Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 194.
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Hanna.
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Mittwoch, den 4. Oktober. and 1899
( Nachdruck verboten.)
Roman von Peter Egge . Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen ord von Adele Neustädter.
Er sah ihr lange nach. Sie trug dasselbe wolfleio wie gestern, und es saß so nett und getragen; sie fonnte kein Bauernmädchen sein. ajor Daß sie ihm nicht vorgestellt wurde!...
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Bitte, Herr Vogt, nehmen Sie Platz." ihre and " Danke. Ich wollte sehen, wie Sie sich befinden, Sie entschuldigen wohl. Ich hoffe, Sie werden er hier recht behaglich haben."
Er sah sich um und setzte sich in die Sofaede, und es wurde eine Weile still. Er hustete etwas und dampfte, huſtete wieder und dampfte. nt add thing t
Er war ein starker Mann. Das silbergraue Haar strich er aus der Stirne, die hoch und fast ohne Runzeln war. Der Bart war auch silbergrau und lag um das glattrasierte Gesicht wie ein Kranz von einem Ohre unter dem Kinne hin zum andern Ohre hinauf. Er sah wie ein geistlicher Herr aus. Wenn er sprach, erhöhte sich dieser Eindruck noch.
Holthe faß fast gespannt. Er mußte etwas Besonderes wollen. Aber der Vogt nahm sich Zeit, hustete etwas und
Dann blickte er wieder den Vogt an, der lange geschwiegen hatte, und bemerkte, daß sein Gesicht so seltsam strammt gezogen war. Etwas unsicher blickte er die anderen an und begriff sofort, daß man sich durch ihn verletzt fühlte. dampfte.blo War er zu neugierig gewesen? Belästigend?.. Esm Sehen Sie, mein lieber Herr Amtsgehilfe, ich wollte war doch wohl nicht verboten, sie ein wenig anzusehen. gerne mit Ihnen über etwas sprechen." marind Er huftete wieder. bd, Guin menit sit
Er sagte:
" Die junge Tame ist Ihre Wirtschaftsmamsell, Herr Vogt?"
Ja, Herr Kandidat, auch das; im übrigen ist sie hier als Stüße der Hausfrau, wie man so sagt."
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Er lachte gezwungen, wollte den peinlichen Eindruck ver wischen, der über alle gekommen war. Sie müssen wirklich entschuldigen, daß wir versäumten, Sie vorzustellen." Kurz darauf kam das Mädchen wieder herein. Als sie den Brofforb hingestellt hatte, sagte der Hardesvogt: " Dies ist der neue Amtsgehilfe, Herr Kandidat Holthe, und das ist unsere Haushälterin, Jungfer Hanna Arentfen." Sie grüßte zurückhaltend, aber nicht ungeschickt, sah schnell anvihm vorüber und wurde einen Augenblick rot.
Holthe fühlte, daß diese Vorstellung nicht so ganz unwillkürlich versäumt worden und er wunderte sich. Sie gehörte ja zum Hause, und er sollte ja auch dazu zählen.
Während man den Rest des Frühstücks nahm, wurde wenig gesprochen, und das wenige tlang gezwungen und gesucht.
Nun verstrichen einige Tage, deren Freizeit Holthe nicht mit der Familie verbrachte. Er wollte sich umsehen, sagte er. Er machte lange Spaziergänge und kam in der lichten Nacht zurück. Eines Abends saß er nach der Mahlzeit bei dem Vogt und trank Toddy.
Die Frau spielte und fang und der Vogt erzählte von seiner Studentenzeit. Holthe geriet im Laufe des Abends in eine aufgeräumte Stimmung. Er sprach mit der Frau über Italien , das sie bor fast dreißig Jahren besucht hatte, und sie geriet durch eine lustige Geschichte derart ins Lachen, daß ihr der Zwicker von der Nase siel. Als Hanna mit einem Kruge auf einem Teller hereinkam, sagte er mit frohem Gesichte laut zu ihr:
Hätten Sie nicht Lust, nach Italien zu kommen, Jungfer Arentsen?"
Das Mädchen erschrat so sehr, daß sie fast alles, was sie trug, fallen ließ.
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„ Es ist über Hanne, das junge Mädchen. Ich vermute, fie hat... hat bei Ihnen eine gewisse Aufmerksamkeit erregt- wenn ich mich so ausdrücken darf wie bei den meisten anderen Menschen, die hierher kommen. Nicht wahr?" Ja, ich kann es nicht leugnen; aber ich begreife freilich
nicht
Holthe hielt an.
„ Es muß Ihnen sonderbar vorkommen, daß ich so ohne weiteres zu huen heraufkomme und darüber spreche; aber wenn Sie gehört haben, was ich zu sagen habe, nehme ich an, daß Sie mein Benehmen ganz natürlich finden werden. Dieses Mädchen ist sehr unglücklich gewesen, und sie ist es noch. Und darum will ich Sie bitten, um was ich meinen Schreiber und meinen früheren Amtsgehilfen gebeten habe: Erweisen Sie Ihr keine Aufmerksamkeit, sprechen Sie nur das Allernotwendigste mit ihr."
Der Vogt dampfte und hustete etwas, dampfte ganz heftig und blickte vor sich hin.
Holthe saß ihm halb zugewandt. Hatte man ihn im Berdacht ihr ein Leid zufügen zu wollen? Wollte man fich dagegen sichern?
" Hat sich das Mädchen vielleicht beklagt oder... Nein, was denken Sie?
Der alte Herr wandte sich erschreckt nach ihm. ,, Beklagt! Nein, wenn sie Grund hätte, thäte sie es nicht... Sie.., Sie. Sie mißverstehen mich vollständig. Verehrtester.., was ich jetzt thue, ist Vertrauen, nicht Mißtrauen gegen Sie."
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Er änderte den Ton und sagte mit leiser vertraulicher Stimme:
„ Herr Holthe, ich will Ihnen etwas über dieses arme Mädchen anvertrauen. Hier auf dem Hofe wissen nur meine Frau und ich davon, kein anderer. Und wenn ich es Ihnen erzähle, so geschieht es, daß Sie ihm ohne Mühe den Aufenthalt hier leichter, oder, richtiger gejagt, weniger schwer machen fönnen, als er schon ist. Ich glaube nicht, daß Sie es jemand verraten. Hanna zog zu uns vor einem Jahre. Sie war, was man eine gefallene Frau nennt." ,, Das hätte schlimm werden können," lachte Holthe. Er schwieg eine Zeitlang etwas feierlich. Aber die anderen lachten nicht. Sie waren plötzlich ernst ge Ihre Mutter hat in der Familie meiner Frau gedient worde. Die Frau ordnete nervös und ganz zwecklos den und sie war eine sehr brave Frau. Nachdem sie und der Tisch und der Vogt rieb den Kopf seiner ungeheuren Meer- Mann tot waren, diente Hanna bei einer Familie in Arendal. schaumpfeife und war verlegen. Und... ja, so wurde sie von einem Sohne des Hauses ver
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Aber, Hanna!" rief die Frau. Hanna sette den Teller fort und ging hinaus. Sie hatte nicht geantwortet.
Holthe vermochte die Stimmung nicht mehr zu heben. führt und dann fortgejagt, und so ging es dann eine Weile Sie war für den Abend verdorben. Was in aller Welt sollte mit ihr bergab. Sie lebte, wie es nur solche Weiber vermögen, das bedeuten? War es nicht erlaubt, mit dem Mädchen zu bis eine warmherzige und mutige... ich muß sagen: sehr sprechen?... Etwas Aehnliches war schon einmal passiert. Sie faßen beim Mittagessen und er richtete einige Worte an fie. Ohne Absicht. Vielleicht weil gerade kein anderer sprach, und sah blitzschnell und verstohlen auf die Frau, als hätte sie etwas Schlimmes gethan! Und der Vogt und der Schreiber faßen wie zwei Klöße, und die Frau blickte bissig durch die Lorgnette. Solche Steifheit war unerträglich.
Am nächsten Tage saß Holthe auf seinem Zimmer und rauchte und las. Es war kurz nach dem Mittagessen.
Da klopft es an die Thüre und der Vogt tritt ein. dampft aus einer ungeheuren Meerschaumpfeife.
Er
mutige Dame fich ihrer erbarmte und sie ein halbes Jahr zu sich nahm, ehe sie zu uns fam. Diese Dame reiste hierher und sprach für sie... Wir trugen ja unsere Bedenken, aber wir hatten nie Grund zu bereuen, daß wir nachgaben. Die Arme, sie ist gebrochen, ich glaube, ihr Gemüt ist weich von Natur; aber leider ist sie gegen niemand offenherzig. Ich bin überzeugt, daß fie versucht, ein braver Mensch zu werden, und das ist bei einer solchen Frau doch eine Seltenheit. Sie geht jeden Sonntag zur Kirche und ist sehr arbeitsam... Sie scheint unseren neuen Kaplan zu lieben.... ich habe ihm- nichts von ihr erzählt. Er ist, obgleich sehr human, un