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fehlt, weil z. B. neuere Romane verweigert, ältere berabfolgt die in der Cigarre oder in der Tabakspfeife vorhandene Hiße das werden. Wo ist da die Grenze, und wie ist sie zu rechtfertigen? Wo Nikotin schon in Stellen des Tabaks vernichtet, die von der eigent­ist und wonach bestimmt sich sonst die Grenze zwischen wissenschaftlichen Brandstelle noch etwa einen Centimeter entfernt find, so daß lichen und nicht wissenschaftlichen Benutzungszwecken? Und ist es keine Rede davon sein kann, daß mit dem Rauch noch Nikotin nicht eine mindestens tattlose Zumutung an Personen, die vielleicht aufgefogen wird. Höchstens könnte eine ganz geringe Menge schon seit Jahren mitten in der wissenschaftlichen Arbeit stehen, sie Nikotin an der Stelle der Cigarre, wo diese zwischen den Lippen ge­sollen nachweisen, daß sie einen Roman von Fontane , ein Drama halten wird, zur Lösung gebracht und verschluckt werden; aber diese von Hauptmann, einen Klavierauszug von Wagner nicht zur Unter- Menge ist um so geringer, als ja stets diefelbe Stelle der Cigarre haltung( gleich Kunstgenuß?), sondern wissenschaftlich benutzen? an die Lippen gebracht wird und eine Stelle der Cigarre ja nur Der einzige Ausweg wäre, folche Einschränkungen gänzlich fahren zu eine recht kleine Menge Nikotin enthält. Das schädliche Princip des lafsen was freilich wieder zu anderweitigen Erörterungen über Tabakrauchens ist vielmehr in etwas ganz anderem zu suchen. Da näm Bibliothekswesen führen würde. Auch die Rückgabe der Bücher ist an lich die durch die Cigarre gefogene atmosphärische Luft mit glühenden Formen gebunden, die Ungerechtigkeiten im Gefolge haben. Kohleteilchen vielfach in Verbindung kommt, bildet sich leicht Kohle oryd, bekanntlich ebenfalls ein außerordentlich gefährliches Gift, oder seine ebenso giftige Verbindung mit dem in der Luft ja stets vor­kommenden Waffer, das Wassergas. Da in der so gemüt­lichen langen Pfeife die Luft am längsten Gelegenheit hat, mit den glühenden Kohleteilchen zusammen zu kommen, bildet sich hier auch am leichtesten und häufigsten das giftige Gas, und es ist ja bekannt, daß viele Raucher ohne Schaden zu nehmen Cigarren rauchen können, während die Pfeife ihnen sofort Kopf- und Magenbeschwerden verursacht. Wenn man also sagen will, daß beim Tabat ein Wettbewerb zwischen Nikotin und Kohlen­pryd besteht, um den Raucher Schaden zu bringen, so muß man den überwiegenden Teil der Schädlichkeit dem Kohlenoxyd beimessen.- Musik.

Jener Grundsatz der angeblichen Wissenschaftlichkeit" durchzieht nun auch die übrige Bibliotheksverwaltung und zwar wiederum mit dem Fehler, daß dadurch eine unmögliche Abgrenzung bedingt wird, und daß sich dabei trasse Widersprüche ergeben. Insbesondere kommt es darauf hinaus, daß gewisse Werke erst dann wissenschaftlich" werden, wann sie veralten. Während Meyers Konversationslegifon jetzt zur 5. Auflage vorgeschritten ist, genießen die Benutzer der Handbibliothek die Gnade, fich mit der 3. Auflage behelfen zu dürfen. Im Jonrnal­faal werden geitungen lediglich erst als eingebundene Bände her­gegeben, also durchschnittlich in einer Veraltung von mehreren Monaten. Man vergißt ganz, daß wissenschaftliches Arbeiten vom nichtwissenschaftlichen Arbeiten zwar wesentlich, jedoch nur mit fließenden Grenzen, zu unterscheiden ist, und daß man in ihm von vornherein nie wissen kann, welche ganz aktuellen Erscheinungen des praktischen Lebens selbst eine neue Auflage des Baedeker und ähn­ficher Werke, mit denen es auf der Berliner Bibliothek ebenfalls recht fchlimm bestellt ist im nächsten Augenblick wissenschaftlichen Hilfswert erreichen. Die derbste Anwendung der wissenschaftlichen" Ausrede, die Ausschließung der allermeisten pädagogischen Litteratur, ist leider so gut wie allen großen Bibliotheken gemeinsam.

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Soll man es ferner glauben, daß die schäßereiche Musik­abteilung in Berlin keinen dem Benußer zugänglichen Katalog be­figt? Alle Achtung vor der Bereitwilligkeit, mit der ihr Leiter seine großen Fachkenntnisse dem nach Litteratur fragenden Publikum zur Verfügung stellt; aber das genügt eben nicht. Wie prächtig ist doch auf der weit schlechter gestellten Münchener Bibliothek der Musik­katalog und auf unserer eigenen Bibliothek der Katalóg der Karten­abteilung gehalten!

Und mun noch ein Zurückbleiben hinter der, überhaupt in den meisten Punkten( mit einer großen, jedem dortigen Kenner bekannten Ausnahme) besser gehaltenen Münchnerin, das allerdings leider in den meisten Bibliotheken wiederkehrt: das Fehlen eines" Novitäten tisches". Wer wissenschaftlich auf dem Laufenden bleiben will, muß auch die neu erscheinenden Bücher sofort zu sehen bekommen. Diese, soweit sie in die Bibliothek gelangen, jeweils etwa eine Woche lang zur Ansicht aufliegen zu lassen," toftet nichts als einen mäßigen Raum und den Willen zu diesem Entgegenkommen. Man könnte mit recht sogar drei Novitätentische verlangen: erstens einen für die der Verwaltung vorliegenden aber noch nicht angetauften, zweitens einen für die soeben angetauften Werke( mit Papiermessern zum beliebigen Aufschneiden) und drittens einen für die eben eingebundenen Werke. Hoffentlich wird der Umstand, daß das Britische Museum ebenfalls teinen Novitätentisch führt und nicht einmal die noch ungebundenen Zeitschriften auslegt, nicht vorbildlich wirken.

Daß es schließlich mit dem vielgerühmten Reichtum unserer Bibliothek auch nicht weit her ist, wissen ihre meisten Benutzer. In der neueren Litteratur flaffen recht gefährliche Lücken. Wer in Berlin eine Dissertation schreiben will, muß nach Göttingen gehen." Aus der Fülle der kleineren Beschwerden sei nur noch erwähnt, daß im Journalzimmer manche Zeitschriften und viele Nummern erst aus der Hand des mehr oder minder gütigen( weil mehr oder minder überlasteten) Beamten empfangen werden können, und daß an Stelle der dort üblichen Lagerung der Nummern in den Mappen von oben nach unten die zweckmäßigere eingeführt werden sollte, bei der die neuen Nummern oben, nicht unten anzufügen sind. Von unseren Forderungen können die meisten sofort und ohne beträchtliche Umstände durchgeführt werden; für die übrigen ist beim Neubau zu sorgen.-

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Kleines Feuilleton.

Während die Sommeroper im Theater des Westens noch mit der Ausbeutung eines Bugstückes weitermacht, hat die andere am Schiller Theater, inmitten eines abwechselungsreichen Repertoires, legten Mittwoch ihren Abschied genommen. O. Nicolais fomisch- phantastische Oper Die lustigen Weiber von Windsor", eines der so wenigen musikalischen Lustspiele, die wir in der deutschen Litteratur haben. Die Aufführung bereitete eine rechte Freude. Vielleicht am rühmens­wertesten war Hedwig Ohm in der kleineren Rolle der Anna: Richtigkeit des Gesanges und Glanz der Stimme finden sich nicht häufig so vereint; nur sollte die junge Dame noch für die Aus­bildung ihres Spieles und ihrer Sprechstimme sorgen. Die beiden lustigen Weiber waren in den Händen zweier Künstlerinnen wie Henny Borchers und Frieda Hawliczek, über deren Können wir wohl nichts Neues mehr zu sagen haben, sehr gut auf­gehoben. Den Falstaff gab Adolf Carlhof mit einer tüchtigen Gesangsleistung und mit einer doch etwas gar gezwungenen Darstellung. Von den übrigen seien etwa die Herren Josef Fanta ( Herr Fluth) und Theo Raven( Dr. Cajus) hervorgehoben. Das Zufanimen spiel war auch diesmal wiederum gelungen, stellenweise hinreißend, und Herr Kapellmeister Julius Bruwer mit Sicherheit auf seinem Bosten.

D

Blicken wir zurück auf die privaten Genisse des Sommers und vorwärts auf die officiellen Genüsse der kommenden Saison, so dürfen wir diesen Sommer Opern und speciell der bereits auf älterem Boden gebauten Morwit- Oper unsere lebhafte Anerkennung nachrufen. Sie können sich in ein Konkurriren mit einer ersten oder sogenannt ersten Oper jedenfalls nicht in quantitativer Beziehung einlassen: d. h. fie arbeiten mit geringerer Ausstattung( besonders ohne Ballett), mit kleinerem Orchester usw. und sind noch mehr, als es anderswo nötig wäre, zu Kürzungen ge= drängt. Sie verfügen auch nicht über die großen Tiere", die sich auf den Heldenplägen und Kapellmeistersigen auch einer sonst künstlerisch nicht idealen Hofoper immer wieder finden. Im übrigen aber wüßte ich nicht, was zur erfolgreichen Rivalität fehlte, und in manchem möchte ich, nicht nur nach dem relativen Maßstab der ungünstigeren Ver­hältnisse einer zusammengeholten Sommerbühne, sondern auch schlecht­weg den Unköniglichen den Vorzug geben. Vor allem: das Publikum ward nicht gefoppt und bekam doch eine Fülle von Abwechslung. Da kann man die Aussicht auf die bevorstehenden Unglücksfälle" schon noch einige Zeit lang auf sich nehmen.

Physiologisches.

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SZ.

c. 8ur Physiologie der Luftschiffahrt veröffent licht O. Langendorff in dem neuen Heft der Deutschen Revue" einen Aufsatz, in dem er zugleich die sehr ähnlichen physiologischen Ver­hältnisse beim Alpensport behandelt. Die systematische Erforschung a. Ist den Rauchern das Nikotin schädlich? So verbreitet der Lebensvorgänge in großen Höhen ist besonders durch die Unter­das Tabakrauchen auch heute ist, so fann doch nicht in Abrede ge- suchungen des französischen Forschers Paul Bert in der pneumati stellt werden, daß dadurch gewisse Krankheiten hervorgerufen oder schen Kammer" angeregt worden, in der Menschen und Tiere sich wenigstens leichter erworben werden, als es bei dem Nichtraucher aufhalten können, und in der mit Hilfe der Luftpumpe der Luft­der Fall ist; dahin gehören namentlich Benommenheit im Kopfe und druck auf beliebige Werte herabgesetzt werden kann. Andere Magenleiden, aber auch gewisse Erkrankungen der Augen find lediglich Physiologen haben Luftballonfahrten und besonders Berg­dem Tabakrauchen zuzuschreiben und verschwinden sofort, wenn man besteigungen zu physiologischen Untersuchungen unternommen; das Rauchen aufgiebt. Nun pflegt man alle diese schädlichen namentlich haben im Gebiete des Monte Rosa auf dem nördlichen Wirkungen des Tabaks dem Nikotin zuzuschreiben; allerdings ist ja Abhang Professor Zung und seine Schüler und auf der italienischen dieser Stoff eins der furchtbarsten Gifte, und man braucht nur eine Seite Profeffor Mosso aus Turin eingehende Beobachtungen angestellt. ganz geringe Menge davon einem Tier einzusprigen, um dasselbe Die Erscheinungen, die beim Aufstieg im Luftballon eintreten, find fofort zu töten, aber daß der Raucher dem Organismus von Luftschiffern schon oft beschrieben worden. Der englische Nikotin zuführt, ist schon darum nicht anzunehmen, weil Meteorologe James Glaisher , der von 1861-66 mit Corwell au­bei dem gewohnheitsmäßigen Raucher die Menge Nikotin, sammen 30 Fahrten ausgeführt hat, erzählt von einer derselben, die die er zu sich nimmt, bald so bedeutend wäre, daß die ihn wahrscheinlich in eine Höhe von 10 000 Meter die höchste bis­Wirkungen viel schlimmer sein müßten, als sie thatsächlich sind. In her erreichte geführt hat und ihm fast das Leben gekostet hätte, der That ist auch das Nikotin ein so leicht zersetzlicher Körper, daß folgendes: Der Aufstieg ging ungemein schnell vor sich, in 3/4 Stunden

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