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Bündel mit Eßtvaaren und Wäschestücken zu schenken. Noth- beispielsweise verregnen die Juliferien regelmäßig, während wendig find: ein Osterlaib, Eier, ein Hemd, ein Hals- und ein Sack- ebenso regelmäßig in der Schulzeit des August die vorher tuch. Dafür muß dann der Bursche das Mädchen im Wirthshaus fällige Julihige eintritt. Durch solche und ähnliche Thatsachen, die freihalten. Noch häufiger findet zur Osterzeit ein regelrechtes in Amerika   in gleicher Weise beobachtet wurden, sind namhafte Gabensammeln statt. Man kennt derartige Bräuche sowohl in Meteorologen bereits vor drei Jahren dazu veranlaßt worden, die Böhmen  , wie in ganz Deutschland  . Eier, Brot und Honig Vermuthung auszusprechen, daß bei der Ordnung des Kalenders von fuchen bilden dabei die Hauptsache. Das Sammeln selbst geschieht den Astronomen ein schwerer Irrthum begangen sein müsse. Die in der Regel auf zweierlei Weise. Bald erschmeichelt man die Astronomen freilich wollten von einer derartigen Thatsache nichts Gaben durch Bitten und Gesänge, bald erzwingt man sie mit der wissen und wiesen alle dahin zielenden Andeutungen mit Entrüstung Ruthe in der Hand und durch nächtlichen Angriff. In Böhmen   und großem wissenschaftlichen Dünkel zurück. überfallen die Knaben in aller Frühe mit geflochtenen Weiden­reifern die schlafenden Mädchen, peitschen sie scherzhaft aus dem Bette und erpressen sich ihre Gaben. Das sächsische Erzgebirge   tennt als Angriffsmittel Nadelholzzweige, die" Fiten" genannt werden, während in Norddeutschland Birkenruthen im Gebrauche sind. Etwas gemildert findet sich dieses Verfahren auch in Schlesien  . In deutschen Gegenden wird der Brauch Schmacostergehen" oder Osterpeitschen" genannt. Hervorstechend an dem Ganzen bleibt immer, daß die Frauen und Mädchen die Geschenke geben, während die Männer und Knaben sie erfordern.

Wenn es sich auch bei alledem heute fast mur um Kinderspiele handelt, so liegt der Sache doch mehr zu Grunde. Was die Jugend im Spiele treibt, ist oft nichts anderes als eine Nachahmung des Thuns der Alten; in Kinderspielen lebt gar häufig ein Stück Ber­gangenheit fort.

Nun find aber vor Kurzem zuerst auf der Sternwarte in Buffalo zwei folgenschwere Thatsachen bemerkt worden, die auch auf einer Reihe anderer und großer Sternwarten durchaus bestätigt sind; aus denselben geht hervor, daß den Aftronomen zwei sehr wesent liche Momente bei der Orientirung am Himmel bisher entgangen sind, Momente, die unfehlbar von regulirendem Einfluß auf die Bestim mung der jährlichen Daten sein müssen,

Das erste liegt in der seit Jahren bekannten Bewegung der Erdaye. Die Erdage ist die Richtung der unveränderlichen Weltage, welche das Himmelsgewölbe im feststehenden Himmelspol schneidet. Auf ihn beziehen sich alle Ortsangaben am Himmel. Ist dieser Bunkt tein feststehender, sondern bewegt er sich in regelmäßiger Weise, so ändern sich auch alle Ortsangaben; hat sich z. B. der Pol um einen Grad am Himmel verschoben, so ist dadurch auch die Mittagshöhe der Sonne um einen Grad geändert. Bisher ist man stets der Meinung gewesen, daß diese Aenderungen der Drehungs­age unserer Erde so gering seien, daß man nicht sonderlich auf sie achten braucht; es ist aber jegt ungtveifelhaft festgestellt, daß die Poländerung jährlich beinahe eine halbe Minute ausmacht, eine Größe, die sich im Verlaufe der Jahre schon zu einer stattlichen Höhe addirt hat.

Wie fab es aber in dieser Jahreszeit bei unseren Vorfahren aus? Sie standen im Begriff, die Winterquartiere zu verlassen. Draußen auf der Walstatt, wohin es zunächst ging, sollte nicht nur Rath und Gericht gehalten, sondern auch geschmaust und Kurzweil getrieben werden. Da galt es, zu rüften und vor allem die zur Schmauserei nöthigen Eßwaaren herbeizuschaffen. Die Männer traten Der zweite Umstand betrifft die Bewegung des Polarsternes, bor   die Frauen, um zu fordern, was diefe in den Vorrathskammern auf­gespeichert, und wenn sich Widerstreben zeigte, so wurde wohl auch den man stets bemukt hat, um in bequemer Weise den Himmelspol Gewalt angewendet. Dieses Einholen mun stellen die Osterspiele zu finden. Auch hier wußte man zwar seit lange, daß eine Bewegung der Kinder dar, und der Gebrauch der Ruthen   läßt gewiß ohne erfolgt; doch ist sie erst jetzt in ihrer ganzen Größe von 3/4 Minuten Uebertreibung erkennen, in welcher Weise unsere Altvorderen ihrem jährlich erkannt worden. Begehren Nachdruck verliehen. Auch die Art, wie im Böhmerwald  das Mädchen den Burschen beschenkt, führt in die alte Zeit zurüd. Ganz so mag einst beim Auszug auf die Sommerweide die Frau den Mann mit den Erzeugnissen ihres winterlichen Hausfleißes aus gestattet und mit Lebensmitteln versehen haben. Dafür konnte sie dann auf dem Maifelde an den gemeinsamen Freuden und Genüssen theilnehmen.

vielen

Kaum waren diese bedeutsamen Entdeckungen gemacht, als die Astronomen auch sofort darau gingen, alle Feststellungen auf den wirklichen Himmelspol, der zwischen dem bisherigen Polarstern   und dem bekannten Sternbilde Cassiopeja liegt, zu beziehen. Hierauf be zogen, steht die Sonne durchaus noch nicht so hoch, als man glaubte; wir sind dem wirklichen Datum vielmehr um volle 28 Tage voraus, so daß man morgen eigentlich noch nicht den 1. April, sondern erst den 4. März zu schreiben hätte.

Daß es in allen uns überlieferten Osterbräuchen vornehmlich auf die Eierspende ankommt, spiegelt nur den damaligen Stand der Kaum war die Thatsache festgelegt, als die Neichsregierung auch Lebensfürsorge wieder. Die einfache Wirthschaft konnte in der ersten dem Bundesrathe einen Geseßentwurf vorlegte, durch welchen die Frühlingszeit außer Eiern nichts Besonderes bieten; darum mußte nothwendige Aenderung beschlossen werden sollte. Hiergegen erhob es gerade dieser Artikel sein, auf den sich das Einsammeln vorzugs- aber der Finanzminister Miquel energischen Einspruch; er be weise richtete. Um den Bedarf zu dem festlichen Schmaus decken tonte, daß er sich genöthigt sehen würde, sämmtlichen Beamten Ge fönnen, war wochenlanges Aufspeichern nöthig. In haltszuschüsse von vier Wochen zu bewilligen, ohne daß doch ents wird es Gegenden Deutschlands  noch heute die sprechende Einnahmen vorhanden wären; denn die Steuern ließen Hausfrau für eine Verfündigung halten, vor Ostern ein sich doch nicht ohne weiteres entsprechend erhöhen. Wie wir hören, Ei wegzugeben; zur Festzeit dagegen werden die Eier haufenweise hat man sich schließlich dahin geeinigt, die Regulirung in einem verschenkt und verbraucht. Wie es Frauenart ist, mögen aber die Beitraum von 14 Jahren vorzunehmen, indem man alljährlich eine Morgen tritt weiblichen Familiengenoffen unserer Vorfahren inmitten aller Berbesserung von zwei Tagen eintreten läßt. Veranstaltungen auch an die Zeiten nach dem Fest ge- die Kalender- Kommission des Bundesrathes zusammen, um dem dacht und manchen Vorrath bei Seite gebracht haben. Gesetzentwurf die endgiltige Fassung zu geben, in welcher er dem Das ift es offenbar, ivas 1113 das heutige Ber- Reichstage unmittelbar nach seinem Wiederzusammentreten vorgelegt stecken der Ostereier veranschaulicht, während das Suchen zeigt, wie werden soll. die Männer Haus und Garten nach Eierlagern und Hühnerneſtern durchstöberten. Auch das Ausschmücken der Eier weist in diese Ver­gangenheit zurück; der Sierrath entspricht ganz der hohen Werth­schägung, deren sich der leckere Proviantgegenstand erfreute, und außer dem muß berücksichtigt werden, daß es sich sich zugleich um eine Kultgabe, um eine Spende für das Opfermahl handelte, die zu Ehren der Geisterwelt besonderes Puzes bedurfte.

Als dann das Christenthum einzog und die besondere Frühlings­feier der Alten durch das Osterfest verdrängte, konzentrirten sich alle in diese Zeit fallenden Bräuche auf die christlichen Festtage. Schließ­lich ging, was die Großen im Grufte geübt, in die Spiele der Kinder über. So ist insbesondere der Brauch der Eierspende auf uns gekommen, und wenn auch die ursprünglich mit ihm verbundenen dramatischen Szenen, wie das Beitschen oder das Verstecken und Suchen bald ganz vergessen sein werden, so wird doch das bunte Osterei noch lange seinen Platz behaupten.

Heinrich Tannenberg.

Kleines Feuilleton.

Den

Wir müssen erklären, daß wir diese Eile nicht begreifen; wir wünschen vielmehr, daß der Reichstag vorläufig teine Aenderung des Kalenders gutheißt, sondern die Regierung ermächtigt, diese wichtige Angelegenheit auf internationalem Wege zu regeln. Bericht der zu ernennenden internationalen Kalenderänderungs­Kommission entgegenzunehmen, ist auch am 1. April des tommenden Jahres noch Zeit genug.­

Theater.

-r. Das Schillertheater fährt unentwegt fort, dem Philisterthum zweiten Grades die zuckerige Kost vorzusetzen, an der vor einem halben Menschenalter das Philisterthum ersten Grades herumgeschleckert hat. Als Mufter jener faden Salonstücke, die zu Anfang der achtziger Jahre das Ergötzen der vornehmthuenden Oberflächlichkeit ausmachten, läßt sich wohl Blumenthal's Lustspiel Die große Glode" bezeichnen. Einige kleine Wahr­heiten kommen da wie Kuallbonbons verpackt auf den Tisch; aus einer Atrappe holt der Dichter Buderbäder ein Rohrstöcklein herbor, mit.dem er förmlich wild zum Schlage auf die gesellschaftliche Lüge ausholt. Aber sieh' da, der Schwerenöther lächelt schon wieder, und damit das Publikum nach dem aus­gestandenen Schred ein um so größeres Bohlgefallen habe, regalirt er es mit einer Reihe so start überzuderter Berlobungen, daß selbst Reiff- Reifflingen und Beilchenfresser nicht mehr tonfurriren können. Soweit das Personal des Schiller- Theaters in der gestrigen Auf­führung Liebespaare darzustellen hatte, folgte es gewissenhaft den utentionen des Dichters und überbot sich in süßlicher Sprechweise. Eine Figur von glaubwürdiger Komik schuf Herr Eyben in seinem Pantoffelhelden Konful Gunderman. Archäologisches.

-Eine Aenderung des Kalenders? Die abnorme Witterung des vergangenen Winters hat nicht nur in Laienkreisen die Frage entstehen lassen, ob es denn mit unserem Kalender ganz richtig steht. Freilich, wäre weiter nichts vorhanden, als die eine Thatsache, daß wir in Dezember außerordentlich mildes Wetter, im März dagegen bis zum 27. strenge Wintertälte hatten, so würde das eben als ein Aus­nahmefall zu betrachten sein, den man auf sich beruhen lassen müßte. Dieser Ausnahmefall ist aber, wie man sich erinnern wird, seit einer Reihe von Jahren bereits die Regel, und auch sonstige sogenannte c. Eine Statue des Julianus Apostata   ist, wife Abnormitäten find beim Wetter an der Tagesordnung; Michon in der Parifer Société des Antiquaires" mittheilte, fürz­