Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 114.

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Mittwoch, den 14. Juni.

( Nachdruck verboten.)

Der Kampf um Bliesener. Eine Sommergeschichte von Heinrich Borchard. Ja wirklich, er hatte rote Flecken; dem Riesen ging es durch und durch. Der Junge hatte rote Flecke!

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Meinst De, Ernst, det et bloß Windpocken sind?" brachte Mieze stockend heraus. Wenn et man nich... nee, nee, det kann nich sein. wenn et man nich de wirk lichen... Ob't hier draußen een Dokter jiebt?... Ernste, Ernste, wären wa man bloß zu Haus jeblieben!... Loof doch mal zu Herrn Bliesener runter, der wird doch sowat ooch wissen, er is ja doch Barbier... Oder et is Scharlach... Frau Vogler!... Frau Vogler!..."

Wat is los!... Wat denn!... Wo denn? Wat, wat, wat?... Herr Jes, hab' ick mir erschreckt!... So aus'n Schlaf!"

" Frau Vogler, er hat Scharlach un Bocken!" Wer hat det?"

ey do

"

Unser Junge."

od dding

Machen Se doch nich sowat, Frauchen!"

"

Sehn Se bloß!"

Det meenen Se?

"

Ja?

Mickenstiche!

1899

einen ooch det Wasser in'n Mund zusammenloofen kann un nich blos uff't Leder von'n Fußsack!".

" Ja, wird et denn nu rejnen oder nich? Idk möchte nicht mit's Kind..

Verlassen Se sich uff'n ollen Droschkenkutscher! Et is ja möglich, det's in de Nacht noch Iosjeht, aber jeẞt- nee! Un nu... Wer kommt mit runter zu de Kinder? Nitschke wimmelt ja da ooch schon rum!... Olle, steh uff... Mit­spielen!... Herr Vogler, uff!... Mitspielen!... Bade­mack!... Zademack!"( bla

Bloß Mieze Wulkow und Herr Vogler blieben zurück, Mieze des Kindes wegen und der bequeme Herr Vogler offiziell Miezes wegen. Et schickt sich nich,' ne junge Frau so janz alleene zu Tassen!"

S

Viel zum Mitspielen gab es aber unten nicht mehr, die Pfänder wurden schon eingelöst. Fräulein Piele ärgerte sich: Herr Bliesener war schon zum zweitenmale verurteilt, Elsa Vogler zu küssen, einmal hatte er auch, ob er wollte oder nicht, Meta Zademad gefüßt nnd sie hatte noch gar nichts abbekommen- warum spielte sie denn überhaupt? Etwa, damit sie vor Herrn Nitschke knieen und ihm drei Küsse auf den roten Stachelbart drücken durfte? Pfui Deibel!" Det man bei det Auslösen ooch ja nich mogeln kann!" Endlich erbarmte( sich ein guter Gott und zwar gründ lich- Herr Wulfow war nicht für kleine Portionen: 25 Stüd ihr.

Fühlen Se mal hier an meinen Fuß über de Halbschuhe, da hab' ick ooch Scharlach und Pocken... Hat die Bande richtig durch'n Strumpf durchjestochen... Hier bei'n Sumpf sollen lich Hier bei'n Sumpf sollen ooch keene Micken fein?!" thi vodo map

Frau Vogler Jottseidant, Mickenstiche! dank!... d bin noch so dumm in de Sachen alle bei'n

er

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Kind!... Ernste, et sind bloß Mickenstiche!... Micken- Bliefener war sonst gewiß kein Kostverächer stand. Herr

stiche! Hast De jehört!"

Jottfei Mit der gleichgültigsten Miene der Welt erhob sie sich, als Herr Bliesener etwas schüchtern vor ihr stand. Herr sich vor den heimlichen Schwiegereltern herumzufüssen, fand er etwas bedenklich.e Mut fehlt den Jungen!" rief Herr Nitschke. Hast De mir jesehn, Bademack, wie id ranjejangen bin an Elfe Voglern?" TTI) 1000 1100 " Immer rann an'n Speck!" rief auch der heimliche Schwiegervater.

Es freut sich wohl felten jemand über Mückenstiche, und geradezu glücklich war vermutlich noch niemand, Wulkows werden die ersten gewesen sein.sho

Frau Vogler gehörte bloß zu denen, welche sich über die Mückenstiche freuten, und zwar nur, weil sie den Anlaß gaben, von der Weltweisheit ihres Mannes zu sprechen.

Fräulein Piele war beleidigt. Na, wenn Se nich wollen!..."

,, Wer sagt denn det!... Aber mitzählen und nich schwesen!"

Recht gewandt nahm jetzt endlich Bliesener Fräulein Piele in seine Arme, hob ihren Kopf fußrecht und... So," dachte sie jetzt-jekt...

...

Bummmmm! Brrrrrr! Das Gewitter!

Sechs Kinder!... Wat meenen Se, wat man da so mit durchjemacht hat! Allens überhaupt! Aber bei meinen Mann heeßt's: Bange machen jilt nich! Det sieht er mit eenen Blick, wat, wat er zu sagen hat und wat nich, dajejen bin ick mit de Mickenstiche vorhin der reene Waisenknabe! Wo se kleen jewesen sind und se haben det Morgens anjefangen zu quarren mit Halsschmerzen un Bauchschmerzen un Koppschmerzen un ich bor Angst mit'n diden Kopp rumjeloofen bin un womöjlich schon jedacht habe, wo wa det Särjeken bestellen, denn hat er eenfach jesagt: Junge, De jehst ma heite solange nich nach Schule un bleibst in de Falle, bis de Dir austuriert hast! solcher Un zu mir hat er dann jesagt: Paß' mal uff, Lieschen, so jejen zwölfe, wenn de Schule aus is, wie er denn uff eenmal jesund wird un aus det langweilije Bette huppt! Dhut er't m nich, mußt De zu'n Dokter jehn... Na aber unter dreimal sind se sie biermal aus't Bette jehuppt!... Woher der Mann det alles her hat, weeß der liebe Himmel."

,, Nee, Frau Vogler, det wird sich schon wieder berzieh'n!" rief Herr Schulze, welcher soeben erwacht war. Seh'n Se doch, wat oben for'n Wind is."

,, Wie kommen Sie denn dadruff?"

Haben Se denn nich eben über'n Himmel jesprochen?" ,, Uber'n Himmel?.. Det haben Se geträumt. Aber der Himmel sieht wahrhaftig mulmig aus, det jiebt een Transch."

" Man merkt, det Se keen Droschkenkutscher sind. Unser­eener würde sowat bei den Wind nie fagen; wir sind doch dadruff abgericht. For'n Droschkenkutscher is nämlich der Rejen wat for'n Budiker der Sonnabend is, blos det der Budiker schon bei de Schöpfung seinen festen Sonnabend jekriejt hat un er sich weiter jarnich darum zu kümmern braucht, der kommt doch pünktlich, uff unsern Rejen aber jar teen sichrer Verlaß 13. Wir müssen uns eben dafor' ne höllische Nase an jewöhnen, den Rejen müssen wir an'n Morjen, wenn wa rausfahren, schon riechen, det nich etwa der Verdeckwagen zu Haufe in de Remise pennt, un wir mit unser offnet Phaeton uff de Haltestelle sigen bleiben wie' ne olle Jumfer uff'n Tanzboden, wo et doch vor Fahrgäste wimmelt, det

Herr

O Gott, o Gott!" Fräulein Piele warf sich plötzlich mit Wucht auf ihn, daß sie beide hinfielen.

Gott , o Gott! Retten Sie mich!... Ach, lieber Bliesener!... Retten Sie mich! Lieber Herr Bliesener!" Gewitter, Mäuse und Raupen war das furchtbarste, was kannte, danach kam erst der Tod und das Krokodil. Bummm! Brrr! Rrrrrr! Rrr!

ja?..." Hillsh

1995

Schnell! Schnell! Else, hast'en Sonnenschirm?" ,, Nee, id denke, Du hast'en, Mutter. " Fräulein Piele, Fräulein Piele!" " Jajaja, Fräulein Bliesener, ja- ja? ,, Nehmen Se doch den Oberrod über'n Kopp!" ,, Mein neuer Strohhut, der is nu doch hin!" .Et rejnet doch noch janich!" ,, Aber wa kommen doch nich mehr trocken ins Lokal!... Sie mit Ihren dämlichen Ort for'n Mittagsschlaf!" Sie haben sich ooch nich schlecht blamiert, Sie oller Droschtenkutscher!"

"

"

" Donnerwetter auch! Der verdammtijte Sumpf! Wir müssen drann langloofen, et is zwar en fleener Umweg. aber ,, Wo is denn mein Mann?.. Bleiben Se doch en bisten stehn!... Herrjott, Vater is ja nich bei!... Else, hast Du'en nich jesehn?". Watten Se doch!"

De

" Jetzt jiebst'en mir, Mieze, bei die Dunkelheit stolperst womöglich."

Brrrr Bummm!

"

Ach lieber Herr Bliesener!"

" Jett fängt's an, ich hab' schon'n dicken Troppen!