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hintergangen hast," sagte er, und wenn Du Dich chiva meiner so entledigen wolltest, wie Du Dich seiner entledigt haft weffen ich Dich ganz fähig glaube so würde ich mich nicht ins Jenseits schicken lassen, ohne mich zu ver­teidigen."

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Damit ich auf die Idee käme, mich Deiner zu ent­ledigen, müßte sie mir eingegeben werden, und Mederic ist dessen in jeder Hinsicht unfähig, da er Dir in keinem Punkte gleicht."

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Ehemals warst Du freimütiger," verseßte er laut.

" Und Du warst nicht minder vorsichtig in Deinen Infinuationen; der Unterschied ist nur, daß Du ehemals Afte insinuiertes und jetzt Beschuldigungen; das ist sehr schlau, ändert aber nichts an der Verantwortlichkeit; jeder von uns hat die seine zu tragen, Du die der Einflößung, ich die der Ausführung."

" Du weißt sehr wohl, daß diese Anklage nur in Deinem teuflischen Geiste wurzelt; aber nichts von allem, was Du fagen magst, wird mich an Dich binden."

" Ich habe Dich nicht an mich gebunden, sondern Du selbst, als Du mich vorantriebst, und noch mehr, als Du mich Heiratetest; diese Bande sind unzerreißbar, Du versuchst um­sonst, sie abzuschütteln oder mich zurückzustoßen."

,, Da irrst Du Dich; etwas wird sie auflösen." ,, Und was denn?"

,, Das neue Leben, das wir von heute beginnen werden; Du wirst begreifen, daß ich nichts Gemeinsames mehr zwischen uns ertrage."

Nichts mehr als die Vergangenheit."

" Ja, und die Gedanken gehen oft weiter als die Worte," erwiderte er, da in ihm keine solche Beschwichtigung vor­gegangen war, mit der ganzen Brutalität der Wut. Wenn das wahr ist, so ist es nicht sehr beruhigend.".

X.

Welche Ueberraschung herrschte im Bureau, als am Morgen nach dieser Scene zwischen den beiden Ehegatten La Vaupalière dem Gehilfen Fauchon die Weifung gab, das Mobiliar seines Schlafzimmers bei einer auf vierzehn Tage später anstehenden Auktion mit zu versteigern...

Warum? Die Möbel waren ja noch ganz gut erhalten! Während die Gehilfen noch mit einander über den mög­lichen Beweggrund des Notars stritten, kamen Tags darauf zu ihrer neuen Ueberraschung Arbeitsleute aus Rouen und richteten für Herrn La Vaupalière ein besonderes Schlaf­zinimer ein.

Was bedeutet das? Das Ehepaar, das man überall so zärtlich beisammten sieht, will sich plötzlich separieren? Das ist ja verrückt!" rief Boulnois.

,, Wie lange ist es her, daß Sie die beiden zärtlich bei­sammen gesehen haben!" frug Fauchon.

Boulnois konnte keinen Tag nennen, mußte aber zugeben, daß es schon lange her sei.

" Da sehen Sie's ja?" rief Mederic triumphierend. Was beweist das?"

" Das beweist, daß sie jetzt nicht mehr zärtlich mit einander sind."

" Ja, so geht's im Leben," meinte Fauchon, der sich neuer­

" Und daß wir fünftig einander völlig Fremde sein dings als Pessimist gefiel, man wird eben alles satt."

werden."

"

Die moralische, ja, und so vollständig als möglich."

Du solltest die Scheidung wollen?" rief sie.

"

Die moralische?"

"

Die andere soll auch folgen."

" Das kann noch eine Weile dauern!".

" Hast Du Eile damit?"

Und Du?"

" Ich sehne mich danach, Dich weder mehr zu sehen, noch zu hören; dann wünsche ich nur noch, Dich auf elvig zu ver­geffen."

Er schleuderte ihr diese Worte mit Heftigkeit zu, als wollte er sie mit denselben zermalmen, allein sie antwortete ruhig: Für Leute, die ein Abgrund trennt, stimmen wir über gewisse Dinge merkwürdig überein. Es ist, als hätten wir uns verabredet, das gleiche zu denken, denn auch ich mag Dich nicht mehr sehen, und möchte Dich für immer ver­gessen."

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Dir!"

Das soll Dir bald zu teil werden, ich verspreche es

,, Aber nur recht bald!"

Er schritt mit geballten Fäusten auf sie zu und rief: Elende!"

Sie blickte ihn fest und erhobenen Hauptes an und er­

widerte:

Wir stimmen wiederum überein."

do Oh, warum kann ich Dich nicht zerschmettern!"

" Das ist's eben; Du wagst es nicht; mit bloßen Worten tann man Die, deren man sich entledigen will; nicht um bringen."

Sie blieben dicht vor einander mit flammensprühenden, drohenden Blicken stehen.

"

Du weißt, mir machst Du keine Furcht," sagte er. Das ist ein Punkt, in welchem wir nicht mehr über­einstimmen," verfekte sie, Du machst mir allerdings Furcht, denn ich habe Dich kennen lernen zu meinem Unglück." Du sprichst noch von Deinem Unglück!"

"

" Das fehlt Dir gerade noch, daß Du Dich beklagtest und als Opfer hinstelltest."

Sie waren im Haß soweit gekommen, daß sie, wenn sie sich nicht aufeinander stürzen wollten, sich notwendig trennen mußten.

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"

Backe Dich fort!" rief er.

Sehr gerne."

Sie schritt der Thüre zu; als sie aber die Hand auf den Drüder legte, hielt sie inne und wandte sich zurück, denn sie hatte sich überlegt, daß es vielleicht unvorsichtig von ihr wäre, allzu deutlich ihre Gesinnung erkennen zu lassen; fie mußten noch eine Zeitlang neben einander leben, und da war es doch besser, diese Existenz erträglich zu machen.

Die Worte sind oft rascher als die Gedanken", sagte sie.

"

Wenn man cinander wirklich liebt," sagte Mederic,., so ift's fürs ganze Leben."

" Das glaubt man in Ihrem Alter," antwortete Fauchon; .später merkt man, daß die Liebe nur ein Unsinn ist." Oh!"

" Ich war auch so wie Sie, und Sie werden auch werden wie ich bin."

" Hoffentlich nicht."

Die Nachricht von der Trémung des Ehepaares wurde durch die Geschwäßigkeit des Zimmermädchens Divine auch im Dorfe bekannt und erregte im Hause Turlures nicht nur Er­staunen, sondern sogar eine gewisse Beunruhigung. Der Apotheker erinnerte seine Frau an jenen Streit, den er seiner Zeit mit ihr über die Gefahren gehabt hatte, welche Herrn Artaut von der Verführungskunst der Notarin drohen könnten.

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Wirst Du noch immer behaupten, der Verkehr mit dieser Frau habe den jungen Mann gleichgültig gelassen?" Wir wissen ja noch gar nicht, wer von den beiden Ehe­leuten schuld an dem Berwürfnisse ist denn ein solches liegt offenbar vor. Vielleicht hat jene Rosa Mialoux den Anlaß gegeben. Man erzählt sich ja, Herr La Vaupalière sei ganz verliebt in sie, besuche sie täglich, speise zweimal wöchentlich mit ihr zu Abend; auch seien sie wiederholt mit­einander nach Paris gefahren. Kurz der Notar soll sich bei. ihr wie zu Hause betrachten. Da wäre es doch ganz natür lich, daß Madame La Vaupalière, verletzt und gekränkt, eine, Trennung verlangt und daß der Gatte, um sie los zu sein ,. eingewilligt hätte."

lichen Trennung bleiben, denn La Vaupalière ist ehrgeizig, Wenn dem so ist, so wird es nicht bei der bloß häns­und Rosa Mialour ist reich."

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Eine Dirne."

La Vaupalière ist frei von unseren provinzialen Be­denklichkeiten. Er wird sich scheiden lassen, um sie zu heiraten; sie ist ja auch von heiratsluſtigem Temperament, sonst hätte sie ihren ersten Mann nicht genommen."

chefe de toin.com

( Fortsetzung folgt.)

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Abkrünnig.

( Nachdrud verboten.)

Eine Geschichte aus Hinterpommern von Hans Ostwald . Die Pfingstionne flimmerte über den frischgrünen Kornfeldern. Die Luft war gefüllt mit den kräftigen Gerüchen, die aus den weit der auf einer mit alten Bappelit be­standenen Chauffee fahrende Nadler über die weite, flache Ebene sehen konnte, war fein arbeitender Mensch zu sehen. Stein Fuhrwerk durchkreuzte die Felder. Nur hinten, rechts von den gerade vor dem Radfahrer liegenden Dorfe, leuchteten über den hochgeschossenen Salmen einige helle Kopftücher von Mädcht, die nach dem nächsten Dorfe gingen.

Er fam jetzt an eine ansteigende Stelle der Chaussee. Oben, auf der kleinen Anhöhe, sprang er ab und blieb stehen. Von hier