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die mit dem Kerkermeister noch nicht vertraut sind, die ver- 1 Man wird aber das menschliche Werthbewußtsein des Arbeiters gnügt zu einer Hinrichtung laufen, unter dieser Menge von nicht mehr niederdrüden fönnen, auch wenn man gegen seine parla Köpfen, die den Platz beschatten, wird mehr als ein Haupt mentarischen Vertreter mit bureaukratischer Schneidigkeit vorgehen zu sein, das bestimmt ist, dem meinen in kürzerer oder längerer fönnen glaubt. Wen will man durch diese Schneidigkeit einschüchtern? Frist in den rothen Storb zu folgen. Mehr als einer, der Der Selbstbewußte wird vor ihr nicht zurüdschrecken, auch wenn sie in heroischer Geberde aufträte; im Uebrigen wird sie, wenn ein Präjetzt meinetwegen auf den Platz kommt, wird dahin seinet- fident das Recht des Parlaments nicht energisch genug wahrte, nur zu wegen kommen. aufgeregten Szenen führen. Daß dabei die Schneidigkeit durchaus nicht Meister der Situation bleibt, das konnte man erst jüngst erfahren. Die Barlamentsvertreter sind feine Unterbeamten, denen man fraft seiner höheren Rangordnung imponirt.
Für diese unseligen Menschen giebt es auf dem Grêveplatz einen unseligen Ort, einen Anziehungspunkt, eine Falle. Sie gehen so oft um ihn herum, bis sie selbst drin liegen.
XLVI.
Meine kleine Marie! Man führte sie von mir zum Spielen fort, sie sieht die Menge durch das Fenster des Miethswagens und denkt schon nicht mehr an jenen" Herrn". Vielleicht werde ich noch Zeit haben, einige Zeilen für sie niederzuschreiben, damit sie sie eines Tages liest und nach fünfzehn Jahren über den heutigen Tag weint.
Ja, von mir soll sie meine Geschichte erfahren und warum der Name, den auch sie trägt, blutbefleckt ist. adresi manente( Schluß folgt.)
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Verschnörkelt noch wird manchmal das Herrenrecht auch auf Gebieten aufrecht erhalten, wo es nur noch tomisch unzeitgemäß wirkt. Mit der Ernsthaftigkeit, mit der man in Wien allerlei possirliche Dinge treibt, ist man neulich dort an eine Dichter- Enquete" herangetreten. Das heißt, man hielt Umfrage bei verschiedenen Bühnendichtern, wie sie es mit dem dankbaren Verneigen vor dem verehrlichen, vielköpfigen Publikum hielten.
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Das ist ein Thema, das schon mannigfach besprochen wurde. Offenbar ist noch ein Rest von Sklavendemuth in der komischen Sitte des Verbeugens und abermaligen Verbeugens enthalten. Hat denn der Dichter wie ein abgerichteter Budel vor dem Publikum schön aufzuwarten? Als die Theater noch vorwiegend höfische Mäcenaten- Einrichtungen waren, hatte die Sache ihre richtige Veranlassung. Jede fürstliche Persönlichkeit, die ein Ludwig der Vierzehnte im Pantene Kleinen sein wollte, durfte es verlangen, daß ein seltsamer Kauz, wie der Dichter nun einmal ist, sich vor der Gnadenſonne ver neige.
Sonntagsplandevei.
Inzwischen ist soviel von freier Kunst die Nede gewesen; die stolzesten Bhrafen wurden bei Festgelegenheiten hervorgeholt. Aber der Bühnendichter hat sich nach wie vor in würdeloser Bedientenhaftigkeit zu verneigen.
So hätten wir denn eine Operetten- Revolte! Einen verspäteten fastnächtlichen Schwant! Man könnte über die Tollheit herzhaft Die Unfitte hat in neuester Zeit bei uns in Berlin zu einem lachen, wäre sie nur nicht auf so ernstem Untergrund emporgewachsen. gewissen Sport geführt. Die Freunde des Autors rasen, die um ein Nichts oft. Mit dem Autor wird Gewiß ist der Nationalismus im heutigen Paris zur Karikatur um deinde zischen, geschlagen. Aber die Zeiten sind lange vorüber, in denen man mit auf diese Weise ein rüdes Hekspiel getrieben. Man muß nämlich Grund sagen fonnte, das Lächerliche tödtet. Herr Déroulède wäre bedenken, in welcher Nervenverfassung ein Autor sich befindet, der fonst schon lange todt und er hätte sich die Bravour ersparen können, um Ehre und oft um nothwendigen Lebensunterhalt fämpft; dann mit der er dem General Roget das Kommandowort zurief: Braver erst wird man seine seelische Folter begreifen. Allein das Hezspiel General, rette das Vaterland, bewahre das heiligste Gut wird nicht abkommen; in unseren Lugustheatern gewiß nicht. Ge der Armee! Der bombastische Dichter Déroulède war an sich schäft ist Geschäft, und der Dichter wird beim Rockschoß gefaßt und do eine tomische Gestalt, Seine Berſe laſſen ſich nicht gut mit vor die Rampe gezerit; bent, bas wanini? dag gefaßt und der nüchternen deutschen Hofpoefie irgend welcher Art vergleichen. bringt neue Erregung und ist ein Spiel im Spiel. Also ist es Bei Déroulède äußerte sich der überhitzte, phantastische, tollgewordene geschäftsdienlich; und wäre der dichtende Künstler ein neuer Shakespeare, er müßte sich dennoch dem Geschäftsinteresse des Unter Dilettantismus.it) nehmers fügen und mit seinem süßesten Lächeln vor den Verehrungswürdigen sich verbeugen, die Geld genug haben, den Spaß zu be zahlen.
Aber Déroulède ist der Europäer, der sich mit Zähigkeit zu blamiren weiß. Wenn die Blamage ausdauernd sich wiederholt, so lebt in ihr auch etwas von der Kraft der Reklame, der modernen Siegerin. Sie hat Herrn Déroulède immer wieder obenauf erhalten, sie hat ihm immer wieder troß seiner Narrheiten Anhänger zugeführt. An seiner Seite und mit der Patriotenliga standen in jüngster Beit Jules Lemaitre - merkwürdig unfritisch für einen fonit so feinen fritischen Kopf- und François Coppé, ein glatter, gewandter Poet und ein Mitläufer in politischen Dingen.
Die Blamage über die Operettenrevolte mag zunächst den Nationalisten in den Gliedern liegen. Für eine Weile! Aber die chauvinistische Ausschweifung, in der Déroulède's Narrheit sich so weit auswachsen konnte, wird nicht so bald ruhen. In dem Kampf, der gegenwärtig zwischen bürgerlichem und militaristischem Gemeinschaftsfinn in Frankreich entbrannt ist, war der Boden für Exaltationen jeglicher Art gut vorbereitet; und dann pflegt es mit Exaltationen fo zu ergehen, wie mit anderen Thaten, die allgemeines Aufschen machen, und wären sie selbst Kapitalverbrechen. Krankhafte Nach ahmungsreize werden ausgelöst.
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Man könnte eine Satire darüber schreiben, wie die Herren Dichter, die Einen aus rein persönlicher Eitelkeit, die Anderen aus solidarischem Geschäftsinteresse, sich zur Frage des Hervorrufs verbalten. Der einzige Wildenbruch lehnt das Lächerlich Unwürdige geradezu und bestimmt ab. Er für sein Theil möchte sich emanzipiren. Der Einzelne freilich kann es nicht.
Ein gewiegter Handelsmann, wie Oskar Blumenthal , der Meister unserer Tage im Theatersport, steht auf dem entgegens gefegten Standpunkt. Wie soll man, meint er, entscheiden, was Erfolg war, als durch die statistische Aufnahme der Hervorrufe? Das Ein ist Geist vom Geifte Blumenthal's, des Theaterhändlers. Theatergeschäft muß glatt sein, meßbar und genau zu kontrolliren. Zehn Hervorrufe, und die Dichtung ist so und so viel„ baar in Reichsmart" werth.
Darum ist es manchmal fo puzzig, wenn ein Dichterlein mit höchst gelenken Beinen möglichst rasch wieder hervortritt, damit Der Bein- Behende die Zahl der Hervorrufe ansehnlicher werde. hat dann entschieden den Vorzug vor dem Schwerblütigen, den etwa gichtisches Reißen plagte. Nicht zu verachten ist eine starke, ausdauernde Familienstige. Ein Dichtersmann mit reicher, arbeitswilliger Familie faun immer einen netten Wett- Rekord erreichen. ergern sich die Andern über den Uebereifer, um so besser. Es wird gezischt, das Zischen wird niedergeklatscht; es ist ein edler, fünstlerischer Sport; und wenn der Autor dann ein Dutzend Mal und drüber hin und her geschoben wird, so kann er lachen. Er hat dann den Genie- Rekord erreicht.
So wird im Reiche des kapitalistischen Betriebes Kunst ges macht, jene Stunst, von der es heißt, daß sie mit schachernden und feilschenden Elementen nichts zu thun haben solle.
Alpha.
Bogt in Frankreich die Erregung zwischen den Nationalisten und der bürgerlichen Demokratie hin und her, so erregt man fich bei uns gewaltig füber proletarische Rohheiten" und deren Ursachen. E3 ist dabei eigenthümlich zu beobachten, wie man über jeden physischen Schlag, über jedes rüde Wort sich so unsäglich entrüstet; und wie man andererseits Aeußerungen, die tiefer provoziren und verlegen, nebensächlich einschätzt. Alle die Leute, die ein geistiges unterthänigkeitsverhältniß ihrer Arbeiter aufrecht erhalten wollen, sind am meisten über das individuelle Bewußtsein des modernen Arbeiters verdrössen. Sie fragen ganz naiv: Wie kommt mein Unterthan, mein Brodsklave zum lebhafter entwickelten Gefühl für eigenen Werth, eigene Ehre. Von ihrem Hochmuthsdünkel aus fönnen fie es nicht faffen, wie die Herrensprache oft tiefer verwunden kann, als eine leibliche Mißhandlung; ja, wie es eine Leutseligkeit giebt, die geradezu empört. Ohnedies ist die Empfindlichkeit des Armen, der im Leben so viel herumgestoßen wird, häufig wachsamer, als die des Mannes im gesicherten Wohlsein. Wenn nun irgendwer im Herrenbewußtsein den Armen hochfahrend anschnauzt, so meint er getroft: Dem thut's nicht besonders weh. Der ist's nicht anders gewöhnt; und ist er auffahrenden Temperaments, dann plagt er leicht mit ehrenrührigen Vorwürfen heraus. Das ist nur ein„ mo--w- Kalter Wind. Voller Nachmittags- Sonnenschein lag auf ralischer Schlag, ein moralischer Fußtritt". Den soll der Arbeiter den Straßen. Alles sah licht und freundlich aus. Dem jungen getrost einstecken. Mit einer Art von Falstaff- Philosophie denkt der Mädchen, das im schwarzen Einsegnungsfleid dahinging, den Mann mit dem Herren- Hochmuth: Davon trägt der arme Teufel Blumenstrauß in der kleinen, zum ersten Mal behandschuhten teine Beule mit sich. Und wenn der Gekränkte reagirt, sagen wir Rechten, schien sogar über den Alltagstreiben Festlichkeit zu liegen. mit Fausthieben reagirt, so ist er der aufgehetzte, unverbesserliche Ein warmer Glanz strahlte ihr aus Allem entgegen, und ihre Augen leuchteten. Rohling.
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