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fächlich in England gefunden zu haben. Zwischen der Insel Wight und mein Vertreter in diesem Sinne folgendermaßen: Das Konzert begann dem Feftlande, und zwar zwischen Mum Bay und Bournemouth leider eine halbe Stunde früher als die Ankündigungen besagten. fowie zwischen Boole und Bournemouth ist ein regelmäßiger Obwohl nun diese Gäste für das musikalische Berlin keine vorüberDepeschenverkehr ohne Draht eingerichtet und hat in einem 14 Mo- gehende Erscheinung mehr sind, scheint doch einstweilen die Ver nate währenden Betriebe den Beweis geliefert, daß keine Witterungs- blüffung größer zu sein als das Verständniß. Hat doch selbst die verhältnisse einen störenden Einfluß auf die Thätigkeit der Apparate berufene und besonnene Kritik wesentlich nichts anderes bemerkt als ausüben, die Entfernung zwischen den beiderseitigen Stationen be- temperamentvolles" Spiel, nicht ohne den Vorbehalt der künstle trägt hier 14 bezw. 18 englische Meilen. Der Leitungsmast für den rischen Ueberlegenheit unserer üblichen Maßhaltigkeit. Damit aber, Berkehr zwischen Poole und Bournemouth hat sogar bis auf 70 Fuß daß die Spieler an gewissen Stellen in eine bei uns ungewohnte erniedrigt werden können infolge von Verbesserungen an den Apa- äußerlich erkennbare Bewegung gerathen, sind Eindrücke, wie die raten und wahrscheinlich wird man sich fünftig mit einer noch hier erzielten, kaum im Virtuosenspiel, sicher aber nicht bei Kammergeringeren Höhe begnügen tönnen. Im borigen Herbst musik erreichbar. Was hinreißt, das ist im höchsten Kreise mustzwischen der Yacht Osborne und dem Schloß talischer Gestaltungskraft die gleiche Unmittelbarkeit wie bei ZigeunerOsborne auf der Insel Wight eine ständige telegraphische kapellen; eine Ürwüchfigkeit, wie sie technisch auch in der Verbindung auf dem dem gleichen Wege unterhalten worden. unforretten und unschönen Bogenführung des ersten Geigers zu Tage Dabei war die Gelegenheit vorhanden, den Einfluß Einfluß von tritt, mit der er gleichwohl alle seine Absichten tadellos verwirklicht. Hügeln zwischen der Sendes und der Empfangsstation zu unter- Das Geheimniß liegt darin, daß sozusagen jeder Spieler nicht seine suchen, da die Yacht sich um die Insel herum bewegte, so daß ver- Stimme, sondern das Stück spielt anders als bei uns". Jedes schieden ausgedehnte Landstrecken zwischen die beiden Stationen ges Instrument arbeitet deutlich am Vortrag der Hauptstimme mit, im legt wurden. Es ergab sich, daß der Anwendung der Telegraphie anschmiegenden Mitwirken an dem, wovon jede, auch die jeweilig so ohne Draht über längere Landstrecken nichts im Wege steht. Eine zu nennende Hauptstimme doch nur ein Theil ist. Man denke an große Bedeutung wird die neue Telegraphie für die Verbindung von das Tremolo der Bratsche zu der Cello- Cantilene am Ende des Lento Leuchtschiffen mit der Küste gewinnen, und es wurde bereits be- in Dborét's F- dur- Quartett und an die ganze Führung der richtet, daß seit dem September vorigen Jahres eine solche zwischen Bizzicato- Bässe im Andante des Beethoven'schen C- dur- Quardem Goodwin- Leuchtschiffe und dem Leuchtthurm auf dem Vorgebirge tettes. Erst bei solcher selbstbewußter Selbständigkeit aller Stimmen South Foreland in Betrieb ist, die Entfernung beträgt hier zwölf wird den meisten Laien der volle Neiz der Polyphonie und englische Meilen. Auch die Stürme der letzten Zeit haben teine das Verständniß für den Aufbau und Fortschritt eines Sages aufUnterbrechungen in dem telegraphischen Verkehr veranlaßt und haben vielmehr bewiesen, daß die Telegraphie ohne Draht in dieser Hin- Da ich fast die ganze Woche hindurch von Berlin abwesend war, ficht zuverlässiger ist, als es oberirdische Drahtleitungen fein können. mußte ich auch die meisten übrigen wichtigeren Konzerte einem Vertreter Eine größere Aufgabe steht der neuen Telegraphie nunmehr in überlassen. So das Schlußkonzert der Philharmoniker unter Kurzem bevor, da die offizielle Genehmigung der franzöfifchen Nitisch. Das Orchester heißt es war glänzend wie immer, Regierung zur Einrichtung einer Verbindung zwischen der französischen Richard Strauß ' Don Juan" wirkte mächtig, und der berühmte und der englischen Küste über den Kanal hinweg eingetroffen ist. Violinist Eugène saye aus Brüssel erzielte sehr viel Beifallauffallend war besonders sein voller Ton.
Theater.
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gehen.
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David Popper fand in seinem Abschiedskonzert wieder einen geradezu stürmischen Beifall. Mein Vertreter hatte von ihm bei aller Anerkennung der Meisterschaft doch einigermaßen den Eindruck des Salonkünstlers. Der mitwirkende Sänger George Fergusson aus London soll eine sehr gute und gut geschulte Stimme, aber feine Wärme befizen und im Uebrigen eine sehr sympathische intelligente Erscheinung sein.
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Id. In der, Nenenfreien Voltsbühne" ist am Sonntag Nachmittag die Tragikomödie Fräulein Pfannenstiel" von Max Gebhardt durchgefallen. Das ganz unreife Wert ist eine nicht gelungene Verschmelzung der alten Posse und literarischer Satire. Eine mannstolle alte Jungfer hat sich einen ältlichen Wittwer gefapert. Er führt sie in seine Familie ein. Dort findet sie seinen Konservatoriums Konzerte sind für gewöhnlich kein Stiefsohn Anton, einen verkrachten Studenten, jezigen Volksschullehrer Gegenstand des Musikreferats. Einer Ausnahme würdig sind die und heimlichen Dichter. Er gesteht ihr sein Thun , und sie enthüllt drei Festaufführungen, mit denen am 11., 12, und 13. März das ihm, daß auch sie Künstlerin ist, und zwar eine von jenen, die älteste Konservatorium Berlins , das Stern'sche, seine neuen Räume Bücher schreiben, die jedes junge Mädchen ohne Erröthen lesen kann. in der Philharmonie einweihte. Erst tamen die Lehrer daran, dann Die beiden Kollegen schwärmen einander an. Sie wirft sich ihm an die Musitschüler, dann die Schauspiel- nnd Opernschüler. Ich konnte den Hals. Der Vater ist froh, die schrullige Person los zu sein. den zweiten Abend besuchen und mich besonders einiger bereits in Anton sieht ein, daß auch er dem Fräulein nur als Experimentier der Oeffentlichkeit stehender Solisten freuen; Frl. Melanie objekt für Liebe und Kolportage- Dichtung gedient hat. Er empfiehlt Holländer ging den musikalischen Solisten durch einen sehr gut sich ebenfalls. Sie schwört, nie wieder einem der Männer, die alle gesprochenen und von der auf dem Programm genannten Dichterin nichts taugen, entgegenkommen zu wollen und bemüht sich im nächsten gut gemeinten Prolog voran. einen von dem Typus, den man doch Augenblick um einen auftauchenden Jugendfreund. Die billige endlich einmal sterben lassen sollte. Am besten gefielen mir verhältnißVerhöhnung der alten Jungfer fam mehr heraus, als die lohnende mäßig die„ Gedenkblätter", die bei diesen Konzerten ausgegeben Satire auf die schriftstellernde Masse der Kollegen Fräulein wurden, verfaßt von dem Schriftführer der Anstalt, Herrn Nodnagel. Pfannenstiel's." Zwei Darsteller, Herr Dill und Herr Schindler, Sie enthalten nämlich außer den( freilich lückenhaften) Personallisten brachten in das verzerrte Ding sogar Charakteristik. Das ist von und dergleichen eine Zusammenstellung 8ur Geschichte des den Herren, die im voraufgegangenen Lustspiel" Ohne Liebe" Stern'schen Konservatoriums ". Die Geschichtschreibung von Marie von Ebner- Eschenbach spielten, nicht zu sagen. Der künstlerischen Hochschulen liegt noch so sehr im Argen, daß jeder Nur Frau Hachmann- 8ipfer traf den vornehmen Ton des Beitrag zu ihr geradezu mit Gier aufgegriffen werden kann. Allerschon im„ Deutschen Theater" aufgeführten Stückes.dings leidet auch dieser an dem gleichen Mangel wie fast alle solchen Beiträge: er bietet nur eine Geschichte des betreffenden Schulwesens, nicht des betreffenden Unterrichts wesens. Ueber Lehrverfahren u. dergl. giebt es auch hier nicht einmal eine Andeutung. Herr Direktor Gust a v Holländer fann mit Befriedigung auf das Erreichte blicken. Von seinem neulichen eigenen Quartettabend, dem zweiten, dem noch ein dritter folgen wird, höre ich, daß er leider weniger besucht war, als diesen werthvollen Darbietungen gebührt hätte. Psychologisches.
Musik.
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SZ.
Aus der Woche. Es ist immer von hohem Werth, wenn wir einerseits neben den ganz Großen und andererseits neben den Stürmern und Drängern tüchtige Talente haben, die der Ueber lieferung Ehre machen; umsomehr dann, wann die Mittelmäßigkeiten die Ueberlieferung diskreditiren. Das Dankesgefühl, das man jenen Talenten gegenüber hat, empfanden wir wieder, als am letzten Sonntag in der zweiten Kammermusit- Matinée alir" eine neue Violinsonate von Friedrich Gernsheim aufgeführt c. Ueber die Schrift Gesunder und Geistes. wurde-seine dritte, F- dur, op. 64. Längst fennt man franter hat Adolf Groß umfassende Untersuchungen angestellt, Professor Gernsheim , den Dirigenten des Stern'schen Gesang- deren Ergebnisse er in den„ Psychologischen Arbeiten" veröffentlicht vereins, als einen gewandten und beliebten Komponisten, zu hat. Danach giebt die Beobachtung der Schreibthätigkeit Geistesmal für Kammermusit. Der ziemlich fühle Beifall sollte wohl franter genaue Merkmale für die Bestimmung bestimmter Formen sagen, daß dieser Mann Verdienste genug hat, um einer lauten der Erkrankung. Die Grundlage der Untersuchung bildeten Versuche Kundgebung nicht zu bedürfen; um so mehr aber darf die Kritik an 17 Gesunden, 9 Wärterinnen und 8 Wärtern der Jrrenklinik, und das viele Werthvolle anerkennen, das in diesem Wert, namentlich in zwar waren die Aufgaben, die gestellt wurden, sehr einfach: zwei feinen Mittelsägen enthalten ist allerdings sorgfam auf Stroh 10 gentimeter von einander entfernte Punkte durch eine gerade gebettet. Namentlich erfreute ein Zug des Frischen und Kräftigen, Linie zu verbinden; fünf Punkte nacheinander zu machen; den kleinen der abstach von dem etwas sentimentalen Zug des vorhergehenden deutschen Buchstaben" m" zu schreiben; die Zahlen 1-10 zu schreiben; Streichquartetts D- moll von E. E. Taubert, das schon bekannt von 20 rückwärts mit 3 zu subtrahiren. Die Schreibbewegungen, die war und jedenfalls, z. B. gegen Ende durch seinen schönen Ueber- hierzu nöthig sind, wurden durch einen finnreichen Apparat genau registrirt. gang in Dur, wohlgefällig wirken konnte. Die Herren spielten- mit Jeder Gesunde hat, das war das Ergebniß dieser Untersuchungen, eine Gernsheim am Klavier im Allgemeinen gut und verstanden, be- charakteristische Art des Ablaufs der Schreibbewegungen, die sich in sonders in Beethoven' s G- dur- Quartett als Schlußstüd, auch deutlich erkennbaren Eigenthümlichkeiten seiner Drudturven äußert. zart zu werden; die Einheit und Präzision anderer Quartettgesell Dabei entspricht der Mehrzahl der gefunden Personen ein mittlerer fchaften, z. B. der Böhmen ", befizen fie allerdings nicht. Schreibthpus. Dagegen läßt sich als allgemeine Wirkung jeder geistigen Erkrankung die Zerstörung der Individualität in der Schrift und der Erfaz der individuellen Merkmale durch pathologische Eigen
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Die Lettgenannten haben in ihrem Abschiedsabend am 8. d. M. wohl wieder Entzückendes geleistet. Wenigstens berichtet