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Menschen, mit den Kritikern, die nach Hause eilten, um, selbst Reisende Marco Polo gezogen war, als er von Samarkand   her noch im Verdauen, dem Publikum das Gericht zu sezieren, das man ihm vorgesetzt hatte.

Unter den Nachzüglern waren auch Wilhelm Ebel und feine Frau. Elisabeth hatte gezögert, ganz langsam Schritt für Schritt gesetzt; sie ließ sich ziehen. Alle andern hatten schon den Theaterraum verlassen, da warf sie noch einen legten langen Blick nach der Bühne hin.

über Jarlent nach Chotan zog. Von hier wollte Hedin noch einmal einen kleinen Abstecher in die Wüste Takla- Makan   machen, die ihm vor fast einem Jahre so verhängnisvoll geworden war. Auf dem Marsche selbst änderte sich der Plan allmählich und gestaltete fich zu einer vollständigen Durchquerung der Wüste von Süden nach Norden bis zum Tarim, der dann bis zu seinem Ende im See Lop­nor verfolgt wurde.

Zunächst war der Plan allerdings viel bescheidener; Hedin wollte Komm!" Ihr Mann legte den Arm um ihre Schultern die von dem berühmiten russischen Reisenden Oberst Brschewalskij, und hüllte sie in den Mantel; steif und stumm ließ sie's der zehn Jahre vorher die Gegenden besucht hatte, nördlich von geschehen. Als er ihr auch das Spizentuch um den Kopf Chotan am Chotan- darja( Chotanfluß) angegebene Bergkette Mafar­binden wollte, machte sie sich ungeduldig frei; sie trat vor tag aufsuchen, die sich nach Prschewalskijs Karte bis an den Nord­den Spiegel. Ein erhitztes Geficht mit gespannten Zügen rand der Wüste erstrecken sollte, nach Hedins Erfahrungen auf seiner vorjährigen unglücklichen Wüstenreise jedoch nur geringen Umfang und weitgeöffneten Augen sah sie an. Man stieß sie, um sie hatte, da er ja die Wüste nach Osten durchziehend schließlich bis zum drängte sich die Menge; Leonore Mannhardt ging vorbei Chotan- darja gekommen war, die kleine Bergtette aber stets weit und grüßte steif; auch Frau v. Lindenhayn kam an Eisen- im Südosten und Süden erblickt hatte. Von dieser Bergkette wollte lohrs Arm vorüber; die immer noch schöne Frau nickte freund- Sedin oftwärts bis zum Flußbett des Kerija- darja ziehen, auf lich. Elisabeth neigte mechanisch den Kopf; sie hätte den Gruß welchem Wege die Ruinen einer verfallenen, im Sande begrabenen gar nicht bemerkt, wenn ihr Mann sie nicht angestoßen hätte. Stadt liegen sollten, wie ihm in der Umgegend von Chotan mit Be­stimmtheit versichert wurde. Im Flußbett wollte er dann wieder Sie sah niemanden. südwärts aus der Wüste heraus bis zur Stadt Kerija ziehen, von wo er nach Chotan zurückzukehren gedachte.

Ohne ein Wort ging sie an seinem Arm durch die klare Herbstnacht. Eine wunderbar reine Luft fächelte die breite Straße entlang.

"

Wie schön!" sagte Ebel. Das thut wohl nach dem da drinnen. Was für ein ungesundes Zeug!"

Ein paar Theaterbesucher, gleich ihnen verspätet, über holten fie. Genial!" sagte einer er schien ein Mann vom Fach höchst beachtenswert! Ich werde nicht ver­fehlen, die allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses Stüd zu

lentent!"

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" Da hörst Du's! Da, da, hörst Du's?" Elisabeth lachte Taut auf. Du stehst vereinzelt mit Deiner Ansicht!" Ihr Lachen klang nervös und gereizt.

Diesem bescheidenen Plane gemäß wurde das große Gepäck, sowie das meiste chinesische Silbergeld in Chotan zurückgelassen und nur auf 50 Tage Proviant mitgenommen. Somit bestand die Karawane, die am 14. Januar 1896 Chotan verließ, außer Hedin noch aus vier Mann und drei nicht übermäßig beladenen fräftigen Kamelen. In dem Dörfchen Tarek- tel, einige Tagereisen nördlich von Chotan, wurde beschlossen, die noch weiter nördlich liegende kleine Bergkette beiseite zu lassen und direkt östlich in die Wüste zu gehen, um die begrabene Stadt aufzusuchen. Aus dem Dorfe wurden zivei Männer als Wegweiser mitgenommen, welche die Stelle schon öfters besucht hatten, um dort nach Gold und anderen Kostbarkeiten zu fuchen. Am 24. Jaimar, nach einemt fünftägigen Marsche, war die Ruinen­stätte erreicht. Von den vielen Ruinenstätten, die Hedin in ant die Möglich," sagte er ruhig, darum ändere ich meine An- Ost- Turkestan besucht, erinnert feine merkwürdige Stadt, deren leberreste er hier fah. Während sonst sicht doch nicht." und Türmen bestehen, die aus die Ruinen aus Mauern ant der Some getrocknetem oder auch aus gebranntem Lehm erbaut sind, waren hier alle Häuser aus Bappelholz gebant gewefer, und Stein oder Lehm als Baumaterial gar nicht vorhanden. Die übrig gebliebenen, vom Wind und Sand angefressenen, 2-3 Meter hohen Pfosten von Hunderten von Häusern ließen einen Schluß auf Lage und Plan von Straßen und Plätzen nicht zu, weil das ganze Gebiet, das 3-4 Stilometer Durchmesser hat, unter hohen Dünent begraben liegt, und nur von solchen Häusern, die auf Erhebungen des Untergrundes oder in Dünenthälern gelegen find, ragen Ruinen aus dem Sande hervor.

" Du verstehst nichts!" Sie sprach mit schneidender Fronie.

Er drückte ihren Arm. Mein Liebchen," fagte er, sich zu ihr beugend und ihren Blick suchend, sei nicht verstimmt, fieh, wie hell die Sterne scheinen! Atme- die Luft ist ein Labsal! Und dann kommen wir nach Haus, und Du machst uns den Thee, und dann gehen wir noch einmal zu unserm Kind" feine Stimme erhielt einen innigen Klang unserm lieben Kind!"

" Ja," sagte fie tonlos.-

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Drei Jahre waren Wilhelm Ebel und Elisabeth verheiratet. wieber nachrutschenden Sande verursachen, gelang es Hedin, einige Trotz der Schwierigkeit, die Ausgrabungen in dem beständig Sie waren also noch ein junges Ehepaar, und doch Elisa- Funde zu machen, die ihm einen Begriff von dem allgemeinen beth fühlte sich alt. Lange, lange Jahre zurück lag ihr der Abend Charakter der Stadt geben konnten. Die Heiligenbilder, die er fand, ihrer Verlobung da hatten Lichter am dunklen Baum deuten auf eine bedeutend größere Kunstfertigkeit, als jetzt bei dent gestrahlt, hoffnungsfroh und siegesfreudig war sie aufs Meer Wolfe in Ost- Turkestan zu finden ist; Seidenzucht, Gartenbau und der Zukunft hinausgesegelt. Da war ihr Schiff mit Rosen Judustrie hatten einst dort geblüht, wo jezt der Wüstensand befränzt gewesen, lustig flatterten die Wimpel im Morgen herrschte. Die Bewohner waren Buddhisten arischen Stammes wind Freunde begleiteten ihre Fahrt mit Halloh, ja, und wahrscheinlich aus Hindustan gekommen. Vor wie langer Zeit diese bisher ganz unbekannte alte Stadt ein blühendes Freunde! Doch Als Elisabeth Frau Mannhardt ihre Verlobung mitgeteilt träftiges Leben gelaunt hat, läßt sich kaum vermuten. tann man einige Anhaltspunkte dafür aus den Veränderungen hatte, starrte diese sie an, als spräche sie in einer fremden gewinnen, die auch jetzt noch der Boden der unwirtlichen Wüste er­Sprache; das verstand Leonore nicht, das war Kauderwelsch leidet. Wie Hedin schon früher und auch am Bette des Chotan­für sie, in einem ganz thörichten Hirn ausgebrütet. Einen darja beobachtet hatte, ist die Erosionsarbeit des Wassers amt Osts solchen Menschen heiraten! Mit der Freundschaft war es rande stets viel bedeutender als am Westrande; die Flüsse jener borbei ein eiskalter Hauch wehte plötzlich von ihr zu Gegend rücken also langsam nach Osten vor, wie er auch später noch Elisabeth; diese fühlte das falte Wehen   und zog sich zurück wie an vielen Flüssen, die von Küen- Lün kommend in die Wüste ein­eine Schnecke in ihr Haus. Sie machte mit ihrem Bräutigam schneiden, bestätigt fand. Der Wald am Flußufer stirbt dabei lang­wohl noch einen Besuch bei Mannhardts, enpfing auch eine fam ab, und neuer Wald entsteht an dem ostwärts verlegten Ulfer. Auch diese Stadt lag unverkennbar an einem alten Flußufer, das nur Einladung aber sie sagte lachend ab. Sie hatte nun, was das alte Bett des Kerija- darja sein kann, der jetzt 5 Meilen weiter östlich sie wollte, denn sie wachte mit Eifersucht darüber, daß man dahin strömt. Auch aus der Zahl der starken Nordost- und Ost- Stürme, ihrem Bräutigam die schickliche Rücksicht erwies. Je größeres welche den Sand und die Dünen weiter nach Südwesten und Westen Erstaunen die Leute über ihre Verlobung zeigten und das vordringen laffen, fann ein Schluß auf die Schnelligkeit gezogen Erstaunen war allgemein, man zeigte es ihr mehr oder minder werden, mit der die Wüste die menschlichen Wohnstätten erobert. unverhohlen desto troziger hob sie den Kopf. Was wollten Danach find etwa 2000 Jahre notwendig gewesen, damit der Sand fie alle? Gott   sei Dank, daß sie niemanden brauchte. von der Gegend jener alten Stadt bis zu seiner heutigen Grenze Steinen, nur ihn! Ein eigensinniger Zug ſetzte sich um ihren erkannt haben, daß sie ihre Wohnstätten gegen die Macht des Wüsten­vordringen konnte. Vor 2000 Jahren aber mögen die Bewohner Mund fest, und sie war in der Verlobungszeit oft gereizt. fandes nicht behaupten können, sondern ihr Heimatland der Herrschaft der Wüste überlassen müssen.

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( Fortsetzung folgt.)

Durdy Aliens Wüsten.

II.

Von dieser verlassenen und zu Grunde gerichteten Stätte alter Kultur wandte sich Hedin ostwärts zum Bett des Kerija- darja. Bum Umkehren nach Süden glaubte er immer noch Zeit zu haben, und zog nun zunächst am Flusse nach Norden, um diesen, der von Europäern noch nie besucht und auf den Karten daher nur punktiert

Am 14. Dezember 1895 verließ Hedin mit einer aufs neue vorangegeben war, so weit wie möglich zu verfolgen. Zu seiner großen trefflich ausgerüsteten Karawane wiederum Kaschgar   und wandte sich Ueberraschung entdeckte er, daß an den Ufern des Flusses ein halv­südlich und dann südwestlich nady Jarlent, von wo er dieselbe Straße wildes, friedliches Hirtenvolk wohnt; jedoch sind diese nicht selbständige berfolgte, die schon vor 625 Jahren der berühmte venezianische Herren, sondern die Schafherden, die sie hälen, haben ihre Be