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Trinken wir, find wir begeistert,

Sprühen hohe Wizesfunken,

Und von Schönheit sind wir trunken!

So oder ähnlich singt Bodenstedt. Der Fabrikant von Schöns

Es waltet

die sich durch das krause Durcheinander der thatsächlichen Mitteilungen) hinzogen, war wohl aus der Vormittagspredigt in den Brief an die Tochter übergegangen. Dabei hatte die Mutter auch die sonder bare Fünfzig- Pfennigfache erwähnt. Sie hielt es für selbstverständlich, daß ihre Tochter sich nichts aneignen würde, was ihr nicht gehörte. heit trunken" geht auf einen Maskenball und gestattet sich da mit Gleichzeitig aber sprach sie auch die Vermutung aus, daß die Frau einem hübschen Geschäftsfräulein" allerlei Dinge, die awar Kommissionsrat das Geld absichtlich hingelegt habe, um die Tochter auf ihre Ghrlichkeit zu prüfen. Für den Fall einer Wiederholung angenehm, aber verboten sind. Er wird zum Verbrecher aus ver­letztem Rechtsgefühl. Und das ist schlimm für ihn. folcher Proben empfahl die Mutter ihr einige Verhaltungsmaßregeln, nämlich ein eigentümliches Gesetz. Ein Mensch kann sehr wohl einen Wenn er aber auf Raubmord verüben, ohne gefaßt zu werden. einen Maskenball geht, wird er immer gefaßt. Das kann jeden Augenblick durch eine lange Reihe von iraurigen Erfahrungen erhärtet werden. Die Sache kommt also natürlich heraus und die bleiche, nervöse, kränkliche Frau stirbt eines elendiglichen Todes.. Wenn ich aus dieser traurigen Geschichte die Che- Moral ziehen sollte, würde ich sie in die Worte fassen:

die Marie sich sofort einprägte.

Gewiß hatte die Mutter recht! Das alles paßte ganz zu dem Charakter der Gnädigen", die ja im Anfang jogar das letzte Stückchen Brot vor ihrem Dienstmädchen verschlossen hatte. Der erste Abend kam dem Mädchen ins Gedächnis und in der sonst so Schüchternen reifte der Entschluß, jede zukünftige Verdächtigung und Entwürdigung zurückzuweisen. Die Gelegenheit dazu sollte bald kommen. Schon am Tage nach der Ankunft des Briefes fand Marie beim Abſtäuben im Speijezimmer auf dem Büffelt abermals ein Fünfzig­Pfennigstück.

Erregt nahm das Mädchen das Geld und warf es in eine ent­fernte Ecke, wo es abprallte und über den Fußboden hin nach der Thür rollte, in der gerade in diesem Augenblick die Gnädige" erschien. ( Schluß folgt.)

Kleines Feuilleton.

Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, Vor dem freien Mann erzittere nicht.

Einafter vorher, den man am besten als harmlosen Blödsinn be= Es ging übrigens, wie schließlich noch bemerkt werden muß, ein zeichnet.

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Kulturgeschichtliches.

E. S.

Austerngenuß am Rhein   zur Römerzeit. Auch fern von der Hauptstadt verzichteten die Römer nicht gern auf die Genüsse einer üppigen Tafel, wie sie seit Lukullus' Zeit sprichwörtlich geworden waren. In der Saalburg  , der großen Römerveste c. Diamantfelder in China  . Neber die Diamanten in China   im Taunus   in der Nähe der alten Grenzstraße( limes), find zusammen hielt A. Fauvel, der lange Zeit im chinesischen Bolldienst gewesen mit den Fußknochen von Hahnen, leberbleibseln von Strammetsvögeln ist, in der Pariser Geographischen Gesellschaft einen Vortrag, in dem und dergleichen Vogelkleinwild, dem Schild" eines Störs auch eine er die Existenz ausgedehnter Diamantfelder in China  , besonders in Menge Austernschalen zu Tage gekommen. Es ist schwer zu sagent, der Provinz Chan- Lung bestätigte. Schon im Jahre 1872 hatte er meint der Saalburgforscher Jacobi, wie die Austern, welche die von gebildeten Mandarinen erfahren, daß die Diamanten, deren sich Nömer am Mittelmeer wie an der Nordsee züchteten, trans­die Glaser in Peking   und die Porzellanarbeiter bedienten, aus der portiert und in genießbarem Zustande nach dem Taunus gebracht genannten Proving stammten. Aber die Chinesen halten das Vor- wurden. Man hat Bruchstücke von kleinen Fäßchen aus italienischem bandensein der tostbaren Steine in ihrem Lande verborgen; sie Holze tief unten auf dem Boden römischer Brummenschachte ge­haben schon die Invasion von Goldsuchern über sich ergehen lassen funden; vielleicht haben die Austern in solchen Behältern verpackt müssen und fürchten sich daher, die Aufmerksamkeit auf diese die weite Reise vom italischen Süden zu den Höhen des Taunus  Mineralschätze zu ziehen. Sie selbst kennen den Diamantschliff nicht, gemacht. Von anderer Seite werden die Saalburger Austern für sie benngen die Steine, die sie selbst finden, kaum anders als britische angesehen. Es gab übrigens viele Corten, die z. B. der zu Bohrerspigen. Schmuckgegenstände mit Diamanten, die bei Dichter Ausonius  , bekannt durch sein Lobgedicht auf die Mosel  , auf­ihnen sich auch finden, tommen aus anderen Ländern. zählt. Schon Plinius  ( gest. 79 n. Chr.) spricht des näheren über die An­Eigenartig ist ihre Art der Diamantgewinnung: Wenn im lage von Austernbassins. Die Saalburg   ist nicht die einzige Stelle Herbst die sommerlichen Regen aufgehört haben und die im Rheinland  , die uns von den Genüssen römischer Feinschmecker Bäche und Flüsse, die Diamanten führen, fast austrocknen, gehen die erzählt. Auch in anderen Limessestungen, so in Alteburg- Hestrich, Landleute mit Strohsandalen in den Bach und die spitzen Bruchstücke im Stastell Wiesbaden   und zu Mainz   find Austernschalen gefunden der Diamanten setzen sich in dem Stroh fest; glaubt man, genug worden. Unter der gallisch- rheinischen Bevölkerung fanden aber die zu haben, so werden die Sandalen auf einen Haufen geworfen und römischen Eroberer gefehrige Schüler. Die Funde in vielen Villen, angezündet. Der Aschenhaufen wird durchgefiebt und so sein meist den Sigen romanisierter Großgrundbefizer gallischer Abkunft, Diamantgehalt gewonnen. Da die Steine nur als Bohrerspitzen für legen Zeugnis dafür ab. So wurde z. B. in Stolberg   bei Aachen  sie Wert haben, werden die größeren Steine zerbrochen. Indessen eine fleine Wirtschaftsvilla gegenüber dem heutigen Stationsgebände erfreut sich die Diamantgewinnung wie überhaupt der Bergban bloßgelegt, in deren Trümmern sich die Abfälle von Schlacht­durchaus nicht des Wohlwollens und der Förderung der chinesischen vich, Topfscherben, Mühlsteine und Austernreste neben einander Regierung. Auch das Volk setzt sich dem Bergbau entgegen aus fanden. Gründen des Aberglaubens; cs fürchtet nämlich, der Drachen, der unter der Erde schlummern soll, tönne gestört werden und infolge­dessen Erdbeben hervorrufen.

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Theater.

Völkerkunde.

-Durch die Expedition, welche die Neu- Guinea  - Kompagnie unter der Leitung Tappenbecks zur Erforschung des neu entdeckten Ramuflusses in Kaiser Wilhelms- Land   ausjandte, hat auch die Völkerkunde und speciell das Berliner Museum für Völker­Neues Theater. Die heilige Frau", Schauspiel unde außerordentliche Vereicherung erfahren. Tappenbeck   sammelte von Hugo Ganste. Das Stück setzte gar nicht so übel ein. besonders in Potsdamhafen an der Nordküste von Kaiser Wilhelms­Nicht als ob man hier und da die Regung einer selbständigen Dichter- Land, an der Mündung und am Oberlauf des Kamu 11= kraft empfunden hätte ach, nein! Aber man durfte immerhin geheuere Massen Tunstvoll geschnitzter und bemalter Geräte, Menschen­hoffen, einen Mann vor sich zu haben, der sein Handwerk tüchtig figuren, Masken, Kopfstützen, Wurfhölzer. Ruder, sanduhrförmige und mit einigem Geschmack zu üben verstand. Im zweiten Alt starb Trommeln u. a ,, die jezt im Lichthof des Museums im ersten Stockwerk diese Hoffnung einen sanften Tod. Man sah refigniert, daß es sich zu vorläufiger Besichtigung ausgestellt sind. Der Typus der Gegen­wieder um ein Theaterstück der gewöhnlichen, nicht um eins der besseren stände ist, wie wir der Nat.- 3tg." entnehmen, derselbe wie an der Sorte handelte. Herr Ganste ließ sein eigentliches Motiv fallen, ganzen Nordküste von Hazfeldthafen bis Berlinhafen, vielleicht ist führte uns in ein Berliner Hinterhaus und amüsierte uns einen Aft also auch der Zweck, über den man bestimmtes nicht in Erfahrung hindurch ganz leidlich mit Scenen à la Sudermann. Erst gebracht hat, ein ähnlicher. So ist es aus den Dörfern bei Berlin­dann kehrte er wieder in die Welt zurück, in der er hätte hafen seit kurzem bekannt, daß es in jedem ein bis zwei einsam bleiben sollen, wenn er Geschmack und einigen Geist besessen gelegene Hütten, Karowara genannt, giebt, in denen längs den hätte. Um nichts zu versäumen, sei auch das angedeutet, Wänden kleinere und größere Menschenfiguren und Tiergestalten teils was man optimistisch den Inhalt" des Stückes nennen kann. aufgehängt, teils angelehnt sind. In Zwischenräumen von einigen ES handelt sich 11111 einen Fabrikanten, der vont ciner Tagen betritt ein Mann das Karowara und verteilt an die geschnitzten bleichen, fränklichen, nervösen Frau übel geplagt ist. Er darf nicht Statuetten Speisen, Bananen, Yam, Taro, Sago   u. dergl. m. Augens rauchen, darf nicht kneipen, darf keine Bücher kaufen, kurz: er bescheinlich haben wir es hier mit Darstellungen Verstorbener zu thun, findet sich in einem Zustand menschlichen Elends, der einem ein um so mehr, als auch die fleineren Wasken, die wegen ihrer Kleins aufrichtiges Erbarmen abnötigt. Schließlich wird ihm die Geschichte heit übrigens garnicht vor dem Gesicht getragen werden können, aber doch zu bunt. Der Mann in ihm erwacht. Seine freie Seele zum Andenken an verstorbene Verwandte dienen. Oft findet man will die Hörigkeit nicht länger dulden. Er will sein stolzes Menschentum, das mißachtet und entwürdigt war, wieder her­stellen. In einer Scene, die meinen vollen Beifall hat, macht er dem Weibchen den Standpunti flar, fährt in den lleber zieher, stülpt in verwegenem Trotz den Hut auf und verläßt in heftigem Grimm sein trautes Heim. Im Parkett lächeln alle Ehe­männer verständnisvoll und beifallsinnig. Jeder weiß, daß der Rebell mun ein großes Zechen beginnen wird, und so allerlei Er innerungen an Abende, die man selbst in tragischer Stimmung ver­theipte, werden wach. Jm vorliegenden Fall aber bleibt es leider nicht beim Aneipen.

solche mit Kleinen Menschengestalten zusammen an den auf der Brust getragenen Täschchen und sogar an den Kinnbärten befestigt. Allerdings ist damit noch nichts von der' grotesken Ausstattung der Figuren, ihrem großen Stopfansatz und den Tiergestalten erklärt, die häufig auf dem Kopfe, der Stirn und dem Rücken der Menschen geschnigt wird. Gewöhnlich sind es Eidechsen, Bögel und Krokodile. Die Nase der Masten und vieler Figuren hat oft die Form eines langen, spigen Schnabels, und bei näberem Busehen läßt sich manchmal verfolgen, daß darunter ursprünglich der lange Schwanz einer auf der Stirn befindlichen Eidechse vorgestellt sein sollte. Menschliche Köpfe und die Tiere sind auch in buntem