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schreitet als fräftiger Mann, die Todernde Fackel hoch empor- den, schnalzenden und balzenden Tönen kommen auch laute und schwingend, durch die Wolken: in den wogenden, vorwärts drängen- pfeifende Strophen wie von klingendem Metalle vor. Die Lockſtimme ist den Linien sind seine Umrisse das aufstrebende Element, das dem ein hoher heller Ton und klingt: zerb, zerb. Der dichte Federpelz Ganzen künstlerisch einen Mittelpunkt, einen Halt giebt. Die Linien- macht, daß der Vogel im strengsten Winter die gute Laune nicht ver­sprache von Behrens ist nicht sehr reich an Formen, und sie er- liert und bei einem freundlichen Blick der Sonne seine Kehle er­scheint oft nur als eine Variation, der modernen" Ornament- schließt. Wunderbar war mir zu Mute, als ich zum erstenmal im linie, wie die Belgier Van de Velde und Lemmen sie zu Thale   der Sinn, im ehemaligen Kurhessen, nahe der bayrischen ihrer höchsten Feinheit entwickelt haben; aber sie ist stark bewegt Grenze, in der Winterstrenge einen eigentümlich schlagartigen Vogel­und ausdrucksfähig. In den Farben entwickelt Behrens nicht gerade gesang hörte. Es war im Januar, und das Thermometer zeigte besondere Reize; gut stimmen jedoch die in einem besonderen Ver- 9 Grad Reaumur, die Strahlen der Morgensonne spiegelten sich fahren hergestellten Aquaralldruckblätter farblich zusammen. Wo der glizernd in den langen Eiszapfen des eingefrorenen Rades der Künstler auf das funstgewerbliche Gebiet übergeht und praktisch nutz- Gebirgsmühle, da erblickte ich auf dem Geländer einer Brücke bare Dinge schafft, fällt ein gewisses Ueberwuchern der Ornament unseren befiederten Wellenkönig, der sein Lied schmetterte, wie linie auf, die oft, wie in den Porzellantellern, geradezu irritierend wenn's Maienluft wäre. Das thut außer ihm nur der Zauntönig. wirft. Ferner tritt auch das Ornament noch mehr als eine ge- Die Nahrung der Bachamsel besteht aus allerlei Wasserinsekten, fällige Füllung der Umrisse zu der Arbeit hinzu als daß es aus Haften, Mücken, Schmaten, Käfern, Wassermotten, Würmern und ihren konstruktiven Linien heraue erwüchse. Am besten scheinen daher Larven, Fischchen und Laich, die sie laufend, springend und schwimmend die Arbeiten gelungen, in denen es in erster Linie auf das Ornament erhascht. Auf der Futtersuche geht sie in der Regel langsam anfam, die Teppiche, und zwei hohe, schmale gleichmäßig bronze- dem Wasser entgegen, wie die Bachstelze. Eine Lieblingsnahrung farbene Panele, in die die Gestalt einer Frau hineinkomponiert find Flohkrebse; Steine, so groß wie eine Knabenfaust, werden mit ist; vor allem das eine der letzteren, die Frau mit dem gesenkten dem Schnabel umgewälzt, und von der umgewandten Fläche pickt Stopf, zeigt einen entzückenden Wohllaut der Linien. Behrens hat der Vogel haftig die kleinen Tiere ab. Auch in der Gefangenschaft sich auf sehr verschiedenartigen Gebieten versucht, nicht immer mit ziehen die Wasseramseln das Nachtigallfutter der Fischnahrung vor gleichem Glück; tritt auch das lufertige, das Suchen nach dem seiner und meiden im Frühling und Sommer letztere vollständig. Girtanner Natur Entsprechenden in einzelnen Fällen noch augenscheinlich her- beschließt die Beschreibung unseres Vogels in der Gefangenschaft vor, die hervorragende, heute so seltene Begabung für die orna- mit den Worten:" Der Gesang spielt bei der Wasseramsel eine mentale Linie und das ernste Streben, von dem jedes seiner Werke hervorragende Rolle; sie singt nämlich zu allem, was sie thut. ein Zeugnis ist, lassen von dem Künstler noch Bedeutendes für die Nachts bei vollständiger Finsternis singt sie oft leise, wie träumend, dekorative Kunst erwarten. einzelne Teile ihres Liedes ab; sie singt badend und singt beim Fressen; singend geht sie munter in den Kampf mit ihresgleichen; singend macht sie ihre Toilette, und singend beschließt sie ihr sang­reiches Leben." ( Köln  . Volksztg.")

Aus dem Tierleben.

Humoristisches.

- Poesie des Vaterhauses. Lehrer: Oft wird auch

das Adjektiv dem Hauptwort nachgestellt, besonders in der dichterischen Sprache. Wer weiß ein Beispiel?"

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- Die Wasseramsel( Cinclus aquaticus) lebt in Mittel­ europa   und in den gleichen Breiten Asiens   und Amerikas  . In Deutschland   sind Gebirgswässer ihre Heimat. Sie hat eine Länge von 19 Centimeter, der Schnabel   ist 1,6 Centimeter, der Schwanz mur 4,8 Centimeter lang. Der Kopf ist bis zum Hinterhals erd braun, im übrigen oberseits aschgrau mit schwarzbraunen Feder­Der Sternwirtssohn: Lausbub verdammter!" rändern, Backe, Kinn und Kehle weiß, die Brust rötlichbraun gefärbt, gegen den Bauch hin und über denselben ins dunkelbraune gehend. Reise vorbereitung. Was wollte der Fürst eigentlich Der Schnabel ist schwarz, die Füße bläulichgrau. Das Weibchen ist etwas neulich auf der Bahnstation?"- kleiner als das Männchen. Der Vogel, der Starengröße hat, ist eigenartig Hoheit treten demnächst eine größere Reise an und übten sich und hübsch zu nennen, er erinnert durch seine gedrungene Gestalt und daher, den Salonvagen elastischen Schrittes zu verlassen." seine Halting, abgesehen von der Größe, an unsern Zauntönig. Aus einem Schülerauffag.... aber nicht nur Die Natur hat diesen merkwürdigen Vogel mit reichen Gaben aus­gestattet. Er leistet in den Künsten des Watens, Schwimmens und müßlich sein, sondern auch schaden thut der Hund, und zwar durch Tauchens Außerordentliches und er ist ein trefflicher Sänger. Uuter die Wut, das Hosenzerreißen und die Hundssteuer."

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Notizen.

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( Jugend".)

Das Gastspiel der Prevosti am Theater Westens   beginnt am 26. September.

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des

Dem Berliner   Kunstgewerbe- Museum sind die. bedeutenden kostümwissenschaftlichen Sammlungen Franz v. Lipperheides überwiesen. Zunächst ist die Kostüm bibliothek übergeben und in dem Hause Flottwellstr. 4 aufgestellt worden. Es ist nicht nur in Deutschland  , sondern überhaupt die weitaus vollständigste Specialsammlung für das Gebiet der Kostüm funde; sie enthält in etwa 10 000 Bänden, 30 000 Einzelblättern und einer großen Zahl von Modekupfern die gesanite Litteratur über das Kostüm und die Moden der älteren Zeiten und des 19. Jahrunderts und bietet Kostümforschern, Zeichnern, Theaterdekorateuren und allen denen, die beruflich oder für besondere Zwecke Vorlagen und Studiemmaterial über Kostüme suchen, vielseitige Belehrung und Anregung.

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allen bekannten Vögeln steht er in seiner Art einzig da: er verbindet die Eigenschaften eines Singvogels mit denen eines vollendeten Tauchers. Als solcher sucht er seinesgleichen, denn er schwimmt Teicht, läuft und fliegt gleichsam unter dem Wasser, nicht im ruhigen, sondern im rasch fließenden, stürzenden Gebirgswasser. Er hat, wie die Familie der Taucher, ein dickes, pelzartiges Gefieder, während die Füße die eines Singvogels find, ohne eine Spur von Schwimmhäuten. Er watet nicht mir im seichten Wasser, sondern geht bis an den Hals hinein, taucht in die brausenden Strudel der Sturzbäche und Wasser­fälle bis auf den Grund, schwimmt geschickt gegen den Strom und läuft ganze Streden unter dem Wasser fort, so daß er oft an weit entfernter Stelle wieder zum Vorschein kommt. Ist das Wasser klar, so sieht man, wie er seine Flügel als Ruder gebraucht und wie er auf dem Boden des Gewässers läuft, als wenn er im Freien wäre. Der Flug ist reißend schnell in gerader Linie, aber sein wahres Element ist doch das Wasser. Da ist er stets lebendig, übermütig, das Bild leibhaftiger lluruhe, überraschender Gewandtheit und reizender Ammut. Es ist eine Freude, dieſem hurtigen, seltsamen Vogel zuzu­sehen. Am Ufer steht er stets auf einem etwas erhöhten Gegenstande, auf Steinen, auf Wurzeln oder Pfählen. Unter fortwährenden Bück­lingen dreht er sich auf dem erwählten Plage unther, wobei er den Stumpfschwanz hoch empor richtet. Seine Berneigungen find nicht wie beim Rotfehlchen oder Rotschwänzchen oder bei der Nachtigall und der Amsel, sondern richtige Knickse: der Leib wird in der m veränderten Haltung des Schwanzes und der etwas herabhängenden Flügel rasch hintereinander mehrmals senkrecht niedergedrückt und erhoben. Dann taucht er plöglich wieder unter, im nächsten Augen­blick kommt er dort herauf, schwimmt gerade aus oder im Kreise herum, erhebt sich oder stürzt sich wieder kopfüber in die Flut, in den Schaum des brausenden Mühlrades. Die Wasseramfeln sind ungesellige einsame Vögel, die in großen Entfernungen voneinander svohnen. Sie sind Reviervögel im strengen Sinne des Wortes. t. Ein elektrisches Nebelhorn ist von einem kanadischen Ihre Unduldsamkeit und Alleinherrschaft steht im engen Zu Ingenieur erfunden worden. Nach einer Mitteilung des Engineer  " sammenhange mit dem Nahrungsbedürfnis. Ein Baar braucht besteht es aus zwei Trichtern von Kupferblech, die im rechten für sein Dasein ein gewisses Gebiet, in dem kein Eindringling Winkel gegen einander und in einem Abstande von 6/2 Fuß auf­geduldet wird. Wohl aber lebt die Bachamfel mit Eisvögeln, Ge- gestellt werden. In jedem Trichter befindet sich ein Vibrator, der birgs- und Bachstelzen in Frieden. Ihre Einsiedlernatur meidet die den Ton erzeugt. Je nachdem beide Hörner abwechselnd oder Nähe menschlicher Wohnungen mit Ausnahme der Wassermühlen. gleichzeitig in Thätigkeit gesezt werden, können die Signale abge­Zum Nestbau sucht sich unser Bogel eine Höhle am Wasser, am ändert werden. Eine Reihe von elektrischen Magneten setzt die liebsten im Rauschen, Toben und Schäumen der Bäche und Flüsse, Apparate in Thätigkeit, während die Elektricität in Form eines in einer Felsenhöhle, in einem vom Wasser bespülten hohlen Baum- Wechselstromes zugeleitet wird. stamm, in einer Nische der Wasserstube, nicht selten sogar in Schaufelu lange stillstehender Räder oder unter Brücken. Der Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Gesang der Wasseramsel ist laut und abwechselnd, zwischen zwitschern- Sonntag, den 24. September.

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Leoncavallo hat eine Komödie geschrieben, die unter dem Titel Am Weihnachtsabend" auch in deutscher   Aus­gabe erscheint. Die Uebersetzung ist von Emile Dürer besorgt. Die Lehrstühle für Türkisch und Persisch am Pariser Collège sind aufgehoben worden, weil es ſeit längerer Zeit sowohl an Schülern wie an Lehrern fehlte.

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Teilnehmer der russischen abessynischen Expedition durch das südliche Centralafrika haben am westlichen Ufer des Flusses Omo eine sich mehrere hundert Werst von Norden nach Süden hinziehende Bergkette entdeckt, die bisher der Wissen­schaft völlig unbekannt war.

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Berantwortlicher Redacteur: Heinrich Wetter in Groß- Lichterfelde  . Drud und Verlag von May Bading in Berlin  .