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Harzreichem Nadelholz, die man auch heute noch in manchen Gegenden 1 An Grabbe's Tragödie ist die Kühnheit des Unternehmens bes antrifft. In Tirol findet man hier und dort in der Stube neben dem merkenswerther, als die Ausführung. Im Wesen mußten Don Juan Ofen auch einen fleinen Kamin für Kienspanfeuer; freilich schwindet und Faust, wiewohl das Gedicht ausgebaut ist, ein genialischer Torso auch dort die primitive Beleuchtungsart. Um derartiges Licht zu ver- bleiben. Wie bei Grabbe begreiflich ist, drängt sich bald ein trivialer, stärken, wurden mehrere Späne zu einer Kienfackel zusammen- bald ein hyperbolischer Ausdruck vor und unvermittelt stehen tiefgebunden. In Laubwaldgegenden vertrat das Holz der Buche den finnige Einfälle daneben. Das Maß in den Dingen fand der unKienspan, und in holzarmen Gegenden nahm man zu Stroh- und selige Dichter nicht. Wenn man seinen Faust jammern hört: Wo Heifigbündeln Zuflucht; um den letzteren eine größere Brenndauer ist der Pfad der Kunst und Wissenschaft, den ich nicht schritt", und und Leuchtkraft zu geben, bestrich man sie in Ermangelung von Bech man denkt an die finnliche Fülle in Goethe's Faustmonolog, so möchte mit irgend einem Fettstoff. Mehr auf den kirchlichen Gebrauch be- man meinen, irgend ein Versammlungsredner spreche, und daneben schränkt blieben die Wachskerzen; nur die Reichen bedienten sich seit wieder ein genialisches Aufflammen. dem 12. und 13. Jahrhundert auch dieses Leuchtmittels. In der Die Charaktere Don Juans und Faustens sind bei Grabbe ein ersten Zeit wurden meist zwei oder mehrere dünne Wachslichter zu wenig verschoben. Die Don Juan - Gestalt, wie sie naiv aus romaeiner dickeren Sterze gewunden, die in den Kirchen verwendeten gleichen nischer Empfindung erwuchs, hat nicht immer das unbedacht Rückdagegen in der Regel schon den heute üblichen. Frühzeitig wurden für be- fichtslose an sich, das diesen Typus zu tragischer Höhe leitet. Nicht stimmte Zwede Bachslichter in erstaunlicher Größe hergestellt. Jm immer ist Don Juan bei Grabbe der eherne Gesell. Zu wißig Jahre 1519 wurde z. B. in Regensburg eine so folossale Wachskerze bewußt tritt er des Defteren auf. Faust wird zum geopfert, daß man, um fie anzuzünden, eine Leiter von 12 Stufen Mitbürger Luther's , zum Wittenberger . Das gestattet anschaffen mußte. Schon 1282 berichten die Jahrbücher von Prag , manchen intimeren Bug, Bug, aber es verengt die faustische der Bischof Tobias habe bei seiner Priesterweihe und am Jahres- Bedeutung. Durch die spanische Donna Anna und dadurch, daß die tage seiner Bischofsweihe nach dem Brauche seiner Vorgänger eine Handlung nach der Weltstadt Rom gerückt ist, stellt Grabbe die Ver220 Pfund schwere Wachskerze in der Domkirche aufstellen lassen. bindung zwischen" Faust" und" Don Juan" her. Beide streben be Zu den Hauskerzen verwendete man gewöhnlich Talg, zuerst machte gierig nach der Tochter des Gouverneurs; Don Juan tödtet Bräutigam man dünn gezogene, dann auch dicere gegossene. Mit Talg und Vater von Donna Anna, aber Anna wird durch Faust auf die speiste man auch Lichttiegel und Lampen, wie es noch heute auf dem Höhe des Montblanc entführt. wo der satanische Ritter ihn Lande hier und da geschieht. Sehr geeignet hierfür ist die ein Zauberschloß erbanen mußte. Aber der gewaltige in Südtirol einst start berbreitete Lutschear( lucerna) Faust fann nicht einmal das Herz der Männin" erwärmen mit ihrer sehr verschiedenartig ausgestalteten, aber stets flachen und winselt wie ein verliebter Knabe. Auf dem Montblanc höhnt Schale. In den Bauernstuben des Depthales hängt oft ein eiserner Don Juan , der seiner Anna nachjagt, den thörichten Faust: Wer Lichttiegel an einer drehbaren Stange, die in der Mitte des Durch- stürmt mit übermenschlicher Gewalt das Herz der Anna und vermag zugsbalkens der Decke angebracht ist. Der aus geschabten Lumpen das Fleckchen nicht zu erobern? Wozu übermenschlich. gefertigte Docht wird dort auch mit Schmalz genährt, sonst wurden wenn Du ein Mensch bleibst? Und Faust erwidert, borzüglich Baum und Leinöl, aber auch Mohn- und anderes Del Wozu Mensch, wenn Du nach Uebermenschlichem zur Füllung der Lampen gebraucht. Solche Lampen waren bis zum nicht streb st? 13. Jahrhundert zum gewöhnlichen Hausgebrauch üblicher als die Kerzen, wie aus der altdeutschen Dichtung, aus bildlichen Darstellungen und den Geschichtsquellen hervorgeht. Es tamen aber auch noch andere Beleuchtungsmittel als die oben genannten zur Verwendung. So die Königslerze, aus deren Blättern auch Docht und Feuer schwamm erzeugt wurden. In seinem Destillierbuch führt Hieronymus Braunschweig aus, das Verbascum heiße Königsterze, darumb das fein Stengel von vielen gedoert wird vnd vberzogen mit Hart, Wachs odder Bech, darnach machen sie Stengfergen oder Tertschen daruon vnd brennen sie fuer Schaubfacklen". Eine sehr interessante Schilderung einer Nachtlampe und anderer Lampen, für die Binsen das Leuchtmaterial gaben, findet sich in der Oeconomia ruralis des ersten deutschen landwirthschaftlichen Schriftstellers Joh. Colerus ( um 1600) Mancher gute Hauswirth hat alle Nächte durch eine Lampe, die da brennet, bey seinem Betthe stehen, welche oben zu gemacht ist, daß es niemand in der Kammer sehen oder merden kann, daß eine Lampe vorhanden ist, daß man balde Liecht hat, wann sich deß Nachts etwas erhebet. An etlichen Oertern machen auch die Toepffer Lampen und Leuchter vor die Armen auff diese Weise schier wie eine Kanne, oben hats ein Thürlein, daß man ein Liecht drein stecken kann, darneben machen sie auch eine Lampen in einer Schnauden und unter derselbigen machen sie noch eine Lampen, wann von der oberen etwas abtreufft, daß es in die untere falle, legen das weisse von den Pinsen( so in den Baechen und Seen gemeiniglich wachsen) darein, das brennet fein räthlich. Man schabet aber nur ein wenig das grüne von den Binsen ab, darnach streicht man das ander vollend mit einem Messer herauß, das ist darnach wie die langen Spulwuerme, das binden darnach arme Leute in Buendlein zusammen und haengens darnach auff, daß es fein duerr wird, so brennets desto lieber, darnach legt man eins oder drey ins Fette oder Del, oder wie viel man will." Wahrscheinlich haben auch noch andere Pflanzen in derselben Weise Verwendung gefunden,-
Theater.
Das Bellealliance Theater war in diesem Jahre mit einem Drama von Grabbe , dem„ Napoleon ", vorausgegangen. Aber aus dem maffigen Napoleon war ein erfolgreiches Theaterstück zurechtgeschneidert worden. Im Schiller- Theater ging man weit schonender vor, das sei von vornherein anerkannt.
In diesen Worten ist die tragische Idee des Gedichtes zusammen gefaßt. Eitelkeiten aller Menschenschicksale! In der Erbitterung, weil er sie nicht befizen soll, tödtet Faust die Donna Anna. Don Juan's Phantasie ergößt sich nur am wechselnden Farbenglanz der Dinge, Faustens Trieb muß die Dinge erst zerbrechen, ehe er sie begreift: wie ein ungeberdiges Kind, das sein Spielzeug zerstückt.
Es wäre geschmacklos, bei solchem Drama darauf hinzuhorchen, wie sich ein Werktags- Publikum dazu verhält, wann es herablaffend und gnädig applaudirt, wann nicht. Der Natur der Sache nach muß der enge Bühnenrahmen, die Schauspielerei, die mehr oder weniger nur Deklamation bleiben kann, und die Theilnahme des Publikums unzulänglich sein. Man denke sich eine Reihe von Statisten, die das Grauen veranschaulichen sollen, als Junter Satan und der ber jüngte Faust in den Ballfaal des Don Guzmon treten, und der Faust selber, ein semmelblonder Biedermann, von einem ebenso biedermännischen Schauspieler dargestellt!( Herrn Georgi.) Bon seinem Angesicht aber heißt es, daß es ihm brenne und zucke, als wären höllenschöne Flammen seine Mienen! Eine festtägliche Aufführung und ein genialisches Spiel, das ließe sich hören.
Mit wohlgemeinter Abficht ist nicht viel gewonnen. Dann veranschaulicht die eigene Phantasie während der Lektüre lebendiger. Wenn die Gnomen im Innern des Alpenstocks ihren Sang anheben:" Oh selig, Iver im engen Kreis umringt von seines Feldraums Hecken zu leben, zu genießen weiß! Er spielt mit aller Welt Verstecken, er blickt nicht sehnend nach den Fernen; der ganze Himmel engt sich für ihn ein; der Horizont mit seinen Sternen ist im Bezirke seiner Aecker sein!"; und wenn Fauft die Weisheit der Gnomen verkennt und meint: Sie denten mich zu ärgern und zu rühren, und sie satyrisiren", bann geht vom Wesen des Gedichts Innigeres auf den Leser über, als von den üblichen Schaustücken des Theaters und von noch so lauten Deklamationen auf den Hörer. ff. Musik.
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Die Tragödie„ Don Juan und Faust von Aus der Woche. Gegenüber einer solchen Fülle von Konts Chr. D. Grabbe wurde am Montag im Schiller Theater gerten, wie fie tagtäglich und auch jest trop Frühlingsnähe noch zum ersten Male aufgeführt. wenig verringert bei uns waltet, kann sich der Musifreferent, der an einem Abend höchstens drei, aber nicht fünf Konzerte und schließlich auch nicht an jedem Abend überhaupt ein Konzert zu besuchen vermag und die Aushilfe durch Vertretung auf Nothfälle aufsparen soll, nur immer wieder durch eine rücksichtslos enge Auswahl helfen. Aber nun auch stets die bange Frage nach dem Maßstab für diese Eins der merkwürdigsten literarischen Wagnisse bleibt die Ver- Auswahl! Am nächsten liegt und am leichtesten ist wohl der VorToppelung der echt romanischen Don Juan - und der germanischen fat, nur das Beste" zu wählen. Allein gerade dies führt den Faust- Mythe. Don Juan , der Unbedentliche und Faust, der Be- Berichterstatter am ehesten von seinen Aufgaben ab. Eine Andachte, Don Juan , der Genießende, und Faust, der Spekulirende, fündigung freilich, wie die des des populären Lieder und find beide Abbilder des großen menschlichen Daseins. Wenn Leporello Balladen- Abends" von Gura und Schwart am 17. d. Mts. dem Don Juan bei Grabbe vom Ziel spricht, so fährt( des 2. von dreien) lockt allzusehr. Es ist auch kein Ueberfluß, zum Don Juan auf: Weg mit dem Biel , nenn' es mir so und so vielten Mal auf die Leistungen diefer beiden Künstler nicht! Verwünscht ist der Gedanke! Jedes 8iel ist Tod! hinzuweisen, dabei etwa den ungünstigen Einfluß des übergroßen Wohl dem, der ewig strebt." Biel ist ihm also nichts, Be- Philharmoniesaales auf den Vortrag Gura's zu bedauern und wegung alles! Und umgekehrt strebt Fauft bewußt dem Ziel, dem schließlich wieder einmal eine Lanze für die Kompositionen von Endziel zu. Und beide ziehen doch an einem Karren. Den Don Loewe , von Hans Sommer und anderen zu brechen. Juan peitscht die ruhelose Phantasie unstet von Genuß zu Genuß, bis er dem Höllenzwang erliegt: und Faust wird vom Er Tenntnißtrieb gefoltert; er strebt nach lebermenschlichem und fein Giganten wahn wird zertrümmert.
Wenn indessen die Herren Gura und Schwarz heute als aller erste Anfänger aufträten und der wählerische Musikreferent sich sagte:" Verschon deine Leser mit dem Anfängerthum und weise fie auf unstreitig große Leistungen, beispielsweise auf die eines Joachim