-O

218

-

Gute, und sie bitten, ob ich nicht gleich dürfte gehen," begann| Speckeier, schwarzes Bauernbrot und ein rechtschaffener Landwein, die Magd ohne jede Einleitung. mit diesem Gericht empfing die Base Franz immer uns Verwandte Salome nestelte ihren Schlüsselbund von der Hüfte und aus der Stadt, und es war in der That dazu angethan, selbst einen schwärmerischen Jüngling, wie mich, nach einem 2stündigen Marsch hielt ihn in der Hand:

Und warum willst Du fort? Du hast's gut genug bei uns gehabt, so viel ich weiß."

"

ch hab's gut gehabt und hab' mich auch schön bedankt dafür," entgegnete die Marie. Und wenn ich nicht mehr hier bleiben will, so ist's kein Grund, als weil ich ein weites Gehen vor mir habe und nicht weiß, ob ich zurückkomme, und gar nicht kann verlangen, daß mir der Dienst aufbehalten wird so lange, wo man Mädchen bekommen kann, wie viel

man will."

Und wohin mußt denn? Ich möchte Dich gern behalten, weil ich Dich gut leiden und brauchen kann." ais gig nedd( Fortsetzung folgt.) is

wieder mit den niederen Regionen dieses Erdendaseins zu ver­

föhnen.

"

-

Ich war noch mit der Vertilgung meines Mahles beschäftigt und beantwortete zwischenhinein die vielen Fragen der Base, wie es zu Hause gehe, was die Mutter mache, ob ich auf Pfarrer oder auf Advokat studiren" wolle, u. f. w., als die Thüre mit einem Rud sperrangelweit aufging und mein Bäschen hereintrat, um mich zu begrüßen. Ich weiß nicht mehr recht, was iegt borging; nur, daß ich plöglich dachte: Sapperment, ist ' s Meili( Mariele) ein schönes Maidli worden!" daß ich dann die Speckeier und die Friederike von Sefenheim vergaß, und daß, als das Bäschen resolut die Thür hinter sich zugeschlagen hatte, es in meinem Herzen ebenfalls Pang" machte und ich von diesem Augen­blid an jämmtliche Symptome irdischer Verliebtheit aufwies. Es war aber auch ein gar zu liebes Mädel! Die krausen, ganz blau­schwarzen Haare legten sich nur widerwillig um die kleine und eigensinnige Stirne sie trug den Kopf stets, als ob sie sagen wollte:" Seht Ihr meine zwei dicken, langen Röpfe?" Die mittelgroßen dunkelblauen Augen berriethen die kleine Teufelinne, und die Wangen waren roth wie ein Pfirsich, Ich war damals siebzehn Jahre alt und Obersekundaner; es mit ganz feinem Flaum darauf, wenn man von hinten hersah. Der fvar gerade Balmsonntag und ich trug in der Tasche mein ſchlante kräftige Oberkörper stedte in einem schwarzen Mieder, gegen Beugniß, in welchem ein Ungenügend" für Mathematik und ein das die junge Mädchenbrust rebellirte, und ein einfacher dunkelblauer Raum genügend" für lateinischen Stil prangte. Als die peinliche Rock reichte ihr bis auf die Knöchel. Angelegenheit meines Osterzeugnisses durch eine wohlgemeinte Rede Am dritten Tag hatten wir uns schon im Futtergang verküßt, am Nie bin ich wieder in der Liebe so rasch avancirt, wie damals. meines Vaters ihren Abschluß gefunden hatte, packte ich mein Ränzel, vierten Tag hat mir die Bas' gesagt, ich solle' s Meili nicht ganz wie alle Jahre um diese Zeit­

um

-

Jungen- Liebe.

Bon A. Fendrich..

-

( Nachdruck verboten.) 666

ins Ried" zu gehen.

Dieser begreifliche Mangel an literarischem Interesse bei meinent Schäßchen war es, der mir eines schönen Tages zum Bewußtsein brachte, daß ich ja eigentlich der Friederike und nicht meines Bäschens wegen nach Meissenheim gekommen sei, und ich schämte mich fast, daß ich die arme todte Friederike über das lebendige Meilt vergessen hatte. Gleich am nächsten Morgen, ganz in der Frühe, schlich ich mich aus dem Hause und schlug den Weg nach der Dorf firche ein. Mein Herz pochte laut, und mir war wie einem Ver­liebten, der das Rendez- vous vergessen hat und nun eine Straf predigt erwartet.

Das Ried" ist eines der gesegnetsten Gefilde der badischen" närr'sch" machen und am fünften Tag stellte man einen Kasten vor Rheinebene, im Westen bespilt von den grüen Fluthen des Rheins, die bereits verschlossene Thür, welche das Gastzimmer, wo ich schlief, im Osten bewacht von den dunkeln Vorbergen des Schwarzwaldes. von meines Bäschens Schlafkammer trennte. Das war nun wirklich Schöne große Dörfer liegen dort zwischen fruchtbaren Feldern, sanften nicht nöthig, denn wir dachten an nichts Böses und wenn wir allein Rebhügeln und hellen Buchenwäldern und lange, auf beiden Seiten beisammen faßen, da erzählte ich ihr gewöhnlich von Goethe und der Bäche gepflanzte Pappelalleen durchschneiden die fetten Wiesen. der Friederike, oder sie mußte mir Lieder, welche die Mädchen im Früher, bis zu meiner Konfirmation, hatte ich in den Osterferien Dorfe sangen, diktiren, bei welchen Gelegenheiten sie sich zu immer die Mission, in den vier oder fünf Rieddörfern, wo ich der meinem Aerger gewöhnlich tödtlich langweilte. Bettern und Basen die schwere Menge hatte, den Osterhasen zu jagen. Bei den näheren Verwandten hatte es dann immer 1 bis 2 Dugend Hafeneier( Hühnereier) und 1 Fuchsei( Gansei) gegeben und bei den entfernteren Verwandten 6 bis 12 Hafeneier und 1 Brezel. Aber das war früher! Jetzt hatte ich andere Jdeale, als Körbe voll Eier von der Osterhasenjagd nach Hause zu bringen und zwei Monate lang wöchentlich zweimal Nudeln oder sonstige Eier- und Mehlspeisen zu essen. Ich hatte in den Stunden, wo ich hätte Mathe­matit u. f. w. schaffen" sollen, Goethe gelesen, und zwar Wahrheit und Dichtung " und besonders alles, was ich über seine Straßburger Ueberall an den Bäumen und Sträuchern waren in den letzten Zeit in die Hände bekommen konnte. Der cand. jur. Goethe, wie warmen Tagen die Blüthen hervorgebrochen. Der stille alte Fried­er in dem alten Straßburg herumrumorte, daß ihm die Leute auf hof prangte in weißem Blüthenschmud, über den Gräbern lagen der Straße nachsahen, der sich Morgens auf Klinger's Bimmer am grüne, mit tausenden von Maßliebchen durchwirkte Grasteppiche. Mit Boden wälzte und sich vor Wonne die Haare raufte, und Abends mit einem Schlage ergriff mich wieder der Zauber meiner knabenhaften der Pfarrerstochter von Sesenheim im Mondschein promenirte das Liebe für die zarte Gestalt der längst gestorbenen Pfarrerstochter- war mein Jdeal! Vor allem aber war die Friederike selbst mein Jdeal, sie, die ich so schnöde vergessen hatte, war auf einmal wieder und ich hatte mich regelrecht in sie verliebt, in die hübsche Pfarrers- lebendig geworden, und es hätte mich gar nicht gewundert, wenn tochter mit den schweren blonden göpfen; und auf den Goethe war ich fie plöglich hinter einem Kreuz oder einemt blühenden Strauch ich oft eifersüchtig, und wenn ich gar dachte, wie er das liebe arme vorüberschweben und mir zulächeln gesehen hätte. Mädel so elend fizen gelassen, dann wurde ich wüthend und fand, Ein fleiner, auf beiden Seiten mit Tannen bepflanzter Fußweg er sei eigentlich doch ein ganz gewöhnlicher Mensch gewesen, dieser führte mich zu ihrem an der Mauer der alten Dorfkirche liegenden cand. jur. Goethe!... Grabe. Nie hab' ich wieder ein so schönes Grab ges sehen, so hübsch, so jungfräulich und fast tokett reines jungfräuliches Bett, mit einer Decke von Veilchen und weißen Primeln. Und oben in dem einfachen, an der Kirchenmauer anlehnenden Grabstein war ein Marmorrelief, Friederike's Büste, eingelaffen.

-

Und nun wollte ich in's Ried gehen und zwar nach Meiffen­heim, weil dort die kleine Friederike begraben liegt, und Volkslieder­studien wollte ich auch machen gerade wie Goethe! Aber von alledem sagte ich meiner Mutter nichts, als sie meinte, die Eier tönnt' ich diesmal auch wieder mitnehmen, wenn ich jetzt auch ein Student" sei.

-

Ich setzte mich auf die kleine Bank neben dem Grab, und fah Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen, als ich, mit dem bald nichts mehr um mich herum als das schöne, kalte, keusche Ränzel auf dem Rücken und einem Reclambändchen von Goethe's Marmorgesicht, das mich anblickte, wie mit einem stummen Vorwurf Gedichten in der Tasche, aus meinem Heimathstädtchen zog. Ein in den großen sternenlosen Augen. Und während ich so dasaß, bes blauer Schimmer lag über der ganzen Natur, die braunen, feuchten schämt und zerknirscht ob meiner Treulosigkeit, fing plöglich über Schollen frischgepflügter Felder glänzten in der Sonne, und in mir im Gebüsch eine Amsel an zu singen, zuerst leise langen Rechtecken wechselten die grünen Töne der jungen Winter- flagend, dann lauter und immer lauter, und schließlich faat; ein wolfenloser Frühlingshimmel spiegelte sich im rauschenden stürmisch und wild- ein liebestolles Lied von Glück und Fluß vor der Stadt, dessen Wellen den überhängenden mit silbernen Frühling und Jugend. Ich schloß die Augen, um dem fleinen Käßchen geschmückten Weiden noch vom Schnee im Schwarzwald er­zählten. Da und dort blühte schon ein ungeduldiger Strauch, Lerchen hoben sich aus den nassen Feldern, und durch die reine Morgenluft ging ein leises Klingen von Aufersteh'n und Liebe.

-

Sänger besser zuhören zu können... Auf einmal, mitten in einer Rantilene, brach die Amsel ab und flog davon, und als ich die Augen aufmachte, da sah ich um den Mund des weißen Marmor bildes ein ganz leises, trauriges Lächeln, ein Lächeln der Ver gebung! Sie war mir nicht mehr bös, meine Friederike, sie hatte mir vergeben!

Und ich war so glücklich, ach so glücklich, wie man es nur mit 17 Jahren sein kann! Und es störte mich nicht im geringsten, daß meine Liebste, die ich besuchen wollte, nun bald seit 100 Jahren im Ein unbeschreiblich füßes, unwiderstehliches Sehnen stieg in Grab lag! Vorbei ging ich an Wäldern mit leuchtenden Birken- meiner Knabenbrust auf, ein Sehnen, sie zu tüssen. Ganz leise, stämmen, an grünenden Matten und Feldern und an Dörfern mit fast ehrfurchtsvoll und doch verliebt, trat ich an das Grab heran, fleinen dicken pofsirlich dreinschauenden Kirchthürmchen, und mir nahm den Grabstein in meine ausgebreiteten Arme und füßte das war's oft, als ob die Thürmchen mit ihren dicken Köpfen wadelten weiße Marmorbild auf den Mund, und mir war, als ob die kalten und mir zulachten. Ich fing an zu phantasiren und erwachte aus Lippen sich wölbten und meinen Stuß erwiderten. meinem Frühlingstaumel erst, als ich beim Vetter und der Ganz glüdselig ging ich heim und fand mein Bäschen beim Base in Meissenheim in der Stube hinterm Tisch faß und Kaffee; als sie mich fragte, wo ich gewesen, merkte ich, daß ich roth mir der Duft einer Kachel voll Spedeier in die Nase stieg. wurde; ich log ihr etwas vor von Morgenspaziergang, literarischem