1
395
maligen Theben, in der griechischen Provinz Livadien und in Eski zeugen, die in hohem Grade dem Urstoff gleichen, dergestalt, Schehr in Anatolien gefunden. Doch auch im Marmarameer , nicht daß es selbst dem Meerschaumkundigen schiver wird, einen imiweit von Konstantinopel , sowie in der türkischen Provinz Karavanien tierten Pfeifentopf von einem echten Meerschaumtopfe zu unterin dem Dorfe Kiltschit werden große Mengen Meerschaum zu scheiden. Die Herstellung des fünstlichen Meeschaums erfordert Tage gefördert. Die Einwohner, die das Mineral gewinnen, große Geschicklichkeit und Vorsorge hinsichtlich der Manipulamüssen dafür eine Abgabe an das mohamedanische Kloster vom tionen; nur bei guter Ausführung wird ein befriedigendes ErDerwischorden der Mowlewiten entrichten, denen die Einkünfte von gebnis erzielt. Hergestellt wird die Imitation folgendermaßen: den Naturprodukten jener Gegend von der türkischen Regierung seit 100 Pfd. Wasserglas, 60 Pfd. Kohlensaure Magnesia und 80 Pfd. mehr als 100 Jahren zugewiesen sind. Der Rohstoff, der hier ge- feinstgemahlener Meerschaumabfall werden in zwei Eimer kochendes graben wird, ist wohl sehr weiß und leicht, aber meist sandig und Wasser rasch eingerührt, zehn Minuten im Sud erhalten und in die Baher nicht so wertvoll wie der von Thiwa und Esti- Schehr. Ferner Formen gegossen. Die Masse wird nicht nur zu Pfeifenköpfen, sondern hat man Meerschaumlager entdeckt in der Krim , in Bosnien , bei ebensowohl zu Büsten, Basreliefs, Cigarrenspigen, Basen und SchmuckHrubschig und Neudorf in Mähren , zu Valecas bei Madrid und bei sachen aller Art verarbeitet. Pinheiro in Portugal . Diese Erzeugnisse sind jedoch minderwertiger Heute ist Ruhla die berühmteste Pfeifenstadt der Welt, obwohl als die orientalischen. alle Rohstoffe aus weiten Fernen bezogen werden müssen: MeerDer Meerschaum, ein zum Talfgeschlecht gehöriges Mineral aus schaum aus Kleinasien , Bernstein von der Ostsee, Weichselrohr aus Kieselerde, Magnesia und Thonerde, wird in Kleinen knollenförmigen Oestreich, Harze aus den ostindischen Wäldern, Holz aus Schiveden Stücken gewonnen, die, frisch gegraben, weich wie Wachs sind, an der und vom Libanon u. f. w. Rubla erzeugt heute jährlich ungefähr Luft aber sofort härter werden und Risse bekommen. Im sie hiervor 500 000 echte und etwa 5 Millionen unechte Meerschaumtöpfe. Der zu hüten, müssen die frischgegrabenen Knollen sofort in Papier oder Preis der echten Köpfe schwankt zwischen 20 und 500 M.; ein unLeinwand eingewickelt werden. In dieser Hülle bleiben die Stücke echter Kopf hingegen kostet kaum den zehnten Teil. einige Tage lang liegen; dann werden sie herausgenommen und Neben dem thüringischen Städtchen liefern heute auch Nürnberg von der bräunlich gelben Rinde befreit. Nun kommt die Haupt- und Paris Meerschaum- Erzeugnisse. Hauptsitz der Industrie aber ist arbeit, das Ausmerzen der Adern sowie der Steine und sogenannten nach Ruhla die östreichische Hauptstadt, die jährlich über 100 000 Masern, die sich vor allem in den härteren Meerschaumarten finden. Meerschaumpfeifen in den Handel bringt. Nachdem alle diese Unebenheiten mit stemmeisenförmigen Messern ald ( Kölnische Volkszeitung".) beseitigt sind, werden die einzelnen Stücke nochmals eingehüllt und in erwärmten Räumen völlig getrocknet. Wenn dies geschehen, reibt man jedes einzelne Stüd mit Glaspapier ab, bestreicht es mit Wachs Kleines Feuilleton. und Seife und poliert es mit einem weichen Tuche aufs sorgfältigste. So bearbeitet wandert der Meerschaum dann nach Brussa, wo die einzelnen Stücke ihrem Werte nach sortiert, verpackt und versandt werden. Die größten Meerschaumsendungen gehen nach Wien , Leipzig , Paris und nach Amerika . Die Orientalen selbst sind selten Liebhaber von Pfeifentöpfen aus Kill- Keffi( Schaumthon), wie sie den Meerschaum nennen; sie geben vielmehr den kleinen, aus rotem Ton gefertigten den Vorzug.
un
-
-
Schneeverwehungen in den Felsengebirgen von Nord amerika . Dem„ Centralblatt der Bauverwaltung" wird folgendes geschrieben: Ueber die diejährigen Schneeverwehungen in den Felsengebirgen von Nordamerika find aus der amerikanischen auch in die beutsche Tagespresse vereinzelte Nachrichten gelangt, die bei manchem fachmännischen Leser ein ungläubiges Lächeln hervorgerufen haben mögen. Sollten doch ganze Züge wochenlang in Schnee festgesessen Der erste, der den Meerschaum als Material zur Pfeifen haben und die Neisenden nur mit Mühe aus der Gefahr des fabrikation benutzte, soll ein Schuhmachermeister in Besth gewesen Berhungerns oder Erfrierens gerettet worden sein. Ein in der sein. Dieser Schuhmacher, Namens Kovacs, beschäftigte sich in den ,, Railroad Gazette" vom 21. April veröffentlichter Bericht Feierabendstunden mit Pfeifenschnigen. Im Jahre 1724 brachte ihm zeigt aber, Nachrichten keineswegs übertrieben der Graf Andrassy von einer Orientreise ein Stück weißen Minerals ivaren. Da die Einzelheiten manches Beachtenswerte bieten, fei mit, das im Verhältnis zu seiner Größe von fast minimalem Gewicht nachstehend ein Auszug mitgeteilt: Die Schneeblockade" der war. Kovacs verarbeitete das Stückchen zu zwei Pfeifentöpfen, von Colorado- Midland- Eisenbahn wurde am 14. April endlich gebrochen. denen er den gelungensten seinem Gönner verehrte. Dem Grafen Es war dies die größte Sperrung, die je vorgekommen ist; und fie und seinen Freunden gefiel die neue Pfeife ganz vorzüglich, umfo- wird auch in Zukunft wahrscheinlich nie übertroffen werden, da diesmehr, da sie die Entdeckung machten, wie sich durch das Rauchen aus mal eine ganze Reihe von erschwerenden Umständen zusammentraf. dem Weiß allmählich ein herrliches Braun entwickelte. Sie ließen Die Eisenbahngesellschaft kämpfte vom 27. Januar bis 14. April sofort größere Massen von diesem Mineral aus dem Orient kommen gegen den Schnee, ohne ihre Linien offen halten zu können. Es und zu Pfeifenköpfen verarbeiten. wurden zu diesem Zweck zwei Jull- Schneepflüge und eine DampfDie ersten Fabriken, die sich in Europa mit der Verarbeitung Schneeschaufel, von je 5 Lokomotiven angetrieben und von großen des Meerschaumes befaßten, entstanden im letzten Jahrzehnt des Arbeiterrotten begleitet, in den Dienst gestellt. Einmal war eine solche vorigen Jahrhunderts zu Lemgo im Fürstentum Lippe- Detmold, Rotte 42 Stunden ununterbrochen in Thätigkeit; ein andermal wurden ferner in Nürnberg . Nach dem siebenjährigen Kriege begann das 2 Lokomotiven mit ihren Mannschaften gerettet, nachdem sie 26 Tage thüringische Städtchen Ruhla , im Volksmunde die Ruhl" genannt, auf einer Gebirgsftrede festgelegen hatten. Noch am letzten Tage fand die Fabrikation von Pfeifentöpfen usw. aus Meerschaum. Die Ver- man zwei Lokomotiven wieder, die 73 Tage lang eingefroren waren. anlassung dazu gab ein dortiger Einwohner, Namens Iffert, der auf An manchen Stellen war der Schnee über den Schienen bis zu der Leipziger Messe von einem polnischen Juden eine Kiste Meer- 9 Meter Höhe aufgetürmt. Gegen das Ende der Sperrung hin schaum erstand und nun versuchte, diesen zu verarbeiten. Da ihin mußte eine Rotte, die sich auf Schneeschuhen auf die Strecke bejedoch die Kenntnis von der Behandlung des Rohstoffes abging, so geben hatte, an einer Stelle, wo man ein Schneeschutzdach verbrachte er es erst nach unsäglichen Mühen und Nachdenken dahin, mutete, zwei Stunden lang graben, bevor sie auf das Dach stieß. daß ihm ein kleiner Gewinn aus dem neuen Gewerbe erwuchs. Be- Vielfach konnte die Strecke nur dadurch freigemacht werden, harrlichkeit aber brachte ihn der Vervollkommnung näher. daß man zunächst Tunnel durch den Schnee trieb und dann Ursprünglich blühte in Ruhla der Eisen- Bergbau und die Waffen- die zusammengefrorenen Massen mit Dynamit wegsprengte. schmiedekunst. Als die eisernen Harnische und Panzer abkamen, Die der Eisenbahnverwaltung erwachsenen Kosten werden wandten sich die Bewohner von Ruhla der Messerschmiedekunft zu. auf 250 000 Mart geschäßt. Im Februar allein wurden bis zu Doch auch dieser Handel geriet im Laufe des 18. Jahrhunderts 773 Mann beschäftigt und 105 000 Mark an Arbeitslöhnen veraus immer mehr in Verfall. Da bot sich in der Herstellung von Pfeifen gabt. Dazu traten die Ausgaben für Nahrungsmittel, Geräte ein neuer Erwerbszweig, umsomehr, als in dem Meerschaum ein so und 16 zur Schneeförderung benutzte Lokomotiven. Die von anderen herrlicher Rohstoff geboten war. Schon im Jahre 1800 war das Verwaltungen geliehenen Schneepflüge kosteten täglich 160 Mart, Geschäft in Ruhla so bedeutend, daß in 27 Fabriken über 150 Ber- leisteten aber weit weniger als die Dampfschneeschaufel. Fast ebenfo sonen arbeiteten, welche die Meerschaumköpfe soweit fertigſtellten, große Ausgaben hatte die Colorado Südbahn, obgleich sie die Gedaß sie in die Hände der Beschläger gegeben werden konnten. Das birgsstrecke zwischen Breckenridge und der bekannten Minenstadt Beschlagen der Pfeifentöpfe war bereits 1779 durch Simon Schenk Leadville von vornherein aufgab und überhaupt nicht versuchte, ihre aus Zinbach nach Ruhla gekommen, der auch die Verfertigung der Wiedereröffnung zu erzwingen. Diese Strecke war am 15. April Holzpfeifen dort eingeführt hatte. Der Betrieb der letzteren, wie noch gesperrt. Die Denver - und Rio Grande Eisenbahn hatte auch der der Pfeifenbeschläge vergrößerte sich von Jahrzehnt zu besonders westlich von Leadville bis Glenwood Springs , wo sich Jahrzehnt; die Pfeifentöpfe aus Meerschaum hingegen waren so die Geleise an den steilen Hängen der Schlucht des Rio Grande hinteuer, daß der Absatz ein beschränkter blieb. Dies führte die Ruhlaer ziehen, mit Schwierigkeiten zu kämpfen Zahlreiche Lawinen und Fabrikanten zur Imitation. Der eigentliche Erfinder der Meer- Felsstürze unterbrachen dort nämlich den Verkehr oft tagelang. schaumköpfe aus Abfällen dieses Minerales war ein gewiffer Ueber die klimatischen Ursachen der geschilderten ganz außergewöhn Christoph Dreiß, der es jedoch nicht verstand, aus seiner Erfindung lichen Vorkommnisse ist man bisher völlig im Unflaren. Festgestellt Rugen zu ziehen.
Die ersten Köpfe, die in Ruhla durch Imitation gefertigt wurden, hatten jedoch eine so geringe Dauerhaftigkeit, daß einige Pfeifen Tabat, aus ihnen geraucht, fie zum Zerspringen brachten. Sie zeigten sich voller Poren und Löchelchen, die von den in der Meerschaummaffe enthaltenen Luftbläschen herrührten und die, beim Rauchen durch die Wärme ausgedehnt, das Zerspringen des Pfeifenkopfes verursachten. Erst durch viele und langjährige Versuche ist man dahin gelangt. Meerschaum- Imitationen zu er
0
find als mitwirkende Erscheinungen nur heftige Winde und ein Wechsel von Thauwetter und Frost, der den Schnee allmählich in eine Eismajse verwandelte, die mit der Picke gelöst werden mußte. Diese Erscheinungen sind um so auffälliger, als Colorado sonst ein sehr warmes und trockenes Klima hat. Sein höchster Berg, der nur um wenige Hundert Meter hinter dem Montblanc zurückbleibende Bites Beat, ist bekannt als Endpunkt der von Maniton ausgehenden Zahns radbahn Abtscher Bauart. Der Gipfel dieses beliebten Ausflugberges zeigt im Sommer kaum Spuren von Schnee.