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als eine ideale Aufgabe, uneigennüßig ohne Entschädigung zur geschwollen, daß der Hagere, Inochige Pförtner noch lebhafter als Nation zu sprechen. Die konservative Presse und Partei kennt genug sonst seine Arme und seinen Kopf bewegte und Ruhe gebot. An den von diesen idealen Publizisten, die, wenn sie tagsüber ihres Amtes versprengten blauen Punkten in seinem dürren, großäugigen Gesicht gewaltet, die Nächte durchwachten, um ihre Anschauungen zu Papier war zu erkennen, daß er früher Bergmann gewesen war und in der zu bringen unter Verzicht auf jede materielle Entschädigung. heißen Luft der unterirdischen Gänge gearbeitet hatte. Am häufigsten Nicht die bürgerliche Gesellschaft, wie die Socialdemokratie mußte er einen rundköpfigen Mann zur Stille mahnen, der ihn immer behauptet, ist tapitalistisch verkommen. Die Socialdemokratie, dann aus seinen kleinen, durch eine breite und flache Nase gedas ist die wirkliche kapitalistische Korruption. Die eigentlichen Aus- trennten Augen getränkt ansah und schwieg. Erst wenn der Maun beuter der Arbeiter sind die in den socialdemokratischen Redaktionen der rundumgehenden Schnapsflasche mehrere Schlucke entnommen Hausenden Brasser, Ignoranten und Taugenichtſe. hatte, sprach er wieder.
Zur inneren Lage.
Nachdem einige Wochen ins Land gegangen seit der Ablehnung der Kanalvorlage durch die große Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses, zeigt es sich, daß die Krisis, von der gesprochen wurde, nur liberalen in der Einbildung der Streber be= standen hat. Die Gemüter haben sich inzwischen beruhigt, und auch in der Regierung hat man erkannt, daß es ein schwerer Fehler gewesen ist, die rein wirtschaftliche Angelegenheit des Mittellandkanals zu einer politischen Machtfrage zuzuspigen. Heute zweifelt niemand mehr daran, daß nichts so sehr geeignet ist, Sie socialdemokratische Umsturzgefahr zu stärken, als die Schwächung der konservativen Partei. In diesem Sinne ist darum auch der Vicepräsident des preußischen Ministeriums bemüht, die vorhandenen Meinungsverschiedenheiten auszugleichen und die durch einige unüberlegte Maßnahmen veranlaßte Erbitterung der gutgesinnten Kreise im Lande zu beheben. Von einer zuverlässigen Seite, die in der Lage ist, über die Ab- und Ansichten des Herrn Finanzministers gut unterrichtet zu sein, wird uns eine Aeußerung mitgeteilt, die durchaus treffend die Sachlage charakterisiert:„ Ob der Kanal", so äußerte sich die betreffende Persönlich feit, zehn Jahre später oder früher gebaut wird, ist ganz gleich gültig. Wenn aber die Sammlung aller staatserhaltenden Elemente nur um einen Tag zu spät kommt, dann ist alles verloren."
Wir glauben, daß diese Anschauungen auch am maßgebenden Orte ihren Eindruck nicht verfehlt haben, und daß das Vertrauen zu dem Manne nur gewachsen ist, der es durch seine unvergleichliche staatsmännische Kunst verstanden hat trotz aller nicht zu bezweifelnden Gesinnung für den Kanal einen Bruch mit den treuesten Stigen für Thron und Altar zu verhüten.
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In der vorstehend abgedruckten Entrefilet- Sendung waren wohl aus Versehen zivei kleine Bettel beigepackt, die folgenden Juhalt hatten:.
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Verehrliche Administration! Indem ich Ihnen die Begleichung meines August Guthabens dankend bestätige, bemerke ich, daß es mir, angesichts der Steigerung aller Lebensmittelpreise, nicht möglich ist, bei Ihren jetzigen Honorarpreisen zu bestehen. Bis zum Jahre 1895 erhielt ich für einen Leitartikel 30 M., für ein Entrefilet 15 M. Ich ersuche Sie dringend, zum mindesten diesen alten Tarif wiederherzustellen. Andernfalls würde ich einem Angebot des„ Berliner Lokal- Anzeiger" Folge leisten, der mir unter Verzicht auf Meinungsäußerungen für jede Information eine Honorierung zugesagt hat, die mir eine menschenwürdige Existenz gestattet.
Hochachtungsvoll
Frhr. v. Jedlig- Neukirch.
Berlin , 27. September 1899. Alles verraten! Unter allen Umständen ablengnen! Hauptsache, daß nichts nach oben bekannt wird- sonst allgemeiner Kladderadatsch. Ausnahmegesetz gegen socialdemokratische Bresse auf Tagesordnung setzen.
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Der letzte Bettel trägt feine Unterschrift.-
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Kleines Feuilleton.
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Joc.
Es war ihm ganz gleich, ob er dann eine Erzählung der andern Berglente, die erst zur Nachtschicht einzufahren brauchten, unterbrach, er ließ sich nicht abbringen oder auf eine Frage falsch antwortete von seinen Gedanken.
,, Wie ich damals...", war der Satz, den er stets wiederholte. „ Aber so laß doch den Dudeski erst aussprechen!" schrie ihn der Pförtner an, dessen Beschäftigung nur im Beobachten und Ordnen zu bestehen schien, was er auch auf sein außerdienstliches Leben übertragen hatte. Wie ich damals...", wiederholte der Zurechtgewiesene aber
bald.
,, Wolska, jetzt bist Du dran!" ermahnte ihn der Pförtner, indem er mit der flachen Hand auf seinen Schenkel schlug. Wolska, der zweite Markenwärter der Grube, jah ihn dann wieder mit seinen kleinen Augen gekränkt an und wiederholte, nach einem kräftigen Schluck, seine Rede. Endlich war er an der Reihe.
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„ Wie ich damals zum Herrn Direktor fam... ich kam sich da mals gerade vom Militär... sag' ich zu ihm: Herr Direktor, sag' ich, kann ich bekommen eine Stellung, eine fleine? Kann ich nicht viel, aber bin ich nüchtern und treu, Herr Direktor! sag' ich. Ah, wir gebrauchen fagt Herr Direktor da, solche Leute können immer. Will ich Sie behalten hier in der Verwaltung, Wolska, wenn Sie wollen, Wolska. Ja, so sagte der Herr Direktor zu Wenn Sie wollen! Sag' ich zum mir, dem Josef Wolska! Herrn Direktor: Herr Direktor! Sie werden verzeihen, wenn ich nicht will; will ich lieber auf die Grube, fühl ich mich doch hier nicht sicher genug mit meinem Deutsch . Sagt der Herr Direktor: , kann sich der Herr Wolska genug deutsch, kann sich fein Deutsch ! Aber, wenn sich Sie nicht wollen, können Sie die Grube; auch gehen auf wir brauchen auch Leute mit gutem Deutsch auf der Grube. Ja, so bin ich geworden Markenanwärter! Ja! Und wenn Ihr könnt so fein deutsch wie Josef Wolska, dann braucht Ihr sich auch nicht mehr Klettern in die Grube, dann Ihr kriegt auch solche feine Stelle! Ihr... Ihr... das sagt sich Euch Wolska!" schloß er erregt.
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Die anderen fuhren heftig auf:" Du willst deutsch können? Rangeschmeichelt hast Du Dich! Wir wissen ja, daß Dein Onkel Diener beim Direktor war... Du kannst ja nicht einen Satz in richtigem Deutsch von Dir geben!"
Was kann ich nicht? Ich kann nicht sprechen deutsch ? Ich, Wolska?!" fchrie er sie an, mit starren Augen auf ihre vom Qualm verhüllten Gesichter blickend, und beugte sich vor. Sie antworteten ihm ebenso laut. Er fragte, ehe sie ausgesprochen hatten:„ Ich kann nicht sprechen deutsch ?" So ging das in wirrem Lärm durch
einander.
Der Pförtner hatte Mühe, fie zu überschreien. Als er endlich die Ruhe wiederhergestellt hatte, sagte Wolsta:" Ich kann sich noch deutsch, wenn ich schon bin besoffen. Aber Ihr? Ihr werdet sich nie höher kommen." Und dann trant er, mit vor Kummer ver30genem Gesicht, den Rest des Schnapses. Als er frischen Holen laffen wollte, widersprachen ihm die andern. Da zog er aus seiner Brusttasche eine zweite Flasche. Die andern wollten nicht mehr trinken. So trant er allein. Und als er dann auf der Bank schwankte, fing er an zu schluchzen:" Ich kann... fich... nicht deutsch ?. Fein kann ich... den- eutsch!" Die Thränen liefen ihm über die Backen.
Er weinte, daß sie alle das Geheimnis seiner Anstellung- Fürsprache des Dieners
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fannten. Musik.
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die
c. Das Instrumenten Museum zu Kopenhagen , n. Der Kriecher. Das fleine Pförtnerhäuschen war mit einem dichten Qualm erfüllt. Halb schien er aus Steinkohlenrauch, halb das unter dem Titel„ Musithistorisk Samling" zu Beginn des vorigen aus Tabaksrauch zu bestehen. Der kleine eiserne Ofen stieß von Zeit Jahres begründet wurde, ist seitdem ansehnlich gewachsen und zählt zu Zeit, wenn der Wind zu stark in seine Abzugsrohre drückte, gelb- zur Beit etwa 700-800 Instrumente. Einen besonderen Anziehungsliche Rauchwollen aus, die sich mit den bläulichen Ringen des Tabats punkt bildet, nach einem Bericht des Deutschen Instrumentenbaus", mischten. Die fünf Männer, die auf den beiden Bänken saßen, eine schöne und gut erhaltene Sammlung nordischer Volksinstrumente, saugten auch immer mehr Rauch aus ihren Pfeifen, so daß einer finnische Kantele", schweoische" Nyckelharpe"( Schlüsselfiedel) und Träskofiol", norwegische Langleit"," Holz- Luren" und„ Hardangerkaum noch den andern vor Dunst sehen konnte. Telen", isländische Langspil"( Streich- Instrumente), dänische, Humile", Pfalmodikon" aus Schonen 2c. Bemerkenswerte Seltenheiten sind: eine schöne Pochette vom Jahre 1520, ein italienisches Cembalo ( Bergamo 1592) mit 2 Registern, verschiedene Lauten Instrumente und Holzblas- Instrumente aus dem 17. und 18. Jahrhundert, eine Sammlung von Viole da gamba in allen Größen( Distant, Alt, Tenor, Baß). Es wird vor allem darauf geachtet, daß ein jedes Instrument, soweit es möglich ist, sich in spielbarem Zustande be findet. Kunft.
Es war zwischen der Mittagspause und dem Schichtwechsel am späten Nachmittag. Der Vertchr von und zur Grube hatte nach gelaffen. Nur felten fuhr ein Bauernwagen voll Kohlen den abschüssigen Weg hinaus, die höheren Beamten hielten Mittagsruhe, und die Arbeiter durften ihre Maschinen und Förderwerke nicht verlassen. So brauchte der Pförtner nur das fleine Fenster ein paarmal zu öffnen, um die Zettel der hinausfahrenden Kutscher zu kontrollieren. Der Hauch frischer Luft, der dann hereinwehte, war bald wieder mit Qualm durchsetzt.
Wenn auch die Männer einander nur undeutlich sehen konnten, fie gaben um so deutlicher durch laute, heftige Neden ihre Gegen