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dem Maifisch sehr ähnlich, wird aber nur 1 Kilo schwer, und ihr| lehren? Wer von uns hätte es nicht von vornherein geglaubt, daß Fleisch ist nicht so wohlschmeckend. Dagegen find die Finten aus der ruffische hof mit seinen riesigen Mitteln ein gut geschultes dem Comersee, die sogenannten Antesini, sehr geschätzt. Wenn die russisches Theater erhalten kann? Leider fehlt das bezwingende Antefini ausgewachsen sind, nennen die Fischer vom Comersee fie Genie. -ff. Agoni.­( Köln  . Bolts- 8eitung.")

Kleines Feuilleton.

-s- Im Tiergarten. Durch die schwellenden Zweige drängt die Sonne, fast so breit und voll wie im Winter, da sich die Bäume in ihrer schwarzen Kahlheit wie Riefenbesen erhoben. Ein frischer, braungrüner Schleier schimmert jetzt zwischen den dunklen Stämmen. Der Himmel leuchtet in lichtem, bläulichem Grau; die weißlichen Wolfenfetzen zerreißt der stößige Wind, wirft sie hin und her und schiebt sie vor die Sonne. Bald aber blendet diese wieder mit ihrer Helle.

Drüben, auf dem Fußwege, der sich neben der Chaussee hin­windet, geht eine alte Frau mit ihren beiden Töchtern. Sie gehen still und feierlich, wie hochvornehme Menschen. Auf der Chaussee folgt ihnen langsam, immer einige Schritte zurück, eine Equipage. Der Kutscher  und der Lakai haben denselben stillen und feierlichen Ausdruck wie die Damen.

Ueber die Kinder, die in bunten Kleidern die Wege entlang eilen mit lautem Rufen und Lachen, die glühenden Gesichter und leuchtenden Augen voll Frühlingsglück, sehen die Damen hinweg. Das junge schmächtige Mädchen, das zu Tisch eilt und dem begeg­nenden Kanzlisten errötend die Hand reicht, der alte Invalide der Arbeit, der sich in der Sonne vorwärts schleppt, dessen blasses, durchfurchtes Geficht sich aufheitert in der Wärme, all die vielen Frühlingszeichen erbliden sie nicht. Dort, wo die Sonne zu zudring­lich durch das dünne Geäft scheint, halten sie sich ihre glitzernden Fächer vor. Und als mehrere Kinder auf dem vor ihnen liegenden Spielplatz den Reigen anstimmen:

Ringel, Ringel, Reihe, sind der Kinder dreie

da wenden sich die Damen empört der Equipage zu. Das erfte, was sie sprechen, ist:

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Es wird doch wirklich Zeit, daß wir aufs Land gehen. Hier fann man ja nicht einmal mehr ruhig und ungestört spazieren gehen!"

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Litterarisches.

il. Frank Wedekind  : Der Kammerfänger.( München  , Albert Langen   1899). Drei Scenen" nennt Wedekind   be zeichnenderweise sein neuestes Opus, das in kaum noch dramatisch zu nennender Form die letzte halbe Stunde schildert, die ein gefeierter Sänger vor seiner Abreise aus der Stadt verbringt. Es giebt da eine große Menge wiziger Einfälle und ernsthafter, bitterer Gedanken, aber das Ganze ist so formlos, daß der Mangel an wirklicher Tiefe der Er­fassung aller nur so leichthin gestreifter Probleme sich doppelt be­merkbar macht. Bei den Bühnen wird die Kleinigkeit gerade wegen ihrer paar guten Seiten fein Unterkommen finden; wenn doch irgend­wo, so geschieht es sicherlich, um die neue Kunst" an diesem Muster unfünstlerisicher Formlosigkeit zu demonstrieren.

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Theater.

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Mufik.

Aus der Woche. Wer da glaubt, daß jezt nach Ostern mit Konzerten nicht mehr viel los fei, irrt gar sehr. Der ganze Unterschied besteht darin, daß, wenn man jegt an einem Abend ein bis zwei( statt wie früher zwei bis drei) Konzerte besucht, man doch halbwegs sicher sein kann, nicht mehr als zwei bis drei( statt wie früher drei bis fünf) andere Konzerte zu versäumen, und vielleicht noch darin, daß gegenüber der jüngstvergangenen Zeit der vor wiegend firchlichen Konzerte die weltlichen wieder zahlreicher werden. Gleichgeblieben ist unter allen Umständen der typische Geist unserer Konzerte, ihre Berfahrenheit, ihr Mangel an dem Darbieten einheitlicher Bilder und an einem Bertrautmachen mit dem ge­famten Umfang gegenwärtiger und vergangener Musik. Eine sehr anerkennenswerte Ausnahme von diesem Mangel an historischem Sinn, einschließlich des Sinnes für die Gesamtansprüche der Gegen­wart, bildete der Liederabend von Arthur van weht, des aus mehreren Oratoriumskonzerten bestens bekannten Barytonisten, dem Woldemar Sads am Klavier in rühmlichster Weise assistierte. Es handelte sich um eine Reihe noch unbekannter oder wenig bekannter moderner Lieder, mit denen ein Bild der gegenwärtigen musikalischen Lyrik gegeben sein sollte. Weggelassen waren mehrere, sonst den gegenwärtigen Liederschatz repräsentirende Namen, wie Jensen, Sommer, R. Strauß  , H. Richard, Maute, Ansorge, Pfizner, S. v. Hauſegger. Da capo verlangt wurden: Salome" von H. Hermann, Mond, auf deine Silberstrahlen" von W. Sads, Jedem das Seine" von E. d'Albert, und ein Niederländisches Volkslied in Bearbeitung von C. B. Bos  ; auch R. Buds Der König auf dem Turme" gefiel sehr. Die wiederverlangten Stücke verdienten diese Ehrung jedenfalls; doch sollen neben ihnen noch hervorgehoben sein: zwei Lieder von M. Melville, die nach den matten Eingangsa nummern mit einem Schlag in eine aus dem Innern stammende und echt natürliche Kunst hineinführten; dann Waldsee" von St. Gleiß, wohl das modernste von allen und hervorragend bes sonders durch seine Vereinigung von starkem Ausdruck und anderen guten Qualitäten, und schließlich die reiche Begleitungsmusik in . Thuilles Waldeinsamkeit. Eine Gruppe norwegischer Lieder von Sinding( aus Symra") fiel großenteils recht sehr ab. Herr Eweht ist der richtige Mann, der uns für eine Komposition erwärmen kann, und steht gesangstechnisch sehr gut da, obschon seine Vokale manch mal, namentlich in der Höhe, etwas trüb herauskommen; auch die treffliche Programmtextierung sei ihm gedankt.

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Von J. Barne dow fonnten wir endlich seinen 14., Zorging gewidmeten Komponisten- Abend im Architektenhaus hören, nachdem ihm ein anderer Saal unmöglich gemacht worden war. Leider wieder das Heraus- und Hineinreißen von Opernnummern in den Konzert faal! Aber interessant ist es immerhin, die Spannweite eines Rome ponisten gezeigt zu bekommen, und der Konzertgeber, ein klangreicher hoher Baryton, machte famt den Mitwirkenden seine Sache gut, wenngleich er und Hofopernsänger Bachmann deutlicher sein, Frl. 2. Jahn noch reiner fingen, und Herr Sommer zurüc haltender spielen könnte. Auch Frl. M. Braun, die mit dem gewandten Geiger M. Modern und dem ein wenig grob spielenden Pianisten R. Gerlt ein Konzert im" Römischen Hof" gab, ist eine tüchtige Sängerin, ausgenommen, daß ihre Höhe etwas gepreßt flingt.

Das Gastspiel der russischen Hofichauspieler im Lessing Theater wird am Mittwoch beendigt. Es be­dentete eine Episode ohne durchdringende Kraft; und eine fertige Bilanz aus dem Gastspiel läßt sich kaum ziehen. Denn dazu fehlt Alle diese Konzerte waren von einem dichten und beifallsluftigen uns das Wichtigste, die Kenntnis dessen, wie Russen solche Stücke Publikum besucht, als wäre es Winter im Süden. Ganz besonders aufführen, in denen die russische Volksseele selber am träftigsten drängte man sich zu Beethovens, Missa solemnis", die pulsiert. Solche Stücke wären die klassische Komödie Der Revisor" der Sternsche Gesangverein unter Prof. Gernsheim  oder das erschütternde Mitleidsdrama Macht der Finsternis" in der Gedächtniskirche aufführte. Wie ich höre, war die Dar voit Tolstoi. Aber das Tolstoische Drama zum Bei bietung durchaus gelungen, Dirigent, Chor und Soliften leisteten spiel dürfte bon den russischen Künstlern gar nicht ge- mit dem schwierigen Wert wirklich Bedeutendes; besonders hervors spielt werden können; fönnen; denn fie gehören dem Alexandra zuheben sei die ebenso fräftige wie langschöne Altstimme von Frau Theater an. Das entspricht etwa dem Schauspielhaus zu Berlin  ; M. Erämer Schleger. und wie dieses Hoftheater sich fast der ganzen modern- litterarischen Wir kommen von Kirchenkonzerten auch nach Ostern nicht los, Bewegung verfchließen mußte, so wird es bei dem kaiserlichen schon weil sie im uDrchschnitt fast die einzigen volkstümlicheren Theater zu Petersburg   ähnlich sein. Eine schöpferische Individualität, und musikgeschichtlich reichhaltigeren Konzerte sind. Des Herrn die der modernen Schauspielkunst gleichsam neue Werte zuführt und Organisten B. Irrgang regelmäßiges Donnerstag- Konzert in der mit neuen Anregungen bereichert, haben unsere Gäste nicht in Kreuzkirche hörten wir sogar jegt zum erstenmal. Der Konzertgeber ihrer Mitte. Ich denke etwa an die tragisch ergreifende erwies sich in einer Arie als ein sehr melodiös schaffender Kom­Natur der Duse, oder an die überaus geistreiche bewegliche Rejane. ponist; Frau Bajeten fang fie mit einer guten, nur in der Tiefe Frau Sawina hat schauspielerischen Charakter und Geist; sie hat uns einigermaßen qualitätslosen Stimme. Ein Stück aus einer Orgel gewöhnlich viel gelernt, und man merkt ihrer großen Kunstfertigkeit sonate von A. Guilmant  ( Paris  ) war reichhaltig und in moderner die Mühe nicht an. Wo sie den Ausdruck tiefer Melancholie, schwer- Weise wirkungsvoll. Das Uebertragen fremder Stücke auf die Orgel müder Stimmung verwenden kann, da berührt sie tief, da über-( Spohr, Adagio aus einem Violinkonzert, Mozart Larghetto aus dem zeugt fie, wie nur echte Künstlerschaft überzeugt. Aber Clarinettquintett) möchten wir aber dringend vermieden wissen. Bes das find vereinzelte Höhepunkte. Den Gestalten in der sonders störte dies in dem geistlichen Konzert des erblindeten Orga­Gesamtheit ist jene mächtige Energie nicht eigen, aus denen nisten Th. Roy in der Klosterkirche; hier kam gar ein Chor" die stärksten tragischen tragischen Eindrücke ertvachsen. Im übrigen( welcher?) aus Haydus Schöpfung" auf die Orgel. Auch das ein gutes Ensemble, solide Schulung, viel Tüchtigkeit im Darauffezen von Harfenvorträgen auf ein ohnehin schon zu buntes einzelnen und vor allem ein Maßhalten im Ausdruck, das Programm, noch dazu wenn fie in den berüchtigten Kreis der äußers uns zunächst am meisten überraschte. Es ist das Maßhalten, das lichen Harfenspielereien bleiben, wäre wahrlich nicht nötig. Der verfeinerten Existenzen, verfeinerter Kultur eigentümlich ist. Bei Programmjammer ist wohl der größte Jammer in unserem Konzert den Russen wird das Princip beinahe bis zur Monotonie durchgeführt leben. und man darf wohl annehmen, daß das nicht russischer Originalftil fei, sondern daß es mehr belvußte hoftheatralische Erziehung sei. Drei Meisterwerte steinzeitlicher Schnit War aber der große Apparat nötig, um uns dies Ergebnis zu kunst aus Kaiser Wilhelmsland  ( Deutsch  - Neu- Guinea  ) sind nach

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Völkerkunde.

SZ.