheimisch festgestellt. Man hat die Insel genannt: Minami-Tori- Schima, d. h. Südliches Vogel-Eiland, zum Unterschiede von Tori- Schima, welche etwas nördlicher und näher den Bonin-Jnseln liegt. Die Insel war bisher unbewohnt. Das Klima ist sehr milde, doch etwas trocken, und daher wurden Wassertanks angelegt. Wie auf den Boninen, bedeckt eine üppige eigenartige Flora alleS Erdreich.— Meteorologisches. — Ein Meteor wurde am letzten Sonntag an verschiedenen Orten Mährens beobachtet. Aus Z m i t t a u wird der„N. Fr. Pr." geschrieben: Ich sah am 19. ds.. 6 Uhr 55 Minuten Abends, hier ein Meteor. Dasselbe halte die Richttmg von Ostnordost gegen Westsüdwest. Ich sah zuerst einen kleinen Stern in der ungefähren Größe einer Sternschnuppe. lvelcher sich zusehends vergrößerte und zuletzt die Größe einer Bogenlampenkugel annahm, lvelche mit einer ungeheuren Geschlvindigkeit das Firmament durchsauste. Die Färbung war zuerst bläulich, die Kugel hellweiß, ebenso der sogenannte Schweif, und Alles taghell beleuchtet; später färbte sich die Kugel röthlich und zersprang in blntrothe Stücke. Das Schauspiel dauerte ungefähr fünf bis sechs Sekunden.— Humoristisches. — Zerstreut. Friseur(zum Professor):„Wünschen Ivieder Koteletten. Herr Professor?" Professor:„Ja, aber mit Salat, bitte 1"— — Druckfehler.(Aus einem Reisebericht.)„Die größten Sehenswürdigkeiten Egyptens sind die Sphynx und die Wadeln der Kleopatra..(„Megg. hum. Bl.") — Kurz und bündig. Eine Mutter schrieb auf einen Strafzettel, den ihr Sohn ihr zur Unterschrift vorzulegen hatte: Durchgesehen und durchgehauen. Hochachtungsvollst Frau N. Notizen. — Georg Hirschfeld's Berliner Komödie„Pauline' ist soeben als Buch bei S. Fischer, Berlin erschienen.— — S ch i l l e r' s„Wilhelm Teil" ist als erstes deutsches Drama in die t ü r k i s ch e Sprache übersetzt. Bisher gab es von der europäischen Literatur nur einige französische Romane in türkischen Uebersetzungen.— — In London wurden im Jahre 1893 fünfzehn Bilder verkauft, die 28 000 M. und mehr erzielten. Von diesen Bildern rührten 12 von englischen Malern her. Den höchsten Preis löste ein Gemälde Burne-Jones ', betitelt.Die Liebe und der Pilger", nämlich 115 500 M. Dann kam Mill ai s'.Eutlassungs- Befehl". der für 105 000 M. einen Abnehmer fand.— — Anfangs März erscheint in W i e n die erste Nummer einer neuen Halbmonatsschrift„Dokumente der Frauen", herausgegeben von Anguste F i ck e r t, Marie Lang und Rosa M a y r e d e r. Die Zeitschrift will„in Dokumenten die Lage der im Erlverb stehenden Frauen darstellen, dem Ringen aller Frauen »ach persönlicher EntWickelung und persönlicher Freiheit Ausdruck geben und eine Allen zugängliche Tribüne sein, von der aus die politischen und sozialen Rechte der Frau mit Muth und Entschieden- heit verfochten werden."— — Eine neue Expedition in die patagonische Eor- d ill e re hat Dr. Steffen in Santjago zu Anfang dieses Jahres angetreten. Es handelt sich dabei vorzugsweise um eine RekognoS- zirungSfahrt durch die Fjorde der W e st k ü st e behufs Feststellung der ivichtigsten ins Innere führenden Flutzstraßen, fetner um die Erforschung des Lago Buenos Aires und des � Logo San Martin, der auf allen bisherigen Karten in daS Gebiet des Rio Santa Cruz einbezogen wird, nach den neuesten Nachrichten aber einen Abfluß nach Westen, d.h. zum stillen Ozean, haben soll.— — In Japan beabsichtigt man, im Jahre 1902 eine i n t e r» nationale A u s st e l l u n g zu veranstalten.— — Ein Bauer in Ems hat sich nach fachmännischen Be- schreibungen eine elektrische Beleuchtungsanlage für Haus, Hof, Scheuer und Stallungen eingerichtet. Die Kraft liefert ihm ein an seinem Besttzthum vorbeifließender Bach.—__ Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin . Druck und B«Iag von Max Babing in Berlin. >
Ausgabe
16 (23.2.1899) 39
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