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Kleines Feuilleton.
Nyassasee aus dem Magen eines gigantischen Krokodils eine Samm lung von 24 fupfernen Armbändern und ein großer Ball von ge= Kirmek. Bei Wilhelm Hertz ( Berlin ) ist soeben ein inter- fräuseltem Haar entfernt. Das Tier hatte diese Dinge nicht vereffantes Buch Deutsches Volts und Studenten Lied danen können, nachdem es die Eingeborenen, die sie getrogen, vers in vorklassischer Zeit" von Arthur Kopp erschienen. Wir schlungen hatte."- entnehmen der Sammlung nachstehendes Volksgesangl, das heute als am letzten Kirmeßtag noch den Neiz der Attualität besigt.
Die Altenburger Bauren Kirms .
Auf ihr Burscha sitt vull Freda, tanzt und springt su gut ihr funt, Spelmon spon du deine Saita, doß es flingt fein contrabund; fedelt fein behenga,
doß wir fun gesprenga:
Gevotter Hons streich dut en Tenure, doß es klingt wie uf den Chure.
de Schmeret eure Fiedel- Bugan, doß die Geigen wadlich schrein, wenn die Saiten aufgezugan fedelt dick und dune drein, fedelt fein bumahla,
Toẞt an gar nischt fahla,
fedelt druf, doß alles krachet,
ivenn ihr ins den Rumpuff machet. Nu ihr angern mit Consorten tanzt und springt die Reihe nach, schreyt nicht wie die Rommel- Ochßen, macht es feint wie ich es mach, trum trum trum trum trara, wir fin zu Leuth gewahra
und fin a Wein und Bier getrenta und a unfern Maden geschenka.
Doß ist unser Buar Laba, wen wir in die Schenka gia, und fin stets in Freda schwaba, wenn wir bey den Madla stia; wir laban ohne Sorga, der Wirth der muß wuhl burga; drum so laba wir in Freda
und sind lustig mit unsern Mäda.
Wenn die Kirmiß komt harbey,
aßen wir gute Bißla,
Da tomt Hons und Grieth herey,
spielen um die Nüßla,
der Spelmon spelt den Eutelsack,
wir frassen und saufen den ganzen Tag; fallalarira, fallalarara,
wir fin zu Leuth gewahra.
Hou wers nu racht getrieba
und geschwärmt die ganze Nacht,
doß kein Geld in Bittel bleba
waren wir duch hoch geacht;
gien wir zu Viera,
darfs uns niemand wiera;
und sind lustig mit unsern Mäden.
Lamento:
Wenn die Kirms ist vorbey,
suchen wirs hingern Ohra,
friegen den Treich- Flegel in die Hand, waren weder gescura,
aßen Steifmay, Kaß und Brod und hon wieder unsra Noth, waren weder ufs neu geschura ach du lieba Dura Dura!
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k. Was ein Krokodilmagen alles beherbergt. In feinem unlängst in Paris erschienenen Buche über seine Jagderlebnisse in Centralafrika erzählt der als Löwenjäger berühmte Franzose Edouard Foa folgende Episode:" Eines Morgens zogen die Eingeborenen auf der Krokodiljagd ein getötetes Tier an Land und kamen bald darauf mit der Mitteilung zu uns, daß sich ein Mensch in seinem Magen befinde. Bei näherer Besichtigung ergab sich wirklich, daß die Eingeweide des Krokodils wenigstens Teile eines menschlichen Körpers enthielten. Ein Arm mit der Hand, ein Fuß mit dem Knöchel und einige Rippen wurden herausgezogen und jedes Glied war faum beschädigt, obgleich das Fleisch geschwollen und die Haut unter der Wirkung der Magenfäfte entſtellt war. Ich befahl, daß diese Ueberreste bestattet würden, aber niemand wollte sie anrühren. So warf ich alles ins Wasser zurück. Die menschlichen Ueberreste schwammen auf dem Wasser, und einige Matrosen eines Kanonen botes, das den Strom hinauffuhr, berichteten ihrem Offizier, daß sie den Arm cines Weißen auf dem Flusse geschen hätten. Das rief in dem ganzen Distrift eine unbeschreibliche Aufregung hervor. Ich habe darauf alle Krokodile, die ich schoß, geöffnet, und da fand ich oftmals jeltsame Dinge. Zwei Jahre später wurde zum Beispiel am
Theater.
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Neue Freie Voltsbühne(" Stella". Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen von Goethe). Die Neue Freie Volksbühne hat für die kommende Saison mit dem Thalia Theater" ein Abkommen getroffen, zu dem man sie beglückwünschen darf. Sie erhält ein festes Ensemble, Schauspieler, die sich untereinander kennen und da wiederum auch von ihrem Regisseur gekannt sind. Zudem behält sie freie Hand in der Wahl der Stücke, so daß man die Bedingungen, die sie sich für den diesjährigen Winter geschaffen hat, umumwunden loben muß. Leider kann man die erste Aufführung nicht ganz so ummwunden loben." Stella" ist eine Dichtung, die uns recht fern liegt, mit wie großem Jntereffe auch immer der gebildete Litterat in ihr die Spuren einer versunkenen Periode verfolgen mag. Unsere Zeit ist au Konflikten so reich, so erfüllt von Fragen, die nach Antwort schreien, daß sie den erotischen Neigungen den Naum nicht einräumen kann, der ihnen in Stella" eingeräumt worden ist. Der Mann zwischen givei Frauen ist dem modernen Drama nicht unbekannt, aber man begnügt sich nicht damit, den alten Konflikt sinnlich oder auch nur überwiegend sinnlich zu motivieren. Entweder wird er psychologisch ungeheuer vertieft und wie etwa in„ Rosmersholm" mit den dunkelsten Problemen der Schuld in Verbindung gebracht, oder aber er bekommt einen focialen Hintergrund, so daß der Main nicht nur zwischen zwei Frauen, sondern zugleich zwischen zwei Generationen steht, wie etwa in den„ Einsamen Menschen". Der rein sinnliche Konflikt bewegt das neuere Drama wenig. Wie man im modernen Leben derartige Sachen zu behandeln pflegt, beweist schlüssig die Zahl oder vielmehr die Unzahl der Stücke, die den Ehebruch für eine überaus luftige Sache nehmen." Stella" liegt aber nicht nur der Zeit, sondern auch dem Theater fern. Auch in einer vornehmen Aufführung verliert die Dichtung ihre feinsten Reize; in einer mittelmäßigen ist sie schwer zu ertragen und in einer schlechten wird sie unmöglich. Es war daher nicht ganz richtig, daß die Leitung der„ Nenen Die Freien Volksbühne“ Darsteller des„ Thalia Theaters" in einer Aufgabe debütieren ließ, die mur sehr schwer gelingen fonnte. Warum sie es that, ist leicht zu erraten. Sie wollte eine Goethe- Feier haben, wie in diesem Jahr alle Welt eine solche hatte. Das ist nun zwar ein respektabler Grund, aber fein richtiger. Die Neue Freie Voltsbühne" steht- wie die Freien Volksbühnen" überhaupt jahraus und jahrein im Dienste der Dichtung und der Kultur. Damit aber feiert sie Goethe in einer Weise, die besser gar nicht gedacht werden kann. Die besondere Huldigung hätte sie ruhig den Bühnen überlassen können, die den ästhetischen Alltagsschacher an den litterarischen Sonntagen durch schwärmerisches Augenaufschlagen vergessen machen wollen und müssen. Sollte ein übriges geschehen, wären vielleicht Recitationen am Blaze gewesen, nicht aber eine Stella"-Aufführung, die notwendig Gröber ausfallen mußte, als sie ausfallen durfte. Im übrigen hatte Herr Oberregisseur Mo est es ohne Zweifel weder an Arbeit noch an Talent fehlen lassen. Das Mögliche war erreicht, aber das Mögliche war zu wenig. Der Stil der Dichtung liegt dem ThuliaE. S Theater zu ferit.
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Musik.
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Hertha Ritter ist hier seit längerem als eine tüchtige Sängerin bekannt. Aber soweit wir uns erinnern, zeigt ihr jetziges Können noch eine beträchtliche Weiterentwicklung über das von ihr vordem Geleistete. Aus der Konzertflut ist nicht bald eine Darbietung so sehr durch echt künstlerische Weihe hervorgetreten, wie das Konzert der Genannten vom letzten Freitag. Ihre Stimme ist nicht eben eine der schmiegsamsten und will nicht mit dem konkurrieren, was andere Stimmen an Glanz und Virtuosität aufzuwenden haben, noch auch mit der Gewalt eines dramatischen" Soprans. Abseits von diesen älteren Kategorien ist es hier schlecht und recht die tiefe Junigkeit, mit der eine technisch im allgemeinen gut gebildete Stimme uns ältere und nenere Lieder zu Herzen singt. Frl. Ritter, die Tochter eines der größten und noch weitaus zu wenig gewürdigten Liederkomponisten, die getreue Helferin bei Veranstaltungen zur Pflege moderner Musit, stellte sich diesmal als Solistin wie andere vor, doch ohne den Eindruck eines Strebens nach persönlichem Hervortreten. Nach einigen älteren Stücken sang sie Schumanns " Frauenliebe und Leben“ und dann Lieder des ihrem Vater kunstverwandten Dichterkomponisten Cornelius. Kein Drängen im Saal und fein Ruhmeslärm; aber der warme bescheidene Beifall einer Kleinen Gemeinde, der noch Liszt's„ Es muß ein Wunderbares sein" als Zugabe erzielte, wog um so schiverer. Zum Lob des Begleiters Anton Schloffer genüge die Bemerkung, daß die Leistungen beider Künstler als eine wirkten. Auch die Wahl der außerdem mitwirkenden Klavierspielerin Muriel Elliot zeugte von einem fünstlerischen Geschmack der Konzertgeberin, wenngleich das Spiel der Dame mehr von Solidität als von Schwung und Größe zeugte.
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Ein in ähnlicher Weise solid künstlerisches Konzert war das des Holländischen Trios". Herr Coenraad V. Bos hatte sich im vorigen Jahr günstig bekannt gemacht als vornehmer klavierbegleiter wie durch eine Bearbeitung niederländischer Volkslieder und hatte mit dem Violinisten Joseph M. van Veen