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Das Geficht des Kastellans nimmt einen fanften Ausdruck an. Si Ja, das sollst Du gerade, Onkelchen."

Oh, das ist empörend!" " Wie dem auch sei. Nein, nein, versuche nicht, die Thüre zu öffnen, das hat keinen Zweck! Alles ist abgeschlossen, verstehst Du! Und auf dem Hofe find

Ihre Blide trafen sich.

Ja, fie tönnten Dich vielleicht auslachen. Uebrigens fannst Du Dich darauf verlassen, daß wir das auch früher schon gethan haben; aber nun würde Dir wohl gerade ins Gesicht gelacht werden. Und das ist wirklich unangenehm!... Oder meinst Du nicht?" s

All das ist empörend!

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Der König wiegt sich auf dem Stuhle hin und her, er hat den Kopf in den Händen verborgen, während große Thränen zwischen seinen schmalen, ringgeschmückten Fingern herabtröpfeln.

" Ich bin verrückt, ich bin ganz offenbar verrückt! Und doch bin ich so flug gewesen!"

Na, na, mit Maß, mit Maß! Aber alles hat ja seine Zeit. Im Grunde genommen ist die Sache sehr einfach,... es giebt keine Obrigkeit mehr, siehst Du."

" Keine Obrigkeit! Was ist denn aus ihr geworden?" Der Kastellan nicht vertraulich und flüstert: Es ist aus mit ihr, Onkelchen!"

Aber ich existiere doch noch!" Ach, das hat keine Bedeutung!"

Diese Antwort ruft unwillkürlich Schweigen hervor. Es ist so still, daß man durch die alten dicken Schloßmanern unten vom Park eine Lachsalve hören kann.

Nimm nun die Sache praktisch. damn will ich gut gegen Dich sein. Ich habe hier geduldig drei Stunden gewartet, um Dir einen feinen Wint über die vollzogene Umwälzung zu geben. Ich über­nahm den Auftrag, da kein anderer sich dazu Zeit ließ. Außerdem meinen sie, ich hätte eine so nette Art. Nicht wahr? Du wirst später schon genau Bescheid bekommen, wenn Du nur abwartest. Du hast es mir zu danken, daß Du hier so lange haft schlafen

können.

Wie ist das nur möglich? Und wer ist auf den Einfall ge­kommen?"

Alle auf einmal... Alle auf einmal. Das ist eben das Ge­Heimmis. Aber dergleichen gefchieht selten in der Wirklichkeit." Der Blick des Königs verklärte sich:

Lacht ich's nicht!. Ein kleines Märchen, ein Scherz!" " Na ja, wenn Du es so nennen willst. Aber da wir beide mun in dem Märchen mitspielen, müssen wir uns auch danach verhalten. So geht es ja allen Menschen."

Ich

ver­

Kann man es denn nicht ändern, z. B. den Schluß? habe ja doch Truppen, denke ich. Und ich werde Euch allen zeiher." Truppen? Es giebt feine Truppen mehr! Findest Du das nicht pfiffig. Onkelchen?"

"

Wollt Ihr versuchen, Euch ohne mich einzurichten?" Einzurichten? Wir wollen überhaupt nichts einrichten". Wir wollen nur abschaffen: die Titel und Würden usw. usw. Aber noch eins: Wie gedenkst Du Dir Deinen Unterhalt zu erwerben?"

Die Wanduhr schlug zwölf flingende Schläge.

Kleines Feuilleton.

nd ther

Die Nernst- Lampe. Vor einer Versammlung von Physikern, Elektrotechnikern und andern Sachkundigen hielt dieser Tage Professor Nernst über das von ihm erfundene elektrische Glühlicht einen Vortrag, mit dem Vorweisungen zur Erläuterung der Erfindung in ihrem Werdegange und zur Darstellung ihrer Bedeutung verbunden waren. Prof. Nernst ging, wie wir einem Bericht der Voff. Ztg." entnehmen, in seinen Darlegungen von der jetzt gebräuchlichen Glühlampe mit dem Kohlenfaden aus. Bei der Untersuchung dieser Glühlampe hat sich gezeigt, daß von der elektrischen Energie, die durch die Kohle geschickt wird, 97 Broz. in Wärme umgesetzt wird, nur 3 Broz. werden als Licht ausgenutzt. Ein Mittel, den Lichteffekt zu erhöhen, wäre die Steigerung der Temperatur im Kohlenfaden. Aber hierbei ist man nahezu bei der Grenze des Erreichbaren augekommen, Es muß damit gerechnet werden, daß bei Steigerung der Wärme der Kohle­faden nicht Stand hält. Giebt es einen andern Weg, den Nuzeffett in Hinsicht auf das Licht zu erhöhen? Schlüsse aus Kirchhoffschen Lehren geben einen Fingerzeig. Es kam darauf an, die Kohle durch einen Stoff zu ersetzen, der, von dem elektrischen Strom durch­flossen, den größten Teil der Energie in Licht umsetzt. Solche sind in nicht- metallischen elektrolytischen Körpern gegeben, das sind Körper, die den elektrischen Strom leiten, dabei aber chemische Umsetzungen erfahren. Auf diesem Wege ging vor 20 Jahren Jablochkoff vor. Er ließ die Funken eines Induktoriumis auf ein Stück Kaolin wirken( Nernst zeigte den Jablochkoffschen Versuch) und bewirkte damit, daß das vorgewärmte Kaolinstüc im milden, angenehmen Lichte strahlte. Die Jablochtoffschen Versuche haben zu einem praktischen Ergebnisse nicht geführt, im wesentlichen wohl, weil für die Erzeugung des Jablochtoffschen Kaolinlichtes sehr hoch gespannte, für den Menschen lebensgefährliche Ströme verwandt werden mußten. Jablochkoffs Experimente ge­riethen in Vergessenheit; als Nernst seine einschlägigen Studien bes trieb, wußte er von ihnen nichts. Von den elektrolytischen Leitern wählte Nernst zur Prüfung zuerst ein Gemisch von Magnesiaoryden mit anderen Dryden. Die elektrolytischen Körper find falte Isolatoren, d. H. sie leiten die Elektricität nicht fort. Sie werden aber leitfähig, sobald sie erwärmt werden. Wird durch einen er wärmten Elektrolyten ein Strom geleitet, so wird die ganz über­wiegende Menge der Energie in Licht umgesetzt. Das ist der Grundpfeiler, auf dem die Nernstsche Erfindung ruht. Studien am Auerlicht wurden bei der Ausmittelung eines geeigneten Glühtörpers wichtig. Aber es waren noch eine Reihe Vorfragen zu erledigen. Zunächst war zu prüfen, ob nicht die Glühkörper bei der Durch leitung des elektrischen Stromes zersetzt werden. Dem läßt sich aber leicht vorbeugen. Wichtiger war etwas anderes. Der Nernstsche Glühförper wird erst dann leitend und kommt demnach erst dann ins Glühen, wenn er erivärmt ist. Bei offenem und fleinem Nernstschen Lichte muß diese Vorwärmung mit einem brennenden Streichholz geschehen. Für größere Nernstsche Lampen muß aber ein besonderer Apparat eingefügt werden. Er besteht im wesentlichen aus einer Drahtspirale, die unmittelbar unter dem Glühkörper angebracht wird. Sowohl durch die Spirale wie durch den Glühförper wird der Strom geleitet, wenn eine Lampe angezündet werden soll. Die Spirale tommt dann schnell und macht ihn elektrisch leitend. Der Glühkörper kommt ins Glühen. Es vergeht darnach ein kleiner Zeitraum von 20-40 Sekunden, ehe das Nerustsche Glühlicht zu strahlen beginnt; in der voraufgehenden Zeit sieht man den roten Schimmer der glühenden Spirale. Nach Nernst wird sich aller Voraussicht nach die Zeit der Vorwärmung abkürzen lassen. Das Nerustsche Licht ist kräftiger als das jetzt im Gebrauche befindliche Glühlicht; vor allem aber zeichnet es sich vor diesem dadurch aus, daß es bei seiner Intensität dem Sonnenlichte gleicht. Bei den Nernstschen Lampen fällt das Luftleermachen der Birnen, die in der äußeren Form von den jezigen Glühbirnen nicht abweichen, weg.-

Hörst Du nicht, ich frage, wie Du Dir Deinen Unterhalt zu ins Glühen, die dabei entwickelte Wärme wirkt auf den Glühkörper verschaffen gedenkst?"

" Ich habe überhaupt an nichts gedacht."

" Das ist wahr. Aber damit solltest Du Dich jetzt ein abgeben, ich meine so in den Zwischenstunden. Was fannst Die Beste richtig zuknöpfen, denn Du hast Dich heute ja allein angezogen."

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wenig Du? wohl

,,, ich bin ein grenzenlos unglücklicher Mensch!" Unsinn! Du bist ein grenzenlos gewöhnlicher Mensch, weiter nichts. Das bist Du, Oufelchen! Aber Du kannst ja Sprachen? Nicht wahr."

Schweigen..

"

Muß ich alles gaveimal fragen? Kannst Du Sprachen?" Der König lacht bitter.

" Ja... ich kann Sprachen!"

Gut, dann kannst Du Dich bis auf weiteres durchschlagen. Du mußt aufangen, Stunden zu geben. Das ist eine vortreffliche Idee!"

So... eine vortreffliche Idee! Ich werde also nicht gefangen gehalten?" Keineswegs. Ich werde Dir gleich die Thüre öffnen, sobald Du vernünftig geworden bist. Ich sagte gerade heute morgen zu den andern: Laßt mich nur machen! Ich kenne ihn. Ich! Aber dann mußt Du mir versprechen, Onfelchen, Dir nicht selbst etwas Böses anzuthun. Das würde uns wirklich von Herzen leid thun... und ist auch nicht unsere Absicht!"

So, das ist nicht Eure Absicht. Und ich darf mich nun ent­fernen, wenn ich will?" " Von Herzen gern, Onkelchen. So, der Weg ist frei! Die große Ausgangsthüre im Vestibule läßt sich etwas schwer öffnen; aber vielleicht fannst Du es doch. Uebrigens thust Du mir leid, aber Du wirst Dich wohl bald daran gewöhnen! Denn siehst Du, die Gewohnheit macht alles!"

Der König hört nicht, was er sagt, sondern schluchzt: Und all das jetzt, wo ich hätte regieren können!.

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c. Eine Wanderbibliothek für Eisenbahnbeamte.- Eine amerikanische Eisenbahn- Gesellschaft die Baltimore and Ohio Railway Company - hat schon vor einer Reihe von Jahren den Versuch gemacht, eine Bibliothek zum ausschließlichen Gebrauch ihrer Angestellten und deren Familien zu schaffen. Die Gesellschaft hatte im Jahre 1886 3000 Bände gekauft, und dieser erste Fonds ist so­fort durch Personen, die sich für das Unternehmen interessierten, um 1500 Werke vermehrt worden. Gegenwärtig besitzt die Bibliothek 14 000 Bände. Das Centralbureau befindet sich in Baltimore . Von dort werden die Bücher, Nevien und Tageszeitungen den Beamten, die solche fordern, durch Vermittlung von 674 lokalen Agenten zu geschickt. Jede Sendung soll in den 24 Stunden, die dem Auftrag folgen, an den Besteller gelangen. Die Zahl der Ausleihungen hat in den letzten Jahren eine bedeutende Zunahme erfahren. Im Jahre 1896 wurden 39 505 Werke von 2500 Personen entliehen. Es ist dabei zu bemerken, daß Romane, die während des ersten Jahres 64 Proz. der Cirkulation ausmachten, jezt nur noch 53 Proz. bes tragen.

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Musik.

Die ersten zuei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hatten ber Dichtkunst und Mufit eine ganz eigene und specifisch deutsche Gabe ge­