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Lange, ehe man sein Fehlen gewöhnt wird, und auch dann einzelnen Gestalten; nur das Gesicht des cinen, der am Steuer noch bleibt die Stube fahl und traurig, und etwas Sonne, fitt- Rochefort selbst leuchtet hervor aus dem Dunkel; er sieht etwas Freudigkeit ist fort daraus. Nach Tische mußte sich nach dem Lande zurück, das er verlassent. Wieder der lebensvolle Rupert felber büden, wollte er seine lange Pfeife anzünden; Eindruck. Die Wellen vorn heben und senten sich, und es ist Straft das fiel dem beleibten Manne schwer genug, und er mußte der wenig fest und greifbar ihre Gestalten find man fühlt ihre Er­in ihrer ewig wechselnden Erscheinung; die Männer im Boot, so behenden und hilfreichen Hand gedenken, der er auch nicht regung, und es ist merkwürdig, wie der Eindrud, ohne daß man ein ungerne zugesehen, wenn sie ihm den Zucker in den schwarzen deutliches Bild von ihnen haben kann, doch flar und lebendig ist. Staffee that und dann zierlich mit dem Löffelchen die Stücke Und wieder ist die Farbenstimmung ein Zeugniß dafür, daß die umtrieb, bis das würzige Getränk die gehörige Süße ge- impressionistische Malerei ihren besonderen ästhetischen Werth gerade wonnen. Wurde es Abend und galt es, die Lampe zu ent- in der Entwickelung einer neuen verfeinerten Farbenempfindung zünden ein heiliges und in einem rechten Hause fast symbolisches Thun dann besorgte es Frau Salome wieder felber, ob sie gleich schon in den Jahren war, wo man sich nicht mehr gerne redt. Las sie aus der Bibel, dann horchte niemand mehr aller Ecken und Enden fehlte etwas, und man wußte nur zu genau, was es war

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( Fortsetzung folgt.)

Don moderner Kunst.

Eine Ausstellung von Werken Edouard Manet's   und Claude Monet's  , die der Salon Cassirer   gegenwärtig ver­anstaltet hat, fordert geradezu zu einer Rückschau und einem Aus­blic heraus. Es ist sehr charakteristisch, daß man diesen Werken im allgemeinen mehr eine geschichtliche Geltung zukommen lassen will, als daß man sie unmittelbar würdigt. Man hat in der That, wenn man vor ihnen steht und ihre Art mit den Tendenzen vergleicht, die heute die Malerei beherrschen, sehr stark die Empfindung, daß man hier eine Kunst vor sich hat, deren Epoche dem Abschluß nahe ist.

befibt.

Claude Monet   ist ohne Manet nicht zu denken. Aber der umireis seiner Kunst ist beschränkter, er ist ausschließlich Landschafter, und in seinen letzten Bildern eigentlich nur noch" Luftmaler". Seine Entwickelung ist in den zwanzig Bildern, die von ihm aus­gestellt sind, sehr gut zu verfolgen. In der Art, wie Manet   malte, find auch seine ersten Landschaften, in breiten, weichen Strichen ge­geben, aber fest in der Zeichnung und abgeschlossen in der Stimmung. Sonnige Waldwege, einsame Dorfstraßen im Schnee, holländische Landschaften geben ihm die Motive. Wunderbar abgetönt in den Farben sind in dieser Art vor allem eine Szene vom Seineufer in Argenteuil  " und eine in ihrem Charakter düstere Schneelandschaft Seine in Rueil". So wenig detaillirt hier die Zeichnung ist, so sehr die ganze Lebendigkeit des Eindrucks allein durch den mit völliger Sicherheit getroffenen Farbenton erreicht wird, Monet   fand in dieser Technik noch nicht sein Genüge. Durch eine Reihe von Bildern fann man verfolgen, wie sich die Farben aufhellen und zugleich auf­lösen, wie er nicht mehr den kompakten Farbenfleck, sondern in leichten Strichen die einzelnen Töne, die in ihrer Zusammensetzung den Eindruck bestimmen, ungemischt nebeneinander hinsetzt. Und in dieser Auflösung der Farben, die er je nach dem Motiv weiter oder weniger weit treibt, erreicht er in der That, daß man auf einigen Edouard Manet   ist mit vier größeren Werken und zwei seiner Bilder die Luft als mitgemalt" empfindet, daß sie das Meineren Stillleben glänzend vertreten. Man erkennt in den älteren Motiv zu sein scheint, um dessen willen diese gemalt wurden. Im Werken seine Abhängigkeit von den großen Koloristen früherer Sonnenschein flimmernde Luft füllt das Bild, auf dem Monet   seine Epochen, vor allem den Spaniern. So in dem Bettelmusikanten": Grau dargestellt hat, unter einem Baume auf einer Terraffe fizend, ein Mann mit der Geige, Kinder stehen um ihn herum und von tausend Blumen umgeben; faum ist es als Bildniß zu er­hören ihm zu. Das Bild wirft in vielem wie ein echter fennen, das wogende Luft- und Lichtmeer ist in ihm alles. Wie die Spanier. An solchen Vorbildern hat er seinen koloristischen Luft, so stellt er den von tausend Lichtern glitzernden Spiegel des Sinn geschult, aber er ist nicht bei ihnen stehen ge- fich träufelnden Wassers in dieser Art wie lebend dar. Und voll Leben blieben. Er wurde der Begründer des" Impressionismus", indem ist das schäumende Wasser in der Ueberschwemmung  ", auf das er den Versuch wagte, die Natur so zu malen, wie sie ihm erschien, flatschend der Regen herniederfährt. In seiner Tendenz, immer wie seine Augen sie sahen, unbekümmert um jede Tradition. Er lichtere Töne zu gewinnen, ist Monet   immer weiter gegangen, und fuchte die Erscheinungen in ihrem momentanen Eindruck festzuhalten, in Landschaften der legten Zeit, wie den Drei Pappeln", ist er die Körper zu malen, wie sie in der freien Natur stehen, umspielt darin zu rosa und blauen Tönen gekommen, die übertrieben er­von der Luft, die sich, feine Uebergänge vermittelnd, über fie legt. fcheinen, die jedenfalls einen Vergleich mit der Touschönheit der Und so erreichte er, worauf das Ringen mehrerer Malergenerationen älteren Bilder nicht aushalten. abzielte, die abseits der großen Heerstraße neuen Aufgaben Monet   hat hier seine Technik bis zu einem Punkte fortgeführt, nachgingen: daß seine Darstellungen Leben athmieten, daß sie an dem neuerdings eine jüngere Schule, die der Neo- Impressionisten", bor dem unbefangenen Auge wie die Dinge in der Natur Signac   und van Rysselberghe  , von denen an dieser Stelle unlängst die selbst zu sein schienen. Rücksichtslos genug waren seine ersten Ver- Nede war, eingesetzt hat, um dasselbe Prinzip bis zu seinen letzten Kon suche in dieser Nichtung. Kein Wunder, daß die Leute, deren Augen sequenzen fortzubilden. Was diese mit Farbflecken, das sucht Giovanni an zierliche und fest umrissene Zeichnung gewöhnt waren, vor diesen Segantini, der dritte Künstler, von dem eine große Anzahl Gemälde und scheinbar wirren Farbenfleden ein Geschrei erhoben, als sei das Zeichnungen in der Ausstellung zu sehen sind, mit nebeneinander ges Heiligste der Kunst geschändet. Manet   ist ruhiger, ficherer geworden. legten Farbenstrichen zu erreichen. Der freie flotte Pinselstrich, der Aber zwei Merkmale find seiner Kunst stets geblieben: die vornehme sonst als das Kennzeichen einer guten Technik gegolten, ist auf koloristische Haltung und die frische Unmittelbarkeit seiner Dar Segantini's   Bildern durch eine mühsame Spachtelarbeit ersetzt. Wie stellung. Freilich ist die erstere durch das eindringende Naturstudium ein durchfurchtes Ackerfeld im Kleinen sieht ein solches Bild aus. auf eine ganz andere, moderne Stala übertragen worden. Für den Aber Segantini   zwingt diese Technik. Für den Eindruck im Ganzen außerordentlichen Reiz der fühlen blauen Farbenreihe, für die durch bleibt von dieser Mühseligkeit der Technik nichts bestehen. Er stellt ein leises Grau gedämpften Töne ist durch ihn das Verständniß die Alpennatur und das Leben in ihr mit einer außerordentlichen erschlossen. Und was es heißt, einen Körper malerisch zu modelliren, Kraft dar. Es ist der Höhen, die die er gemalt, weht, es sind wirk b. h. nicht wie früher gleichsam erst zeichnen und dann die Umriffe auf den Bergen, betalte, are Luft mit Farben ausfüllen, sondern ihn in seiner farblichen Erscheinung liche, eis und schneebedeckte Felsenketten, die den Hinter als Ganzes auffaffen und gestalten, das hat er wieder gelehrt. grind zu den Hochebenen bilden, und die mit blendend weißem Glanz von dem starkblauen, aus der Tiefe heraus leuchten­den Himmel sich abheben; und es sind einfache Motive aus dem Harten Leben der Gebirgsleute, die er mit einem tiefen Ernst in vereinfachter großer Zeichnung darstellt.

Von Manet's reifer, ausgeglichener Kunst sind außer einem töst­lichen Blumenstück und einem lebensvollen Damenbildniß zwei große Werke ausgestellt," Der Löwenjäger" und" Die Flucht Rochefort's". Der Löwenjäger hat einen gewaltigen Löwen   schon erlegt; jetzt niet er vor seiner Beute und hält das doppelläufige Gewehr zum Anschlage bereit. Im hohen Walde ist die Szene; ein leiser Dämmer webt im Waldinneren, zartviolette Schatten laufen über den Erdboden, spärliches Licht bringt durch das Laub und spielt in weichen Flecken darüber hin. Der Eindruck ist so unmittelbar, mit einer solchen Selbstverständlich­feit gegeben, daß man zunächst wie verblüfft davor steht. Das lebt und athmet. Der Mann, der da kniet, wie er die kräftige Hand an das Gewehr schlägt, der starke Baumstamm, der neben ihm das Bild überschneidet, der Waldboden, der sich gegen den Hinter­grund hebt das ist Alles mit einer außerordentlichen Kraft ge­ftaltet. Und dann die koloristische Haltung des Ganzen: da geht Alles zu einer Wirkung zusammen, da sitzt jeder Ton am rechten Ort, und jeder hat neben dem anderen seinen besonderen Reiz.

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Die Kunst, die in den Werken Manet's und Monet's einen so starken Eindruck übt, gilt heute nicht mehr für voll. Es ist mert würdig, mit welcher Gewalt in den letzten Jahren die Reaktion auch auf diesem Gebiete hereingebrochen ist. Ob sie wirklich einem tiefsten Bedürfniß" der Zeit entsprach? Das scheint mir nach den bisherigen Erfahrungen sicher, daß sie der Malerei als solcher lein Gutes thut. Der Leichtsinn, mit dem heute gerade die heranwachsende Generation den festen Boden, den diese Bahnbrecher geschaffen, verlassen, ist unbegreiflich und unverzeihlich. All das, was diese verpönt, um, rein an malerische Probleme sich haltend, wieder zu einer malerischen Kultur zu kommen, kehrt wieder, nur mit ein wenig anderen Worten, vor allem in den mannigfachsten Gestalten die frühere, so viel ber­lachte Anekdote. Diese schnelle Umkehr ist wohl nur ein neuer Be " Die Flucht Rochefort's" führt uns aufs Meer.. Der Abend weis, wie wenig das heutige Kunstschaffen in den allgemeinen finkt hernieder. In tiefem Blau dehnt sich weithin das Meer, Kulturzuständen, im Sinne früherer Zeiten, wurzelt. Aber die Kunst Schatten umhüllen das kleine Boot, das von zwei fräftig geführten der Manet und Monet   war die unserer Zeit gemäße, die Kunst, auf Rudern getrieben forteilt, einem Schiffe zu, das weit draußen die cine allgemeinere Kunstübung sich stellen konnte. liegt. Da, wo das Wasser vom Kiel   und den einfallenden Rudern Sie hatte die Unmittelbarkeit und Ursprünglichkeit, die das köstlichste aufgewühlt ist, leuchten, vom letzten Schein des Tages getroffen, Merkmal jeder Kunst find. Dagegen besagt es nichts, daß die spritzenden, schäumenden Wellen und die Strudel auf und geben Einzelne auch auf anderen Wegen zu den Höhen der Kunst starke hellroso Lichter. Im Boot erkennt man nur gerade noch die lemporstiegen. Die Kunst des Manet wird späteren Zeiten als die