-

402

-

Baupalière bringen?" fagte er zu dem eintretenden Kammer- ihm die Nermlichkeit seiner Hilfsquellen versagt haben würde, aben wird mädchen. hat er sich dieses Verbrechens schuldig gemacht." ,, Sie sprechen von Beweisen..."

Als sie die Thüre wieder geschlossen hatte, sagte er zu Hortense:

Sie werden sehen."

Und da sie nicht antwortete, trat eine für sie aufregende Pause ein.

"

Endlich kam die Zofe zurück; er nahm ihr die Schuhe ab und verabschiedete sie durch ein Zeichen; als das Mädchen hinausgegangen war, legte er einen der Schuhe auf das Blatt; derselbe paßte genau auf die Zeichnung, die er ver­mittelst Tinte nach dem Schnitt des Fußabrucks gemacht hatte. Sie sehen," sagte er, welcher Fuß jenen Eindruck gemacht hatte und verstehen die Folgerung, welche aus diesem Beweise hervorgeht: ein bestimmtes Verhältniß und ein bestimmtes Datum; ich werde also nicht weiter auf diesem Punkte be­harren, sondern sofort zu einem anderen übergehen. Als ich mich in dem darauf folgenden Frühjahr eines Sonntags in Rouen bei meinem Kollegen Desmazurier zu Besuch befand, überraschte ich Herrn La Vaupalière, der eben im Begriffe war, einen Tropfenzähler zu kaufen; er wurde verlegen als er mich sah, und noch verwirrter wurde er, als er auf einige Fragen antwortete. Herr Courteheuse war damals bereits trant; sein Zustand verschlimmerte sich; da machte ich Ihnen jenen Besuch, den Sie sicherlich nicht vergessen haben. Heute muß ich Ihnen meinen Verdacht, den ich damals verbarg, mitteilen. Ich glaubte Herrn Courteheuse durch Arsenik ver­giftet und ich wollte ſehen, ob Doktor Hanyvel sich nicht durch borgefaßte deen verblenden ließ."

" Ich verstehe Ihren Protest und sofort antworte ich Ihnen darauf: beim neulichen Begräbnis eines Mitgliedes unseres Gemeinderates habe ich Herrn La Vaupalière ein Haar abgenommen, habe es mikroskopisch geprüft und es den­jenigen gleich gefunden, die mir sidor gebracht und die ich aufbewahrt hatte. Liegt hierin nicht das vollständigste Be­kenntnis der Schuld desjenigen da, der jene Unterschiebungen bewirkte? Seine Geschicklichkeit selbst, seine Vorsicht selbst berurteilen ihn."

Die Zusammenstellung der Thatsachen, von denen er anfangs gesprochen hatte, war in der That zermalmend. Sie hätte Ueberlegung nötig gehabt, um zu antworten, ohne eine Unflugheit zu begehen; statt dessen war sie gezwungen, ihm erschreckt, bestürzt von einer Ueberraschung zur anderen zu folgen. Trotzdem mußte sie irgend etwas antworten: Das ist alles so fürchterlich, daß ich, wie Sie sehen, ganz vernichtet, ganz außer mir, ganz verstört bin; ich weiß, daß Sie unfähig sind, so obenhin zu sprechen, und doch kann ich Shnen nicht bei Ihren Anklagen, gegen die mein Herz und Verstand protestieren, folgen. Ich soll vergiftet sein, Herr Courteheuse soll das Opfer eines Verbrechens gewesen sein; Herr La Vaupalière soll jene Mittel angewandt haben, von denen Sie sprachen!- nein, mein Herr, ich kann es nicht glauben, es ist unmöglich!"

,, Auch ich protestierte, als ich angefangen hatte, die Wahr­heit zu ahnen, was vermag aber das Herz, der Verstand, das Gewissen gegen die Thatsachen?- und die sind da, ich habe sie Ihnen gezeigt, Sie sehen sie."

,, Aber schließlich, mein Herr, was erwarten Sie von mir? Was kann ich thun? Was verlangen Sie von mir?" " Ihre Hilfe, um die Wahrheit herauszubringen und alles, Sie können, um sich zu retten." ,, Mich retten! Vor was?"

" Herr Courteheuse war mein Freund; andererseits legte mir meine Eigenschaft als Bürgermeister dieser Gemeinde ge­wisse Pflichten auf, meine Einmischung war nur durchaus legitim. Als ich Herrn Courteheuse sah, wurde der Zweifel zur Gewißheit; die Arsenikvergiftung sprang förmlich in die Augen. So flar sie aber war, so brauchte ich doch etwas mehr als bloße Diagnose; ich ersuchte Sie also um ein Taschentuch, um das Blut zu analysieren; meine Stellung er­laubte mir nicht, den Doktor Hanyvel auf jene Krankheit auf- die merksam zu machen; aus einer genauen Analyse mußte die Erkenntnis kommen."

Bis dahin hatte sie faum geantwortet, zuerst, weil sie wie zerschmettert war, und später weil sie um so mehr fürchtete, sich auf ein gefährliches Gebiet zu begeben, je deut­licher sie sah, wie dieses Verhör, das ihr anfangs unzusammen­hängend erschien, immer bestimmter ihr Ziel verfolgte; jetzt aber glaubte sie das Wort nehmen zu können:

" Ich habe Ihnen das verlangte Taschentuch doch auch ge­schickt, wie mir scheint."

was

Vergessen Sie nicht den Fußstapfen, und denken Sie an Folgen, die man daraus ziehen kann?"

Was liegt mir daran?"

" Das kann bis zur Anklage der Mitschuld führen." ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Die Marmorbrüche von Carrara .

Aus den Kieferwäldern von Bisa hervorbrausend eilt das Dampfroß an der toskanischen Küste dahin. Jetzt wendet der Reisende, dessen Blick bisher auf die See hinaus gerichtet war, den Blick hinüber nach den ungeheuren Steinmaffen, welche zur anderen Seite des Eisenbahnzuges liegen und der schaffenden Hand des Bild­hauers und Baukünstlers barren. Riesenmassen sind es- massive Berge des edelsten Marmors! Es ist die Bergtette der Apuanischen Alpen, umrahmt von schönen, blendenden Kreidebänken. 20 Jahr­hunderte ist der Steinbrecher hier an der Arbeit, und doch hat er gerade mir eine Spur seiner Thätigkeit hinterlassen.

" Jawohl. Und die vollkommene Unschuld, mit der Sie gehandelt haben, beweist, daß Sie sich nicht darüber beun­ruhigten, ob jenes Taschentuch direkt aus Ihren Händen in die meinigen gehen würde. Ich konnte Ihnen dies nicht anempfehlen und Sie konnten sich nicht denken, daß eine Unterschiebung stattfinden würde. Dieselbe hat stattgefunden, und das Taschentuch, das ich empfing, war nicht das blutige von Courteheuse; das ist ein großes Unglück gewesen, denn Der Reisende, welcher die Marmorbrüche besichtigen will, folgt wir hätten ohne Zweifel den armen Herrn Courteheuse retten einem der Wasserläufe, welche den Fluß Carrione bilden; an seinen können, und wir würden nicht in der schrecklichen Lage sein, Ufern liegt Carrara. in der wir uns befinden. Obgleich meine Untersuchungen ein Der carrarische Marmor übertrifft den parischen, den vom Pen­berneinendes Resultat ergeben hatten, konnte ich doch nicht telicon und den vom Hymettus an Feintörnigkeit, Bildsamkeit und den Gedanken an eine Arsenikvergiftung aufgeben und schickte Marmors, gerade zu der Zeit, als die griechische Skulptur dem Ver­der Größe seiner Monolithen; er trat an die Stelle des griechischen Ifidor, Herrn Courteheuse das Haar zu schneiden; er über- fall entgegenging und die Römer ihre ersten Meisterstücke vollbrachten. über- armors, brachte mir auch eine Locke, die ich untersuchte. Aber ebenso Nach Plinius , der von dem neuentdeckten Marmor von Luni( bei wie eine Unterschiebung beim Taschentuch stattgefunden hatte, Carrara ) spricht, müßte die Ausbeutung der Marmorbrüche in den fand auch wieder eine solche bei dem Haar statt."

" Ich verstehe Sie nicht."

"

Anstatt des Haares des Herrn Courteheuse analysirte ich das Haar des Herrn La Vaupalière, das natürlich kein Arsenit enthielt, und da ich diese Unterschiebungen nicht fannte, mußte ich meine Untersuchungen aufgeben, und Herr Courteheuse ist an Arsenik gestorben."

Aber das ist ja entsetzlich, fürchterlich, was Sie da fagen!" rief sie.

" Fügen Sie hinzu, daß es unglaublich, undenkbar ist, und doch ist es die Wahrheit, wie schrecklich sie auch sei: Herr La Vaupalière hat Herrn Courteheuse vergiftet; ich habe die Beweise der Anklage gegen ihn."

Aber derjenige, den Sie anklagen, ist mein Mann, mein Herr 1" " Bu Ihrem Unglück, gnädige Frau, denn um Ihr Ehe­mann zu werden und um sich eine Stellung zu schaffen, die

späten Tagen der römischen Republik begonnen haben. In Wahrheit wurden diese Marmorbrüche weit früher erschlossen. Als die großen römischen Feldherren die schönen griechischen Statuen als Trophäen heimbrachten, erwachte das Empfinden für diese Kunst und alles wurde von der Vorliebe für Marmorbildnisse beherrscht. Aus den Thälern wurde der Marmor nach dem Hafen von Luni gebracht, von wo er nach Ostia verschifft, den Tiber hinaufgebracht und an der Marmorata" niedergelegt wurde.

Später schwand diese Vorliebe der Italiener für die Skulptur; wir fuchen vergebens nach Erinnerungen an die Marmorbrüche bis zum 11. Jahrhundert. Barbarossa trat Carrara mit seinen Stein brüchen an den Bischof von Luni im Jahre 1183 ab; in den folgenden Jahrhunderten waren viele italienische Fürsten Herren von

Carrara .

Im Jahre 1500 sah Carrara in seinen Mauern eine Reihe hervors ragender Bildhauer: Bandinelli , Ammanati , Giambologna , zugleich Michelangelo . Es scheint, als ob im 17. Jahrhundert die Marmor­Industrie bedeutend zurüdging, im 18. Jahrhundert aber fam sie zu neuer Blüte, und im Jahre 1769 gründete Maria Theresia in