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Er rief fie an. Sie rührte fich nicht, sondern starrte mit ihren Glogaugen zu ihm auf.
Er wollte sie mit seinem Mantel verscheuchen. Sie blieb faul liegen und bewegte ihr Maul, wie wenn sie wiederkäute.
Da hörte er schon das Schnaufen des Zuges; die grellen Laternen leuchteten breiter und immer breiter. Der Zug würde ja über das Tier hinwegkommen, aber der Bauer, dem es entlaufen, würde sich freuen, wenn es gerettet war.
Rasch schob der Bahnwärter das faule Vich zur Seite, erst das Hinterteil und dann das Vorderteil. Der vorbeijagende Schnellzug hätte es beinahe noch gestreift.
Nach langer Mühe brachte der Bahnwärter die Kuh bis zu seinem Hause. Wenige Tage später meldete sich der Bauer, dem das Vich beim Gewitter aus dem Stall gebrochen war. Als er seine Kuh melkte und sie, wie stets seit ihrer Rettung, nur einen halben Liter Milch gab, schrie er den Bahnwärter an:" Dau häst mi mien Kauh berhunzt! Dau Schoap! Dau giwst mi Schadenersatz; sonst verkloag ick ju. Dau Kierl, id war Di, mien Kauh verhunzen!"
Kulturgeschichtliches.
Das
k. Die Universitätsbibliothet als PfandleihInstitut. Ueber eine einzigartige Einrichtung, die an der Universität Jena gegen Ende des 17. Jahrhunderts bestand, berichtet Georg Steinhausen in dem soeben erschienenen Heft des„ Centralblatts für Bibliothekwesen". Unter den Handschriften der Universität befindet sich nämlich ein Pfandbuch, aus dem hervorgeht, daß die Universitätsbibliothek im Jahre 1686 die Rolle eines PfandleihInstituts gespielt hat. Die Studenten führten damals gerade in Jena ein sehr üppiges und leichtsinniges Leben. Daher tritt bei den akademischen Behörden mehrfach das Bestreben hervor, sie vor den Folgen leichtsinnigen Schuldenmachens zu schützen. In dem VisitationsDefret vom September 1679 findet sich z. B. die Bemerkung, daß Crahmer und Buchführer und andere ohne vorwissen desRektors oder sonst eines Professors denen Studiosis nichts borgen oder auf etwaß leihen" sollen. Das mag auch den Anlaß gegeben haben, die Bibliothek als Pfandstätte zu wählen, um die Studenten so wenigstens vor Wucherern zu bewahren. Sie konnten hier ihre Bücher versehen und darauf gegen mäßigen Zins Geld erhalten. Der Urheber dieser ie. Französischer Lumpenhandel. Frankreich führt jährlich gewesen zu sein, der die Oberaufsicht führte und als„ Inspektor" der Organisation scheint Dr. Kaspar Sagittarius, Professor der Geschichte, für 27 Millionen Franken Lumpen ins Ausland aus. Der Lumpen Bibliothek mehrfach erwähnt wird. Er verfügte die Eintragung resp. handel ist auch in anderen Staaten bedeutend, erstreckt sich aber Löschung im Pfandbuche. Dieses führte den Titel„ Akademisches weniger auf die Ausfuhr, sondern dient vorzugsweise dem Bedarf Pfandbuch, worin die von den Herren Studiosis versetzte Bücher der heimischen Industrie. In Frankreich aber ist der Eisenbahn hineingetragen worden, angefangen unter Herrn D. Wolfgangi transport im Lande selbst zu teuer, da die Beförderung eines Waggons von 10 000 Kilogramm von Paris bis nach den großen Georgii Wedelii Rectorat Anno 1686 im Monat September". Es ist Bapierfabriken in Angoulême mehr kostet, als der Transport der zum größten Teil unbeschrieben und nicht lange regelmäßig geführt felben Menge von Paris nach New York . Die französischen Lumpen neben befinden sich zahlreiche Beilagen, hauptsächlich Briefe von worden. Die Eintragungen hören auf am 25. Februar 1687. werden besonders von England, Deutschland und den Vereinigten Sagittarius an den Bibliothekar Cummer, auf die hin die EinStaaten gelauft. England verwendet größtenteils nur die feinsten tragung erfolgte. Auch die Gesuche der betreffenden Versetzer liegen Stoffe, die Stücke von gutem Tuch, neuem Kaliko und andere Abfälle, wie fie die Lumpensammler in Paris an den Thüren horsamst ersucht, Zeigern dieses Betteleins die Bücher, auf welche ich bei, z. B. Ihre Magnificenz, Herr D. Sagittarius werden ge= der großen Magazine finden, die Engländer stellen aus dieser besonderen Lumpensorte die feinsten Luxuspapiere her. Jena , den 8. July 1687." Auch Vermittler werden mit dem Ver4 Thl. empfangen, gegen Erlösung des Zins folgen zu lassen. Deutschland hat mehr Verwendung für die geringen Sorten, feßen beauftragt, wobei häufig Betrügereien vorkamen. die zu einem billigen Papier verarbeitet werden. Dazu müssen schreibt Sagittarius zum Beispiel einmal an den Bibliothekar, die Lumpen selbst forgfältig sortiert werden. So wird Löschpapier daß eine mit dem Bersetzen beauftragte Frau Anna Barbara aus rotem Baumwollenstoff bereitet, das dunkelviolette oder schwarze„ einen Thaler mehr genommen, als der Studiofus bekommen". Papier , das in den Sturzwaarengeschäften zum Einwickeln von Nadeln" Ich will", so schließt er, so denn diese Begebenheit wol in acht dient, aus schwarzem Baumwollenstoff usw. Die Bereinigten nehmen und soll uns dazu dienen, daß man solchen Weibern wol Staaten nehmen alle billigen Sorten von Lumpen ab und bezahlen auf die Finger sebe." Die Eintragungen find insofern wichtig, als fie mit 3-10 Fr. pro Doppelcentner. Diese Waare wird in Frank- fic über die Bücher, die sich damals im Besitze der Studenten bereich gar nicht zurückbehalten, da dort die Papierfabriken sich zur Herstellung minderwertiger Papiere nicht mehr der Lumpen bedienen. In den großen Seestädten sammelt man alte Seile und Segel, die ihre Zeit abgedient haben und außer Gebrauch gesetzt sind; sie sind sehr geschäzt und werden teuer bezahlt, denn sie dienen ausschließ lich zur Herstellung von Eigarettenpapier. Die Papierfabrikation ist aber nicht die einzige Industrie, die dem Lumpenhandel Nahrung giebt. Aus manchen Sorten von Lumpen werden wieder neue Gewebe verfertigt. Solche Lumpen werden, wenn sie neu sind, recht gut bezahlt, Flanellabfälle stehen auf 3 Fr. pro Kilogramm und Ab fälle verschiedener anderer Stoffe, wie sie sich bei den Schneidern aufhäufen, auf 70 Cts. Es ist recht unterhaltend, einmal dem Geschäftsbetrieb bei einem Lumpenhändler zuzusehen, wie die verschiedenen Sorten ausgesucht und je nach ihrer Bestimmung in verschiedene riesige Kasten verteilt werden. Da kann man neben einem Staften mit 10 000 kilogramm Militärhosen einen anderen sehen, der 200 Centner schwarze und weiße Socken enthält. Daß die Lumpen sammler sich nicht nur mit eigentlichen Lumpen abgeben, sondern auch die alten Papiere, Pfropfen, Nägel, Glasscherben usw. aufnehmen, ist bekannt. Theater.
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So
fanden, einigen Aufschluß geben. Die theologischen Studierenden versezten häufig ihre hebräische Bibel, daneben Mathias Flacius , findet sich das Corpus Juris, Criminalia und Processus Juris, Salomonische Spruch- Postill, Philologia sacra u. a. Bei den Juristen Synopsis Institutionum Imperialium u. a. Von sonstigen versetten Büchern werden aufgezählt namentlich Wörterbücher, ein„ Kräuterbuch": Pufendorf , Einleitung; Seckendorf, Teutsche Reden; Machiavelli . Das Ausleihen von Geld beschränkt sich auch nicht bloß auf Bücher. So sind eingetragen:„ ein filberner Löffel, so man zusammenlegen kann, item ein paar filberne Schuhschnallen und ein silberner Ohrlöffel und Zahnstocher", ferner" Sieben Duget Silberner Knöpfe, welche 22 Loth wiegen"; endlich: 3wveen kleine Globi." Eingelöst wurden die Bücher zuweilen erst spät, viele erst 1688. Angelegenheit wird auch erst 1691 erledigt. Bei manchen Einträgen fehlt die Notiz, daß die versetzten Bücher wieder eingelöst wurden. Im ganzen scheint sich die Einrichtung also nicht bewährt zu haben.
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Völkerkunde.
Eine
leber die Indianer des südlichen Peru ( an der -r. Das Schiller Theater experimentierte am Freitag- Bahn von Mollendo landeinwärts) entnimmt der„ Globus " einer abend auf litteratur - historischem Gebiete, indem es ein Lustspiel des Artifelreihe der in Valparaiso erscheinenden Deutschen Nachrichten" Spaniers Lope de Vega aufführte, das in der deutschen Be-( Mitte März dieses Jahres) über die Erlebnisse einer deutschen Goldarbeitung von Eugen Zabel , Die schöne Toledanerin" wäscheregpedition folgende Mitteilungen: Die Kleidung der benannt war. Lope de Vega ist, wie uns auch der Theaterzettel des Männer besteht durchweg aus grauem Filzhut, blauer, Schiller- Theaters gütigst mitteilt, 1562 geboren, hat mit dem kurzer Jade mit Meffingknöpfen, blauer oder grauer Hose 13. Lebensjahre zu dichten angefangen und im weiteren Verlaufe und grauem Hemd, alles aus selbstgewebtem, rohem Wollenseines ausgedehnten Daseins so und so viele große Komödien ge- stoff hergestellt. Die Frauen tragen eine miederartige schrieben. Jeder Gebildete zieht vor dem Andenken dieses Mannes Taille und eine Unmenge von Röcken, ebenfalls alles von grober den Hut, auch wenn er ihn nur aus dem Konversationslegifon Wolle und blau gefärbt, ab und zu auch Schuhe und einen Hut, der tennt, und wer seine Größe nicht zu würdigen versteht, ist einfach bei allen irgend einer Mode des vorigen Jahrhunderts entspricht. ein elender Banause. Doch es bleibt nun einmal die alte Erbsünde Der einzige äußere Unterschied zwischen Frauen und Mädchen besteht des Menschen: der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Lag in der Haartracht. Erstere flechten die Haare in einen Zopf, während es an der drückenden Luft des Juniabends oder an dem Umstand, letztere diese auf 25 bis 30 fleine göpfchen verteilen und dann unter daß die Eifersüchteleien, die das Stück ausfüllen, mit einer uns einander verbinden. Das Ganze hängt wie ein Brett auf den Modernen kindlich erscheinenden Naivetät eingefädelt find, genug, wir Rücken herab und verbreitet, reichlich mit Talg versehen, einen langweilten uns zum Sterben. Die Verse flofsen träge dahin, die förmlichen Glanz. In ihrer Nahrung sind die Leute äußerst Mitwirkenden männlichen Geschlechts girrten in einer faden, süßlichen anspruchslos, fie begnügen sich ausschließlich mit Kartoffeln Sprechweise, und die Damen Wiede, Levermann und Meyer, die sich und dem daraus hergestellten Chuno. Letzterer ist Hauptleidlich vernünftig geberdeten, konnten die Handlung leider auch nahrungsmittel und wird auf folgende Weise bereitet. Abwechselnd nicht interessanter machen, als sie war. Es liegt beim Apoll, darüber durch Wässern und Gefrierenlassen wird den Kartoffeln die Feuchtigs zu richten, ob wir uns durch unser Gähnen gegen seine heiligen feit entzogen. Nach hierauf erfolgter Trocknung werden diese sehr Satzungen vergangen haben; möge er uns ein gnädiger Gott sein, hart, flappern, aufeinander geworfen, wie Walnüsse, halten sich wenn wir schuldig sind. mehrere Jahre und sind teurer wie Kartoffeln. Die Zubereitung Durch die gelungene Aufführung des bekannten Einakters von einer Suppe oder eines Breies geht schnell vor sich. Der Chuno Pohl: Die Schulreiterin wurde das Publikimi zum wird zwischen Steinen zerklopft, zu Pulver gerieben, gewäffert unb Schluß ein wenig ermuntert. I dann in das kochende Wasser geschüttet, in welchem bereits ein Kne ca
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