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gefährlichen Fragen beantwortet er, uns nicht, er zeigt uns keine Wege und verschmäht jegliche Führerschaft. Und die fromm gewordene Bourgeoisie, die wie es der Kultusminister Bosse jüngst that den Faust nicht zu ehren wagt, ohne ängstlich hinzuzufügen, daß das Wort der Bewunderung mur weltlich" gesprochen sei, diese in Philisterei und Enge erstickte Bourgeoisie bekennt sich fich längst nicht mehr- wenn sie es überhaupt jemals gethan zu Goethes freiem Menschentum, der dem Gedanken feine Schranke, dem Recht der Leidenschaft keine Sagung auf zuerlegen duldete, der dem Gottesdienst des Diesseits, der Religion des Lebens und Schaffens huldigte, der, in stolzem Heidentum, beklagte, daß die abendländische Menschheit an der Bibel statt am Homer das Lesen gelernt habe.
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ihn
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" Ja, gnädige Fran."
Und er muß auf jeden Landstreicher Tosstürzen, der kommt, und wegtreiben."
" Ja, gnädige Fran."
„ Aber er muß feinen armen, aber ehrlichen Mann anfallen, der nach Arbeit umsieht."
„ Nein, gnädige Frau."
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Wenn ein Dieb in der Nacht stehlen will, so müßte der Hunt in einem Augenblick in Stücke reißen." " Ja, gnädige Fraus"
„ Aber er muß keinen Nachbar angreifen, der abends einen fleinen Besuch macht." y
,, Nein, gnädige Frant."
Die Zeit ist nicht reif für einen Goethe- Feiertag, trop aller journalistischen Goethe- Nummern, akademischen Goethe- Vorträge und theatralischen Goethe- Aufführungen. Die Kunst ist heute ein Lurusartikel, kein Volksbedürfnis. Sie hat ein Publikum, feine Gemeinde. Sie puzzt und schmückt ein paar ästhetische Sie wollen einen gedankenlesenden Hund." Genüßlinge, aber fie febt nicht und treibt nicht als feinste und höchste Kraft des Kulturbewußtseins im Allerheiligsten und Allerwesentlichsten der Menschenseele, sie ist nicht unsere Er zieherin, fie läutert und bildet uns nicht, sie gestaltet nicht die Völker und die Menschheit in reichere, reinere Formen.
„ Und natürlich darf er keine Leute belästigen, die zu allen Stunden der Nacht eilig kommen, um meinen Mann zu holen. Er ist nämlich Arzt." Nein, gnädige Frau. Ich weiß jetzt, was Sie wünschen. " Ja, so etwas Aehnliches. Können Sie mir einen schicken?!" " Thut mir sehr leid, gnädige Frau, die Sorte ist mir gerade ausgegangen."
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Archäologisches.
- Dreißigtausendmal könnte man das große Heidelberger An schaffendem Künstlergeist mangelt es auch heute nicht. daß mit dem in Deutschland im letzten Jahre gebrauten Biere Aber die Empfangenden fehlen. Die gefättigten Befizer kennen anfüllen; betrug doch die Menge desselben 6 130 000 000 Liter. Kein zumeist nur die plumpe Begehrlichkeit des niederen Trieb Staat der Welt erreicht diese giffer, nicht einmal England. Obenan lebens; fie fürchten sich vor mehr als vor Mühsal und Opfer. steht in Deutschland Bayern mit über 16 Millionen Hektoliter; auf den Die Kunst heischt Opferwillige. Der Künstler ist Märtyrer, und wer Stopf der Bevölkerung macht das über 235 Liter jährlich. In München sich ihm empfangend hingiebt, teilt jenes Martyrium, in dessen selbst steigt diese Zahl gar auf 566 Liter, jeden Einwohner vom ringender Qual wohl das höchste Menschenglück beschlossen ist. Die Säugling bis zum Greise mitgerechnet. Aber außer diesem Bier Kunsthungrigen aber weist der Kassierer ab. Mit leeren Händen werden in Deutschland jährlich auch noch über 30 Millionen Liter laffen die Makler der Kunst niemanden zu, und die Kunsthungrigen ein verbraucht und rund 230 Millionen Liter Branntwein. baben leere Hände. Da sind viel Arme, die aus weißem Etwa 1500 Millionen Mark werden alljährlich von der Bevölkerung Marmor Schönheit zu hämmern begehren, und da sind Deutschlands für Wein, Bier und Branntwein ausgegeben. yod zahllose Arme, die sich nach den Gaben ausstrecken. Aber zwischen die Gebenden und die Nehmenden drängt sich der Göße Geld, und der Künstler bleibt inthätig, weil seine Schöpfungen nicht begehrt werden können. So müssen wir kunstlos leben, in dem öden, dunstigen, fahlen Mietsgemäuer der städtischen Riesengrüfte, die man Wohnstätten nennt, während doch überall sich die Kräfte in unerschöpflicher Fülle anbieten, die uns Heimstätten der Kunst in einen Wald luftiger Gärten zu zaubern vermöchten für alle Menschen. So tlingen Beethovens Quartette mir wenigen Ohren, und vor den Bühnen fiyen jene Immerdiefelben, die für ihr Geld sich auch Künstler halten können. Wie die Felder ihren Segen nicht den verlangenden Menschen darbieten, sondern den preisbildenden Verkäufern und Händlern, die über allzu reichliche Ernten jammeru, weil sie den Preis erniedrigen, so wächst die Kunst nicht für das Volk, das ihrer begehrt.
Neue Ausgrabungen in Judäa hat der englische Verein für die Erforschung von Palästina vornehmen lassen. Durch einen türkischen Firman wurde ein 10 Quadrat- Kilometer großes Terrain für Ausgrabungen freigegeben, das, an der Grenze des Philisterlandes auf dem Wege von Askalon nach Jerusalem gelegen, bei Tell- Zudeihdeh, Tell- es- Safie und Tell- Zatarie vielversprechende Orte umfaßte. Die Herren Dr. Bliß und Macalister haben am 26. Oftober 1898 bei lettgenanntem Orte die Ausgrabungen begonnen. Sie fanden dort einen isolierten Hügel, der sich plötzlich 100 Meter über dem Thale von Elah erhebt, welches sich bei Tell- cs- Safie in der Ebene verliert. Auf dem sehr breiten Gipfel dieses Hügels entdeckte Dr. Bliß bald die Wälle einer alten Befestigung, an welche in späterer Zeit sechs Türme hinzugefügt waren. Es gehört zu den großartigsten und tröstlichsten Erscheinungen der Innerhalb des Walles wurden Ausgrabungen, die bis auf den geproletarischen Bewegung, daß sie mit heiliger Liebe, mitten in dem wachsenen Fels hinabgingen, vorgenommen. Dr. Bliß fand Neste stürmischen Ringen um die wirtschaftliche Erlösung, bedacht ist, die von Häusern aus wenigstens vier verschiedenen Perioden mit den Schätze der Kunst zu bewahren und dem Volke zugänglich zu machen. zugehörigen Geräten usw. Die datierbaren Gegenstände stammen Das Proletariat ist berufen, nicht nur das Erbe der klassischen von der vorisraelitischen bis in die spätjüdische Zeit. Besonderes Philosophie, sondern auch das Erbe der Klassischen Kunft zu über- Interesse beanspruchen 12 Topfhenkel von Königstrügen, die mit nehmen. Erst mit der Befreiung vom Kapitalisums wird fich ein Stempeln versehen sind, die eine Figur ähnlich einem Schmetterlinge Kunstleben entfalten, in dem Künstler und Kunstgemeinde die ganze zeigen, von denen vier die Inschrift tragen„ Eigentum des Königs Kraft bethätigen werden, die dem Menschen gegeben ist. Wir von Socho", zwei Eigentum des Königs von für das Bolt, des von 30". haben, eine fromme Pflege der großen Ueberlieferungen und eine freudige Würdigung des Wachsenden, Jungen, Gegenwärtigen. Darum find die bescheidenen Bemühungen, die auch die Arbeiter nicht versäumt haben, um den Goethetag festlich zu begehen, so unscheinbar sie sind, doch die Veranstaltungen, die allein hoffen lassen, daß wir einst zu einer wahren Volks fcier des Dichters gelangen werden.
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Zib".
Socho liegt drei Meilen von Tell- Zafarie und heißt heute Schuwvêke. Auch ein Skarabäus mit dem Namen Tothmes III., der diese Gegend eroberte, wurde gefunden. Auch in Tell- es- Safie, dem alten Gath, wurden Ausgrabungen in einer Tiefe von 6,5 bis 9 Wieter vorgenommen, und aus den überall darin gefundenen Topficherben will Dr. Bliß auch vier Perioden erkennen. Von der Oberfläche bis 2 Meter tief fand man viele glasierte arabische GeEs ist ein schöner Traum, daß die Völker in jener Zeit, da fäße, die zuweilen rohe Muster zeigten. Die anderen Typen umSedantage und Kriegervereinsfeste mir noch wie ein Spuf einer fassen die jüdischen Formen, die auch in Tell- Bakarie gefunden waren, düsteren Vergangenheit erscheinen werden, neben dem Maitag der eine Anzahl früh- griechischer Gefäße aus der Zeit von 700 bis 550 Arbeit auch einen Kunstfeiertag in das Getriebe des Werktag- v. Chr., einige schwarze und rote griechische Gefäße aus der Zeit Daseins einfegen werden einen Tag, ganz den Künsten geweiht. von 550 bis 350 v. Chr. und wenige präisraelitische Formen. und gefeiert von der einigen Menschheit, einen Siegestag der Farben In derselben Schicht wurden auch die Fundamente einer und Töne, der Worte und Formen, der Gedanken und Gefühle, einen Reihe roh mit Mörtel errichteter Kammern gefunden, die wahrscheinErntetag menschlicher Schöpferkraft.
Man mag wohl den 28. August für diesen Tag ansersehen und die Jugend mag dann, wie einst in Fankfurt a. M., mit Blumen das Geburtshaus Goethes schmücken.
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Kleines Feuilleton.
Joc.
Ein feltsames Tier.( Nachdruck verboten.) Kundin: " Ich wohne in der Vorstadt und möchte einen guten Haushund haben."
Händler: Ja, gnädige Frau."
,, Aber natürlich möchte ich feinen haben, der uns die ganze Macht wach hält mit Bellen um nichts und wieder nichts."
Nein, gnädige Frau."
Er muß groß start und wild sein, wiffen Sie?"
" Ja, gnädige Frau."
„ Aber gegen uns so sanft wie ein Lamm."
lich aus der Zeit der Blanca guarda, jener Burg herrühren, die König Fulco von Aujou im Jahre 1138 hier erbaute. Von 2. bis 3 Meter Tiefe finden sich dieselben Sachen ohne die arabischen Gefäße, nur mit weniger spät griechischen. Auch zwei Topfhenkel, davon einer wieder mit dem Stempel der Königin von Socho, wurden hier gefunden. Von 3 bis 6 Meter Tiefe finden sich die präisraelitischen Typen, wie in Tell- Zafarie und phönitische Formen. Von 6 Meter ab bis zum gewachsenen Felsen finden sich auch präs israelitische Typen, ähnlich jenen, die in der ersten Stadt von Tell- elHesy vorkommen und ungefähr der Zeit von 1600 bis 1700 v. Chr. angehören.(„ Globus.")
Geographisches.
ie. Der Heilige Berg von Abessynien. Ein Arzt Dr. Reginald Köttlig, der jüngst eine längere Reise in Abessynich gemacht hat, entwirft nach dem„ English Mechanic" eine bemerkens werte Schilderung von dem sogenannten Heiligen Berge der Abessynier, dem Zuquala, der 40 englische Meilen von der Hauptstadt entfernt liegt, 10 000 Fuß hoch sein soll und die Form cines