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Rarren auf den Port au Change zufuhr, brach ein Gebrüll mehr die Ausrufe des Bedauerns von denen der Freude, das auf dem Plate vom Pflaster bis zu den Dächern aus. Von Gelächter vom Weinen, die einzelnen Stimmen von dem den Brücken und den Quais schallte es zurück, daß beinahe Gebrüll unterscheiden; alles war für mich ein verworrenes die Erde bebte. Getöse, das in meinem Kopfe wie an einer Metallscheibe Das Piquet, das dort wartete, schloß sich der Bedeckung wiedertönte. des Karrens an.
Meine Augen Iasen mechanisch die Schilder an den Ver
Es
„ Hut ab, Hut ab," schricen tausend Kehlen zugleich.kaufsläden. Da mußte auch ich verzweifelt lachen. Ich sagte zum Einmal pacte mich noch die seltsame Neugier, den Priester: Kopf umzuwenden und zu sehen, wohin ich fuhr. Aber der war die letzte Prahlerei des Verstandes. Störper versagte den Dienst; mein Nacken blieb gelähmt und wie todt.
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Sie die Hüte ab, ich den Kopf ab.
Im Schritt ging es weiter.
Auf dem Blumen- Quai duftete es start; es ist Markttag heut! Die Blumenverkäuferinnen haben ihren Stand verLassen, um mich zu sehen.
Gerade gegenüber, furz vor dem viereckigen Thurme, der die Ecke des Justizpalastes bildet, find einige Kneipen, deren Entresols voll von Zuschauern sind, die über ihre schönen Pläge glücklich sind; besonders die Frauen.
Die Kneipwirthe haben heute einen guten Tag. Man vermiethet Tische, Stühle, Gerüste und Karren. Alles tracht unter der Last der Zuschauer.
Die Verkäufer von Menschenblut schreien aus vollem
Halse:
"
Wer will noch einen Platz?"
Ich sah nur zu meiner linken Seite jenseits des Flusses den einen Thurm von Notre- Dame , der, von dieser Stelle aus gesehen, den andern verdeckt. Er ist der, von dem die Fahne weht. Es waren viel Leute auf dem Thurm. Von dort mußte man alles sehr gut sehen können. Die Läden gingen Der Wagen fuhr weiter und weiter. borüber, die Aushängeschilder, die geschriebenen, gemalten und vergoldeten, folgten aufeinander. Der Pöbel lachte und stampfte mit den Füßen durch den Schmutz. Mir war alles wie in einem Traum.
Plötzlich hörte die Reihe der Läden, die meine Blicke beschäftigten, an der Ecke eines Plazes auf; das Gebrüll der
Wuth ergriff mich gegen diesen Pöbel. ch hätte ihm Menge wurde noch lauter, freischender, freudiger. Der Karren zuschreien mögen:
Wer will meinen Platz haben?"
Der Karren fuhr indeß weiter. Bei jedem Schritt nahm die Menge hinter ihm ab, und ich sah, daß sie sich weiter oben an anderen Punkten meines Weges wieder aufstellte.
Als wir am Pont au Change antamen, sah ich zufällig hinter mich nach rechts. Mein Blick fiel auf einen düsteren und alleinstehenden, mit Skulpturen bedeckten Thurm auf der anderen Seite des Quais, der die Häuser überragte. An seiner Spike erblickte ich zwei Ungeheuer aus Stein. Ich weiß gar nicht recht, warum ich den Priester fragte, was das für ein Thurm sei. Saint- Jaques- la- Boucherie"*) gab mir an seiner Statt der Henker zur Antwort.
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hielt plöglich an, und ich wäre beinahe mit dem Gesicht auf den Boden des Karrens gefallen: Der Priester hielt mich. Muth," flüsterte er.- Dann wurde eine Leiter hinten an den Starren gelehnt; er gab mir den Arm, ich stieg herunter, ich that einen Schritt, drehte mich dann um, um noch einen zu machen und konnte nicht. Zwischen den beiden Laternen des Quais hatte ich etwas unheinliches gesehen. Das war es ja!
Ich blieb stehen und schwankte, als ob ich den Streich schon erhalten hätte.
Sch habe eine letzte Erklärung zu machen," rief ich mit schwacher Stimme.
Man brachte mich hierher.
Jch bat, daß man mich meine letzten Wünsche niederschreiben ließe. Sie banden mir die Hände los, aber der Strick liegt bereit vor mir. Da unten ist das Ende!
XLIX.
Ich weiß nicht, wie das fam: trotz des Nebels und trok des feinen und hellschimmernden Regens, der die Luft wie ein Spinnnet durchwebte, entging mir nichts von alledem, was um mich herum borging. Jede Einzelheit davon verEin Richter, ein Kommissar, oder irgend so ein Beamter ursachte mir neue Qual. Die Worte fehlen mir für diese ist soeben gekommen. Ich bat ihn mit gefalteten Händen und auf den Knien um meine Begnadigung. Seine Antwort unter unheilvollem Lächeln war darauf, ob das Alles sei, was ich ihm zu sagen hätte.
Stimmungen.
Mitten auf dem Pont au Change, der trotz seiner Breite die Menschenmenge faum faffen konnte, so daß wir nur mit bieler Mühe hinüberkamen, packte mich ein gewaltiges Grauen. Ich fürchtete, ohnmächtig zu werden. Die letzte Schwäche! Darauf versuchte ich mich selbst zu betäuben, und blind und taub für Alles zu sein. Nur den Priester wollte ich hören, deffen Worte, vom Getöse unterbrochen, ich aber taum
bernahm.
Ich ergriff das Kruzifir und füßte es.
" Erbarme dich meiner, o mein Gott," betete ich.. bersuchte, mich in diesen Gedanken zu vertiefen.
Aber jeder Stoß des Starrens erschütterte mich. empfand ich plötzlich eine große Kälte. Der Regen hatte Kleider durchweicht und meine Kopfhaut durch mein geschorenes Haar genäßt.
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Begnadigung, Begnadigung," wiederholte ich,„ oder- aus Barmherzigkeit, wenigstens fünf Minuten Frist."
Wer weiß? Sie wird vielleicht noch kommen, meine Be gnadigung. Es ist so schrecklich, in meinem Alter sterben zu müssen! Begnadigungen, die im legten Augenblick kommen, hat man so oft erlebt. Und wen sollte man begnadigen, -Jch wenn nicht mich? Sh
Du zitterst vor Kälte, mein Sohn?" fragte mich
Priester.
" Ja", antwortete ich.
Ach! Nicht allein vor Kälte.
Dieser verruchte Henker! Er trat auf den Richter zu, um Dann ihm zu sagen, daß die Hinrichtung zu einer bestimmten meine Stunde vor sich gehen müsse, daß diese Stunde gekommen, daß turz- er verantwortlich sei, daß es außerdem regne und möglicherweise die Maschine rostig werden könne.
der
Am Ende der Brücke beklagten mich Frauen, daß ich so jung sei. Wir fuhren über den verhängnisvollen Quai. Ich sah und hörte nichts mehr. All' diese Stimmen, all' diese Köpfe an den Fenstern, an den Thüren, in den Läden, an den Laternenpfählen; diese blutlechzenden, grausamen Zuschauer; diese Menge, in der alle mich fonnten und von der ich Niemand tannte; der Weg, der mit menschlichen Gesichtern gepflastert und eingeschloffen ist... Ich war wie trunfen, und betäubt. Es ist etwas unerträgliches, wenn das Gewicht so vieler Blicke auf einem ruht.
Aus Barmherzigkeit, nur noch eine Minute, um meine Begnadigung zu erwarten! Oder ich wehre mich, ich beiße!"
Der Richter und der Henker sind hinausgegangen. Ich bin allein. Allein mit zwei Gendarmen.
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O das schreckliche Volt mit seinem Hyänengehen!!- Ber weiß, ob ich ihm nicht doch noch entrinnen werde? Ob ich nicht gerettet werde? Wenn ich begnadigt werde?... ist unmöglich, daß man mich nicht begnadigt!
Q, die Elenden! Mir scheint, sie kommen schon die Treppe herauf... Bier Uhr.
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Olivenöl.
( Nachdrud verboten.)
Ich schwankte auf der Bank hin und her und schenkte Das Olivenöl wird in vorzüglicher Qualität im südlichen Frank nicht einmal mehr dem Priester und dem Kruzifir Aufmert- reich daher der Name Provenceröl in der Riviera, in Mittelund Süditalien, Istrien , Dalmatien , Griechenland und der Levante , famkeit. Kalifornien , Persien und Australien erzeugt. Ein besonders frucht In dem Tumult, der mich umwvogte, konnte ich nicht bares Produktionsgebiet ist die den Golf von Neapel im Südosten
*) Das Schlachthaus zum heiligen Jakob.
abschließende Halbinsel Sorrent. Die Ernte ist hier bisiveilen noch einträglicher als die der Orangen und Citronen.