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südlicher Zonen vermögen diese Unträuter nicht zu gedeihen und awwar einzig aus dem Grunde, weil dort eine größere Wärme herrscht. Die Pflanzen aber, die in der Nähe menschlicher Wohnungen im Süden wachsen, find durchaus andere. Dort treten gar Balmen als Schuttpflanzen auf. Wie Ernst H. 2. Krause in seinen Floristischen Notizen bemerkt, die er im Botanischen Zentralblatt" veröffentlicht, wächst in Westindien die Kokospalme und im Norden von Kreta die Dattelpalme an verlassenen menschlichen Wohnstätten, und die am weitesten nach Norden vordringende Zwergpalme, die Chamaerops humilis, wächst in Italien wild an Mauern.

Es giebt aber auch Pflanzen, die einer Menge von Formationen angehören. Eine solche Pflanze ist bei uns die Birke. Auch die Zwergpalme Staliens ist nur mitunter Schuttpflanze. Häufig kommt fie auch als Unterholz neben anderen Sträuchern im Walde vor. Recht eigentlich ist ihr Standplay aber auf Heiden . E. Krause weist darauf hin, daß sie dieselbe Rolle wie unser Wachholder spiele. Und dieser bildet ja ein sehr charakteristisches Unterholz in lichten Kiefer­wäldern und ragt in verkrüppelten Zwergeremplaren auf öden Haiden oft nur wenig über den Boden empor. Es ist jedenfalls sehr merkwürdig, daß Pflanzen, die entwickelungsgeschichtlich ein ander ganz fern stehen, landschaftlich einander vertreten können und also in ihren Lebensgewohnheiten sehr viele Berührungspunkte haben. Man muß aber eben bedenken, daß die verschiedenen Existenz­faktoren nach sehr verschiedenen Richtungen wirken. Die Wärme vertheilt die Pflanzen in der Richtung von Norden nach Süden, die Luftfeuchtigkeit entsprechend der Hauptausdehnung der Kon tinente nach Westen und Often. Das Wasser scheidet die Pflanzen der Niederungen von denen der Höhen, der Boden­gehalt, das Licht vertheilt sie wiederum anders. Die verschiedenen Richtungen der Vertheilung trenzen sich aber an sehr vielen Bunkten, und so werden Pflanzen einander nahe gebracht, die sich nur in einigen Beziehungen gleichen und in den übrigen sehr ver­schieden find.

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Es ist also anzunehmen, daß sie noch an verschiedenen Stellen der großen Gebirgsstraße von Kalifornien bis Chile gefunden wird. So sind auch die Gebirge eine wichtige Straße, meist aber eine sehr scharfe Grenze für die Verbreitung. Der Umstand, daß Mitteleuropa im Süden durch eine hohe Gebirgswand in seiner ganzen Breite ab­gesperrt wird, foftete uns zur Eiszeit eine Anzahl unserer schönsten Pflanzen, besonders der vielen stattlichen Bäume, die Nordamerika und Ostasien vor uns voraus haben. In beiden Gebieten konnten die Pflanzen vor dem Eise sich nach dem Süden flüchten. In Europa fanden fie in den Pyrenäen , Alpen , Karpathen u. s. w. eine unüber­steigliche Wand und mußten zu Grunde gehen. So ist die Richtung der Gebirge ein neuer recht bedeutsamer Faktor in der Vertheilung der Pflanzen über die Erde.

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Kleines Feuilleton.

ss. Wie viele Fische die Nordsee liefert, hat Dr. Ehren baum in den Mittheilungen des deutschen Seefischerei- Vereins zu berechnen versucht. Danach beträgt der Werth der Fische, die jährlich aus der Nordsee gefangen werden, rund 164 Millionen Mart. Eine richtigere Vorstellung als diese einzelne Zahl gewährt die An­gabe, daß der Ertrag der Nordsee - Fischerei jährlich 150 und höchstens 180 Millionen Mark ausmacht. Die einzelnen Staaten, deren Küsten an die Nordsee grenzen, find an diesem Ertrage in sehr verschiedenem Grade betheiligt. England zieht jährlich ein Kapital von fast 85 Millionen Mark aus den Gewässern der Nordsee , Schottland etwa 281/2 Millionen, so daß sich der Antheil Großbritanniens an der Nordsee Fischerei auf beinahe drei Viertel des Gesammtertrages beziffert. An dritter Stelle steht Holland mit einem Fischerei­ertrage von 19 Millionen, dann folgt Frankreich mit einem solchen von 122 Millionen Mark. Erst an fünfter Stelle steht Deutschland , das für etwa 10 Millionen Mark Fische jährlich aus der Nordsee gewinnt. Norwegen erzielt einen Ertrag von 3,8, Belgien einen Die Möglichkeit. an einem bestimmten Orte zu wachsen, liegt folchen von 3,6 und Dänemark von 1,6 Millionen Mart. Wieviel für die Pflanze in ihrer Anpassungsfähigkeit begründet. Auf diesem die Fische wiegen, die jährlich in der Nordsee gefangen werden, läßt Gebiete hat die Forschung seit Darwin's Beit gewaltige Fortschritte sich nur annähernd ermitteln, weil nur in Großbritannien darüber gemacht. Aber es ist doch seltsam, daß, wie der ausgezeichnete eine Statistit geführt wird. Legt man das dort festgestellte Ver­Physiolog Schimper in seiner fürzlich erschienenen Pflanzen hältniß zwischen Werth und Gewicht zu Grunde, so würde man die geographie" fonstatirt, Schutzmittel der Pflanzen gegen Kälte noch Menge von 171/2 Millionen 8entnern erhalten. Nun kann gänzlich unbekannt sind. Wie deutlich sind die Bertheidigungsmittel man noch weiter gehen und diefe Fischmengen mit dem Flächen­der Pflanzen gegenüber dem Licht, der Trockenheit, gegen die An- inhalt der Nordsee vergleichen, der einschließlich des Skagerak und bis griffe von Thieren. Aber worin der Schutz der Pflanzen gegen zum 62. Grad nördlicher Breite gerechnet 572 160 Quadratkilometer Kälte besteht, das läßt sich bei dem heutigen Stande der wissen beträgt. Daraus würde sich ein jährlicher Ertragswerth von 286,7 M. schaftlichen Hilfsmittel noch gar nicht erkennen. Wie sorgfältig für das Quadratkilometer oder 2,87 m. für das Hettar ergeben. Dem­sind die Thiere durch Pelze, Federn, Hufe, Fettschichten gegen die entsprechend dürfte jedes Hektar der Nordseefläche jährlich etwa Kälte geschützt. Bei den Pflanzen ist nichts derartiges wahrzu 302 Pfund Fische liefern. Die Berechnungen, die früher Professor nehmen. Vorhanden sein aber muß der Schutz irgendwie. Wiele Hensen in Kiel für die Ostsee bei Edernförde und bei Hela aufgestellt Pflanzen können freilich keinen Grad Kälte ertragen, manche sterben hat, stehen mit den obigen Angaben in Einklang. Bei Eckernförde sogar schon, wenn die Temperatur noch nicht ganz auf den Nullpunkt liefert die Ostsee jährlich ebenfalls etwa 31, Pfund Fische pro gesunken ist. Sie können also gar kein Mittel gegen die Kälte be- Hektar, während bei Hela der Ertrag auf etwa das Doppelte ange figen. Andere dagegen vertragen sehr tiefe Temperaturen. Aber geben wird. Auch das Ergebniß der Fischerei im Kurischen Haff niemand kann einer Pflanze ansehen, ob sie vom Frost zerstört wer- timmt mit dem in der Nordsee beinahe überein, indem jenes Haff den wird oder nicht. einen Ertrag von etiva 31/2 Mart pro Hektar abwirft. Die Fischerei im Frischen Haff ist wesentlich gewinnbringender und ergiebt einen Nußen von 7/2 Mart pro Heftar. Wenn man die Nordsee und die Ostsee mit ihren Haffen zusammennimmt, so würde das Ergebniß ihrer Befischung durch die Summe von 8 bis 7 Mart pro Hektar einigermaßen zutreffend angegeben sein.-

Theater.

Jm Bellealliance Theater gab's am Sonntag eine Art von Kehraus. Man führte ein neues Drama Die Gräfin von Schwerin" von Ernst Wichert auf, und damit erlebte das Bellealliance- Theater seine letzte, ernstere Première. Bald wird es umgewandelt sein und als Tingeltangel vor dem Halle'schen Thor neu erstehen.

Im Ganzen ist starte Kälte ein lebensfeindliches Element für die Pflanze. Nach den Polen zu und auf die Höhen der Gebirge hinauf nimmt die Zahl der Pflanzenarten stetig ab. Es ist vielleicht nicht uninteressant, einige Zahlen zu erfahren, die Wilh. Schibler im Jahrbuch des Schweizer Alpenklubs über die Schneeflora der Land­schaft Davos angiebt. Davos in Graubünden bildet einen Hoch­gebirgskomplex, der für das Aufkommen einer Kälte vertragenden Pflanzenwelt besonders geeignet ist und darum auch als Typus für den ganzen Kanton betrachtet werden kann. Während in den Höhen bon 2600-2925 Meter Davos 301 nivale Pflanzen beherbergt, und der ganze Kanton 479 aufweist, stimmen die Zahlen in den höheren Lagen für beide Gebiete ziemlich mit einander überein. Auf Bergen bon 2925-3087 Meter kommen in Davos 58 Blüthenpflanzen, auf Höhen von 3087-3250 Meter 32 Pflanzen und von 3250-3412 Meter Wichert's gutgemeintes Schauspiel bewegt sich auf alten Pfaden. fogar noch 14 Pflanzen vor. Darüber hinaus gedeihen auf der Nomanhafte Vorstellungen, Romanfiguren sollen bewegte geschichtliche Spige eines 3414 Meter hohen Berges nur noch 5 Pflanzen. Vorgänge erklären. Wenn man dabei an die rauhe Welt der Wirt­Eine sehr seltsame Erscheinung ist es, daß von den Pflanzen der lichkeit denkt, so streifen dabei derlei romanhafte Erläuterungsversuche Hochalpenflora viele mit denen nordischer Länder identisch find. So nicht selten an die Grenze des Komischen. In seiner Masse sind auf dem Körbshorn in Davos von 96 nivalen Gewächsen 55 empfindet das theatergläubige Bublifum nicht so kritisch, was nordische. Aber das Vorkommen dieser nordischen Pflanzen auf den ist ihm auch die Politik aus der Staufenzeit? Es hält sich an die Alpen ist ein wichtiges Zeugniß für die Eiszeit. Während dieser Periode Liebesgeschichten; und so gefiel ihm auch das Drama vom Seelen­verbreiteten sich jene mit dem nach Süden rückenden Eise ebenfalls leid der verliebten Schweriner Gräfin. Die junge Dame ist von nach dieser Richtung, und als das Eis schmolz und es nach und hißigem Geblüt. Denn sie ist Slavin von Abstammung; und die nach wieder wärmer in Mitteleuropa wurde, zogen sich die nordischen Slavinnen im deutschen Roman find nun einmal Wildkazen. Sie Pflanzen theils wiederum nach Norden zurück, zum Theil aber hat dem alternden Grafen v. Schwerin ihre Hand gereicht, wiewohl wanderten sie, der Wärme weichend, immer höher auf die Berge fie im Herzen eigentlich dem jungen Waldemar, dem Sieger, König hinauf, wo dieselbe Kälte herrscht wie im hohen Norden. In von Dänemark und Herrn der Slaven, zugethan war. Daraus Amerila, das seiner Länge nach von dem hohen Gebirgszuge der entspinnt sich in der Folge Unheil und kirchlich- staatliche Ver Kordilleren durchschnitten wird, sollten es demnach die nordischen widelung.

Pflanzen leicht haben, auf dieser Gebirgskette bis nach Süd- Amerika Der Graf von Schwerin steht eigentlich im Mittelpunkt der zu wandern. Thatsächlich gelten auch die Kordilleren als eine Handlung. Er führt den Doppelkampf wider den König wichtige Verbreitungsstraße für die Pflanzen. Einen neuen Waldemar, den Wortbrüchigen. Er hat seine Ehre und die seines Beleg für diese Ansicht ist die Auffindung der Alpen - jungen Weibes zu wahren, die er freilich in der Weise unklug Arnika durch F. W. Neger in den chilenischen Anden. alternder Ehemänner zu arger Gewissensbedrängniß zwingt. So Diese Pflanze war bisher nur auf der nördlichen Halb- treibt er die Frau dem königlichen Buhlen förmlich in die Arme. fugel bekannt, als ihr südlichster Verbreitungspunkt galt für's Zweite kämpft der Graf zugleich um sein Lehen und für das bisher die Sierra Nevada in Kalifornien . Bon da bis Deutsche Reich. Daraus ergeben sich die Gruppen, die gegeneinander nach Chile kann sie nur ganz allmälig gelangt sein. I stoßen, von selber. Der Graf Schwerin fühlt sich als Lehensmann