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darfst Du sie ihm auf Borg geben."

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Was?" und Die Herren, die heute den Ausschlag geben, wissen freilich recht auflodernd: Dem Deine schönste Kuh? Der ist ja die Ziegel wohl, was sich ziemt. Sie machen ihr Kompliment vor der auf dem Dach schuldig."" Ich weiß. Und Du wirst ihm Tüchtigkeit und dem Freimuth, indem fie fich vor ihnen neigen. Geld geben, und den zweiten Satz auf dem Hofe kaufen wirst bitterer. Oh, man hat tüchtig aufgetrumpft, man hat gehörig Aber gerade dies Scheinspiel wirkt um so ironischer und Du auch und ihm die Hannakin leihweise verkaufen. Ich will mit seiner Männlichkeit geprunkt, ja man hat mit den Beinchen es- ich!" Und sie richtete sich hoch auf, daß sie ihn auch auf den Boden gestampft, mit denselben Rückschritts­förperlich um Haupteslänge überragte. Und mit einem Lächeln, beinchen, mit denen man nachher vorsichtig zurückgewichen das ihm gar nicht gefiel, fügte sie hinzu:" Die Kuh soll ihm war. Wenn verschüchterte Leute sich fügen, sobald ihnen ein härterer den Hof fressen. Begreifft, Rupert?..." Wille begegnet, so ist das nichts Besonderes. Wenn man aber Er begriff nicht und ihr verschlug's nichts weiter. Stolz posirt, wie ein Kämpfer, wenn man sich aufstellt vor versammeltem und schreitend verließ sie das Gemach, that ihrer Belege jeden volt, mit den Augen rollt und so thut, als hätte man die ganze an die gehörige Stelle, wie es sich geziemte und sie es ge- Welt nicht zu fürchten; und wenn dann diese Männlichkeit sich als würdeloser Schein wohnt war. Dann trat sie an ein Fenster; es war dasselbe, gözlich sein, passirte darstellt, so könnte derlei rein ers daran einst Gabriele jenes Zwiegespräch belauscht. Ihr in Barlamentswesen. anderswo als gerade im Dort erhält es seinen herben Beigeschmad. der Hand blieb ein Sträußchen; sie zerrieb es, und der Staub Wer dessen eingedent ist, der wird an den Gräbern der März­davon rieselte ihr über die Finger, während sie so in Ge- gefallenen nicht in gelassener Freude sich dessen erinnern, was danken hinausspähte auf die behenden Wasser. Ihr Mund erfüllt ist; sondern er wird sich, ernst gestimmt, des Schwereren be­zuckte, und zwischen geklemmten Zähnen flüsterte sie die wußt bleiben, was noch zu erfämpfen ist. Worte:" Ich will sie binden mit ehernen Banden und meinen Das Schlimmste an den Scheingefechten ist es, daß sie die Fuß setzen auf ihr Haupt. Auge für Auge, Zahn für Zahnstatt ihrer äußere Reizungen wachhalten, die in gewiffem Sinn an Sport­innere Theilnahme an geistiger Beweglichkeit so sehr schwächen und sie sollen heimlos werden, wie sie mein Kind unftät und reize erinnern. So horchte man auf hellenischen Marktpläßen manchmal flüchtig gemacht haben." auf die Wortgefechte der Sophisten, wie man in weiten Kreisen des Publikums diesmal auf die politischen Kriegsschlachten hinhörte. Ein böser Winter war in jenem Jahre über das Kuh- Das Spielmäßige des Ganzen fühlte man instinktiv heraus; mit­land hereingebrochen. Hereingebrochen; denn fein Herbst unter konnte man erivarten, als wollten die Leute jetzt und jetzt ging ihm rechtschaffen warnend und kündigend voran. Endlos Wetten schließen, wie man um ein Sportereigniß wettet. So waren die Regengüsse beim Abschiede des Sommers; fie licher Weise; und ein großes Publikum fann alle äußeren verwirren sich Ernsthaftes und Spielerisches in ganz fläg­währten, bis sich den fallenden Tropfen die ersten Flocken Merkmale fieberhafter Stimmung aufweisen und doch mit gesellten, bis dann der Schnee endlich allein die Gewalt und innerlichem Gleichmuth den Dingen folgen, indem es schließen das Reich gewann. Das Obst fiel unreif von den Bäumen lernt: Was soll das Wortgefecht und Kriegsgeschrei. Im Grunde und verdarb; das Grummet verfaulte auf den Wiesen, und geschieht doch Alles nach dem Diktat der Wacht. So helfen jene was davon eingebracht wurde, das war sauer und schlecht. dazu, das öffentliche Bewußtsein zu ermatten, die es zu stärken ver­pflichtet wären. Fatalistische Gleichmäßigkeit war aber bisher ein Beichen für orientalisch versumpfendes Wesen; rege Empfindlichkeit sollte den modernen Westeuropäer charakterisiren. besser, als bei uns. Hier muß man doch wenigstens versuchen, die Im Orient hat es die Macht allerdings noch ein gutes Stück gemüthliche Theilnahme bald hierhin, bald dorthin zu lenken, bald Luft- bald Unluftgefühle irgend einer Erscheinung gegenüber zu erwecken. Vor ein paar Jahren war der Großipekulant Cecil Rhodes , der Typus des perfiden Albions ", das an den treuberzigen, nieder­germanischen Buren Südafrika's seine tüdischen Künste übte. Als in Geschäftssachen in derselbe Großspekulant jüngst weilte, ward er zum weitschauenden Uebermenschen ers hoben, zum Heldenmann großen Stils, dessen Größe burch einige fleine Teufeleien uur einen angenehmen Zusatz von Bifanterie gewinnt. So wandelbar und rasch im Wechsel ist der offiziöse Spiegel. Vielleicht wird er demnächst ein anderes Bild von Cecil Rhodes zeigen. Das hängt eben vom Geschäft und seinen Berwickelungen ab.

Es war ein böser Winter. Das Vieh galt Preise, die Niemand erdenken konnte. Und dabei war keine Möglich­keit, es durch die schlimme Zeit durchzubringen, wollte man es nicht mit eigenen Augen verhungern sehen. In Galizien schlug man die Pferde rein um der Felle willen, und jeder Bauer, der davon hörte, wußte nicht, was thun und wie sich helfen. Offene Hände blieben damals zur Faust geballt, damit ihnen ja kein übriger Kreuzer entfalle. Sparsamkeit allein fonnte retten. Und dennoch kam damals in manches Haus, das festgefügt für Ewigkeit schien, der erste Niß; mur wer ganz heil war und Niemandes bedurfte, mochte entrinnen. Denn nichts ist schwerer zu erschüttern, als ein Bauerngewese, das gesund und makellos auf dem Erbe der Ahnen ruht; nichts leichter und unheilbarer, als eines, dessen Wurzeln angefault sind. Die Erde selbst bebt unter solch einem; wer möchte da entkommen und wohin sich flüchten?

( Fortsetzung folgt.)

Sonntagsplauderet.daft Warme Frühlingsahnung, wie in den Märztagen, die wir dies­mal genossen, zog auch damals durch die Welt, als jene Freiheits­tämpfer aufstanden, um derentwillen sich die Reaktion noch heute nicht beruhigen kann. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist ver­gangen. Man sollte meinen, das wäre ein Zeitraum, während dessen die stärkste Erbitterung hätte vergessen können. schwinden und der Haß der Reaktion, die manchen Zug eigen­Aber die Jahre finnigen Greisenthums aufweist. bleibt aufrecht erhalten. Er versucht es nicht erst Geschichtliches geschichtlich zu be greifen. Der alte Partei- Eifer wider die Gefallenen, die auf Sem stillen Friedhof ruhen, tehrt sich mit unverminderter Gehässig­feit gegen Alle, die für die Märzkämpfer das geringste Danteszeichen übrig haben. Je grimmiger der Haß, desto eifriger soll die liebe­volle Theilnahme erstarten. Sie ist in der That heute noch so nöthig, wie nur jemals zuvor.

Dessen werden Alle gedacht haben, die zu der Ruhestätte der gefallenen Idealisten gepilgert sind. Wenn die Todten heute Umschau halten könnten, wenn sie verglichen, was sie geträumt und ersehnt, und wie es gekommen ist, es drängte sich ihnen bittere Fronie auf.

In befeuerter Jugend, die so gerne verklärt, berauschten sie sich gewiß am parlamentarischen Gedanken. Ihnen schwebte er noch vor, wie ein klarer, leuchtender Mittelpunkt freien und einigen deutschen Kulturlebens. Mit aller Leidenschaftlichkeit, mit aller Bier, womit nur heiße Sehnsucht schmücken kann, umgeben sie ein Lieblingsziel. Hätten sie vom Handel der jüngsten Tage vernommen, vom großen Lieber und seiner tapferen Schaar: sie hätten sich sicherlich mehr als verwundert und die Welt von heute hätten sie nicht begriffen.

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Was hatten ihre schwunghaften Vorstellungen mit den wärtigen Machenfchaften zu thun? Ihnen erschien der Barlaments bau wie eine Tempelhalle, darin stolze, aufrechte Naturen eines ge­weihten Amtes walten sollten. Heroische Gedanken und fleinliche Er füllung. Heute duden sich die feilschenden Knappen Lieber's; und die Menschen schleichen, die aufrecht schreiten sollten,

Berlin

Im Orient, scheint es, braucht man solche Neizmittel nicht, um Begeisterung oder Niedergeschlagenheit zu erregen. Man kommandirt einfach, wie die Polizei zu Konstantinopel es thut. Ja, unsere türkischen Freunde und Genossen haben es leicht, wie eben das jüngste Polizei­stückchen im Reiche des Sultans beweist. Die christlichen Bürger im ande pflegten nämlich auf die Begrüßungs- Frage: Wie gebt schlecht". Dies geschah ziemlich häufig, so daß man das Gruß- und es ihnen?" zu antworten: Nicht eben zum besten" oder gar Leuten nicht eben zum besten ging, mußten sie das auf der offenen Antwortspiel verdächtig zu finden begann. Wenn es auch den was fehlte ihnen denn eigentlich unter dem Schirm des Kalifen? Straße enthüllen? Und waren sie nicht vielleicht allzu begehrlich. Dingen. Sie sah in der Antwort: Es geht mir schlecht" eine Undankbarkeit Jedenfalls nahm eine vorsichtige türkische Polizei Anstoß an den des christlichen Unterthans und sie fürchtete die Verbreitung des Bacillus der Unzufriedenheit. Geheimen" aus, die in den Straßen aufzupassen hatten; und wer Also fandte sie ein Heer von etwa fich zu antworten vermaß, daß er sich nicht glücklich fühle, wer also den Frieden der Bevölkerung widerborstig zu stören vers suchte, der wurde vor den Gouverneur von Pera gebracht, und der Meister dieses Stadtviertels diftirte eine nachdrückliche Geldstrafe. türkische Praxis auch bei uns, in aller Herrlichkeit angewandt werden Welche Aussicht auf selige Gefilde eröffnete sich, wenn die öffentlichen Märkten ewiger Frieden und glückselige Ruhe. Heiter fönnte. Kein Aechzen, fein Stöhnen, keine Klage. Auf Straßen und und mit stelig gleichem Lächeln gingen die Menschen aneinander vorüber, nirgends eine Beschwerde, nirgends ein grober Fluch. Leidenschaftliche Erregung wäre aus dem Verkehr gebannt, süßer Gleichmuth erfüllte die Herzen.

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man gehorcht, wie man dem Schicksal fich beugt. Man macht die Die Polizei im Morgenlande hat es wirklich gut. Sie bestimmt; heitere, man macht die trübe Grimasse, je nach dem Wetter, das Dieses System in seiner Bollendung nicht bei uns eingeführt werden gerade beliebt wird. Jammerschade, mag mancher seufzen, daß fan. Ansäge dazu fänden sich ja bei uns ebenfalls und reichlich gemig!

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