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Musik.
journalistische Ideal: da sie von den Lesern zu ihrem eigenen Ver-[ des Grafen Traft mit Geschmack zu verförpern. Sehr sympathisch gnügen geschrieben werden, treffen sie natürlich den Geschmack des gab Frl. Wulf die aus der Art geschlagene Tochter des Kommerzien Publikums ausgezeichnet. Vier Neuntel des Lesestoffes machen Reise- rats, während dieser in Herrn Pategg einen tüchtigen Darsteller beschreibungen und schwierigere Prosa- Artikel theoretischer Natur aus. fand. Der Rest des Inhalts verteilt sich auf die einzelnen Rubriken: Humoristisches, Lokales, Poesien leichteren Genres, besondere Artikel Als das Central- Theater mit der französischen Operette„ Die über Theateraufführungen und Erdichtetes. Was bei diesen Zeitungen Puppe" einen schönen und dauernden, wenngleich nicht eben weiteram meisten auffällt, ist, daß sie fast frei sind von düsteren und greifenden Erfolg hatte, konnten wir uns freuen, daß auf diesem melancholischen Thematen. Der Arzt einer der bedeutendsten Frren Gebiet wieder einmal ein musikalisch dramatischer Fortschritt zu veranstalten versichert, daß dies nicht etwa darin feinen Grund hat, daß zeichnen war. As dann das Metropol- Theater mit einem„ Berliner solche Beiträge nicht aufgenommen werden dürfen. Nur hin und Vaudeville", dem„ Wilden Meier", eine neue, lokal begründete wieder kommen Gedichte oder Erzählungen vor, die von Melancholie Bariation des halb musikalisch dramatischen Spiels einzuführen veroder krankhaftem Wahnsinn zeugen. In einer dieser Zeitschriften suchte, mit nicht eben gründlichem Erfolg, mußten wir bedauern, daß erschien eine Geschichte, in der ersten Person geschrieben, deren Held der fruchtbare neue Boden nicht entsprechend verwertt worden war. zweifellos der Schreiber selbst einen umgedrehten Kopf hatte. Ats endlich dasselbe Theater einen ähnlichen Boden besser verwertete, Natürlich mußte er infolgedessen immer nach der entgegengesetzten als es mit seiner heute noch erfolgreichen heiteren Revue"" Berlin Richtung gehen. Dieses schreckliche Schicksal verfolgt ihn lacht" einen Griff ins Natürliche that: da konnten wir uns freuen, durch die ganze Geschichte, er berliert seine Freunde, an dieser Stelle einen Ersatz für die anderswo so schwer zu übersein Geld, furz alles, was einem Menschen wünschens windende Künstlichkeit zu finden, auch wenn es hier wiederum genug wert erscheint; und es endet damit, daß er in Rückfälle ins Konventionelle gab, durften jedoch mit der Frage Gedanken den Tod des Mädchens verschuldet, das ihn vor sich selbst schließen:„ Was aber nanu?" retten konnte. Die Heldin der Geschichte stand am Rande eines AbUnd als das alte„ Alexanderplatz- Theater", dessen Bedeutung grundes, er stand neben ihr; plöglich wird sie schwindlig und schwankt. die Pflege einer lokalen Unterhaltungskunst war, sich in cin Der Held stürzt vorwärts, um sie zu retten und rennt natürlich nach Victoria Theater" umwandelte und sich am 11. d. M. mit der entgegengesetzten Seite. Hier bricht die Erzählung ab und endet neuem Aufraffen dem Publikun vorstellte, da hofften wir, auf jene mit folgendem Satz: Die Thore einer Anstalt für geistig Gestörte Frage eine erfreuliche Antwort und zu den bisherigen Versuchen schlossen den Schreiber von seinen Freunden und der Außenwelt ab... einer urwüchigen musikalischen Dramatik die richtige Forts Sehen wir von derartigen Tragödien ab, so sind die Zeitschriften setzung zu finden. Allein schon die Wahl cines frans fast immer von Humor erfüllt. In einer findet man unter der zösischen Baudevilles, auf dessen Pariser Erfolg hingewiesen Rubrik" Fragetasten" folgendes: Wann wird die Königin von ward, zerstörte diese Hoffnungen. Das Stück der Herren Saba" die königliche Stellung des Prinzen von Wales" anerkennen? Hat„ Marie Corelli " den Doktor wirklich an der Nase gezupft? Warum hat" Ranji"" W. G." den Ball an den Kopf geworfen? Zur Erklärung muß hinzugefügt werden, daß die hier citierten Persön lichkeiten nicht etwa die unter diesem Namen bekannten sind. Es find vielmehr solche, die an Größenwahn leiden und sich diese Titel beilegen und eben aus diesem Grunde in die Anstalten gebracht find. Ein Schreiber im„ Fort England Mirror" erzählt, warum er in eine Anstalt gekommen ist: Ich lernte eine junge Witwe mit einer erwachsenen Stieftochter kennen und heiratete die erstere. Dann heiratete mein Vater, der auch verwitwet war, meine Stieftochter. Dadurch wurde meine Frau die Schwiegermutter ihres Schwiegervaters, meine Stief tochter wurde meine Wutter und mein Vater mein Stiefsohn. Dam Dann betam meine Stiefmutter, die Stieftochter meiner Frau, einen Sohn. Dieses Kind war, da es meines Vaters Sohn war, mein Bruder. Er war aber auch der Sohn von meines Weibes Stieftochter, also ihr Enkel. So wurde ich der Großvater meines Stiefbruders. Dann bekam meine Frau einen Sohn. Meine Schwiegermutter, die Stiefschwester meines Sohnes, ist also feine Großmutter, weil er das Kind ihres Stiefsohnes ist. Mein Vater ist der Schivager meines Kindes, denn seine Stiefschwester ist seine Frau. Ich bin der Bruder meines eignen Sohnes, der auch das Nind meiner Stiefgroßmutter ist. Ich bin meiner Mutter Schwager, meine Frau ist die Taute ihres eignen Kindes, war, bewährte. Unter den übrigen ragte Käthe Meyer durch mein Sohn ist meines Vaters Neffe und ich bin mein eigener Großvater.... Und nachdem ich diese Verwandtschaftsgrade in unserer Familie siebenmal täglich unseren Freunden auseinandergesetzt hatte, war ich nach vierzehn Tagen so weit, daß ich aus eigenem Antrieb hierherkam. Ein anderer erklärt, daß er vor seiner Schwiegermutter nicht Nuhe fand und deshalb hierher geflüchtet sei; er wolle die Aerzte so lange als möglich täuschen. Wieder ein anderer macht ausfindig, daß es immer das Schicksal wirklich bedeutender Menschen gewesen ist, von ihren Zeitgenossen verkannt oder schlecht behandelt zu werden, und darum wäre er mm in der Anstalt." Die Dick köpfe und beschränkten Leute sind eifersüchtig darauf, daß ich zuerst cutdeckte, daß wir evig leben könnten, wenn wir statt auf den Füßen auf den Köpfen gehen würden."
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Theater.
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Hennequin und Mars, übersetzt von Volten Väders, heißt Die weiße Henne"( wozu in gewohnter und für unsere Auslandssucht kennzeichnender Weise die französischen Worte„ La poule blanche" eingeflammert werden), fönnte aber ebenso gut tausend andere Titel haben. Pariser Hochzeitsreisende kommen nach Storfita und werden dort in tolle Verwickelungen hineingezogen, die sich aus einer alten Blutrache- Angelegenheit ergeben. Die Textmache ist von der bekannten Art solcher Stücke und weder allzu- vernünftig, noch allzu vernünftig, jedenfalls lustig genug, daß der eifrige Direktor auf einen äußeren Erfolg rechnen kann.
Die Musit ist von Victor Roger; sie bringt nicht cben einen neuen Schritt vorwärts und bietet nicht gerade viel. Immerhin zeigte im ersten Aft ein Terzett eine ganz hübsche Geschicklichkeit der bühnenmusikalischen Mache, und im zweiten Aft hat ein Couplet „ eingeschlagen". Die alte Singspiel- und Vaudeville - Art des Hineinstückelns der musikalischen„ Piecen" in den Tert, über die uns jene eingangs erwähnten Werke wenigstens einigermaßen hinauszufi.gren versucht hatten, ist hier unangetastet geblieben.
Die Aufführung war bezüglich Negie und Hauptrolle zunächst getragen von Reinhold Wellhoff, dessen Sprach- und Bewegungsgewandtheit wieder aufs amüsanteste wirkte, und dessen Regiekunst sich in dem flotten, vielleicht manchmal gar zu flotten Zusammenspiel, in welchem wohl jedes an seinem richtigen Playe ihren schönen Gesang um so mehr hervor, als sonst die gesangliche Seite der Aufführung manche Geduld des Hörers verlangte. Aber auch Georg Braun une Leonora Boj é sind als Ausnahmen davon zu nennen, diese auch noch als treffliche Darstellerin ihrer allerdings sehr dankbaren Rolle.
Die Premiere fand mit dem verschiedentlichen, in einem solchen Fall aufzubietenden Drum und Dran statt: mit Blumenspenden für Bublikum und Darsteller, mit einem Festmarsch, mit einem von Direktor E. Emmerich eindrucksvoll gesprochenen Brolog und mit den durch den Beifallserfolg gerechtfertigten Bedankungen, an denen auch Kapellmeister F. Lehner und noch zwei Herren wohl der Komponist und der Uebersetzer teilnahmen.
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An der Neueinrichtung des Hauses war viel gearbeitet worden; fehlt nur noch die Sorge für ein leichteres Cirkulieren des Publikums an den Eingängen und Garderoben. Die Berliner Vergnügungsräume sind von der Baupolizei mabhängiger, als es anderswo der Fall ist; um so fagen wir fortschrittlicher wäre es, wenn die Unternehmer ungezwungen das Ihrige thäten.
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Geschichtliches.
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SZ.
oe. Schillertheater. Man mag über Sudermanns .. Ehre" schelten, soviel man will, wirkjam bleibt dies Schauspiel. Es ist ja vollkommen richtig, was die Leute über das sarkastische Gerassel des Grafen Trast und über das ebenso volltönende wie erbärmliche Pathos des Helden Robert Heinicke zu sagen wissen. Und dennoch bleibt es ein Unrecht, diese Gestalten und die bekannten- Ueber die Frage, wann die Slaven nach NordTypen aus Vorderhaus und Hinterhaus mit Kozebues Schemen auf deutschland eingewandert sind, hielt der schwedische cine Stufe zu stellen. Sudermann hat immerhin, wenn auch mehr Forscher Montelius auf dem Anthropologen- Kongreß einen Vortrag. als Theatraliker denn als Dichter, ins volle Menschenleben hinein Wie wir einem Bericht der M. A. 3." entnehmen, suchte er aus den gegriffen und lebel bloßgelegt, um die sich die Theaterleutchen bis Gräbern die Urgeschichte Nord- Europas zu ermitteln und zu zeigen, dahin ängstlich herumdrückten. Und das ist auf jeden Fall ein daß seit dem Anfange der jüngeren Steinzeit in Skandinavien und Verdienst. Trotz seines zehnjährigen Alters wirkte das Stück denn in Norddeutschland dasselbe Volt gelebt habe, was für die auch bei der vorgeftrigen Aufführung im Schillertheater in voller Frische, Bronzezeit und auch noch bis zur jüngeren Eisenzeit der und eine gute Darstellung half auch an dieser Stätte den Erfolg Fall ist. Die Ostsee ist keine Scheide der Völker, vielmehr vervollständigen. Vor allem kam die Stimmung des Hinterhauses wirkt sie völkerverbindend. Diese Funde, durch die eine solche Nordvortrefflich zum Ausdruck. Herr Eyben und Frau Werner als llebereinstimmung und Südfüste Ehepaar Heinicke, sowie Frau Grete Meyer und Herr Sch masow der Ostsee ethnisch begründet wird, hören mun plötzlich auf ais Tochter und Schwiegersohn verdienten sich Anerkennung, weil sie um das Jahr 300 nach unserer Zeitrechnung; denn nun begimit nach bei aller Derbheit in der Darstellung sich hüteten, allzu dick aufzu- Montelius in Norddeutschland die slavische Zeit, die keine lebereintragen. Ein bißchen farblos war die Alma von Fräulein Rigstimmung der Grabfunde zwischen Skandinavien und Norddeutschland hammer dargestellt. Herr Ba ch spielte den schmerzbewegten Robert mehr aufweist. Das geht bis zum Ende des 4. Jahrhunderts möglichst glaubwürdig und ebenso wußte Herr Patry die Figur unserer Zeitrechnung. Man muß also die Auswanderung der
der der Bewohner