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Max Slevogt ist unter den jüngeren der bedeutendste Maler im Staate Tabasco die Gastfreundschaft einer Familie genoß, in im eigentlichen Sinne dieses Wortes. Eine außerordentlich starke der nicht nur Mann und Frau unaufhörlich rauchten, sondern auch Farbenphantasie lebt in ihm, in seinen Bildern kündet sich eine die fünf Kinder, darunter zwei Mädchen im Alter von drei bis fünf jubelnde Farbenfreude und ein Sinn für Harmonien, der auch die Jahren, mit großen Cigarren im Munde erschienen. Der Vater ver­in der Farbenskala am weitesten von einander entfernten Töne zu sicherte dem erstaunten Neisenden, daß ihnen das nicht schade, und einem Ganzen zu bändigen vermag. Kein toter Fleck ist in ihnen, andere Reisende erzählen, daß in megifanischen Schulen fähige Schüler jeder steht in engster Beziehung zu der farblichen Idee des Ganzen, von ihren Lehrern mit Cigarren belohnt werden. In Paraguay sah hebt ihn durch Steigerung oder Kontrast. Die malerische Erscheinung Forgues 1892 Männer, Frauen und Kinder qualmen; fünf bis sechs ist ihm alles; es fällt fast gar nicht störend auf, daß seine Bilder Jahre alte Kinder hatten 20 cm lange Glimmstengel im Munde. Nach zeichnerisch oft nicht auf derselben Höhe stehen. Und so lebendig ist der Ansicht dieses Forschers wird durch den Tabaksgenuß das ganze Volk feine Farbenphantasie, daß die Bilder in großem Zuge unbekümmert dieses Landes ruiniert, er sah eine reitende Frau, die ihren schreienden und sicher heruntergemalt sind. Säugling zu beruhigen versuchte, indem sie ihm ihre Cigarre zwischen die Lippen steckte. Was aber in Paraguay als Ausnahme dritten und vierten Lebensjahre gesäugt werden, schwelgen ab= wechselnd in Muttermilch und Tabaksranch, sie vertauschen alle Augenblicke die Pfeife mit der Mutterbrust, wie Henry Mousot be= obachtete. Aehnliches berichtete der Schiffsleutnant Reclus aus Darien: die Säuglinge wechselten zwischen Mutterbrust und Cigarre. Die Frauen Dariens und ihre Kinder," sagt Reclus , treiben mit dem Tabak Mißbrauch und haben die seltsame Manier, in der Weise zu rauchen, daß sie das angezündete Ende der Cigarre im Munde halten. Diese Damen behaupten, daß sie nur in solcher Gebrauchs­form am Labat Geschack finden können, aber es gehört eine gewisse Nebung dazu, fich dabei nicht zu verbrennen".-

Slevogts Hauptbild in der Secession ist ein Triptychon vom Verlorenen Sohn". Es sind die alten Motive, in der Mitte der vorkommt, bildet in Laos die Regel. Die jungen Laos , die bis zum Heimkehrende, rechts und links der Prasser und der Niedergebeugte. Aber die Durchführung ist völlig eigenartig. Ein sprühendes Farben­bouquet aus Gold, Rot und Blaugrün ist das Bild links: Der junge Bursch sitt in tollem Jubel mit Dirnen in einem phantastisch ausgestatteten Gemach, aus roten Lampions fällt ein un gewisses Licht über die Scene. In den Farben liegt das ganze Leben dieser Scene; kaum find die Konturen geschlossen, wenn auch die Bewegung charakteristisch gegeben ist. Ein Gegenstück, ganz in einem trüben, bräunlich grünen Ton gehalten, ist das andere Seiten­bild. Zusammengetauert, fast nackt sigt der Verlassene in einem Stall, den tief gesenkten Kopf hält die auf die Knie gestützte Linke, die Rechte hängt schlaff herab. Man fühlt, wie frampfhaftes Schluchzen den Körper erschüttert ein ans Herz greifendes Bild des Elends. Und in dem Mittelbilde schleicht der Verlorene ins Zimmer des Vaters, zum Skelett abgemagert, halb vertiert, mit zitternden Knien, wie ein getretener Hund. Ein nicht zu beschreibender Ausdruck von Unterwürfigkeit, Angst und Flehen um Hilfe liegt in dem Gesicht, in dem halb ge­öffneten Mund, in den starr auf den Vater gerichteten Augen, in der abwehrenden und zugleich beschwörenden Geste der Rechten. Der Alte saß mit dem jüngeren Sohn am Tische, jetzt ist er herum­gefahren und hebt mit dem Ausdruck des Entschens die Hände Das Gemach ist reich ausgestattet und enthält eine Fülle farblich reizvoller Details.

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Es ist merkwürdig, und man bemerkt es besonders deutlich, wenn man das Bild aus einiger Entfernung sieht, wie aus diesen starken Farbenkontrasten der drei Bilder ein einheitlicher Farbenton, etwa ein. Branngrün, herausspringt, der wie die Ober­töne bei einem vollen Klange mitschwebt und ihnen den Gefühls charakter giebt. Das ist jene höchst entwickelte Form der Farben­harmonie, die das Bild nicht von vornherein in einem bestimmten Ton anlegt, und sich in der Stala nicht weit von ihm entfernt, sondern aus der Fülle scheinbar von einander unabhängiger Farben elemente die Einheit erzwingt.

-hl.

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Kulturgeschichtliches .

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g. Märkische Braukunst. Die Märker waren von jeher als ebenso gute Brauer wie Trinker bekannt. Wußten die alten Wenden schon aus dem Honig der wilden Bienen einen Met zu bereiten, der auch den deutschen Eroberern trefflich mundete, so er­freuten die märkischen Bräus des Mittelalters sich sogar hohen Ruhms. Weit geschäßt waren die Biere der Altmark , allen voran das von Gardelegen , die Garley", der Salzwedeler Soltman", das Kyrizer " Fried und Einigkeit und Mord und Totschlag", die Nauener " Bisenille", der Boizenburger Beiß den Kerl" und der Tanger­ münder Kuhschwanz". Von den Namen sagt ein alter Schriftsteller, daß sie beim Fliegengott vollkommen lächerlich sind, den Schlemmern und Demmern aber doch so angenehm klingen, daß sie bei Nemung derselben die Sirenen zu hören vermeinen und anfangen zu dürften". Von der Garley rühmt Matthias Merian ( 1651), daß sie herrlich und gesund sei, auch von verständigen Medicis dem eine vorgezogen werde". Ein lateinischer Dichter aber schwärmt Gardelegen an: Sage, wer möchte nicht in dir leben, o Stadt, die du überströmst von so lieblichem Getränk? Alles was man zum Leben gebraucht, fließt reichlich dir zu, ob deines Vieres nektarischer Kraft." Als die Krone aller Biere galt indessen das Bernauer, dem ein Poet 26 Verse widmete und von dem er singt: Dich muß billig jeder loben, du edler Nektarsaft, · Denn durch deine Wunder proben Wird verdoppelt Geist und Kraft. Mancher wär vor zwanzig Jahren Schon nach Nobis- Krug gefahren, Hätt er brav geledet, Und den Tod so ab= u. Bacillen und Alkohol. Die Alkoholgegner haben ein dich nicht nenes Argument für ihre Enthaltsamkeitslehre bekommen. Wie geschrecket." Nobis- Krug" ist das Gasthaus der Unterwelt. wurde nach den Urkunden in Berlin bereits nämlich schon bisher bei einer ganzen Reihe von Krankheiten die Weißbier Alkoholisten weniger Aussicht auf Genesung besitzen, so hat sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts gebraut. As die Refugiés eins neuerdings auch herausgestellt, daß sie weniger widerstandsfähig wanderten, erfuhr die kühle Blonde eine unerwartete Veredelung. gegen Bacillen find, als Nichtkonsumenten des Alkohols. Es wurden Die Franzosen schufen aus ihr die Champagner- Weiße". Zu Ende natürlich nicht an Menschen, sondern an Kaninchen eingehende des 17. Jahrhunderts war die Weiße in Berlin schon National­Versuche gemacht, ob Alloholgenuß die Widerstandsfähigkeit des getränk und die Weißbierbrauer mußten 4 Rthl. über die gewöhnlichen Körpers gegen Kommabacillen beeinflußt, und eventuell nach welcher Bierzinse entrichten. Ein lateinisches Distichon des 16. Jahrhunderts Richtung hin. Das Resultat ist, daß die Tiere nach vorheriger, nicht aber lautet in der Uebersetzung: etiva übermäßig großer, sondern sich sonst in den Grenzen des leicht Erträglichen haltender Alkoholzufuhr durch viel geringere Mengen von Kommabacillen zu Grunde gehen, als Tiere im nüchternen Zu­stand. Es wurde auch schon die Ursache der Erscheinung aufgehellt; sie ist dadurch gegeben, daß infolge großer Vermehrung des im Blute befindlichen Fettes das Blut viel von seiner ursprünglich vor­handenen bakterientötenden Kraft verliert. Dies tritt übrigens nicht mur infolge chronischen Alkoholgenusses ein, sondern auch nach Morphium und Aethergenuß.-

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Kleines Feuilleton.

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Wenu auf hohem Olymp die seeligen Götter mal feipten, Glaubt mir, Jupiter selbst setzt ihnen Weißbier vor." Jm 18. Jahrhundert war das Potsdamer Bräu berühmt, be­Beckmann nennt sonders das Königsbier" und das Broihan". als bestes Potsdamer Bier das Bornstädter", von dem das Städtchen nach seiner Angabe pro anno 3500 Tonnen vertrank.

Völkerkunde.

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Dicht am

c. Musik und Tanz bei den Eingeborenen auf Woher stammt der Ausdruck Vinfenwahrheit"? Bonape. In dem soeben erschienenen Heft des Journal of the Anthropological Institute of Great Britain " veröffentlicht F. W. Christian Darüber giebt Kußmaul in seinen Jugenderinnerungen eines alten eine eingehende Arbeit über die Bevölkerung der Karolinen - Inseln, aus Arztes" folgenden humorvollen Aufschluß: Das Pfeifenrauchen er­zeugte in Heidelberg auch einen besonderen Handelszweig, den dem folgendes über Musik und Tanz auf Ponape von besonderem Interesse ist: Wie alle Eingeborenen der Karolinen lieben auch die Bewohner Binsenhandel. Die Pfeifen wurden durch sogenannte Binsen ge- von Bonape besonders die Musik, und eine Ladung Guitarren und reinigt; das waren die langen, steifen Halme einer hohen Grasart, Bichharmonikas würde bei ihnen reißenden Absatz finden. Als Signal die auf den Berghalden um Heidelberg in Menge wuchs. Den Handel damit betrieb ein Mensch von fretinenhaftem Aussehen, aber zum Krieg oder zur Versammlung brauchen sie die Muscheltrompete spekulierendem Sinn. Er sammelte und trocknete die Halme, band( Cham "), wie die alten Merikaner das Attabal. fie zu Büscheln und verlaufte sie den Pfeifeurauchern. Er reiste zugespigten Ende der Muschel ist ein kreisrundes Loch ein­Einige sind sehr groß und werden oft unter den sogar mit seiner Ware und war auf vielen Universitäten als Heidel- Grundsteinen von alten Häusern aufgefunden. Eine viel ge= berger Binsenbub" bekannt. Da er sich beschränkter stellte, als er brauchte Flöte wird von den Eingeborenen aus Schilfrohr war, galt er bei den Studenten als das Urbild geistiger Beschränkt- oder Bambus gemacht. Sie mißt nicht ganz einen Fuß und heit, und man nannte Binsenwahrheiten" solche, die sogar der Binsenbub" verstand." Der Ausdruck," sagt Kußmaul, ist aus der ist an einem Ende durch einen Stöpsel von Blättern verschlossen, und am Mundstück sind sechs Löcher eingebohrt. Es ist aber keine Studentensprache in die Schriftsprache übergegangen, seine Herkunft Nasenflöte, wie sie auf Formosa oder Samoa gebräuchlich ist. Weiter dürfte vergessen sein".- benutzen die Eingeborenen auf Ponape Trommeln, die aus Holz Frühzeitige Raucher. Der Prometheus" berichtet nach gefertigt werden. Ein Exemplar, das sich jetzt im Britischen Museum einer französischen Zeitschrift, daß der Reisende Désiré Charney 1880 befindet, ist ungefähr 5 Fuß hoch und hat genau eine Gestalt wie auf einer wissenschaftlichen Reise durch Megilo und Central- Amerita lein ungeheuer großer aufrechtstehender Würfelbecher. Ueber die

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